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Logik - Inhaltsverzeichnis   

 

 

9. Kapitel

Die materialistische Weltanschauung ist jedes Wissenschaftlers unwürdig  Dass in der ganzen Welt große Verwüstungen, Massaker, Naturkatastrophen und Unglücksfälle stattfinden, dass diese augenscheinlich ganz unschuldige Wesen treffen, dass der eine Mensch im Luxus, der andere im Elend geboren wird, ist ja nicht im geringsten ein Beweis dafür, dass das tägliche Leben eine Kombination von Zufällen ist oder dafür, dass es keinen absolut logischen und gerechten Weltplan gibt.
      Um zu beweisen, dass das Leben nur aus Zufällen besteht und dass es demnach keinerlei logischen Weltplan gibt, muss erst bewiesen werden, dass das Leben des Lebewesens unbedingt erst mit der Bildung des Embryos beginnt und mit dem sogenannten "Tod" endet und dass dieser demnach ganz buchstäblich eine Tatsache sein muss. Da aber solch ein wirklicher Tod, wie zuvor nachgewiesen, nicht existiert und daher auch niemals zur Tatsache werden kann, kann die Behauptung, das Leben sei identisch mit Zufällen, auch niemals bewiesen oder zur Tatsache werden, da das unsterbliche Leben ja Kräfte repräsentieren muss, die sich weit über "Geburt" und "Tod" hinaus erstrecken. Da diese Kräfte außerhalb der Reichweite der allgemeinen täglichen Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeit liegen, entziehen sie sich der Beobachtung oder Erforschung durch diese Wahrnehmungsfähigkeit und werden dadurch für den betreffenden Beobachter ein unbekanntes Spiel, von dem er nur in einem einzelnen lokalen Teil direkt Zeuge werden kann, nämlich in dem jetzigen rein physischen oder fleischlichen.
      Da dieser Teil aber nur während eines ganz kurzen Zeitraums existiert, wohingegen sich die Kräfte, welche die Unsterblichkeit repräsentieren, notwendigerweise über die Ewigkeit erstrecken müssen, wird der fleischliche oder der für die allgemeine Wahrnehmungsfähigkeit zeitbegrenzte, zugängliche Teil des Lebewesens nur ein ganz mikroskopisch kleiner Teil dieses unbekannten Spiels. Dieses unbekannte Spiel, das ja das wirkliche Leben des Lebewesens ist, von einem so mikroskopisch kleinen Teil seiner gesamten Existenz aus zu beurteilen, wäre ja dasselbe wie die fertige Ausführung, Architektur und Größe eines Gebäudes von einem einzelnen seiner Ziegelsteine aus zu beurteilen. Die Vorstellungen von diesem Gebäude, die dieser Ziegelstein hervorbringen könnte, würden unmöglich als Tatsache oder Beweise für die wahre Analyse des Gebäudes anerkannt werden können.
      Wenn etwas wie Chaos aussieht, dann braucht dies nicht zu bedeuten, dass dies ein Ausdruck des Zufalls oder fehlender Logik ist. Ein Blick in einen Häuserblock, der im Bau ist, gibt uns ja auch den Eindruck, dass hier alles Chaos sei. Ziegelsteine, Kalkfässer, Balken, Bretter, Gerüste usw. liegen zuweilen bunt durcheinander. Dies bedeutet jedoch nicht, dass hier kein logischer Plan ausgeführt wird, dessen Ziel der fertige Bau ist. Solange ein Plan unter Ausführung ist, zeigt er sich oft für den Uneingeweihten als Chaos.
      Da die Beobachtung des Lebens des Lebewesens von der "Geburt" bis zum "Tode" in Bezug auf das eben Gesagte in Wirklichkeit ebenfalls ein kleiner Blick auf etwas Unbekanntes darstellt, gibt es nichts, was entkräftet, dass dieses Unbekannte ein Glied in einem logischen Plan unter Ausführung ist. Dass sich dieses unbekannte Etwas als Chaos zeigt, braucht ja nur daran zu liegen, dass es unbekannt ist, und es kann demnach niemals ein Beweis dafür sein, dass das Schicksal des Lebewesens aus Zufällen besteht oder Zufall ist.
