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81. Kapitel

Wenn es eine Ehre ist, das fünfte Gebot zu übertreten  Für die Menschheit des zwanzigsten Jahrhunderts besteht also die Welterlösung darin, den Willen der Wesen von einem "von Begehren geleiteten" zu einem "von Intelligenz geleiteten" Willen zu verändern. Durch seine Leiden wird das Wesen allmählich immer mehr von Ursache und Wirkung überzeugt, und damit bekommt es ja immer mehr Interesse daran, solche Ursachen auszulösen, welche die besten und harmonischsten oder glücklichsten Wirkungen in seinem Dasein schaffen. Dieses Interesse verursacht, dass das Wesen Unterricht und Ausbildung sucht. Zuerst ist dieses Suchen ja egoistischer Art. Es sucht Ausbildung, um damit seinem Nächsten im Kampf um das Dasein überlegen zu sein. Es sucht diese, um sich besser mit den Ellbogen vorzudrängen, um größere wirtschaftliche Chancen und Vorteile zu bekommen. Diese Grundlage des Interesses an der Aneignung von Kenntnissen zu verlassen, fällt den Erdenmenschen sehr schwer, da die noch sehr primitive und unvollkommene wirtschaftliche Verwaltung und übliche Lebensweise, Moral und Auffassung sie geradezu zu einer Lebensbedingung gemacht haben. Die Menschen werden gezwungen, daran interessiert zu sein, sich ein Vermögen zusammenzusparen, werden gezwungen, fast ihre ganze Zeit und Kraft geschäftlichen Vorhaben, der Konkurrenz in der Aneignung von Existenzmöglichkeiten und den Schwierigkeiten im Kampf ums tägliche Brot zu widmen. Die hierin unterliegen, müssen hungern und Not leiden, müssen frieren und leiden.
      Dass diese Möglichkeit zu unterliegen ein Schreckgespenst ist, das den meisten Menschen keine Zeit und Kräfte lässt, sich in höheren Lebensproblemen besonders auszubilden, ist ja schon längst eine allgemeine Tatsache. (Siehe im Übrigen viertes Kapitel des Livets Bog). Die menschlichen Gemeinschaften, die Nationen tappen noch im Finstern und arbeiten noch mit Naivität. Dies wird dadurch zur offensichtlichen Tatsache, dass sie Krieg und Versehrungen auslösen und solche Formen der Entscheidung von Zweifelsfragen als Heldentat preisen. Ja, dass solche Formen von Entscheidung notwendig sind und sowohl zwischen den Nationen als auch zwischen Vereinen und Bünden, zwischen politischen Parteien und religiösen Sekten vorkommen, zeigt ja, dass die Willensmanifestation noch unermesslich weit davon entfernt ist, "von Intelligenz geleitet" zu sein; sie ist vielmehr fast ausschließlich "vom Begehren geleitet".
      Dass diese Gesellschaftsordnung auf Naivität und Unwissenheit gegründet ist, zeigt die Tatsache, dass die Erde im Verhältnis zu ihren unermesslichen Werten unterbevölkert ist und dass jeder Erdenmensch in Wirklichkeit ein geborener Krösus sein könnte, selbst wenn die Erde mit der zehnfachen Anzahl Menschen bevölkert wäre, wenn nur die gesamte Menschheit eine vernünftige Verwaltung der Werte hätte und nicht eine begierdemäßige, wie es jetzt der Fall ist. Wenn also die Menschen überhaupt Armut, Not und Hunger, Krieg, Raub und Mord kennenlernen mussten, geschah dies nur, weil die Verwaltung und Verteilung der Weltgüter von derselben Art ist wie die der Tiere. D.h., dass sie genauso wie zwischen wilden Tieren vor sich geht, wenn ein Stück Fleisch unter sie geworfen wird. Die Stärksten nehmen das Ganze. Die Schwächsten bekommen nichts. Dieses tierische Prinzip bei der Verteilung der Werte oder der Lebensbedürfnisse verursacht die meisten Leiden in der Welt. Und die Ursache zu dieser Entwicklung ist demnach, dass die Vernunft oder der Verstand noch nicht allein die Führung der Willensbildung übernommen hat, sondern dass sie hauptsächlich durch die Begierden geleitet wird.
