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Logik - Inhaltsverzeichnis   

 

 

30. Kapitel

Die moderne Wissenschaft bildet "den Heiligen Geist" in embryonalem Zustand  Materialismus oder Gottesleugnung ist also ein stets wiederkehrendes Problem bei jedem Übergang vom Natur- zum Kulturzustand. Aber allmählich hat man sich an das klare Licht der Intelligenz gewöhnt und beginnt nun erst richtig, mit ihm "sehen" zu können. Und da beginnt die Gottesverehrung zurückzukehren, aber in viel schönerer und edlerer Form, da sie nun die Logik des Weltplans oder die Weltintelligenz als Grundlage erhält. Und der Materialist eilt, nachdem sich allmählich auch die anderen Geistesgaben, Gefühl und Intuition, zur Höhe seiner Intelligenz hinentwickeln, dem großen Licht, der großen Einweihung oder Verklärung entgegen, die den "Dornenbusch vor Moses brennen" ließ, welche die Apostel "in anderen Zungen sprechen" ließ, die den Saulus einen Paulus werden ließ und einen Buddha, Jesus und Mohammed zu Welterlösern machte.
      Weil die dämmernde Intelligenz, das viele materielle Wissen im Anfang, das Geschöpf blendet und es damit eine Zeitlang in unbewusster Blindheit vor dem Gottesproblem belässt, ist es richtig, dass der Naturmensch auf eine Art der Gottheit näher steht als "der Professor", oder wie Christus es ausdrückt: "Selig sind, die geistig arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich". Dem Einfältigen oder geistig Armen fällt es leichter, einen guten Glauben an die Existenz einer Vorsehung aufgrund der Berichte anderer zu haben als dem Wissenschaftler mit seinem großen Wissen von Größenverhältnissen, Zeit und Raum, Geschwindigkeiten und Maßen, die er noch in keiner Weise als Beweismaterial für Leben identifizieren oder anwenden kann, weshalb er sich damit begnügen muss, das Ganze "Natur" zu nennen. Und dies ist der Grund, warum "die Natur" in Wirklichkeit noch in großem Ausmaß nur ein totes und kaltes Problem ist, eine Art geistige "Rumpelkammer", in die er schließlich doch alles hineinwerfen muss, was er nicht versteht.
      Wie ich aber schon sagte, ist dieser Zustand nur vorübergehend. Wie wir nicht plötzlich von einem sehr tiefen und nachtschwarzen Dunkel, in dem wir längere Zeit verweilten, in das klare Licht des Tages kommen können, ohne geblendet zu werden, können wir hier auch nicht plötzlich von einem dunklen und primitiven Naturzustand zu einem hochintellektuellen Zustand kommen, ohne geblendet zu werden.
      Dieser intellektuelle Zustand, dieses viele neue Wissen oder diese Wissenschaft, dieser neue Bewusstseinszustand, der seiner ersten Instanz nach ja eben auf der Gewissheit von materiellen Verhältnissen und Einzelheiten beruht, beschäftigen natürlich das hierfür empfängliche Gemüt vollständig. Sie sind ein so außerordentlich vollkommener Kontrast zu dem früheren Bewusstseinszustand desselben Geschöpfes, der nur auf dem Glauben an Dogmen, auf dem Glauben an religiöse Erscheinungen, auf dem Glauben an Dinge beruhte, die durch materielle Größenbegriffe und Zahlen nicht zu Wissen werden konnten, dass dieser Bewusstseinszustand als unwirklich, veraltet, kindlich oder naiv völlig verdrängt wird. Absolute Gewissheit bei seinem Denken zu haben, ist ein so großer Genuss, ist ein so großer inspiration-, energie- und freudeweckender Faktor, dass das Geschöpf hierbei eine Begegnung mit dem Paradies gefunden hat. Dieses Paradies ist also die heutige "moderne Wissenschaft", und all seine Einwohner oder Bewohner sind solche Personen, die mehr oder weniger ihren "Kinderglauben" oder den Glauben an alle Religion verloren haben, Personen, die hauptsächlich nur absolut materielle Konkretheit anerkennen. Die Atmosphäre oder Glorie dieses Paradieses wird im täglichen Leben als "Materialismus" oder "Irreligiosität" bezeichnet. "Irreligiosität" ist somit die Blendung, die entsteht, wenn das Schicksal des Geschöpfes seine Begegnung mit dem beginnenden intellektuellen Zustand herbeiführt. Dieser Zustand muss notwendigerweise in erster Instanz physisch, materiell sein, da das Geschöpf hauptsächlich dort seine Fähigkeiten und sein Erfahrungsmaterial hat. Und allmählich, je mehr sich das Leben des Geschöpfes auf solche Weise auf Tatsachen gründet, desto unhaltbarer wird ein Dasein voller Ungewissheit und Glauben, und die Irreligiosität tritt ein. Das Geschöpf kommt dadurch notwendigerweise zu anderen Ergebnissen. Da diese der erste schwache Beginn des wirklichen Wissens sind, weichen sie stark von jenen Ergebnissen ab, an die sich die am höchsten entwickelten Gläubigen halten, denn jene Ergebnisse sind die allerhöchsten Ergebnisse des wirklichen Wissens.