      Wie schon gesagt, ist das Leben eine Kombination von Kräften, die sich über die allgemeine Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeit hinaus erstrecken. Diese Kräfte äußern sich durch den physischen Körper des Geschöpfes als "Geistesgaben". Sie bilden zusammen sogenannte "Talente" und "Charaktere"; näher definiert: ein besonderes Zusammenspiel von Kräften, die wir bereits durch die Begriffe "Instinkt", "Schwere", "Gefühl", "Intelligenz", "Intuition" und "Gedächtnis" kennen. Diese Kräfte und ihr besonderes, organisiertes Zusammenspiel tragen und erhalten, unsichtbar für das physische Sehen, den physischen Körper des Lebewesens und geben diesem Körper durch ihre Anwesenheit oder Abwesenheit den Charakter von "Leben" und "Tod".
      Da sie die unbekannten Kräfte sind, deren Zusammenspiel das Leben des Geschöpfes ist, und da sich dieses Zusammenspiel ja bis in das Unbekannte erstreckt, das außerhalb der Reichweite der allgemeinen physischen Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeit liegt, und da diese Kräfte wieder die Geistesgaben des Geschöpfes, sein Charakter und seine willenbestimmende Natur sind, wird es zur Tatsache, dass die Natur dieses Geschöpfes oder der höhere Teil seines Bewusstseins einen viel größeren Spielraum für seine Entfaltung hat als das, was durch sein kurzes physisches Leben von der "Geburt" bis zum "Tode" sichtbar wird.
      Wenn es aber demnach eine Tatsache ist, dass sich der Spielraum dieser Geistesgaben ins Unbekannte erstreckt, dann ist es auch eine Tatsache, dass sie nicht von Menschen mit allgemeiner physischer Wahrnehmungsbegabung beurteilt, analysiert oder bestätigt werden können. Ein solcher Mensch kann demnach nichts von dem Teil seines Bewusstseins oder seiner Funktionen wissen, die sich ins unbekannte Gebiet erstrecken. Er hat nur die Möglichkeit, das Wirken der Kräfte zu konstatieren, wenn sie in seinem physischen Körper hervortreten.
      Dass sie aber plötzlich aufhören, sich in diesem Körper zu zeigen, wodurch dieser in den Zustand kommt, den wir mit "Tod" bezeichnen, beweist ja nicht oder ist absolut keine Garantie dafür, dass dieselben Funktionen, Geistesgaben oder Kräfte nicht mehr existieren. Wenn aber der wahre Beginn oder Abschluss dieser Kräfte nicht bewiesen werden kann, dann kann auch nicht bewiesen werden, dass sie mit der Bildung des Embryos beginnen und mit dem "Tode" enden. Und kann dies nicht bewiesen werden, kann das Ableugnen ihrer Existenz außerhalb von "Geburt" und "Tod" auch nicht durch Tatsachen untermauert werden. Und da dieses Abweisen, das nicht durch Tatsachen untermauert werden kann, kein Ausdruck für Wissenschaft sein kann, ist jedes Abweisen einer aus diesen Kräften und Funktionen außerhalb der physischen bestehenden Welt ja in allerhöchstem Maße unwissenschaftlich, ist Ausdruck für Unwissen oder für eine noch unentwickelte Wahrnehmungsfähigkeit, ist Ausdruck für ein, intellektuell gesehen, wirklich primitives Bewusstsein.
      Kann also die Existenz dieser Kräfte außerhalb der physischen Welt, außerhalb des physischen Körpers des Lebewesens nicht entkräftet werden, kann auch nicht entkräftet werden, dass in diesem überphysischen oder verborgenen Dasein dieses Wesens eine Lösung des Mysteriums liegen kann, das sich heute als das "Schicksal" dieses Wesens zeigt und in welchem diese Kräfte ja die unsichtbaren Fäden bilden.
      Dass dieses "Schicksal", wie immer es sich auch in dem kleinen mikroskopischen Teil des gesamten ewigen Daseins des Lebewesens, der sein jetziges physisches Leben ausmacht, formen möge, sich durch die oben genannte Lösung als ein vollständig logischer und gerechter Plan entschleiern kann, ist ebenfalls unleugbar, solange die entgegengesetzte Ansicht ausschließlich auf dem jetzigen materiellen Dasein des Lebewesens von der "Geburt" bis zum "Tode" beruht.
      Da die überphysischen Kräfte, wie gesagt, die Geistesgaben des Geschöpfes ausmachen und da diese sein Bewusstsein, seinen Verstand, das Tragende in seiner Willens- und Denkkraft, in seinen Körperfunktionen, in seiner Konstitution, seiner Gesundheit und in seinem Wohlbefinden bilden und da diese Kräfte wieder ein Spiel sind, dessen Ausmaß, gemäß unserem Nachweis, weit über das Gebiet der allgemeinen, täglichen physischen Auffassungs- und Erkenntnisfähigkeit hinausreicht, kann man auch nicht entkräften, dass die Qualität und Güte dieser Geistesgaben, dass die besondere Natur und das besondere Schicksal des Lebewesens hier in seinem physischen Leben, ihre Ursache in dem unbekannten Gebiet haben.
