Stern-Symbol im Menü


Lesen und suchen im Das Dritte Testament
   Kap.:  
(0-96) 
 
Erweiterte Suche
Logik - Inhaltsverzeichnis   

 

 

42. Kapitel

Die Austreibung aus dem Paradies  Wo aber ist dieser Garten Eden, und was sind das für Wesen in ihm, die in speziellen maskulinen und femininen Manifestationen kulminieren? – Die Erdenmenschen können es nicht sein, denn sie sind, wie wir schon gestreift haben, sehr weit davon entfernt, Fachleute in der hundertprozentigen Einhaltung des sechsten Gebotes zu sein. Sie halten dieses Gebot nur in sehr geringem Ausmaß ein, und wo sie es wirklich erfüllen, geschieht das nicht einmal aufgrund angeborener natürlicher Anlagen, sondern aufgrund einer großen geistigen Mauer. Es fällt nicht allen gleich leicht, diese zu durchbrechen, weshalb sie sich mehr oder weniger unfreiwillig innerhalb von ihr halten müssen.
      Die Materialien, aus denen diese Mauer gebaut ist, sind die Religionen, das landläufige Gesetz- und Rechtswesen, Sitten und Gebräuche. Und der Name der Mauer ist "Moral".
      Wenn es diese Mauer nicht gäbe, wie würde es dann mit der Einhaltung des sechsten Gebotes aussehen? – Wäre "Sodom" und "Gomorra" nicht eine noch viel verbreitetere Tatsache, als es bereits der Fall ist? –
      Wie verhält es sich nun aber mit den "Tieren", die in ihrem freien Naturzustand leben? Sie haben keine Religion, sie haben kein Gesetzes- und Rechtswesen. Sie denken nicht an Sitten und Gebräuche und können sich deshalb keine Mauer bauen, um dahinter ihre Ehe zu bewahren und zu beschützen. –
      Nein, das können sie nicht. Aber das ist auch nicht notwendig. Sie tragen das Ehegesetz in ihrem Herzen. Das Allgemeingültige ist nämlich, dass das Ehegesetz eine alles beherrschende natürliche Veranlagung bei diesen Wesen ist. Es herrscht in ihren Instinkten, in ihrem wahren Wesen. Es ist ihre Lebensbedingung. In ihrem Bewusstsein existiert kein anderes Gedankenklima als das ehe- oder befruchtungsfördernde. Ihr höchstes Erleben des Lebens ist die Ehe unter der einen oder anderen Form. Sie sind nicht von Priestern oder von Behörden getraut. Sie haben keinen Trauschein. Und doch wird ihre Ehe nur vom Tode aufgelöst. Die Stabilität ihrer Ehe beruht ausschließlich auf völliger Gegenseitigkeit bei den Ehegatten und nicht auf irgendwelchen behördlichen Maßnahmen.
      Folglich wird eine Gemeinschaft aus solchen Wesen als die kulminierende Zone der Ehe erkennbar, als der wahre "Garten Eden". – Die Tiere sind die Wesen, die man mit Recht als "Adam" und "Eva" bezeichnen kann.
      Aber es gibt ja den sogenannten "Sündenfall" und die "Austreibung aus dem Paradies". Es gab also etwas, was bewirkte, dass "Adam" und "Eva" nicht für immer in diesem "Lustgarten" bleiben konnten. Da dieser Garten die Kulminationszone der "Ehe" ist, kann man ihn ebenso gut als den "Lustgarten der Ehe" bezeichnen. Das höchste Licht, die größte Seligkeitsempfindung in ihm, ist die Empfindung der maskulinen und femininen Wesen, sich gegenseitig zu besitzen, und sie wird zur Kulmination durch die dauernde Wiederholung des Erlebnisses dieser zwei Wesen, "sich eins miteinander zu fühlen". Dies war die höchste Manifestation Gottes in diesem Garten. Dies war "die Stimme Gottes, des Herrn, die durch den Garten rief". Dies war die Erfüllung dessen, dass sie noch niemals vom "Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen" gekostet hatten.
      Für das Lebewesen offenbart Gott seine eigene erhabene Natur als nicht stillstehend. Die Wesen können es nicht aushalten, dauernd immer nur eine einzelne besondere Seite der Manifestation seines Wesens zu sehen. Und "Adam" und "Eva" konnten sich nicht in alle Ewigkeit damit begnügen, ihn in Form eines lebenslänglichen Eigentumsrechts auf ein Wesen des andern Geschlechts zu erleben. Sie konnten es auf die Länge nicht unterlassen, "vom Baum der Erkenntnis zu essen".
      "Vom Baum der Erkenntnis zu essen" bedeutet in diesem Falle, Gedanken oder Interesse an Dingen zu bekommen, die nicht dauernd das Bestehen des "Gartens Eden" oder der Ehezone bewahren. Aber das Interesse an der Manifestation von Dingen, die nicht die Ehe erhalten, kann ja nur ihr Bestehen stören, insonderheit, da die Vollkommenheit dieses Bestehens ausschließlich auf der ungeteilten Gesamtheit des Lebensinteresses des Wesens, d.h. auf seiner gesamten Lebensenergie, beruht.
