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34. Kapitel

Wenn "Verliebtheit" das Eigentumsrecht über ein anderes Wesen zur Lebensbedingung macht  Wenn "Verliebtheit", wie wir gesehen haben, in Wirklichkeit die Kulmination von Egoismus auslöst und damit das wirkliche Fundament für die Auswirkung des "Bösen" ist, wie kann es dann sein, dass man sie in so großem Ausmaß "Liebe" nennt?
      Man nennt sie in so großem Ausmaß "Liebe", weil ihre Energie bei der Besitzergreifung des Wesens eine Verbindung mit dessen Liebesfähigkeit eingeht, die dadurch zur Auslösung in einer einzigen bestimmten Richtung stimuliert wird, nämlich in Richtung der Person, die das auslösende Moment für die "Verliebtheit" ist. Die Natur der "Verliebtheit" besteht also darin, alle Gefühlskräfte des Wesens zur Erreichung der Gegenseitigkeit der Verliebtheit bei einem anderen Wesen zu mobilisieren.
      Wenn ein anderes Wesen sich in einen verliebt, bedeutet das also, dass man die besondere Ausstrahlung, die Natur, das besondere Erscheinen hat, welche die sympathischen Energiezentren des verliebten Wesens, die in Wirklichkeit alle zur Liebe gehören, zum eigenen Vorteil in verstärkte Schwingungen setzt. Da die sympathischen Energiezentren des "Verliebten" in verstärkte Schwingungen versetzt werden, entsteht ganz natürlich ein verstärktes Sympathiegefühl für den "Geliebten", der ja der Verursacher der Empfindung ist. Da Verliebtheit somit zu einem verstärkten Sympathiegefühl wird und da Liebe ihrer Natur nach auch Sympathiegefühl ist, müssen sich diese beiden Realitäten auf einem gewissen Gebiet unvermeidlich sehr ähneln, wodurch sie genau gleich erlebt werden. Dies ist der Grund dafür, dass Verliebtheit als "Liebe" ausgerufen, beschrieben und gepriesen wird und dass alle Romane, welche die Verliebtheit beschreiben, "Liebesromane" genannt werden. Sie sind in Wirklichkeit nur "Verliebtheitsromane". Sie sind alle auf mehr oder weniger stark hervortretenden Widerwärtigkeiten, Kämpfen und Schwierigkeiten aufgebaut, die überwunden werden müssen, um das Eigentumsrecht auf das "geliebte" Wesen zu erreichen; sie sind somit keine "Liebes-", sondern "Egoismusromane".
      Da Verliebtheit in der Zone, wo sie zu Hause ist, die normale Empfindung des Lebens ausmacht, ist ihre Befriedigung in dieser Zone eine Lebensbedingung. Der Selbsterhaltungstrieb des Wesens fordert, dass das "geliebte" Wesen Eigentum werden muss, weil die Empfindung dieses Eigentumsrechts die einstweilige Kulmination des Erlebens und Genusses des Lebens ist, weil sie Lebensglück und Frieden des "Verliebten" bedeutet.
      Das, was die Verliebtheit eigentlich auslöst, ist nicht der Wille des "geliebten" Wesens, sondern sein Körper, seine Ausstrahlung, sein Charme. Daher ist nicht immer der Wille des "geliebten" Wesens im Einklang mit dem Willen des "verliebten" Wesens. Das bedeutet also, dass der "Verliebte" nicht immer Gegenliebe findet. Die Ursache hierfür ist, dass das verliebte Wesen nicht immer genau das Aussehen, das Auftreten und den Charme hat, die gerade nötig sind, um die sympathischen Anlagen bei dem "geliebten" Wesen zu stimulieren. Dadurch entsteht die sogenannte "unglückliche Liebe". Dieser unbehagliche, unangenehme menschliche Zustand beruht also darauf, dass alle sympathischen Anlagen des "Verliebten" mobilisiert sind, um ein brennendes Begehren nach Gegenliebe oder Liebkosung von dem Wesen auszulösen, das selbst ganz davon ausgeschlossen ist, diese Gegenleistung aufbringen zu können, da seine sympathischen Anlagen nur von einer ganz anderen Art von Menschen in Schwingung gesetzt werden können als derjenigen, welcher der unglückliche Verliebte angehört. Dass eine solche hoffnungslose Verliebtheit das verliebte Wesen martert und es in einen dauernden unglücklichen Zustand versetzt, der zuweilen schließlich seinen Willen zum Leben schwächt, es in einen Abgrund von Lastern führen kann, der mit Geisteskrankheit und Selbstmord enden kann, das sind Tatsachen, die viele Menschen im täglichen Leben aus nächster Nähe oder auf Abstand erlebt haben.
