Stern-Symbol im Menü


Lesen und suchen im Das Dritte Testament
   Kap.:  
(0-96) 
 
Erweiterte Suche
Logik - Inhaltsverzeichnis   

 

 

60. Kapitel

Wenn die Vorsehung "mirakulöse" Schöpferkraft hätte  Wären "Adam" und "Eva" gemäß einer primitiven Betrachtung das Resultat eines "Wunders", hervorgebracht in einem Augenblick aus dem absoluten "Nichts", warum wurden sie denn dann nicht gleich fertig erschaffen? – Gäbe es wirklich eine Möglichkeit, "Etwas" aus "Nichts" zu schaffen, dann existierte ja auch die Möglichkeit, augenblicklich oder stehenden Fußes "den vollkommenen Menschen als Abbild Gottes, ihm gleichend" ebenso schnell auf "mirakulöse Weise" zu schaffen, wie der Gedanke überhaupt im Gehirn des Schöpfers geboren wurde, da eine solche Schöpfung ja überhaupt keine vorausgehenden Bedingungen verlangte. – Wenn aber keine vorausgehenden Bedingungen verlangt werden, wozu dann dieser lange Entwicklungsprozess mit seiner Vielfalt an Sorgen, Leiden und Verletzungen, Kriegen und Morden, Verfolgungen und Schrecken? – Glaubt man, dass Gott oder die Vorsehung ein perverses Wesen ist, das sich damit vergnügt, auf "mirakulöse" Weise in Bruchteilen von Sekunden Wesen zu schaffen, nur um sie Tage, Monate, Jahre, Jahrzehnte hindurch peinigen zu können? – Glaubt man, Gott kommt dadurch in Ekstase oder bekommt dadurch unnatürliche Wollustgefühle, dass er Zeuge dessen wird, dass Tausende von Lebewesen Hungers sterben, dass Tausende von Lebewesen von anderen Wesen vertilgt werden, dass Tausende von Wesen aus Hass, Neid und Eifersucht ermordet, getötet oder verwundet werden, dass Tausende von Wesen bei lebendigem Leibe an Aussatz oder Krebs verfaulen oder aufgrund von schrecklichen Krankheiten zugrunde gehen, dass Tausende von Menschen in geistiger und physischer Sklaverei leben, in Aberglauben und Missverständnissen, in Unwissenheit sogar über die elementarsten Dinge, über den Sinn des Lebens selbst leben, dass Tausende von Menschen durch Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche oder andere Formen von Naturkatastrophen sterben? – Warum nicht alle diese "Übel" auf die gleiche "mirakulöse" Weise abschaffen?
      Wenn die Vorsehung "Etwas" aus "Nichts" schaffen kann, dann kann sie auch dieses geschaffene "Etwas" wieder zu "Nichts" machen. Wenn dies aber nicht geschieht, dann muss sie ja besonderes Interesse daran haben, Zeuge von Leiden zu sein. Sollte diese "mirakulöse" Schöpfungsfähigkeit bei dieser Vorsehung existieren, dann wären die Leiden ja bei der Schöpfung durchaus ohne Bedeutung und müssten deshalb für diese Manifestation unbedingt überflüssig sein. Wenn aber die Leiden somit unbedingt unnütz sind, unnötig und wertlos sind, und die Vorsehung sie trotzdem aufrechterhält, dann kann die Ursache ja nur sein, dass ihr das Beobachten dieser Leiden gefällt. Wenn ein Mensch solche Neigungen hat, dass ihm das Beobachten von Leiden gefällt und diese rücksichtslos hervorruft, wo immer es ihm auch möglich ist, wenn er Tiere und Menschen peinigt und plagt, weil er Wollust dabei empfindet, dann nennen wir dies unnatürlich, geisteskrank, pervers. In einem solchen Zustand müsste die Vorsehung jedoch gerade sein, wenn sie "mirakulöse" Schöpfungsfähigkeit besäße. – Aber ich glaube nicht, dass sehr viele sich sicher fühlen könnten, wenn sie sich in ihren stillen Stunden einer solchen perversen und unnatürlichen Vorsehung hingeben oder in ihr Kämmerlein gehen, um eine solche Vorsehung anzubeten. Und nichtsdestoweniger ist es ganz unmöglich, darum herumzukommen, dass ein solcher perverser Gott, eine solche naturwidrige Vorsehung, ein solcher Dämon der Leiden und Zerstörungen, die äußerste Konsequenz, der einzige absolute und höchste Schlusssatz wäre über den Glauben an dieses absolute "Wunder", wobei also unter diesem Wunder die Fähigkeit der Gottheit oder der Vorsehung zu verstehen wäre, "Etwas" aus "Nichts" hervorbringen zu können.
