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74. Kapitel

Vom Begehren geleiteter Wille und vom Verstand geleiteter Wille  Während das Hervortreten der Pflanze hauptsächlich nur auf den eben genannten Zentren beruht, ist die Lebensäußerung des Tieres und damit des Erdenmenschen viel weiter fortgeschritten. Sie haben außer der Instinktfunktion auch die Funktion des Willens. Und dieser offenbart sich in besonderem Grade durch das physische Gehirn.
      Während die Instinktfunktion automatisch oder selbsttätig ist, ist die Willensfunktion in höchstem Maße "willkürlich". Sie wird nur durch die bewusste Kontrolle des Wesens ausgelöst. Das Tier und der Erdenmensch, die ja die in der Entwicklung hier auf Erden am weitesten fortgeschrittenen Wesen sind, haben also diese Seite in ihrem Bewusstseinsleben, die ihr Hervortreten mitbestimmt, und damit unterscheiden sich Tiere und Menschen wesentlich von den Pflanzen, die hauptsächlich nur die instinktmäßige oder automatische Funktion besitzen und sich deshalb außerhalb des vom Willen bestimmten Gebietes befinden. Die Pflanze kann daher nur den Naturgesetzen folgen, während der Erdenmensch kraft des Willensgebietes sehr wohl gegen diese Gesetze verstoßen kann. Da diese Gesetze mit den Bedingungen für die Schaffung der höchsten Vollkommenheit identisch sind, ist jede Übertretung von ihnen oder jeder Verstoß gegen sie identisch mit der Schaffung von Unvollkommenheit oder Disharmonie. Zwischen der Pflanze und dem Tier besteht also der Unterschied, dass die Pflanze in ihrer kulminierenden Zone nur Vollkommenheit und Harmonie in ihrer Schöpfung ausdrücken kann, da sie keine vom Willen geleitete Bewusstseinsschichten hat, während das Tier in außerordentlich großem Ausmaß Unvollkommenheit manifestiert, da es mit den willensführenden Bewusstseinsschichten sowohl Vollkommenheit als auch Unvollkommenheit manifestieren kann.
      Das beginnende "Tier" hat aber noch keine Sicherheit im zielbewussten Schaffen mit seinen willensführenden Schichten. Dazu braucht es "Wissen", also eine ganz neue, führende Bewusstseinsschicht. Wissen jedoch entsteht nur mit der Erfahrung. Die Erfahrung ist wieder die Reaktion oder Rückwirkung der Energien oder Umgebung, die man mit seinen willensführenden Bewusstseinsschichten oder Fähigkeiten beeinflusst hat. Und diese Rückwirkung ist "das Schicksal" des Wesens. "Wissen" ist also das Steuerrad des "Schicksals".
      Da aber Wissen erst zu einem späteren Zeitpunkt als die willensführenden Schichten entsteht, verbleibt beim "Tier" ein geistiges Gebiet, wo es nur die Begierden, das Verlangen, das Begehren als Grundlage für die Auslösung des Willens hat. Da aber die "Begierde" kein ganz vollkommener Wegweiser für den Willen sein kann, weil ihre Erfüllung genauso gut eine Übertretung wie eine Einhaltung der Gesetze sein kann, ist das "Tier" ein Wesen, das aufgrund der – nicht durch den Verstand, sondern – durch die Begierde geleiteten Willensauslösung große Disharmonien manifestiert. Disharmonien sind dasselbe wie Abbruch, Untergrabung und Zerstörung von Organismen und Dingen. Und ich habe auch in meinem Hauptwerk das "Tierreich" als die "Zone des tötenden Prinzips" bezeichnet.
