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83. Kapitel

Alle Arten von Krieg sind religiöse Kulte  Wir sind nun so weit in der vorliegenden Analysenreihe gekommen, dass wir gesehen haben, dass die größte realistische Tatsache für die Erdenmenschen die Leiden sind. Ja, wir haben gesehen, dass diese einen so allgemeingültigen und alles beherrschenden Kulminationszustand bilden, dass wir ihn als "die Hölle" selbst bezeichnen mussten, also als einen Zustand, den die Weisen als die Heimat für jenen Ort angaben, an dem "Heulen und Zähneknirschen" herrschen. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, dass es keinen Erdenmenschen gibt, der nicht irgendwann einmal geweint hat, unglücklich war und unter diesem Zustand gerufen, geschrieen, geseufzt und gestöhnt hat. Alle haben demnach das Leiden gefühlt, das Leiden gesehen oder das Leiden gehört. Die Geburt des Wesens war Leiden, sein Lebenslauf war Leiden, und sein Tod ist Leiden. Da ihm demnach überall Leiden begegneten, spielte das Leiden eine alles beherrschende Rolle in seinem Dasein. Es bestimmte seine geistige Einstellung. Es wurde die Ursache zur Furcht. Furcht wurde die Ursache zur Religiosität. Religiosität ist ein instinktmäßiges Suchen nach der Gunst einer über die Leiden erhabenen, vermutlich existierenden höheren Macht, um durch sie Schutz gegen den vermeintlichen "teuflischen" oder "bösen" Urheber der Leiden zu erlangen.
      Da die Religiosität das Wesen dazu bringt, sich mit einer vermeintlichen höheren Macht zu alliieren, um durch dieses Bündnis den Urheber der Leiden zu überwinden, ist sie die erste auslösende Ursache und Grundlage für den Krieg. Und deshalb wird der Krieg seiner höchsten Analyse nach zu einem "religiösen Kult". Alles, was die Erdenmenschen manifestieren, von Angstschrei und Gebet, kirchlichen Handlungen, Taufe, Sakramenten und Segnungen an bis hin zum donnernden Granatfeuer, Stacheldrahtverhau und Giftgas, ist also eine "religiöse" Erscheinung. Alle Ereignisse in der Geschichte der Menschheit beruhen auf dem eben genannten Bündnis. Jede kämpfende Partei ist mit ihrer besonderen "Moral" alliiert, aus der heraus ihre blutigen Vorhaben von einem vermeintlich höchsten Ideal diktiert wird, das allen höchsten Mächten oder einer höchsten Vorsehung wohlgefällig ist. In jedem Krieg, in jedem Kampf glauben alle streitenden Parteien selbst, die höchste Gerechtigkeit, die höchste Unschuld und damit die höchste Berechtigung für ihr Vorhaben zu repräsentieren. Und diese Berechtigung kann mit dieser Einstellung als Grundlage nur die Auffassung erzeugen, dass sie im Dienste der allerhöchsten Macht oder der Gottheit steht, was natürlich das absolute Gegenteil dessen ist, was man dem "Feind" oder Gegner zu glauben erlaubt. Die Ideale und Vorhaben des Letzteren werden natürlich nur als im Dienste der höchsten Mächte der Finsternis stehend angesehen. Und das Verhalten der gesamten Erdenmenschheit ist ein ununterbrochener Kampf für vermeintliche Ideale und moralische Erscheinungen, ein "religiöser Kult", der heute im Namen der Vorsehung Millionen und Abermillionen von Menschen auf seinen blutigen Altären opfert. Der Kult unserer "heidnischen" Vorväter mit seinen Menschenopfern ist im Vergleich zu dem Blutvergießen und der Grausamkeit der Art unserer "christlichen" Zeitgenossen, ihren "Idealen" zu dienen, vollständig unbedeutend.
      Der blutige "religiöse Kult" der Vorzeit hat also mit den Jahren nicht abgenommen, er ist trotz Buddhismus und Christentum in Bezug auf Menschenopfer und blutige Zeremonien nicht zurückgegangen. Verhält es sich nicht etwa so, dass Zehntausende und Aberzehntausende von jungen Leuten zwangsweise darin ausgebildet werden, den "Priestern" dieses großen "heidnischen Kults" zur Hand zu gehen, darin ausgebildet werden, Opfermaterial auf seinen tötenden Altären zu werden?
      Dass man in unseren Tagen dazu übergegangen ist, die jungen Männer als "Wehrpflichtige", die besagten "Priester" als "Generäle", die "Altäre", d.h. die Schlachtfelder, als "das Feld der Ehre" und den großen Kult selbst als "Verteidigung" zu bezeichnen, das ist ja nur eine Tarnung, unter der die Mentalität der gesamten Menschheit ihre wahre Identität mit dem "heidnischen" religiösen Kult unserer Vorväter verbirgt, um dadurch den tiefsten Segen des Christentums für die Entfaltung ihrer von der Vorzeit ererbten blutigen Tendenzen im zwanzigsten Jahrhundert zu erlangen.
      Und die Tarnung hat gut gewirkt. Die Priester des Christentums, dessen wahre Botschaft "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" ist, weihen und segnen die jetzigen "Priester" des "Heidentums" der Vorzeit. Von den Plattformen und Terrassen der großen Kriegs- und Mordapparate feuern sie die Soldaten im Namen dessen, der sagte: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", dazu an, dem "Feinde" blutige Rache, Tod und Untergang zu schwören. –
      Gewiss, es ist so, die christlichen Priester haben sich in hohem Ausmaß von der Übermacht des "heidnischen" Kults überrumpeln, täuschen und imponieren lassen und laufen im Dienste des tötenden Prinzips mit dessen "Priestern" um die Wette. Die große Grundlage der Welterlösung, "du sollst nicht töten", wird heute mehr denn je von ihren eigenen Priestern und Anhängern auf die hier gezeigte Weise gekreuzigt. Sie segnen den "heidnischen" Kult der Vorzeit in seiner jetzigen modernen Form. Und seine "Priester" machen als Gegengabe die christlichen Kirchen zu Trümmerhaufen. Der "heidnische" Kult der Vorzeit geht wie eine alles verwüstende Lawine in Gestalt des Krieges über die Welt dahin. Für ihn ist nichts heilig. Das einzige Resultat ist Zerstörung, Tod und Ruin, sein Altar ist die "Hölle". In dieser "Hölle" ist die leuchtende Fackel der Religionen begraben. Und die Menschen rufen zum Himmel: "Was sollen wir tun, um selig zu werden?" –


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