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75. Kapitel

Das Ahnungsbewusstsein der Pflanzen  Die Willensauslösung bildet also beim "Tier" während seiner ganzen geistigen Entstehung ein außerordentlich großes Problem. Diese Auslösung unterscheidet es von den "Pflanzen" in besonderem Grade. Beim "Tier" kommt ein Bewusstseinsgebiet zum Vorschein, das nicht wie das ursprüngliche automatisch ist, sondern das vielmehr nach Wunsch oder Begierde ausgelöst werden kann. Dieses Wesen bekommt also eine Seite in seinem Leben, bei der es in seinem Hervortreten im Dasein selbst mitbestimmt. Diese Seite seiner Mentalität ist dasselbe wie das wache Bewusstsein oder "Tagesbewusstsein". Dieses "Tagesbewusstsein" unterscheidet das "Tier" von der "Pflanze". Die "Pflanze" hat ganz gewiss eine Form des "Tagesbewusstseins", aber diese ist sehr latent und in Wirklichkeit nur ein Rudiment aus einer früheren "Spirale". Kraft dieses latenten "Tagesbewusstseins" beschäftigt sich die "Pflanze" absolut nicht mit der physischen Ebene, sondern sie ist ausschließlich vom "Seligkeitsreich" in Anspruch genommen, wo sie "tagesbewusst" mit unbegrenzten Erinnerungen an die eben genannte frühere "Spirale" jongliert und dadurch ein überirdisch "seliges" Dasein bekommt. Diesem seligen Dasein gegenüber ist die physische Welt eine unbekannte äußere Erscheinung, die nur auf den Organismus des "Pflanzenwesens" reagiert, indem sie eine Bewusstseinsfunktion hervorruft, die wir "Ahnung" nennen.
      "Ahnung" ist demnach die höchste Tagesbewusstseinsfunktion des Pflanzenwesens in seiner gegenwärtigen "Spirale". Durch das bloße "Ahnen-Können" kann man jedoch nichts als realistische Tatsache erleben. Auf einer solchen Stufe haben sich ja die intellektuellen Zellen noch nicht entwickelt, die die Verstandesfähigkeit tragen. Und logisches Denken und die hierdurch ermöglichte bewusste Planung, Analyse und Erkenntnis des Daseins in derselben "Spirale" ist dem "Pflanzenwesen" somit ganz unmöglich. Sein Bewusstsein erstreckt sich in seinem jetzigen physischen Hervortreten und Vorkommen allerhöchstens nur bis zur "Ahnung".
      Was ist nun "Ahnung"? "Ahnung" ist "Intellektualität" in latentem Zustand. Es ist das Denken in seinem allerersten vagen Anfang oder keimenden Zustand. "Ahnung" ist die allererste schwache Reaktion in der Mentalität des Wesens auf physische Einwirkung auf seinen Organismus. Es ist die beginnende Mentalität der neuen "Spirale". Aber sie ist noch so schwach, dass das Wesen hier nur gerade eben diese Reaktion als "etwas" empfinden kann. Was dieses "Etwas" ist, das erfasst die Pflanze nicht, ja, sie kann im ersten Stadium noch nicht einmal unterscheiden, ob es behaglich oder unbehaglich ist.
      Die Fähigkeit zu "ahnen" nimmt demnach auch erst durch Übung oder Wiederholung des gleichen Erlebnisses zu. Und mit dieser Wiederholung wird die Empfindungsfähigkeit immer feiner. Das Wesen wird immer tüchtiger darin, empfinden zu können, wenn Veränderungen in dem "Etwas" geschehen, das erlebt. Und diese Ertüchtigung ist deshalb mit der Schaffung der ersten schwachen keimenden "Unterscheidungsfähigkeit" identisch. Jedoch kann das Wesen während langer Entwicklungsstadien noch nicht die vielen Tausenden von Einzelheiten unterscheiden, wozu es später als "Tier" imstande ist. Allmählich jedoch wird das Erleben des ersten "Etwas" zum Gewohnheitsbewusstsein, was ja dasselbe wie "Routine" ist, und damit entsteht allmählich die Tüchtigkeit. Diese zeigt sich wieder in diesem Falle dadurch, dass das "Pflanzenwesen" anfangen kann, eine Spaltung in dem unanalysierten "Etwas" zu empfinden, das es erlebt. Es kann damit anfangen, etwas in der Art von "Behagen" und "Unbehagen" zu spüren. Und mit der Erweiterung der Empfindungsfähigkeit zu diesem Stadium entsteht nun der allererste Keim zur Empfindung von "Wohlbehagen" und "Unbehagen" auf der neuen physischen Ebene oder die ersten schwachen Tendenzen, um "Freude" und "Trauer" im Gebiet der neuen "Spirale" zu vernehmen. Aber jede dieser Empfindungen ist erst nur "instinktmäßig", d.h. unanalysiert. Das Wesen kann ganz gut zwischen "Behagen" und "Unbehagen" unterscheiden, was aber diese beiden Empfindungen oder ihre Ursachen sind, das kann es sich nicht begreiflich machen, das kann es nicht erleben, denn dazu hat es keinerlei Voraussetzungen. Ja, die Frage tritt überhaupt nicht auf, da es ja noch kein Gehirn hat, in dem sie entstehen könnte.
