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79. Kapitel

Fehlerhafte Behagensempfindungen als Grundlage für die beginnende Willensentfaltung  Der Erdenmensch ist also ein Wesen, welches durch das Pflanzenstadium und das allgemeine Stadium des Tieres so weit fortgeschritten ist, dass es anderen Tieren in der Mentalität überlegen ist. Diese Überlegenheit beruht also auf dem stark entwickelten wachen Tagesbewusstsein. Während die Mentalität der Pflanze auf Automat- oder Instinktbewusstsein beruht, was, wie schon genannt, aus dem Gewohnheitsbewusstsein einer früheren "Spirale" herrührt, und die Mentalität des allgemeinen Tieres wiederum auf dem durch dieses Gewohnheitsbewusstsein erwachenden Begierdenbewusstsein beruht, das durch einen teilweise bewussten Selbsterhaltungstrieb erfüllt wird, beruht die Mentalität des Erdenmenschen in ihrer fortgeschritteneren und zivilisierteren Form auf Forschung.
      Und hiermit beginnt in Wirklichkeit der entscheidende "Sündenfall", da die Forschung, wie wir schon früher in diesem Buche sahen, dasselbe ist wie "der Genuss vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen". Die Folge dieser Forschung ist also "die Austreibung aus dem Paradiese", die ja die Verwandlung des "Tieres" zum "Menschen" ist. Aber diese Forschung hat auch als ein Glied im Selbsterhaltungstrieb oder im Kampf um das Dasein begonnen. Mit der allmählichen Ergänzung des Ahnungs- oder Instinktbewusstseins durch das Begierdenbewusstsein begann das Wesen mit den Gesetzen des Lebens in Konflikt zu kommen, weil es Begierden bekam, deren Erfüllung mehr oder weniger den Abbruch oder die Zerstörung des täglichen Lebens oder des Wohlergehens anderer Wesen bedeutete. Ja, es wurde geradezu eine Lebensbedingung, dass "des einen Tod des andern Brot" wurde. Und diese Zone wurde die einzige und wahre "Hölle" des Lebens. Diese "Hölle" haben wir auch schon durch die Beschreibung der leiderfüllten Sphäre des täglichen Lebens des Erdenmenschen kennengelernt.
      Wenn diese "Hölle" solch eine Leidenssphäre werden musste, dann beruht das natürlich vor allen Dingen auf der zunehmenden Entwicklung der Bewegungs- und Willensfreiheit, welche die durch Instinkt und Gewohnheit gebundene Pflanze allmählich aufgrund ihrer Verwandlung zum Tier bekam. Während das Wesen vorher nur aufgrund absolut lebensbedingender Begierden existierte und diese aufgrund des Gewohnheitsbewusstseins automatisch erfüllt wurden, weshalb hierbei überhaupt keine Rede von unnatürlichen, d.h. überflüssigen Begierden und ihrer Befriedigung war, kam es allmählich durch seine erweiterte Willens- und Bewegungsfreiheit so weit, in einer Üppigkeit von Begierden zu leben, die nichts mit seinen Lebensbedingungen zu tun hatten. Und mit der angeeigneten Bewegungs- und Willensfreiheit konnte es selbst an deren Befriedigung mitarbeiten.
      Da das Entstehen der Begierde im Bewusstsein durch die Einwirkung des Begehrten auf das Wesen als etwas "Angenehmes" zustande kam, wurde das Begehren nach diesem "Behaglichen" das auslösende Moment oder die Richtschnur für die Manifestation des Willens durch das Wesen. Da aber das unmittelbar "Behagliche" nicht immer das unbedingt Nützliche, sondern zuweilen auch das unbedingt Schädliche, Giftige oder Unterminierende ist, begann das Wesen, solange nichts anderes als das "Behagliche" die Richtschnur für seine Willensauslösung war, entsprechende für sich wie für andere unbedingt schädliche, zersetzende oder zerstörende Manifestationen auszuüben. Sein Hervortreten wurde folglich im allerhöchsten Maße unvollkommen. Diese Unvollkommenheit betraf sowohl die Organismen als auch die toten materiellen Gegenstände überall dort, wo die Willensentfaltung des Erdenmenschen bestimmend wurde oder überhand nahm. Die Willensentfaltung des Menschen wich von der Willensauslösung oder Schöpfung der Natur ab. Er kam in Disharmonie mit den Gesetzen des Weltplans für Schöpfung und Hervorbringung selbst. Er wurde ein Gegensatz zur Gottheit selbst. Seine Manifestation musste dadurch unvermeidlich in der "Verfluchung der Erde", in "Hölle", Leiden und Schmerzen resultieren. Die Manifestation oder das tägliche Leben des Menschen wurde "Sündenfall" genannt.