      Dies bedeutet wieder, dass der heutige Wille des Geschöpfes, seine Talente und Anlagen, sein Charakter, seine religiöse oder seine irreligiöse Tendenz, seine primitive oder entwickelte Natur, kurz gesagt, sein ganzes jetziges Erscheinen und seine Liebesfähigkeit dem Nächsten gegenüber ein Nachspiel von vorhergegangen Ursachsmomenten ist, die in dem für die allgemeine physische Wahrnehmungsbegabung unzugänglichen Gebiet liegen.
      Da diese oben genannten Kräfte das Bewusstsein bilden, kann nicht mit Recht behauptet werden, dass das Geschöpf in diesem unbekannten Gebiet bewusstlos war. Dass es sich an nichts aus seinem früheren Dasein in diesem Gebiet erinnern kann, ist kein Beweis dafür, dass es diese Existenz nicht gehabt hat. Es kann sich ja auch nicht an seine Geburt oder an die ersten Jahre seines jetzigen Lebens erinnern. Und dies entkräftet ja nicht die Tatsache dieser Geburt oder dieser Jahre. Und wie viele kleine Episoden oder Erlebnisse dieses Lebens sind heute nicht im "Buche des Vergessens" verzeichnet? – Wer kann sich an alle Gedanken erinnern, die gestern durch sein Gehirn liefen, oder an alle Worte, die gestern über seine Lippen kamen? – Ist es nicht ein Segen, dass das Geschöpf "vergessen" kann? – Ist nicht gerade "das Vergessenkönnen" das größte Heilmittel für manche grauenhafte, entschwundene Periode im Leben und Schicksal des Geschöpfes? – Sind nicht viele "schlaflose Nächte" einer allzu lebhaften Erinnerung zu verdanken? – Sind nicht viele Menschen von den schweren Erinnerungen ihres jetzigen Lebens so niedergedrückt, dass es katastrophal wäre, wenn sie auch mit Erinnerungen aus früheren Leben belastet würden? – Was wäre, wenn alle Erlebnisse das Bewusstsein dauernd mit der gleichen Kraft, wie im Erlebnisaugenblick beherrschten? – Wie könnten wir imstande sein, uns mit neuen Erlebnissen zu beschäftigen, wenn nicht die Beherrschung des Bewusstseins durch die alten Erlebnisse eben nach dem Erlebnisaugenblick abgeschwächt werden könnte? – Und wie sollte wohl die Schwächung vor sich gehen, außer eben durch "Gedächtnisschwächung"? –
      Nein! – Die normale Gedächtnisschwäche ist, wie wir gesehen haben, eine unentbehrliche Bedingung für die Schaffung der Fähigkeit, das Leben zu erleben. Dass das Individuum keinerlei Erinnerung an eine frühere Existenz, an eine Existenz vor seiner jetzigen physischen Geburt hat, kann deshalb unmöglich ein Beweis dafür sein, dass sie nicht existiert hat. Zu verneinen, dass es ein bewusstes Dasein vor dem gegenwärtigen gehabt hat, entbehrt also jeder Logik.
      Wenn es aber somit nicht entkräftet werden kann, dass das Individuum ein unbekanntes Dasein vor seinem gegenwärtigen gehabt hat, dann kann ja ebenso wenig entkräftet werden, dass sein gegenwärtiges Leben die Wirkung dieses vorausgegangenen Daseins ist und dass es möglicherweise in seinem jetzigen Leben Ursachen schafft, deren Wirkungen sich bis in seine kommenden Leben erstrecken werden.
      Eine Behauptung, die ausdrückt, dass das Weltall, das tägliche Dasein, das Schicksal des Lebewesens, ein Chaos aus Zufällen sei, kann somit unmöglich als Wissenschaft unterbaut werden, hat somit überhaupt nichts mit absoluter Logik zu tun, kann unmöglich eine Analyse der wirklichen Tatsachen sein, sondern ist nur eine Analyse des noch unentwickelten logischen Sinnes des Urhebers dieser Behauptung und seiner Anhänger.
      Die materialistische Weltanschauung hat somit überhaupt nichts mit wirklicher Wissenschaft zu tun und ist eines jeden, der ihr huldigt, ganz unwürdig, gleichgültig ob Akademiker, Wissenschaftler, Pädagoge, Politiker usw.


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