      Aber es kann auch geschehen, dass eine aufrichtige, gegenseitige Verliebtheit erlischt, weil sie bei dem einen der Partner plötzlich nachlässt. Die Ursache hierfür ist in der Regel, dass der betreffende Partner eine andere Person getroffen hat, deren Körper und Charme eine noch größere Fähigkeit hat, seine Verliebtheits-Energien zu mobilisieren, als es der bisherige Partner vermochte. Wenn dieser Partner Gegenliebe findet, ist die Folge hiervon sehr oft, dass er das vorher "geliebte" Wesen verlässt, um dem neuen "anzugehören". Dieses Verlassenwerden schafft natürlich eine große Leere im Seligkeitsgenuss des Verlassenen, dessen Verliebtheit ja noch nicht ausgelebt oder vorbei war. Da dieser Seligkeitsgenuss, der also auf dem Zusammenleben mit dem entschwundenen Wesen beruhte, mehr oder weniger seine Lebensbedingungen oder die Grundlage für seine Lebensfreude geworden war, erzeugt dieses "Verlassenwerden" in vielen Fällen eine ungestüme Reaktion in seinem Bewusstsein. Diese Reaktion äußert sich ganz natürlich in einer hartnäckigen Bekämpfung der Ursachen, die das Verlassen des "geliebten" Wesens auslösten. Die Hauptursache ist ja das fremde Wesen, das die Verliebtheit oder Sympathie des "untreuen" Wesens gewann. Das Gedankenklima, das diesen Kampf beherrscht, nennen wir "Eifersucht".
      Dass dieser Kampf, diese "Eifersucht" sich über das ganze Register des "tötenden Prinzips" erstreckt, von Unehrlichkeit bis zu Mord, von Totschlag bis zu Selbstmord, ist allen so bekannt, dass ich es nicht näher zu beschreiben brauche; wie es auch allgemein bekannt ist, dass das zerstörte Verhältnis als "Martyrium" empfunden wird, wenn der "Eifersüchtige" nicht siegen kann, sondern den Kampf aufgeben muss und es als hoffnungslos betrachten muss, das "geliebte" Wesen zurückzugewinnen. Die Mobilisierung der sympathischen Anlagen für das "geliebte Wesen" hört auf, und dieses wird mehr und mehr als der "böse Geist" des verlassenen "Verliebten", als ein "Verbrecher", als "Schurke" usw. angesehen. Ein glühender Hass entflammt nun oft dort, wo vorher alles intensive Sympathie war. Und der werdende Mensch jammert und stöhnt unter der Grausamkeit des Tieres in seinem Innern. Das verlorene Eigentumsrecht hat den Frieden zunichte gemacht, gibt der Finsternis Nahrung. Der Egoismus blüht und gedeiht, das Selbst ist alles. Der Nächste oder die Mitwesen bedeuten nichts. Die "Verliebtheit" hat ihre Mission erfüllt. In ihren Fußspuren folgen Hass, Krieg und Tod.
      Eine menschliche Gemeinschaft jedoch, eine Welt, eine kollektive Mentalität, die aus Einheiten mit einer solchen Analyse besteht, kann unmöglich die Heimat des Friedens und der Liebe sein. Solange "Verliebtheit" das Eigentumsrecht auf ein anderes Wesen zur Lebensbedingung in unserem Bewusstsein macht, hat man keine Möglichkeit, keine Voraussetzungen, das größte Gebot des Daseins zu verstehen: "liebet einander"! So lange ist "das Reich Gottes" nur eine schöne Verheißung, eine Zone, die noch nicht über unserem Horizont in der Ferne aufgetaucht ist.


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