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67. Kapitel

"Die Hölle"  Wir haben damit "Adam" und "Eva" durch "die Austreibung aus dem Paradies" vom untersten Dschungelzustand bis hinauf zum modernen Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts verfolgt. Wir haben einen kleinen Einblick in die wichtigsten Faktoren dieser "Austreibung" erhalten. Wir haben gesehen, dass die "Cherubim", d.h. die religiösen Autoritäten oder Führer der Vorzeit, einen großen Teil ihrer Macht über die Menschen verloren haben und nun im Verhältnis zu den vom "Tierreich" oder dem "Paradies" der Vorzeit auswandernden "Adam" und "Eva" so weit zurück sind, dass ihr Ruf nach "Tod" und "Hölle" fast nicht mehr zu hören ist und dass "Adam" und "Eva" in Gestalt des heutigen modernen Menschen sich in einem religiösen Niemandsland befinden, in kosmischem Sinne "vaterlos", d.h. "gottlos" sind. Der heutige moderne Mensch ist seinem "himmlischen Vater" gegenüber ein "verlorener Sohn". Er hat unermessliche Fortschritte gemacht, hat seine Intelligenz entwickelt, so dass sie weit über der des allgemeinen "Tieres" steht, während das Gefühl nur bei wenigen hoch erhaben über dem des "Tieres" steht. Die große Mehrzahl der Menschen hat jedoch noch immer ein primitives Gefühl und muss daher im Leben selbst eine unermessliche Menge von Leidenserfahrungen durchmachen, um ihr Gefühl über das tierische Stadium zu heben. Weil die geistige Kombination dieser Menschen Intelligenzüberlegenheit und Gefühlsunterlegenheit zeigt, schaffen sie die Unausgeglichenheit in der Welt, die sich als blutige Schrecken und Feindseligkeiten zwischen den Staaten äußert, die wir als Krieg, Revolution, Aufruhr, Streiks, Boykotte usw. kennen, und diese Prozesse können wiederum weder als rein "tierisch" noch als rein "menschlich" bezeichnet werden. Diese blutigen Dramen sind nicht "tierisch"; dazu zeugen sie von zuviel Intelligenz. Sie sind aber auch nicht "menschlich"; dazu zeugen sie von zu wenig Gefühl.
      Die Weltdramen des zwanzigsten Jahrhunderts sind also halb "tierisch" und halb "menschlich". Dies ist aber genau der Zustand in der Mentalität, der "die Hölle" schaffen kann. Die "Hölle" ist also die erste Frucht der Intelligenz. Da aber die Intelligenz in erster Instanz die "verbotene Frucht" vom "Baum der Erkenntnis" ist, deren Genuss den "Tod", d.h. eine Zerstörung der Körper mit sich führt, und weil ein wirklicher "Tod" nicht existiert, sind diese Blutdramen zusammen mit allen übrigen Widerwärtigkeiten aus Jahrhunderten der menschlichen Geschichte die Erfüllung der göttlichen, mahnenden Weissagung aus dem "Paradies": "aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst Du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben." –
      Die "Hölle" ist also eine Zone, wo das Wesen die Intelligenz bekommen hat, um mit unermesslichen Mitteln das "tierische" Prinzip "Jeder ist sich selbst am nächsten" bis zur Genialität auszunutzen. Da aber diese Ausnutzung unvermeidlich entsprechende, kulminierende, bluttriefende Nachwirkungen erzeugen muss, wird die "Hölle" deshalb zu einem Drama, das sich außerhalb des eigentlichen "Tierreiches" und außerhalb des eigentlichen "Menschenreiches" abspielt und dessen drastische Wirkungen für die Wesen die realistischen, praktischen Erfahrungen werden, die Wachstum im primitiven oder unterlegenen Gefühlsleben erzeugen. Da diese von der "Hölle" beschleunigte Gefühlsentwicklung das Wesen weit über das "tierische" Gefühlsniveau zu einem Zustand hinaufhebt, wo es nicht mehr die Intelligenz im Dienste des tötenden Prinzips, sondern vielmehr im Dienste der Liebe anwendet, ist die "Hölle" ja der "Lebensodem", den Gott dem aus "Lehm" oder "Erde" "geformten" "Adam" "einblies" und wodurch er ein "lebender Mensch" wurde.
      Aber die "Hölle" wird nicht an einem Tag ausgelebt. In dieser Grenzzone zwischen "Tier" und "Mensch", in diesem "Niemandsland" müssen "Adam" und "Eva" in Gestalt der Erdenmenschen viele Inkarnationen durchleben, und sie stellen in jeder von ihnen den "verlorenen Sohn" dar. Und eben in der "Hölle" entdeckt der "verlorene" Sohn, dass ein Leben "weit entfernt vom Vater", d.h. ein Leben in "Gottlosigkeit", in Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Machthunger u.ä., die Erfüllung der "tierischen" Mentalität, der "tierischen" Lebensweise und somit symbolisch dasselbe ist, wie "zusammen mit den Schweinen zu essen", dass seine eventuell vorhandenen reichen Wohnungen, Schlösser, Paläste, Festsäle, Lustyachten usw. in Wirklichkeit nur vergoldete "Schweineställe" sind, Schauplätze für eine Menge Irrtümer, geistige Unreinheit, Hochmut und Eitelkeit und dass sein Wesen ganz und gar nur in Gold, Silber und Edelsteine, in Purpur, Hermelin und Seide verkleidete geistige Dummheit, Naivität und Unvermögen ist, solange ein primitives Gefühlsleben und damit eine bewusste oder unbewusste Eitelkeit ihm nicht seine wahre Verwandtschaft mit seinem "himmlischen Vater" erlauben, solange er sich sogar bewusst oder unbewusst gegen diese Verwandtschaft sträubt, d.h. gegen die Verwandtschaft mit seinem "Nächsten", gegen die Verwandtschaft mit allen anderen existierenden Lebewesen.
      Aber aus dieser Heimatlosigkeit, diesem Vagabundieren oder aus diesem Bettler-Dasein können die "Cherubim", d.h. die veralteten kirchlichen Autoritäten, dem "verlorenen Sohn" nicht heraushelfen. Dazu sind ihre Macht und ihr Glaube viel zu veraltet. Auf Hilfe von deren Seite zu hoffen ist aussichtslos. Und die Begriffe "der verlorene Sohn" und "ewige Verlorenheit oder Verdammnis" sind dadurch in die Welt gekommen.
      Aber beide Begriffe sind illusorisch. Der "himmlische Vater" zieht seine Hand nicht vom "Sohne" weg, selbst wenn dieser die Hand des "Vaters" ausschlägt. Und Zweck und Sinn der "Hölle" beruhen ausschließlich darauf, nicht allein den Sohn erleben zu lassen, dass er den "himmlischen Vater" vermisst und dass dadurch seine Sehnsucht nach der Gottheit entsteht, sondern dass auch eine "Auferstehung" vom "Todesreich" des "Sündenfalls" zu einem ganz neuen "verklärten" Dasein ermöglicht wird: die Auferstehung vom "Tier" zum "Menschen".


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