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63. Kapitel

Das Verhältnis zwischen den Lebewesen und der Vorsehung ist dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern analog  Wenn wir nun das Verhältnis des Erdenmenschen zu seinem "himmlischen Vater" betrachten (der ja in Wirklichkeit den kosmischen "Eltern" des Wesens entspricht, da, wie schon gesagt, dieser "Vater" das feminine und das maskuline Prinzip repräsentiert), sehen wir, dass dieses Verhältnis dem irdischen Verhältnis zwischen Eltern und Kindern vollständig analog ist.
      Solange der Erdenmensch noch als "Naturmensch" hervortritt, entspricht sein Verhältnis zu seinem "himmlischen Vater" dem zwischen dem zarten Säugling und seinen Eltern. Ebenso wie dieses zuletzt genannte Verhältnis ausschließlich gefühlsbetont ist, ist auch das Verhältnis des "Naturmenschen" zu seinem "himmlischen Vater" gefühlsbetont.
      Wie das zarte, neugeborene Kind seine Eltern nicht versteht, nicht weiß, was um es herum vorgeht, begreift der primitive "Naturmensch" auch nicht seinen "himmlischen Vater" und weiß in Wirklichkeit, kosmisch gesehen, überhaupt nicht, was mit ihm oder was in der Welt um ihn herum geschieht.
      Wie sich jedoch das kleine Kind durch die tägliche Behandlung, Fürsorge und Pflege seiner Eltern an sie zu gewöhnen beginnt, sich daran zu gewöhnen beginnt, was sie wollen, was es darf und nicht darf, wie es beginnt, sie zu verstehen, so gewöhnt sich der wilde "Naturmensch" auch durch die Erlebnisse seines täglichen Lebens, durch die in seinem Stamm oder Volk herrschenden Moralgesetze und Vorschriften, durch Sitten und Gebräuche, durch seine Priester und Propheten immer mehr daran, sich eine herrschende Allmacht, ein allmächtiges "Wesen" oder allmächtige "Wesen", einen großen "Geist" oder große "Geister", einen "Gott" oder "Götter" in allen Dingen vorzustellen. Daher muss er versuchen, diesen "Wesen" zu gefallen, mit ihnen in Verbindung zu kommen, von diesen Vorsehungen oder von dieser Vorsehung gegen "finstere Mächte" beschützt zu werden, um dadurch sein "Glück" zu sichern.
      Wie aber die irdischen Eltern, wie gezeigt wurde, ihrem Kinde gegenüber "verlorene Eltern" sein können, so ist es auch möglich, dass der "himmlische Vater" dem Individuum als "verloren" erscheint. Es geschieht zuweilen, dass Wesen allmählich mit so vielen Erfahrungen und Erlebnissen bereichert worden sind, dass sie mit der Gesellschaft, in der sie geboren sind, nicht mehr auf gleichem Fuße stehen, sondern ihr in der Entwicklung überlegen sind. Sie werden dann mit Anlagen und Naturen geboren, die so beschaffen sind, dass die Moral und Lebensauffassung dieser Gesellschaft sowie viele ihrer Gesetze und Vorschriften auf sie unmoralisch, veraltet und naiv wirken. "Der Glaube der Väter" entpuppt sich als "Aberglaube". Alles, was sie einst anbeteten, woran sie als wahre Wirklichkeit glaubten, was sie als "Gott" ansahen, ist nun Unwirklichkeit für sie geworden. Solche Wesen erkennen ihren "himmlischen Vater" nicht mehr, sie glauben an keinen "Gott" mehr.
      Ebenso wie Eltern, deren Moral sie nicht daran hindert zu lügen, zu stehlen, zu hassen und zu peinigen, zu "verlorenen Eltern" für ihre Kinder werden müssen, wenn diese angeborene Anlagen und Naturen haben, die gemeinsam im Kind gegen diese primitiven Lebensäußerungen großen Abscheu und Unwillen erzeugen und dadurch eine Trennung zwischen Eltern und Kind herbeiführen, muss auch der "himmlische Vater", d.h. die Lebensauffassung der Gesellschaft, der landläufige Glaube an Gott und die übliche Vorstellung über Gott, die übliche Moral und Lebensweise, einem Individuum "verloren" vorkommen, dessen Gehirn und Herz diesen Glauben, die Lebensweise, die primitive Moral und Vorschriften der großen Menge nicht mehr bewundern und durchführen kann. Und die angeborene höhere Natur und Lebenseinstellung dieses Wesens erzwingt also die Trennung zwischen dem "himmlischen Vater" und dem "Sohn". Und dieser wird eine Zeit lang "vaterlos", d.h. "ungläubig". Er wird "Gottesleugner". Er wird "gottlos". Er wird "Freidenker", "Atheist". Er wird geistig heimatlos.
      Aber ein solcher Zustand kann auf die Dauer kein Glück verschaffen. Er führt zuletzt in die finsteren und endlosen Labyrinthe der Hoffnungslosigkeit. Und in dieser Lage finden wir den Erdenmenschen, wenn er die große Frage zum Himmel schreit: "Was ist Wahrheit?" – Wir können hierbei eine Bestätigung des Wortes Jesu sehen: "selig sind, die geistig arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich". Dies bedeutet also: "glücklich sind die Einfältigen, oder die Wesen, die intellektuell erst so weit entwickelt sind, dass sie noch an die üblichen Überlieferungen, an die ärmlichen und naiven Begriffe von Gott glauben können und dass diese an wirklicher intellektueller Erklärung so unermesslich armen Behauptungen noch nicht 'Steine statt Brot' für sie sind, denn sie können sich noch über den Gedanken an Gott und an ein existierendes 'Himmelreich' freuen und darin Kraft finden."
      Aber der intellektuelle Bruder dieses Einfältigen ist vorläufig noch weit von Gott entfernt. Er fühlt keinen "himmlischen Vater". Er erwartet keine Form eines höheren Reiches und Daseins. Er ist vorübergehend von seiner eigenen Intellektualität, von der Strahlenglorie des Reiches geblendet, das er selbst ableugnet.


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