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58. Kapitel

Leiden verwandeln das "Tier" zum "Menschen"  Das "Böse", das den Erdenmenschen zum "Verbrecher" macht, ist also die Seite der erdenmenschlichen Natur, die Gott beim Erschaffen des Menschen noch nicht fertig modelliert hat. Wenn diese Seite noch nicht umgeschaffen ist, dann kann man nicht verlangen, dass sie so herrlich, so schön ist, wie sie nach der Umschaffung sein könnte. Ein Bild, das nicht fertig gemalt ist, ein Ding, das nicht fertig ausgeführt ist, kann kein vollendetes Kunstwerk sein. Eine solche Realität lässt noch verschiedenes an Qualität zu wünschen übrig. Und zu verlangen, dass ein "Verbrecher" dieselbe Moral haben soll wie die Wesen, die ihm in der Entwicklung bei Weitem voraus sind und daher den "tierischen" Anlagen entfernter stehen, ist nur ein Ausdruck von Naivität. Andererseits kann man diese Kinderseelen auch nicht ganz widerstandslos das beginnende wahre Menschenreich beherrschen und zerstören lassen. Und dieselben Maßnahmen sind denn auch ihnen gegenüber wie gegenüber den gemeingefährlichen "Tieren" getroffen worden. Wenn man mit Tigern, Löwen und anderen gefährlichen Tieren umgehen muss, setzt man sie gerne in Käfige. Und wenn sie besonders lebensgefährlich sind, werden sie in der Regel getötet. "Verbrecher" setzt man in "Käfige", die "Gefängnisse" heißen. Und sind sie zu gefährlich, so schreckt man auch nicht davor zurück, diesen Wesen das Leben zu nehmen.
      Wie man sieht, geht man mit den "Verbrechern" genau auf die gleiche Weise um wie mit den Tieren. Zwischen der gefährlichen Natur der "Verbrecher" und der der wilden Tiere ist ja auch gar kein Unterschied. Ja, er sollte höchstens darin bestehen, dass die "Verbrecher" noch raffinierter, klüger und schlauer und daher noch gefährlicher sind als jene. Ob der genannte Umgang mit den "Verbrechern" human oder brutal ist, ist eine Sache für sich. Die vorläufige Tatsache ist, dass dieses Schicksal unvermeidbar den Trägern und Urhebern der "tierischen" Anlagen zuteil wird. Dieses Schicksal ist unvermeidbar die Folge der Nachwirkungen der "tierischen" Tendenzen und bildet damit den ersten drastischen Unterricht des Lebens selbst. Es ist eine Demonstration des Prinzips: "Was der Mensch sät, das soll er ernten".
      Dass die Behandlung der "Verbrecher" in den menschlichen Gemeinschaften immer humaner wird, zeigt ja nur, dass die "tierischen" Anlagen abnehmen, sowohl bei den "strafenden" Behörden als auch bei den "Verbrechern".
      Aber durch schwere Strafen, durch Gefängnis und Tortur, durch Bann und Scheiterhaufen hat sich dieses "tierische Schicksal" als das einzig wirkungsvolle erwiesen, das das schlafende "Tier" aus seinem tödlichen "Schlummer" oder aus seinem "tierischen" Zustand wecken kann. Niemand glaubt wohl, der Tiger könne durch eine theoretische Beeinflussung so schüchtern wie ein Lamm werden und die Bluthunde könnten die Schafe durch bloße Ermahnungen lieben lernen? – Ist aber der "Verbrecher" nicht auf dem "tierischen" Gebiet seiner Mentalität mit dem Tiger und den Bluthunden identisch? – Besteht ein Unterschied zwischen seinen "tierischen" Anlagen und denen dieser Tiere? – Dass er zwar keimende Anlagen in seinem Bewusstsein hat, die den "tierischen" entgegenarbeiten, ändert nichts am Prinzip, solange diese Anlagen in seinem Bewusstsein vorherrschen. Er kann sich ganz gewiss die Vorschriften der Polizei, die Vorhaltungen des Pfarrers anhören, aber welche Wirkung würde das auf sein absolut tierisches Gemüt haben, wenn nicht Erfahrungen wie Todesstrafe, Gefängnis und Tortur der Pflug, die Egge, die Ackerwalze wären, um die in "menschlicher" Beziehung noch brachliegenden Gebiete in seiner Mentalität zu kultivieren und die im allliebenden Bereich seines Bewusstseins stark vorherrschenden Wüstengebiete in fruchtbare Landschaften zu verwandeln?