      Das "Pflanzenwesen" stellt also eine Form von Lebewesen dar, dessen Mentalität nur auf grobe Einwirkung reagiert. Die Reaktion darauf kann das Wesen nur als eine unanalysierte Behagens- oder Unbehagensempfindung wahrnehmen, je nachdem ob die Einwirkung vorteilhaft oder unvorteilhaft für seinen physischen Körper ist.
      Die Pflanzenmentalität gibt also ihrem Träger keinerlei Voraussetzung oder Fähigkeit, "Gewissheit" zu erleben oder eine Forderung nach "Gewissheit" entstehen zu lassen. Alles ist hier "Ahnung". Nun darf man aber nicht glauben, dass die "Ahnungen" des "Pflanzenwesens" den Ahnungen des Menschen entsprechen. Während die Ahnungsfähigkeit des Menschen ja viel älter ist und deshalb ein viel stärkeres Gewohnheitsbewusstsein als das des Pflanzenwesens mit entsprechend viel größerer Routine ist und außerdem in Zusammenarbeit mit den hochintellektuellen Fähigkeiten "Gefühl" und "Intelligenz" aufgrund des viel älteren Entwicklungsstandards des Menschen vorkommt, existiert die "Ahnungsfähigkeit" des Pflanzenwesens ganz allein und selbstständig. Sie wird noch nicht durch irgendwelche Grübeleien oder Analysen beeinflusst. Eine größere Denktätigkeit übt die Mentalität des Pflanzenwesens also nicht aus. Es reagiert nur bei physischer Einwirkung. Diese Einwirkung kann eine Anregung oder besondere Erfüllung der Bedingungen sein, die sein Körperaufbau für seine glückliche oder vollkommene Durchführung braucht, aber sie kann auch ein größeres oder kleineres Hindernis sein. Ob es aber Glück oder Unglück durch diese Einwirkung erlebt: immer geschieht dies nur in Form von "Instinkt" oder "Ahnung". Eine wirkliche, überströmende realistische physische Freude kann die "Pflanze" nicht erleben. Dazu sind ihr Nervensystem und ihr ganzer Organismus noch nicht ausreichend entwickelt. Dasselbe gilt für realistische "Schmerzen" und "Leiden". Solche Erscheinungen hat sie noch nicht in einem so hinreichendem Maße erlebt, dass sie dadurch so viel Routine in der Gefühlsfähigkeit entwickeln konnte, die nötig ist, um ein Nervensystem zu entwickeln, wie es dem Menschen eigen ist und das ihm die Möglichkeit verleiht, sich über das "Ahnungsstadium" hinaus zu erheben und Glück und Leiden als realistische Tatsachen zu erleben. Für das "Pflanzenwesen" sind diese zwei Faktoren in Form der "Behagens-" und "Unbehagensahnung" nur die erste schwache Morgenröte der neuen "Spirale". Sie sind der Tag, der dämmert, bevor die Sonne hervorbricht.
      Dieses primitive Ahnungsleben ist also das "Tagesbewusstsein" des "Pflanzenwesens" hier auf der physischen Ebene. Aber ein Tagesbewusstsein, das seinem Träger nicht ermöglicht zu grübeln, nachzudenken und dessen höchste Denkfunktion nur als "Ahnung" ausgedrückt werden kann, ist ja nur eine Mentalität im Fötuszustand. Das "Pflanzenwesen" ist demnach, geistig gesehen, noch ein ungeborenes Wesen in seiner "Spirale". Da aber die "Ahnungsfähigkeit" der "Pflanze" eine Mentalität im embryonalen Zustand oder eine werdende Denkfähigkeit ist und da diese Einwirkung aus Klimaverhältnissen besteht, können wir uns nun zum ersten Male davon überzeugen, dass Regen und Sonnenschein Mutternahrung für werdende Gehirne und kommende Nervensysteme sind und dass der Sturm, der heute über die Erde rast, die Grundlage für die Entwicklung der kommenden Denkfähigkeit, Intellektualität und Geisteskultur jetziger als "Pflanzen" hervortretender geistiger Embryos ist.
      Ja, der göttliche "Lebensodem" vibriert immer noch in gleichem Maße über den Disteln der Wüste und den Lilien der Oase, über dem Schimmelpilz des Kellers und den Orchideen des Treibhauses. Alles ist Schöpfung, Erschaffung von Mentalität. Die Kulmination des Lebens ist "Wissen". "Wissen" ist "Gottes Abbild, ihm gleichend". Jede der Tausenden von Pflanzen, Bäumen und Blumen ist ein Sternennebel, eine werdende geistige Sonne an einem kommenden intellektuellen Sternenhimmel. Alles sind "Menschheiten" im Wachsen in "Samenstadien", "Eistadien", "Fötusstadien", "Raupenstadien", "Puppenstadien" und "Schmetterlingsstadien". – Alles strebt einem Leben im leuchtenden und wärmenden geistigen Sonnenschein eines intellektuellen Sommers zu.


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