      Der "Sündenfall" ist also nur ein Ausdruck für die Befriedigung von Begierden, die nichts mit den Lebensbedingungen zu tun haben, sondern die ausschließlich nur hervorgerufen wurden, weil diese Befriedigung als "Behagen" empfunden wird. Und auf diesem Stadium finden wir in großem Ausmaß den Erdenmenschen von heute. Wie viel seiner Natur zielt nicht auf die Befriedigung von Behagen ab, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob dieses "Behagen" mit Vernunft oder Logik übereinstimmt? Und dieser Umstand muss natürlich unvermeidlich in großem Stil Disharmonie und Unvollkommenheit in ihm und um ihn herum schaffen.
      Wenn Tabak, Alkohol und Fleischnahrung in so großem Ausmaß seine tägliche Lebensweise ausfüllen, dann hat dies nichts mit Vernunft zu tun, sondern ist ausschließlich eine Folge der Befriedigung von Begierden, die durch ständige Angewöhnung zu einer Empfindung von Behagen für das Wesen geworden ist.
      Aber nicht nur in Bezug auf die Genussmittel handelt das Wesen unlogisch oder gegen die Gesetze der Natur. Dasselbe geschieht auch in vielen seiner übrigen Handlungen. Diese erweisen sich auch als Befriedigung von Begierden, die durch ständige Angewöhnung zu Empfindungen von Behagen geführt haben. Was meint man von Verleumdung? – Beruht diese nicht auf der Empfindung von Behagen oder auf dem Genuss, der darin liegt, Sensation zu verbreiten oder zu erzeugen, ganz abgesehen von dem Genuss, der darin liegt, die Verleumdung als Rache oder Verfolgung zu benutzen? – Und verursacht Neid nicht dieselben Empfindungen, denselben Genuss? – Wäre es nicht eine Freude für den Neider, seinen Nächsten das verlieren zu sehen, was der Gegenstand des Neides war, sei es Ehre oder Position, Reichtum, Stellung oder Begabung usw.? – Und was hat die Landesgrenzen der Nationen bestimmt? – War dies nicht hauptsächlich die Befriedigung des Genusses, womit der Eroberer seinem Ehrgeiz frönen konnte? – Ist nicht derselbe Genuss die grundlegende Inspiration in der Politik? – Gibt es jemanden, der glaubt, dass alle Politiker von Selbstlosigkeit inspiriert sind? – Wird nicht derselbe Genuss der Überlegenheit gekränkt, wenn man einem dogmatisch-religiös eingestellten Menschen erzählt, dass kein Wesen verloren gehen kann, dass alle ein ewiges Leben haben? – Ist seine Entrüstung über eine solche Auffassung nicht ein Verteidigen des Genusses, den er hat, weil er sich in seinen Gedanken als besonderen Favoriten in Gottes Augen ansieht, als einen der "Erlösten", als einen, der zu "der kleinen Schar der Heiligen" zählt? –
      Dieser Genuss wird ja beim Gedanken daran zerstört, dass die anderen beim Erreichen derselben Vorteile mit ihm gleichgestellt sein könnten. – Worauf sollte seine Entrüstung denn sonst beruhen? – Ein liebevoll veranlagter oder fortgeschritten entwickelter Mensch würde sich ja nur über den Gedanken freuen, dass absolut alle erlöst werden.


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