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Die Menschheit und das Weltbild - Inhaltsverzeichnis   

 

 
3. Kapitel
Als die Regierung der Völker von Religion zu weltlicher Macht wurde
In früheren Zeiten waren die Menschen nicht so intelligenzbetont wie heute. Sie wurden daher nicht von intelligenzbetonten, materialistischen oder geistesverleugnenden Menschen geleitet oder regiert, ganz im Gegenteil. Da sie stark instinkt- und gefühlsbetont waren, hatten sie auf keinerlei Weise irgendwelchen Zweifel an der Existenz einer Vorsehung und betrachteten es als selbstverständlich, dass nur ein Vertreter dieser unerschütterlichen Vorsehung ihr Häuptling, Führer oder König war. Ihre Regierungsform war nicht eine Frage der Politik, sondern der Religion. Sie war die Frage nach der Herstellung der bestmöglichen Beziehung zur Vorsehung oder zu der oder den Gottheiten, denen man alle Macht im Himmel und auf Erden zuschreiben musste. Ihre Regierungsform war Gottesdienst. Bei einer solchen Einstellung wurden die Völker mit einer Art eingeweihtem König, Häuptling oder Führer versehen, und dieses Prinzip bestand von den Naturmenschenstämmen im Dunkel einer fernen Vorzeit bis zu den modernen materialistischen Kulturstaaten unter dem leuchtenden Kreuz, wo die letzten wenigen "Könige von Gottes Gnaden" nur die letzten hinbleichenden Schatten einer Großmachtsepoche der Vorzeit sind.
      Unter dem genannten leuchtenden Kreuz begann sich die Regierungs- oder Königsmacht zu spalten. Es entstand eine "geistliche Macht", die eigentlich die ursprüngliche Königsmacht war, und eine Macht, die, obwohl "weltlich" oder "zivil", doch weiterhin mit Krone, Zepter und Purpurmantel auftrat und sich damit die Symbole einer Tradition und Souveränität aneignete, die sie nunmehr nicht mehr voll repräsentierte. Einst die Religion selbst und die hierin verwurzelte physische und geistige Führung des Volkes, war sie nun nur eine Macht, die längere Zeit der Religion und ihren Geboten untertänig war.
      Wenn sich auch die geistliche Macht nicht immer der Symbole der Königswürde oder Souveränität – Krone, Zepter und Königsmantel – bediente, herrschte sie doch längere Zeit über die aus ihr hervorgegangenen Könige und Kaiser. Nach und nach verlor die geistliche Macht an Boden zum Vorteil der weltlichen, die allmählich an mehr und mehr materialistisch eingestellte Personen überging. Und da die Königsmacht nicht länger auf Grund des Bestehens einer Prüfung der für einen König erforderlichen physischen und geistigen Fähigkeiten, "Einweihung" genannt, verliehen, sondern unabhängig von Fähigkeiten einfach "vererbt" wurde, nur weil man irgendwie mit dem König verwandt war, wurden die Völker nicht gerade oft gemäß ihrem absoluten Wohlergehen regiert. Die Kräfte, die den Thron und seinen Innehaber umgaben, führten oft zur Verelendung, Not und Sklaverei des Volkes anstatt zu dessen Kultur, Wohlergehen und Freiheit. Dies führte wieder zu Revolution oder Aufruhr gegen die Königsmacht, wonach die Völker anfingen, selbst zu regieren und die Staatsführung in ihre eigenen Hände zu nehmen. Die Republiken lösen nun die Monarchien ab. Und die Krone, das Symbol der göttlichen, physischen und geistigen Lenkung der Menschheit der Vorzeit, wurde ein Museumsgegenstand. Die Regierungen der Völker sind immer noch weltliche Mächte, weitab von der Religion und ohne Verwurzelung in der Erkenntnis der absoluten Weltstruktur oder des ewigen Weltbildes mit den dazugehörigen Gesetzen.
      Aber so wie die Königsmacht ihrer Auflösung entgegenging, hat auch die Religion oder die geistliche Macht schon längst ihre beginnende Auflösung durchgemacht. Sie hat keinen besonderen Einfluss mehr auf die Regierungsform und Kulturbildung der Länder und Staaten, was früher ihre vornehmste Aufgabe war. Sie besteht nun geradezu als machtlose Institution, die schon in einigen Ländern der Gnade und der Willkür der weltlichen Regierung preisgegeben war. Sie konnte verboten oder erlaubt werden, je nachdem ob es in die Pläne der weltlichen Regierung hineinpasste. Die große göttliche Institution, die vorher die höchste Autorität bei der physischen und seelischen Gestaltung der Menschheit war, wurde zu einem Schatten ihrer einstigen Größe. Die weltlichen Regierungsmächte oder Staaten behielten jedoch trotzdem die Namen der Religion und bezeichnen sich auf den Gebieten, wo sich das Christentum ausgebreitet hatte, als "christliche" Staaten – obwohl die allerhöchsten Gebote des Christentums "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und "Stecke dein Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwerte greifen, sollen durch das Schwert umkommen" in keiner Weise die Grundlagen für die Gesetzgebung und Regierungsform sowie für die Existenz und das Auftreten dieser Staaten sind. Diese allerhöchsten göttlichen Ideale des Christentums wurden für den modernen materialistisch eingestellten Menschen, ob Arbeiter oder Regierungschef, nur zu überlieferten naiven oder primitiven Vorstellungen, und man fand es beschämend, sich damit zu beschäftigen. Die "christlichen" Staaten wurden die genialsten Anstifter von Krieg, Mord, Tortur und Verstümmelung. Sie wurden die Völker, die in der Welt am meisten mordeten und totschlugen. Die Folge hiervon war, dass dem niemals versagenden Prinzip des Ursachen- und Wirkungs-Gesetzes – welches bewirkt, dass man das "was man sät, ernten soll" oder dass "alle, die das Schwert ergreifen, durch das Schwert umkommen sollen" – Genüge geschah. Große Teile der Gebiete und Kulturzentren dieser christlichen Staaten sind heute nur Trümmerhaufen. Die überlebende Bevölkerung besteht aus physisch und seelisch zusammengebrochenen Menschen, die in den schlimmsten Fällen Krüppel sind, die hungernd und frierend in den Ruinen einstiger Kulturpaläste herumhumpeln, um Schutz vor Wind und Wetter zu suchen. Und sonst leben sie von der Gnade und Barmherzigkeit, die der sogenannte Sieger ihnen zu leisten vermag.


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