      Und da die Ehe ja die höchste Seligkeitsempfindung der Zone, ihre höchste Lebensbedingung war, bedeutet dieses Interesse der "Gartenbewohner" an anderen Dingen ja, dass sie ihr eigenes Lebensglück zerstören. Man kann jedoch nicht sehr lange sein eigenes Lebensglück zerstören, ohne dessen Abnehmen festzustellen. Man macht bittere Erfahrungen, erfährt Leiden und Schmerzen. Da dies aber wieder Erkenntnisse oder Weisheit gibt, wird die "verbotene Frucht" der Weg zur Kenntnis des "Guten" und "Bösen". Dies ist wieder dasselbe wie die Erkenntnis vom göttlichen Weltplan. "Der Baum der Erkenntnis" stellt also symbolisch den göttlichen Weltplan dar. Aber das Erleben dieses Planes ist ja dasselbe wie der "Heilige Geist". Dieser Geist war also die "verbotene Frucht" im "Garten Eden". Der Genuss dieser "Frucht" ist also gleichbedeutend mit der "Austreibung aus dem Paradiese". – Wo die Zone des "Heiligen Geistes" zunimmt, muss die Ehezone abnehmen. Je mehr man diese "Frucht" begehrt und genießt, desto ungeeigneter wird man, die Bedingungen zu erfüllen, die notwendig sind, um im "Lustgarten des Paradieses" zu sein.
      Aber der Genuss dieser "Frucht" gab ja die Erkenntnis von "Gut" und "Böse". Und die erste neue Erkenntnis, welche die Übertretung mit sich brachte, war die ihrer "Nacktheit". "Adam" und "Eva" entdeckten nach dem Sündenfall, dass sie "nackt" waren, d.h., sie fingen an, geistig zu frieren. Der "verbotene" Weg fing an, Konsequenzen zu haben. Durch ihre Übertretungen wurde ihrem "Schicksal" etwas hinzugefügt. Diese Erweiterung wurde das "Böse", wurde die Kälte der Mitwesen. Im Verhältnis zu dieser Erweiterung des Schicksals, dieser "Kälte", wurde die "Wärme" ihres gewohnten Lebensglücks zu klein. Sie konnte sie nicht beschützen, und sie bedeckten sich mit "Feigenblättern". Ein neues Dasein hatte damit begonnen. "Adam" und "Eva" gingen den Weg, der aus dem "Garten Eden" herausführt, fort vom Glück und der Sorglosigkeit, fort vom Licht oder vom "Baum des Lebens". Sie glitten in die Finsternis hinein, in die Zone der Schmerzen und Leiden, wo die Erde "verflucht" ist, wo die Frau "ihre Kinder mit Schmerzen gebären" muss, wo der Mann "sein Brot im Schweiße seines Angesichts" essen, wo er "sich mit Kummer von der Erde (vom Baume der Erkenntnis) sein Leben lang nähren soll".
      Auf dieser Wanderung begegnen wir "Adam" und "Eva" viele, viele Tausende von Jahren später wieder, immer noch auf der Wanderung aus dem "Garten Eden", aus der Zone der Ehe heraus, immer noch vom "Baume der Erkenntnis" essend.
      Das viele Genießen vom "Baum der Erkenntnis" hat ihnen große Kenntnisse vom "Bösen" gegeben. Sie wurden Experten darin, die Finsternis zu offenbaren. Sie tragen alle das "Kainszeichen". Sie sind reine Genies darin, sich gegenseitig zu tyrannisieren, zu martern und zu peinigen. Und auf diesem ihrem Vivisektionsgenie beruht die "Hölle". Die Erde ist der Schauplatz der "Hölle" geworden. Und "Adam" und "Eva" oder die Bewohner dieser "Hölle" sind heute als die irdische Menschheit wiederzuerkennen. Der irdische Mann, die irdische Frau sind also "Flüchtlinge aus dem Paradies", die im Augenblick die finsterste Zone des Lebens durchwandern.
      Diese "Flüchtlinge" sind die "Erde", der aufgrund ihres vielen "Genießens vom Baum der Erkenntnis" "der Odem des Lebens" eingeblasen wird. "Adam" und "Eva" sind der werdende wahre Mensch, der sich in der Schöpfung "zum Abbild Gottes, ihm gleichend" befindet. – Ihr dauernder "Genuss vom Baum der Erkenntnis", ihre dauernde Übertretung der Gesetze dieses "Paradieses", schließt sie von einer Rückkehr dorthin aus. Aber "in des Vaters Hause sind viele Wohnungen". Und der werdende Mensch eilt einem neuen Wesenszustand zu, zum Licht einer schönen Zone in der Ferne. Ein neues und verherrlichtes Paradies wartet auf den verlorenen Sohn. Der Strahlenglanz Gottes ist wirksam, selbst in der tiefsten Finsternis des Lebens.


Kommentare bitte an das Martinus-Institut senden.
Fehler- und Mängelanzeigen sowie technische Probleme bitte an Webmaster senden.