      Es konnte nicht ausbleiben, dass diese großen und groben Unvollkommenheiten im gesamten Dasein der Erdenmenschheit bei vielen Menschen Kopfzerbrechen darüber hervorriefen, was wohl die Ursache dazu sein könnte. Philosophen und Idealisten sind aufgetaucht, eine religiöse Bewegung nach der anderen ist hervorgetreten, politische Parteien sind gebildet worden, und alle berufen sich darauf, dass gerade sie die wesentliche, welterlösende Lebensweise entdeckt haben. Aber noch keiner hat die Menschen "erlösen" können. Dies schließt natürlich nicht aus, dass viele Ideen dieser Bewegungen und Sekten Glieder in der Welterlösung oder in der Führung der Menschen hin zum göttlichen Ideal waren, das einmal als "ein neuer Himmel" und "eine neue Erde" unseren Erdball von seiner Oberfläche aus erstrahlen lassen wird. Wenn diese Bewegungen aber noch nicht die Welt erlösen konnten, dann beruht das darauf, dass noch keine von ihnen auf ihrem eigenen Gebiet ganz den von Vernunft geführten Willen in die Tat umsetzen konnte. Unnatürliche Begierden haben noch immer den Ehrenplatz inne und bestimmen die Führung des Willens, ja, sie werden geradezu als Moral hervorgehoben. Wir brauchen nur einen Blick auf die religiösen Sekten von heute zu werfen. Sind nicht die Wesen innerhalb des Christentums, innerhalb der so hoch gepriesenen modernen Zivilisation in großem Ausmaß "Raucher", genießen sie nicht "Alkohol" und "Fleisch", sind sie nicht "Schlächter", "Fischer", "Jäger", ja sogar "Sportfischer" oder "Angler" und "Jäger" aus Lust und zum Vergnügen, also "Lustmörder"? –
      Dies sind also Wesen, die es sich zum allgemeinen Vergnügen, zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib gemacht haben, das fünfte Gebot zu übertreten. Ja, ist es nicht geradezu eine Ehre, solchen Kategorien von Wesen anzugehören? – Sehen wir nicht, dass die illustrierten Blätter einander in der Wiedergabe von Bildern überbieten, die mondäne Jagden auf den großen Gütern mit hochbetitelten Oberklassenwesen an der Spitze zeigen? – Und ist es dabei nicht die größte Ehre, derjenige zu sein, der die meisten Lebewesen geschossen, erlegt oder gemordet hat, also in größtem Maße das fünfte Gebot "du sollst nicht töten" übertreten hat? –
      Ich sage diese Dinge nicht, um diese Wesen zu verurteilen, deren Belustigung ja analog dem Leben der Raubtiere ist: Blut zu sehen, zu jagen, zu töten und zu morden; ganz im Gegenteil, die Manifestationen dieser Wesen sind auf ihrer besonderen Stufe der Entwicklungsleiter genau so natürlich, wie es die Manifestationen des Welterlösers auf seiner Stufe derselben Entwicklungsleiter sind. Ich führe diese Fälle nur an, weil man den Problemen unmöglich auf den Grund kommen kann, wenn man die Dinge nicht unparteiisch so analysiert, wie sie sind, und wenn man nicht offen die besonderen Wesen und Kennzeichen der verschiedenen Entwicklungsstufen ohne Ansehen der Person erkennt. Andernfalls wird ja nicht die Wirklichkeit, sondern eine getarnte und falsche Wahrheit offenbart. Und es kann nun einmal nicht geleugnet werden, dass die oben genannte Lustmörderei und Mordunterhaltung eine Tatsache ist, weshalb es gleichzeitig zur Tatsache wird, dass eine menschliche Gemeinschaft, deren Oberklasse und leitende Männer in großem Ausmaß zur Kategorie solcher Wesen gehören, die noch Mord und Totschlag zur Unterhaltung, zum Vergnügen und zum Sport haben müssen, unmöglich die Geisteskultur, die Bildung der Intellektualität, die Reinheit des Herzens und Gesundheit repräsentieren kann, die des vollkommenen Menschen als "Abbild Gottes" würdig und damit die Einzigen sind, die eine Grundlage für eine wirklich göttliche Zivilisation sein können. Und ist die moderne Gemeinschaft nicht eine deutliche Offenbarung hiervon? –
      Ich will nun nichts weiter über die Nachteile der Politik, Verwaltung und Geisteskultur sagen, welche die menschliche Gemeinschaft beherrschen; dies ist nun in diesem Buch oft genug gesagt worden, und außerdem sprechen das Leben und die Tatsachen ihre eigene deutliche Sprache, so dass selbst weniger begabte Menschen zu verstehen beginnen, dass etwas falsch sein muss. Die moderne Gemeinschaft hat trotz ihrer unermesslich großen technischen Güter die Welt nicht zu erlösen vermocht. Kriege gibt es immer noch. Raub von Landgebieten gehört immer noch zur Tagesordnung. Die Krankenhäuser können fast nicht alle Kranken und Verletzten aufnehmen, die jeden Tag ärztliche Hilfe und Pflege brauchen. Die Krankenhäuser für Geisteskranke und die Anstalten für Geistesschwache sind überfüllt. Zu Hunderttausenden haben sich die Menschen auf der Welt ihren Kopf über unglückliche Gemeinschaftsverhältnisse, unglückliche Begierden in ihrer Natur, die ihren Willen beherrschen, zerbrochen. Dazu kommt, dass die Laster, der Giftgenuss und das Lustmorden, wie schon genannt, modern sind, ja geradezu so modern, dass einzelne Menschen, die nicht rauchen oder nicht auf andere Weise am Giftgenuss und dem primitiven Fleisch- oder Leichenessen teilnehmen, als Sonderlinge betrachtet werden. Daraus ergibt sich, dass die menschliche Gemeinschaft durch die üblichen Zeremonien, Sakramente oder durch die traditionellen und zum Teil abergläubischen Formen, auf denen Sitten und Gebräuche oft beruhen, nicht "erlöst" ist und unmöglich erlöst werden kann. Die Welt hat schon längst ihre Ohnmacht gezeigt. Die Predigten der Geistlichen sind nur Begleitung am Tage des jüngsten Gerichts. Sie sind die Begräbnispredigten zum Untergang der Welt. Der alte Himmel, die alte Erde stehen in Flammen.


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