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Die Menschheit und das Weltbild - Inhaltsverzeichnis   

 

 
4. Kapitel
Religion und Politik können nicht zwei verschiedene Dinge sein
Die großen Weltdramen, die sich namentlich in den Jahren 1914 und 1939 auslösten und noch weiter fortsetzen und neue Kulturzusammenbrüche mit Flüchtlingselend, Sklavenlagern, Folterkammern, Tod und Untergang für neue Menschenmassen vorbereiten, regen den hochintellektuellen Beobachter zum Nachdenken an. Ihm kann es nicht mehr verborgen bleiben, was mit der Menschheit nicht stimmt. Für ihn ist es schon längst zur Tatsache geworden, dass "Politik" und "Religion" nicht zwei verschiedene Dinge sein können. Religion muss die höchste Offenbarung von Wissen über Ideale und Moralgesetze sein, auf denen allein das tägliche Leben aufgebaut sein sollte. Eine Religion, die nicht eine solche Offenbarung oder ein solches Wissen gibt, hat ihre politische Kraft verloren, d.h. ihre Fähigkeit, die Schaffung von Gerechtigkeit oder Moral in den Gesetzen der Gesellschaft zu inspirieren, die eine Bedingung für jede humane, kulturfordernde und glückverbreitende Führung jeder menschlichen Gesellschaft ist. Wo die Religion diese Kraft nicht mehr hat, sondern wo sie nur noch dem einfältigen, naiven oder abergläubischen Menschen etwas zu geben vermag und wo der mehr intellektuell und wissenschaftlich eingestellte Mensch es beschämend findet, sich mit ihr zu beschäftigen, hat sie ihre politische Autorität und damit ihren Einfluss als Regierungs- und Kulturfaktor eingebüßt. Und wo die Religion aufhörte, ein Faktor zu sein, der die Regierung beeinflusste, wurde die Regierung immer mehr ein Faktor, der die Religion beeinflusste. Dies musste zu einer entsprechenden katastrophalen Umwälzung in der Leitung der menschlichen Gesellschaft führen. Die Religion mit ihrem Inhalt von Lebensweisheit oder Lebenserfahrungen – wenn diese auch in eine Terminologie eingehüllt waren, die nicht mehr zeitgemäß war und die Lebensweisheit nicht als Wissenschaft dokumentieren konnte – zu verwerfen, ist das Gleiche, wie das Kind mit dem Bade auszuschütten. Es war dasselbe, wie jene Auslegung der Nächstenliebe und moralischen Begründungen zu verwerfen, ohne die eine Gesellschaft unmöglich Krieg und Kulturzusammenbruch, Unglück und Leiden vermeiden kann. Und da die Kraft der überlebenden Weltreligionen also hinsiechte, ist es nicht so merkwürdig, dass Völker und Staaten in die gottlose und materialistische Zeitepoche, in das jüngste Gericht, das blutige Drama gerieten, mit deren Nachwirkungen an Not und Elend die Politik, die Staaten und die Einzelnen immer noch zu kämpfen haben.


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