      Dort, wo das "Tier" nicht genügend Erfahrungen gemacht hat, dort fehlt ihm "Wissen", was dasselbe ist wie "Verstand". Dort, wo ihm "Wissen" fehlt, kann der Wille also nicht durch den "Verstand geleitet" werden, sondern muss der "Begierde" gehorchen. Und dies ergibt eine kosmische Analyse, die das "Tier" umfasst, zu dem der Erdenmensch noch gehört. Es hat einen wohlentwickelten Willen, aber dieser wird in außerordentlich großem Ausmaß nur von der "Begierde geleitet". Was hält man von der im 68. Kapitel beschriebenen Atmosphäre mit Krieg und Versehrungen, Zerstörungen und Mordgräueln, die innerhalb der Erdenmenschheit rasen? – Glaubt jemand, dass dies "verstandesgeleiteter" Wille ist? – Zeugt nicht all das Grauen, die Not und das Elend, die Armut und Arbeitslosigkeit, die wie ein Alp große Teile der Menschheit niederdrücken, von "begierdegeleitetem" Willen, zumal, da dieselbe Menschheit in den unermesslich großen Reichtümern ihres Erdballs bezüglich der Möglichkeiten der Schaffung erträglicher Lebensverhältnisse für jedes einzelne Lebewesen geradezu herumwatet? – Und was hält man vom Verschlingen zerlegter Tierorganismen, zerschnittener Leichen, vom Servieren "feiner Braten" in Verbindung mit giftigen Flüssigkeiten, Alkohol, "alten Weinen" und raffinierten Desserts, kostbaren Markentabaken, Zigarren und Zigaretten, deren Konsumierung zum "guten Ton" gehört und "hohe Bildung" verrät? – Wer zweifelt daran, dass diese Sitten und Gebräuche die typischsten Kennzeichen eines "durch Begierde geleiteten" Willens sind? – Und es ist auch kein Beweis für "verstandesgeleiteten" Willen, dass fast kein Erdenmensch eines natürlichen Todes aufgrund reiner Altersschwäche stirbt, sondern dass sie aufgrund innerer Untergrabungen im Organismus, verursacht durch geistige und physische Ausschweifungen und falsche Lebensweise, die Welt verlassen.
      Nein, die Schicksale der Erdenmenschen lassen nichts zu wünschen übrig, wenn man sie zu Beweisen für die in alles übertreffendem Grade durch "Begierden geleitete" Willensauslösung heranziehen will.
      Da nur eine "verstandesgeleitete" Willensauslösung Ausdruck für Intellektualität sein kann, ist die Erdenmenschheit noch nicht zu der Stufe hinaufgelangt, wo man sie berechtigterweise als "intellektuell" bezeichnen kann. Sie ist in überwiegend großem Ausmaß eine unwissende Herde. Dass sie imstande war, eine Wunderwelt der Technik zu schaffen, berechtigt nicht dazu, für diese Menschheit die Bezeichnung "intellektuell" anzuwenden, solange diese Technik in der Massenfabrikation von Kriegsmaschinen, Mordwaffen, Giftgas und schlimmeren Mordmitteln usw. kulminiert, wodurch diese Anwendung der Technik ein ewiger Ausdruck für "durch Begierde geleitete" Willensauslösung wird. Das "Verstandesmäßige" bei dieser Willensauslösung ist so verschwindend, dass es sich nur auf die Herstellung selbst und auf die physische Bedienung der Apparate der Mordtechnik erstreckt. Aber die entsetzliche Auslösung des Zerstörungsprozesses kann niemals etwas anderes sein als die Schaffung von Sorgen, Not, Zwang, Verwüstung, Tod und Untergang, wenn sie auch vielleicht genügend Lorbeerkränze und Triumphbogen für die siegreichen Triumphatoren aufweist. Aber Triumphatoren, die durch das Niedersäbeln anderer Lebewesen gesiegt haben, haben nichts mit wirklicher Intellektualität zu tun, denn sonst hätten sie gewusst, dass "jeder, der das Schwert nimmt, durch das Schwert umkommen soll". Ihre Handlungsweise ist der der Tiere analog. Das fehlende kosmische Wissen bewirkt auch bei ihnen eine völlig "durch Begierde geleitete" Willensauslösung, also eine Willensauslösung auf "gut Glück", eine Willensauslösung auf "Vermutung" und "Glauben", ein "Sich-Gehen-Lassen" in die Richtung, wo man seine Wünsche hat, gleichgültig, wie schreiend diese Richtung auch gegen die Gesetze des Lebens verstoßen und dadurch die Kulmination von Leiden, von der "Hölle" erzeugen mag. Und wir haben hiermit die Charakteristik des täglichen Verhaltens der Erdenmenschheit im Dasein. Es ist ein Hasardspiel mit der Schicksalsbildung selbst. Es ist eine Bekräftigung des Wortes des Welterlösers: "denn sie wissen nicht, was sie tun". –


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