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85. Kapitel

Die Menschheit ist ihr eigener erbittertster Gegner  Wie wir nun gesehen haben, sind die Leiden ein alles beherrschender Faktor im Leben des Erdenmenschen. Und sein ganzes Dasein ist in Wirklichkeit nur eine Frage ihrer Bekämpfung. Solange es Leiden gibt, existiert kein grundlegendes Glück im Dasein des Erdenmenschen. Die Leiden sind daher der gemeinsame Feind aller Erdenmenschen. Wenn sie aber der gemeinsame Feind aller Erdenmenschen sind, dann sollte man meinen, dass sie leicht zu bekämpfen sein müssten. Die gesamte Menschheit bildet ja nach den landläufigen Angaben ein Heer von über zwei Milliarden Wesen, denen man doch eine recht ansehnliche Kraft nicht absprechen kann. Und das ist richtig. Diese Kraft ist mehr als ausreichend, um mit dem gemeinsamen Feind der Menschheit fertig werden zu können. Wenn die Menschen trotzdem im Kampf unterliegen und vom Gemeinschaftsfeinde tyrannisiert werden, und zwar sowohl innerhalb ihrer Organismen als auch in ihrer täglichen Umgebung, dann beruht das darauf, dass sie nicht zusammenhalten. Die zwei Milliarden bilden keine Einheit aus harmonisch übereinstimmenden Willen und Zielen, die sich darauf konzentrieren, dieses Eine auszurotten, das die wahre Ursache aller Leiden ist. Im Gegenteil, die Wesen stellen in alles überwiegendem Ausmaß ihre Energie oder Kraft dem "Feinde" zur Verfügung. Und da diese Kraft die einzige Grundlage für die Operationen des "Feindes" ist, ergibt sich, dass die Menschheit diesen mit Leichtigkeit überwinden könnte, wenn sie ihre Taktik veränderte. Der "Feind", der in Gestalt der Leiden der Gegner der Menschen ist, hat selbst keine Wesen, hat selbst keine Soldaten, die für ihn kämpfen. Er siegt ausschließlich kraft des bewussten oder unbewussten Wohlwollens der Menschen selbst, indem sie sich in seinen Dienst stellen. Wenn die Gegner der Leiden sich nicht selbst in den Dienst der Leiden stellten, dann gäbe es niemanden, der es tun könnte, und die Menschen wären von ihrem kolossalen Gegner befreit. Aber die Menschen sind also selbst die tiefste Ursache oder die Urheber der Leiden. Diese Millionenheere, die die Menschheit bildet, sind also ihre eigenen erbittertsten Gegner. Dies muss wieder eine ungeheure Zersplitterung und eine Zusammenhangslosigkeit zwischen den einzelnen zur Folge haben. Und es ist die wenn auch noch so schwache oder instinktive Erkenntnis hiervon, welche die Menschen anregt, sich in so großem Ausmaß zu organisieren. Mannigfaltige Agitatoren haben die Menschen im Laufe der Zeiten für Zusammenschlüsse begeistert. Mannigfaltige Vereinigungen, Sekten und Glaubensgemeinschaften sind entstanden, und jede verehrt Ideale und moralische Erscheinungen, welche die absolute Errettung von den Leiden sein sollten. Alle haben sie geglaubt, die ganze Menschheit als Proselyten zu erobern.