      Der Unterschied zwischen dem Irreligiösen und dem am höchsten entwickelten Religiösen ist also, dass der Erstere die ersten oder zartesten Ergebnisse des wirklichen Wissens als Tatsache besitzt, während der Letztere im Glauben an die höchsten Ergebnisse des wirklichen Wissens lebt. Auch hiermit wird Jesu Wort von den "Geistesarmen" zur Tatsache. Der Einfältige oder der "geistig Arme" lebt im Glauben an die wirklichen Ergebnisse des Lebens, im Glauben an ein wirkliches Lebewesen in allen Dingen, im Glauben an Unsterblichkeit und an eine helfende Allmacht. Der beginnende Intellektuelle hat dagegen durch sein zunehmendes Begehren nach Wissen in entsprechendem Grade die Fähigkeit verloren, glauben zu können. Und da sein Wissen erst im zartesten Anfang ist, kann er sich nicht Wissen von den allerhöchsten Gebieten des Lebens aneignen, in denen gerade die höchsten religiösen und ewigen Ergebnisse vorkommen. In dieser Beziehung muss er notwendigerweise jede Fühlung mit diesen Ergebnissen verlieren. Stattdessen hat er also das beginnende materielle Wissen. Aber dieses umfasst ja rein primitive, physische Einzelheiten und Gebiete und gibt, wie der Leser schon weiß, nur Ergebnisse, die mit Größenbegriffen, d.h. mit Maß, Gewicht, Zeit, Raum, Schwingungen und Geschwindigkeiten, identisch sind.
      Aber dieses Gefühl, absolutes Wissen zu besitzen, selbst wenn es nur die Kenntnis von rein physischen Einzelheiten umfasst, ist ein so großes Glücksgefühl, dass es, wie schon gesagt, das Geschöpf, obwohl ihm selbst ganz unbewusst, vollständig blendet, d.h., dass es in seinem Bewusstsein geradezu die Auffassung erzeugt, dass es mit seiner materiellen Forschung alles beobachten, sich Wissen von allem aneignen kann. Da diese Auffassung ja gänzlich falsch ist, weil die religiösen Ergebnisse zusammen unerschütterliche Analysen der tragenden Grundlage des Weltalls sind und auf einem Wissen beruhen, das man sich nur durch eine viel fortgeschrittenere Entwicklung als die physische aneignen kann, entsteht die Irreligiosität.
      Die höchsten religiösen Ergebnisse, die ja die totale Lösung der wirklichen Wahrheit oder des Welträtsels sind, bilden also ein Wissens- oder Ergebnisgebiet, das nur mit Hilfe eines viel, viel größeren Erfahrungsvorrates bereist werden kann als mit jenem, auf dem die rein materiellen oder physischen Aufklärungen beruhen. Und im selben Maße, in dem einem Forscher dieser größere Erfahrungsvorrat gerade fehlt, der, näher bezeichnet, hauptsächlich aus Leidens- oder Gefühlserfahrungen besteht, kann er alle Religiosität und die dazu gehörenden Einzelheiten nur als Aberglauben, Naivität und Unwirklichkeit auffassen.
      Aber dieser Zustand von Materialismus oder Irreligiosität ist nur ein Stadium auf dem Weg, den absolut alle mehr oder weniger wandern müssen, da das materielle Wissen bis zu einem gewissen Grade die Pforte zum kosmischen Wissen ist, jedoch sind es nur die Leidenserfahrungen, die diese Pforte öffnen können.
      Die moderne Wissenschaft ist somit in Wirklichkeit der Anfang oder die Vorbereitung zur Manifestation des "Heiligen Geistes" auf Erden. Der Heilige Geist ist, wie den Lesern schon bekannt ist, die Bewusstseinsschicht, die das allerhöchste Wissen vom Weltall und Dasein bildet. Und hiervon ist die moderne Wissenschaft also der erste zarte Anfang, der erste schwache Anlauf. Sie ist der "Heilige Geist" in embryonalem Zustand. Sie ist "das Reich Gottes" in seinem Werden.
      Irreligiosität ist somit nur die Blendung, die entsteht, wenn das Schicksal des Geschöpfes es vom Glaubensdasein zum Wissensdasein führt. Diese beginnende Intellektualität, diese beginnende Durchforschung der einzelnen Dinge muss natürlich die ganze Energie des, geistig gesehen, kindlichen Geschöpfes in Anspruch nehmen, und es muss vorläufig die großen Ergebnisse und die kosmische Wirklichkeit des Lebens, an die es zuvor entweder in seinem jetzigen oder in früheren Leben geglaubt hat, aus den Augen verlieren und tritt deshalb als "Materialist" hervor. Und je schneller sich dieser Übergang von Unwissenheit zu Wissen, von Dunkel zu Licht vollzog, desto größer die Blendung, d.h. desto größerer Materialismus oder desto größere Irreligiosität.
      Wenn der Übergang dagegen langsam vor sich geht, wird man nicht geblendet, weder vom materiellen noch vom intellektuellen Licht.
      Aber in unseren Tagen geht die Entwicklung ja nicht gerade langsam vor sich. Wir befinden uns in einer Periode, in der die Entwicklung, von gewissen Gesichtspunkten aus gesehen, mit Riesenschritten vor sich geht. Und dieser schroffe Übergang schafft die moderne Gottlosigkeit oder Irreligiosität. Diese Irreligiosität ist also nur ein Zeichen dafür, dass eben eine kolossal schnelle Entwicklung stattfindet. Je schneller die Entwicklung jedoch vor sich geht, desto schneller kommt die Menschheit zurück zu Gott, zum Leben, zur Erkenntnis der wirklichen Wahrheit, zur Weltlogik, zum Frieden und zur Liebe.


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