Stern-Symbol im Menü


Lesen und suchen im Das Dritte Testament
   Kap.:  
(0-96) 
 
Erweiterte Suche
Logik - Inhaltsverzeichnis   

 

 

38. Kapitel

Die Sehnsucht danach, alle anderen Lebewesen zu liebkosen, macht das Geschöpf "eins mit dem Vater"  Wenn also Liebe und Sexualität dasselbe ist, wie kann es dann möglich sein, dass man dies im täglichen Leben nicht so auffasst? Das ist so, weil der Erdenmensch in einer Zone lebt, wo er grundlegend davon abgeschnitten ist zu erleben, dass Schwingung und Bewegung, alle Schöpfung, alles Dasein, alles Wahrnehmen, alles Erleben des Daseins "sehr gut" ist. Dass alles sehr gut ist, das ist das Ergebnis, zu dem schließlich alle Forschung kommen wird. Wenn aber alles sehr gut ist, dann ist ja alles ein Erleben von Liebe. Liebe ist wieder in ihrem höchsten Hervortreten dasselbe wie die Kulmination des Begehrens danach, selbstlos zum Wohlgefallen und Behagen für alle anderen Wesen zu sein. Begehren ist dasselbe wie Anziehung. Liebe wird dadurch als die Kulmination der wahren Anziehung ihres Urhebers zu allen übrigen Lebewesen im Dasein wie auch als die Kulmination der harmonisch angepassten Berührung aller anderen Lebewesen durch ihren Urheber im Dasein sichtbar. Diese Anziehung und harmonisch angepasste Berührung schafft wieder das Gedankenklima des "Heiligen Geistes", das ja eben die Empfindung der Erfüllung dieses Begehrens ist, die Empfindung, "eins mit allen anderen Lebewesen zu sein", die Empfindung, "eins mit dem Vater" zu sein.
      Sich "eins" mit allen Lebewesen zu fühlen heißt, die Leiden, die Freuden, die Sorgen und den Kummer aller Lebewesen an den betreffenden Stellen in der eigenen Mentalität zu fühlen. Sie sind etwas vom eigenen Körper geworden, sie werden Teil von einem selbst. Für einen selbst hat ihr Wohl und Weh die gleiche Bedeutung wie das eigene Wohl und Weh.
      Ist aber unser "Nächster" auf diese Art Teil von uns selbst geworden, dann ist es ja ganz natürlich, diesen "Nächsten" zu lieben, wie man sich selbst liebt. Damit aber dieser Nächste ein Teil von uns selbst werden kann, muss er unserer Mentalität auf dieselbe Weise angekuppelt werden wie ein Eisenbahnwagen an einen Zug, um eins mit diesem zu werden. Wie dieses Ankuppeln nicht ohne Bindeglied vor sich gehen kann, kann die Ankupplung der Wesen aneinander auch nur mit Hilfe eines Bindegliedes geschehen. Dieses Bindeglied ist ja eben das starke Begehren, eins mit den andern Wesen zu sein, d.h., es ist eine unerschütterliche, unabweisbare Sehnsucht danach, andere Lebewesen im Dasein selbstlos an sich zu drücken, zu umarmen, zu liebkosen und ihnen Behagensempfindungen oder Wohlbehagen zu verschaffen. Dieses Begehren und seine Erfüllung ist wirkliche Liebe oder Allliebe. Sie ist das Bindeglied zwischen allen Lebewesen im Dasein. Und ihre Empfindung als Gedanke oder als Denken ist der "Heilige Geist". Dieser Geist ist also das Bindeglied, welches das Geschöpf fest an alle anderen Wesen und Dinge im Dasein knüpft und wodurch es "eins mit dem Vater" wird.
      Die Zone jedoch, in der die eheliche Liebe das Leben beherrscht, ist nicht die Kulminationszone der Allliebe, sondern deren embryonale Zone. In einer Zone aber, in der die Allliebe bisher lediglich im Embryozustand existiert, kann man nicht viel Milde, Humanität und Liebkosung erwarten. Hier können sich vielmehr die entgegengesetzten Tendenzen – Brutalität und Selbstsucht – breitmachen. Und diese Zone ist daher ja auch die Heimat des "tötenden Prinzips".
      Das Einzige, was hier die Allliebe repräsentiert, ist das Gatten- und Eheprinzip. Und nur in ihm kann man einen schwachen Abglanz des starken Bindegliedes erleben, das die Geschöpfe der höheren Welten in kulminierender Seligkeit vereint.
      Das in Romanen und Dichtungen so hochgepriesene irdische Glück, das in der Führung zweier ineinander verliebter Wesen zum Brautbett und in ihrem Erlebnis besteht, sich "eins" miteinander zu fühlen, ist somit nur eine Art Mondschein verglichen mit dem Sonnenschein des wahren Glücks. Es ist nur die Morgendämmerung des Sonnenlichtes, die das Kommen des Tages verheißt. Der Erdenmensch befindet sich nur im ersten Morgengrauen des Lebens.


Kommentare bitte an das Martinus-Institut senden.
Fehler- und Mängelanzeigen sowie technische Probleme bitte an Webmaster senden.