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12. Kapitel

Die Anhänger der materialistischen Weltanschauung sind ebenso "religiös" wie die Anhänger der religiösen Weltanschauung  Weder die materialistische noch die religiöse Weltanschauung hat somit in der bisher in der Welt gelehrten Form etwas mit "Wissen" oder "Wissenschaft" zu tun. Nichtsdestoweniger befindet sich jeder normale Mensch mit nur allgemeiner physischer Sinnesbegabung in einer solchen Lage, dass es für ihn unvermeidbar ist, entweder der einen oder der anderen der beiden Weltanschauungen anzugehören. Entweder ist er, wie man sagt, "Materialist", und er glaubt absolut nicht an die "Unsterblichkeit", glaubt nicht an einen Gott, meint, dass das Leben nur eine Kombination von Zufällen sei, glaubt, dass der Mensch das Höchste und Vollkommenste im Dasein und die Höhe der Lebensäußerung sei, oder er ist religiös eingestellt und nimmt ohne Weiteres die eine oder die andere Behauptung über Unsterblichkeit, über die Existenz einer Gottheit, über eine höhere Daseinsform als die jetzige physische, über eine sogenannte "geistige Welt" hin. Da aber keine dieser beiden Weltanschauungen in ihrer bisher gelehrten Form "Wissenschaft" ist, sondern nur "Vermutungen" oder nicht analysierte Behauptungen darstellen, sind keine der Anhänger der beiden Weltanschauungen "wissende" Wesen. Sie sind aufgrund ihres "Glaubens" entweder "materiell" oder "religiös" eingestellt. Sowohl die "irreligiösen" als auch die "religiösen" Wesen sind also alle ohne Ausnahme "glaubende" Wesen.
      Solange aber eine Erkenntnis nur "Glaube" ist, hat man in Wirklichkeit nur ein starkes Vertrauen zu einem materiell nicht selbst erfahrenen oder erlebten Problem. Wenn dies nicht der Fall wäre, würde der "Glaube" ja durch "Wissen" abgelöst worden sein. "Gläubig zu sein" ist somit, wie schon gesagt, dasselbe, wie volles Vertrauen zu einem noch nicht als Tatsache selbst erlebten Problem, zu einer dem Gläubigen physisch noch nicht manifestierten Erscheinung zu haben. Da aber die Erkenntnis einer physisch noch nicht manifestierten Erscheinung dasselbe ist wie die Erkenntnis eines "Gedankenprodukts" und da ein Gedankenprodukt wiederum das Gleiche ist wie ein "Geistesprodukt" oder eine "geistige" Erscheinung, ist jeder, der Vertrauen zu einer solchen Erscheinung hat oder an sie glaubt, im Prinzip "religiös", da ein solcher Zustand ja gerade darin besteht, an "geistige" Erscheinungen zu glauben.
      Da die materialistische Weltanschauung, wie schon gezeigt, nicht "Wissenschaft" ist, kann sie allerhöchstens eine "Vermutung" oder ein "Gedankenprodukt", also eine "geistige" Erscheinung sein. An diese Erscheinung zu "glauben", ist somit dasselbe wie "religiös" zu sein.
      Die Urheber und Anhänger der "materialistischen" Weltanschauung sind also im Prinzip genau so "religiös" wie die Anhänger der "religiösen" Weltanschauung. Alle normalen Menschen können demnach in Wirklichkeit nur als "religiöse" Menschen existieren. Ob man "glaubt", dass es ein Leben nach dem jetzigen gibt, dass ein Gott und eine höhere Daseinsform als das gegenwärtige menschliche Dasein existieren, oder ob man "glaubt", dass es kein Leben nach dem jetzigen gibt und dass kein Gott oder keine höhere Daseinsform existiert, ist im Prinzip dasselbe, nämlich: dass man an "Etwas" "glaubt". Ob dieses "Etwas" "ewiges Sein" oder "ewiges Nichtsein" ist, ändert nichts am Prinzip, solange weder der eine noch der andere dieser Gegenstände des "Glaubens" als Tatsache erlebt wird. Und ist einer von ihnen als Tatsache bestätigt, dann würde der "Glaube" ja eben nicht existieren, da er dann durch "Wissen" abgelöst sein würde.
      Sowohl das "materialistisch" als auch das allgemein "religiös" eingestellte Wesen "glaubt" also an Behauptungen oder Dogmen. Diese Behauptungen oder Dogmen drücken verschiedene "gedachte" oder "vermutete" Antworten auf das Rätsel des Daseins aus. Da aber keine von ihnen nach der bisher manifestierten Lehre wirklich "Wissenschaft" ist, lassen sie nach wie vor das Rätsel des Daseins völlig ungelöst.
