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57. Kapitel

Der Mensch als Ergebnis der fortgesetzten Entwicklung des Tieres  Wir sind hiermit durch den Teil der Finsternisseite des "Paradiesgartens" hindurchgekommen, die allmählich zu dem wurde, was im Bewusstsein und religiösen Leben des Erdenmenschen als das "Böse" bezeichnet worden ist. Wie wir gesehen haben, ist diese Seite der Mentalität an sich nichts "Böses", sondern ist die natürliche Konsequenz einer Mentalität, deren besondere Grundgesetze und Prinzipien uneingeschränkte Lebensbedingung und daher uneingeschränkt natürlich waren. Kein Wunder, dass der Erdenmensch in seinen ersten primitiven Denkzuständen diese Gesetze und Prinzipien als Religion auffassen musste. Und kein Wunder, dass dieselben Tendenzen noch im modernen Menschen in desto höherem Grade nachgewiesen werden können, je näher seine Entwicklungsstufe den vorzeitlichen Stadien steht. Und man pflegt zu sagen, dass ein solches Wesen "primitiv" ist. Wer sind die "Verbrecher" einer modernen Staatsgemeinschaft? – Was sind ihre "Diebe" und "Räuber"? – Sind das nicht alles Wesen, die irgendwie auf eine im Verhältnis zu den heutigen Begriffen viel zu starke Weise das Prinzip ausgeübt haben: "jeder ist sich selbst am nächsten"? – Sind ihre "Mörder" nicht Wesen, die, wenn auch unbewusst, mehr oder weniger "Helden" nach dem vorzeitlichen Religionsstadium sein wollen, wo der Weg nach "Walhalla" über das glorreiche Töten ging und wo auch die Ermordeten dieses "Himmelreiches" sicher waren? – Was ist "Jähzorn"? Ist das nicht der in der erdenmenschlichen Mentalität vorkommende Rest des Temperaments, das den Überfall des Tigers auf sein Opfer bewirkt und ihn zu einem unerbittlichen Töter macht? – Was ist Neid, Eifersucht und Unduldsamkeit? – Drücken sie nicht die viel zu starke Verherrlichung der eigenen Rechte, des eigenen Wissens und der eigenen Auffassungen des Wesens aus? – Und werden diese Anlagen nicht zu besonderen Sakramenten des Egoismus oder der Selbstanbetung? – Und werden sie nicht zu starken Beweisen dafür, dass das tierische Motto: "jeder ist sich selbst am nächsten" noch in dem Wesen vorhanden ist, das einmal zum "Abbilde Gottes" werden soll? –
      Wenn aber alles, was solcher Art zum Begriff des "Bösen" gehört, wenn das alles natürliche Konsequenzen von den im Wesen noch nicht ausgelebten natürlichen Anlagen sind, dann sind die "Verbrecher" ja keine "Verbrecher" im wahren Sinne des Wortes, sondern jüngere Seelen in der menschlichen Gemeinschaft. Da sie dadurch den Tieren näher stehen, ist es nur natürlich, dass sie in größerem Grade die Verwandtschaft mit diesen Wesen enthüllen müssen als die Personen, die in der Entwicklung etwas weiter von der "tierischen" Zone fortgekommen sind. Wenn es nicht so wäre, dann gäbe es ja keine Entwicklung, gäbe es ja keine Primitivität, gäbe es ja keine "Naturmenschen", gäbe es keine Zivilisation, denn dann würden ja alle Menschen auf derselben Stufe stehen. Und der individuelle Unterschied, der dann zwischen den Erdenmenschen bestände, wäre nicht größer als der zwischen den Tieren. Und dort, wo die Tiere in ihrem freien Zustand außerhalb der Einwirkung der Menschen leben, hat dieser Unterschied zwischen den einzelnen Geschöpfen ja keinen großen Spielraum. Singt die eine Lerche nicht wie die andere? – Und ist der Flug der einen Möwe nicht aus derselben Schule wie der der andern hervorgegangen? –
      Dass es individuelle Unterschiede zwischen den Geschöpfen einer Rasse gibt, kann nicht geleugnet werden, aber sie sind so gering, dass sie allgemein nur vom Forscher gesehen werden können, nicht von der Allgemeinheit. Dies ist dagegen beim Menschen nicht der Fall. Hier ist der individuelle geistige Unterschied zwischen den Wesen eine allgemeine Tatsache. Hier wissen alle, dass es primitive Wesen gibt, während andere hochintellektuell sind. Hier gibt es "gute" Wesen, während andere besonders "böse" sind, usw. Und dies ist ja gerade die Analyse der individuellen Unterschiede zwischen den Erdenmenschen, die, wie wir eben erwähnt haben, der unerschütterliche Beweis für ihre "tierische" Herkunft ist, denn die genannten Unterschiede zusammen weisen eine haarfeine, unabweisbar steigende Skala in einer Entwicklung auf, die von den "tierischen" Anlagen, von den "tierischen" Lebensbedingungen fortführt. Wäre der Mensch nicht mit der fortgesetzten Entwicklung des "Tieres" identisch, wie können dann so große Teile seiner Mentalität, von seinen körperlichen und geschlechtlichen Entfaltungen gar nicht zu reden, mit "tierischen" Anlagen und Naturen übereinstimmen? – Wie kann es sein, dass die Mentalität einiger Wesen der der "Tiere" näher steht als die anderer? – Und wie kann es die sogenannte Entwicklung überhaupt geben? – Ist Entwicklung nicht eben "Gottes Schöpfung des Menschen"? – Ist das Tier nicht eben die "Erde", der "Lehm", der sich für diese Schöpfung am besten eignet? – Denn niemand hat sich wohl vorgestellt, dass eine Lehmmischung, aus der man in Ziegelbrennereien Mauersteine und Dachziegel, Entwässerungs- und Abflussrohre herstellt, besser geeignet wäre? –
      Nein, nur durch die "Entwicklung" wird der Bericht der Bibel von der "Schöpfung des Menschen" zur unerschütterlichen Tatsache. Und nur durch sie allein wird die Schöpfung zum Prozess der Liebe, der eines allliebenden Gottes würdig ist. Nur durch sie allein wird der Mensch aufwärts zu Gottes eigenem Wesen, zu seinem eigenen "Abbilde" auf so kleinen und angepassten Stufen geführt, dass er selbst das Wachsen gar nicht spürt, dass er durch seine eigene Verwandlung gar nicht gehindert oder belästigt wird. Man hat noch nie gesehen, dass die Entwicklung sprungweise vor sich geht. Sie offenbart sich vielmehr ausschließlich in feinen, unmerkbaren Schritten, die natürlich zuweilen etwas schneller und zuweilen etwas langsamer gehen, je nachdem wie es am liebevollsten in die Schicksalsverfassung, in die Wünsche und in das Begehren des Wesens hineinpasst.


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