      Wenn man daher an ein solches "Wunder" glaubt, wenn man glaubt, dass die Schöpfung Gottes darin besteht, "Etwas" aus "Nichts" zu erzeugen, wenn man glaubt, dass "Adam" und "Eva", die Tiere, die Pflanzen, die Erde usw. durch dieses absolute "Wunder" entstanden sind, aus dem absolutem "Nichts" hervorgegangen sind, dann ist dies dasselbe wie die Anbetung eines geisteskranken oder perversen Gottes. Dann ist die höchste Autorität in unserem Innern ein ungeheuerlicher Dämon, der Leiden und Zerstörungen hervorruft, auch wenn man es gar nicht ahnt. – Und Gott sei Lob und Dank dafür, dass dieser Dämon glücklicherweise nur die äußerste Konsequenz einer irrtümlichen Vorstellung oder Auffassung von der göttlichen Schöpferkraft ist. "Nichts" kann nämlich nicht zu "Etwas" werden. Und eine Schöpfung, die auf der Auffassung beruht, dass "Etwas" aus "Nichts" hervorgebracht werden kann, und die hieraus folgende perverse und unnatürliche Gottheit können somit niemals eine Tatsache sein, sondern müssen in aller Ewigkeit eine gedachte oder theoretische Auseinandersetzung mit Konsequenzen sein, deren Manifestation nur möglich ist, wenn das Weltall das Gegenteil der heutigen Wirklichkeit wäre. Ist es nicht eine Tatsache, dass alles im Dasein auf bestimmten Gesetzen beruht, ein Resultat von bestimmten Bedingungen ist? Und wäre das Leben und das Dasein nicht ein absolutes Chaos, wenn es nicht eben gesetzmäßig wäre? – Und heilt nicht gerade diese Gesetzmäßigkeit der Materie die Wunden, macht den Kranken gesund? – Und bewirkt nicht diese Gesetzmäßigkeit, dass wir sehen, hören, fühlen und sprechen können? – Macht nicht dieselbe gesetzmäßige Anordnung der Materie es möglich, dass wir gernhaben und lieben können und dass wir selbst der Gegenstand der Liebe sein können? – Verlangt nicht jede Kleinigkeit im Leben besondere Bedingungen für ihre Manifestation? – Und schafft nicht eine mangelhafte Fähigkeit, die gesetzmäßigen Bedingungen zu befolgen, Disharmonie, unsere Leiden und alle Formen des Gegenteils von Freude und Glück? – Gäbe es keine Gesetzmäßigkeit im Leben, in der Natur, im Dasein, so gäbe es kein Wissen, gäbe es nichts zu lernen. Was ist Wissen, Wissenschaft und Weisheit? – Sind sie nicht ausschließlich die absoluten Analysen der Gesetzmäßigkeit? – Und was ist das Leben ohne diese Analysen? Wäre dies nicht der Tod? – Ist das Bewusstsein nicht im selben Maße primitiv, in dem ihm Wissen fehlt? – Und sind alle diese Dinge, welche die Wirklichkeit selbst bilden, nicht ein viel größeres "Wunder"? Eine Schöpfung, die Liebe, Vollkommenheit und Harmonie umfasst, die Wissen und damit Bewusstsein, Leben und Dasein schafft, muss ja das einzige absolute wirkliche "Wunder" sein, das gänzlich die Möglichkeit einer perversen, geisteskranken oder unnormalen Gottheit ausschließt und das bedingungslose "Wunder" als eine bloße Fata Morgana in der leeren Wüste der Unwissenheit erscheinen lässt. Die ewige Gottheit ist die Kulmination von Vollkommenheit und daher die Sonne der Liebe, ganz unabhängig davon, durch welches gefärbte Glas des Aberglaubens oder der Illusion der Gottergebene auch hindurchsieht.


Kommentare bitte an das Martinus-Institut senden.
Fehler- und Mängelanzeigen sowie technische Probleme bitte an Webmaster senden.