      Der gesamte "gläubige" Teil der Menschheit, der "materiell" wie auch der "religiös" eingestellte, steht also in Wirklichkeit vor der Tatsache, dass sein eigenes Mysterium wie das des Daseins ungelöst sind. Und jedes einzelne Individuum dieses großen Teils der Menschheit hat dieselbe glückliche Befriedigung daran, an eine "vermutete" Lösung dieses Mysteriums zu "glauben". Absolut kein normales Geschöpf innerhalb dieses "gläubigen" Teils der Menschheit kann eine solche "vermutete" Lösung entbehren. Ob diese "materialistisch" oder "religiös" ist, ändert nichts an der Tatsache, dass sie eine Vorstellung von der höchsten Analyse des Daseins ist. Da aber eine solche Vorstellung dasselbe ist wie eine Weltanschauung, kann absolut keines der "materiell" oder "religiös" eingestellten Geschöpfe existieren, ohne eine Weltanschauung zu haben. Ob diese Weltanschauung bloß den "Glauben" des primitiven Naturmenschen an böse und gute Geister in Steinen, Bäumen oder in anderen materiellen Erscheinungen darstellt, ob diese vermutete Lösung des Lebens der "große Geist" der "ewigen Jagdgründe" des Indianers ist oder ob es sich um die elementaren Begriffe handelt, die sich Zulukaffern, Feuerländer, Pygmäen, Buschmänner oder Eskimos von einer Vorsehung gebildet haben, ob es die gefühlvollen, jedoch intelligenzarmen "religiösen" Dogmen der Buddhisten, Mohammedaner oder Christen sind oder ob es die moderne gefühlsarme aber bis zu einem gewissen Grade intelligenzbegabte Auffassung des Atheisten ist, der jede überphysische Lebensäußerung, alles Göttliche, jede vernunfterfüllte höhere Lenkung des Weltalls verleugnet, alle diese hier genannten "Glaubensformen" drücken doch ohne Ausnahme eine "Vermutung" oder eine Auffassung vom selben "Etwas" aus, nämlich von der unbekannten Weltanalyse.
      Es ist ganz natürlich, dass diese Auffassungen verschieden sind, da sie notgedrungen ein Produkt der verschiedenartigsten Begrenzung durch Erfahrungen, Begabung, Fähigkeiten, Talente, moralische Stabilisierung, Harmonie zwischen Lebensführung und der Natur, welche die Betreffenden repräsentieren, sein müssen. Diese Auffassungen können daher auch nicht die wahre Weltanalyse ausdrücken, sondern jede einzelne von ihnen bildet vielmehr eine unfehlbare Analyse der besonderen Entwicklungsstufe, auf welcher der Betreffende steht.
      Keine der Auffassungen ist "Wissenschaft", weder die "materialistische" noch die "religiöse" Auffassung, weder das Verleugnen noch die Bestätigung der Existenz einer höheren Vorsehung, weder das Verleugnen noch die Bestätigung der Unsterblichkeit des Lebewesens oder eines absolut gerechten Weltplans. Daher ist die wirkliche Analyse des Lebens für die betreffenden Wesen immer noch das unbekannte "Etwas". Und das Bewusstsein aller kann somit nur auf dieses "Etwas" gerichtet sein. Alle verehren sie dieses Mysterium, der "Materialist" durch seine Verneinung, seinen Widerstand, der "Religiöse" durch seine Anbetung, seine Hingabe. Wir sind alle im selben "Weingarten". Es gibt nur eine wahre Weltanalyse, und wir sind alle ihre Anhänger aufgrund jener Tendenz, die eine oder die andere Vorstellung von ihr zu haben, die jedem normalen Menschen angeboren ist.
      Und von diesem uns allen zugewendeten Makrokosmos-Mysterium funkelt inzwischen das Licht der Sonne in unsere Herzen, erwärmt unsere Brust, färbt unsere Wangen und gibt unseren Augen Glanz. Ob das "Mikrowesen" "Ja" oder "Nein" sagt, ob es "glaubt" oder "nicht glaubt", kann höchstens zu Marksteinen in seinem eigenen Schicksal werden. Das unermessliche Weltall mit seinen Tausenden und Abertausenden von leuchtenden Sternen, Sonnen- und Milchstraßensystemen vollführt unabhängig hiervon seinen ewigen Kreislauf, beschreibt ständig die mysteriöse Analyse des unbekannten "Etwas" in jeder Form von Leben, Manifestation und Bewegung, entschleiert ununterbrochen dieses "Etwas", in welchem wir alle "leben, weben und sind".


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