      Was bedeuten aber selbst die größte Organisation und der beste Agitator bei einer Menschenmasse von zweimilliarden Seelen? Ist sie nicht so groß, dass jede noch so gut gestartete Organisation diesem geistigen Ozean gegenüber aufgeben musste? – Verschlingt, ertränkt oder erstickt ein solcher Ozean von Mentalität nicht unbedingt die Einfälle eines jeden Menschen, selbst wenn er es versteht, gut zu organisieren? – Kann eine Ameise einen Elefanten verschlingen? – Kann ein Tropfen Tinte den Ozean verwandeln? –
      Nein, alle primitiven Einfälle, d.h. erdenmenschlichen Unvollkommenheiten, müssen sterben. Nur das, was unerschütterlich in den Weltgesetzen verwurzelt ist, ist unsterblich. Der ewige Kreislauf bringt es bestimmt fertig, alle geistige Schöpfung von Verwirrung und Unreinheiten auf die gleiche Weise zu reinigen, wie er alles Kloakenwasser reinigt, es zu nährender Luft und zu kristallklarem, stärkendem Trinkwasser werden lässt. –
      Wir können uns denn auch davon überzeugen, dass selbst die größte Organisation oder Bewegung in der Welt, der "Buddhismus", kulminiert hat und degeneriert. Und kein Mensch glaubt wohl, dass die gesamten Volksmassen der Erde überzeugte Buddhisten werden sollen? Verhält es sich nicht genau so mit dem "Christentum" und dem "Islam"? – Sind sie nicht auch veraltet? – Und wird dieser Makel nicht alle Organisationen auflösen? – Ist es nicht so, dass sich die Entwicklung, die Erfahrungsbildung in der Welt so stark in der unermesslichen Volksmasse der gesamten Menschheit entfaltet, dass die Grundlage, die Gesetze und Prinzipien jeder gebildeten Organisation schon veraltet und unbrauchbar geworden sind, noch ehe die Organisation es erreicht hat, alle zweimilliarden Wesen als Anhänger zu kapern. Gegenüber einem solchen Milliardenkörper kann jede Bewegung, Sekte oder Vereinigung in Wirklichkeit nur eine "Eintagsfliege" werden. Und man soll nicht glauben, dass eine solche "Eintagsfliege" es jemals fertig bringt, den Milliardenkörper zu beherrschen.
      Nun liegt es ja nahe, dass ein Leser einwendet, dass man es ja schon gesehen hat, dass ein kleines Wesen mit einem großen Wesen fertig werden kann. Der giftige Biss oder Stich von einer kleinen Schlange oder einem Insekt kann ja ein großes Tier oder einen Menschen umbringen. Warum sollte also die Annahme so unmöglich sein, dass eine noch so kleine Organisation es zur Beherrschung der gesamten Menschheit bringen könnte? – Aber hierauf muss geantwortet werden, dass der Vergleich unmöglich ist. Das Ziel einer Organisation ist in der Regel, alle Mitglieder, am liebsten die ganze Menschheit, mit dieser Organisation identisch zu machen. Aber eine Schlange beabsichtigt mit ihrem Biss ja nicht, das Tier oder den Menschen zu einer Schlange zu machen. Und ein Mensch wird nicht zur Mücke, weil er einen Mückenstich bekommt. Wenn eine Organisation wirklich denselben Zweck wie ein Schlangenbiss oder ein Mückenstich hätte, nämlich zu töten, dann wäre es für keine Organisation möglich, den Milliardenkörper, den die Menschheit bildet, zu töten. Eine Organisation ist ja aus demselben Fleisch und Blut wie die übrige Menschheit und kann daher nicht giftig für sie sein. Und wenn die Organisation wirklich so giftig wie eine Schlange wäre, dann würde es ihr nur möglich sein, einige Wesen in dem großen Körper, man kann sagen eine Art "Zellen" in dem Körper, zu töten. Ja, wenn die Organisation auch von der schlimmsten Kriegsverrücktheit besessen wäre und die wirkungsvollsten Mordinstrumente benutzte, so wäre das Resultat in Wirklichkeit nur einige Tonnen zerstörten Fleisches, einige Herzen, die stehen blieben, einige Augen, die brächen. Danach sind immer noch Millionen von Tonnen frischen Fleisches übrig, Millionen Herzen, die schlagen, und Millionen Augen, die sehen, und gleichzeitig werden in jeder Stunde Hunderte von neuen Körpern, von "neuen Zellen" anstelle der Getöteten geboren. Und der große Milliardenkörper geht unsterblich und unverletzbar weiter über die Welt, nach anderen Gesetzen als denjenigen, die ihren Ursprung im Gehirn der erdenmenschlichen "Eintagsfliege" haben.


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