      Dies sieht vielleicht brutal aus. Aber gehört auf einen "groben Klotz" nicht ein "grober Keil"? – Je fester ein Wesen schläft, desto mehr gehört dazu, um es zu wecken. Und man kann wohl nicht leugnen, dass das Tier im Verhältnis zum entwickelten Menschen oder zu dem, was es einmal werden soll, geistig noch schläft. Und ist es nicht eine Tatsache, dass es dem verfeinerten und feinfühligen, hochintellektuellen Menschen kraft seines umfassenden Erfahrungsmaterials viel leichter fällt, einen theoretischen Unterricht zu verstehen und auszuwerten als dem primitiven Naturmenschen? – Aufgrund des stark begrenzten und ärmlichen Erfahrungsmaterials, das letzteres Wesen hat, ist es nur einem sehr primitiven und vereinfachten Unterricht gegenüber empfänglich und kann daher hauptsächlich nur durch starke und drastische Erlebnisse, wie Mord und Totschlag, Tortur und Verletzungen beeinflusst werden. Der theoretische Unterricht, der eine eingreifende Bedeutung für den Hochintellektuellen hat, wäre also für den Naturmenschen ganz wirkungslos und nutzlos, da dieser gar keine Fähigkeiten und Anlagen hat, um einen solchen Unterricht zu verstehen. Darum gibt es auch mehr Totschlag und Mord, mehr Hass und Rache in den Idealen und Vorschriften der primitiven Wesen, als in denen der verfeinerten, hochintellektuellen Wesen. Ihre schlafende Mentalität muss mit drastischeren Mitteln geweckt werden, als solchen, die zur Leitung und Führung der bis zu einem gewissen Grade schon geweckten Mentalität der hochintellektuellen Menschen erforderlich sind. Eine milde und liebevolle Ermahnung könnte die Tiere niemals zu Menschen machen, da ihre Fähigkeit, sich durch theoretischen Unterricht zu entwickeln, außerordentlich gering ist und auch nur die Form von Dressur annehmen würde. Erst wenn das Leben selbst sie mit der Kulmination der Wirkungen der brutalen und verstümmelnden Lebensweise ihres eigenen Reiches in ausreichendem Maße bearbeitet hat, kommt die Zeitperiode, wo die Liebe und die Milde ein erfolgreicher Unterricht in der Schule des Lebens, ein wohltuender Kontrast des Lichtes in der nachtschwarzen tierischen Welt sein kann.
      Und auf diese Art und Weise entsteht durch "das Böse" in der Finsternisseite des "Paradiesgartens" die Kulmination des Erlebnisses, das unmittelbar die Wirkung des Gedeihens der tierischen Anlagen ist und das Tier die äußersten Konsequenzen seiner eigenen Welt in Form der "Hölle" erleben lässt. Es erlebt ein kulminierendes finsteres Schicksal, eine Offenbarung, in der alle Einzelheiten Verletzungen, Todesqualen, Trauer, Sorgen, Not und Peinigung sind. Und nachdem sich das Tier daran sattgesehen hat, diese eigenen Erfahrungen satt hat, wacht es auf zum Schrei nach Liebe; der "verlorene" Sohn erwacht zur Sehnsucht nach dem "Vater", und die erdenmenschliche Mentalität erwacht zur Empfänglichkeit für die Welterlösung.
      Und siehe: Er, der den geringsten Seufzer der Mikrobe hört und den Gang der Gestirne leitet, vergisst sein Schöpfungswerk nicht. Göttliche Sendboten haben schon von Zeit zu Zeit ihre Stimme auf großen Teilen des Erdballs ertönen lassen. Die Atmosphäre ihrer Liebe hat schon längst den tierischen Nebel durchdrungen, die Menschheit große Strecken vorwärtsgeführt, aufwärts zum lichten Himmel der Erlösung. Und wenn auch die Rüstungsindustrie heute geschäftiger ist denn je und wenn man auch noch nie in dem Maße, wenn auch unbewusst, damit beschäftigt war, seine eigene Verstümmelung, die kommende Götterdämmerung vorzubereiten, ja, wenn man auch noch niemals in so hohem Maße von der Illusion beseelt war, dass der Weltfrieden, die Ruhe und Harmonie mit der lärmenden Kulmination der Zerstörungsmaschinen geschaffen werden kann, dann ist dies doch alles nur die Vorbereitung zum Tode des Tierreiches in der erdenmenschlichen Bewusstseinssphäre. Seine letzten Zuckungen in dieser Zone werden unheimlich werden. Sie sind aber nichtsdestoweniger die Einleitung der Krönung des Lichtes auf der Erde. Gottes Geist leuchtet unmittelbar in Form einer neuen Liebeswelle über der Erde und führt diese hinein in eine neue Epoche hoher Moral, in deren Bahn kein "Tod" vorkommen kann, auch nicht "Geschrei und Pein", denn dann geht der Engel des Friedens ungehindert über die Erde. Und in seinen Fußspuren wird "Gottes Reich" in die irdischen Kontinente und Meere hineingebracht. Der Tod ist tot und das Leben lebt. Die Freude wohnt in Schloss und Hütte. Alles ist das "Abbild Gottes". Und dieses Schöpfungswerk ist Liebe.


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