Stjernesymbol i menu


Andere antworten

Du sollst Deinen Nächsten lieben" - wer aber ist das?

Frage

Ein junger Kosmologie-Studierender aus Schweden stellt die klassische Frage: Wer ist in Wirklichkeit ganz konkret unser Nächster? Als Beispiel führt er folgendes an: „Ich kaufe mir ein Kleidungsstück im guten Glauben, dass es in einer Fabrik hergestellt worden ist, in der es den Arbeitern gut geht. Was ich nicht weiß, ist, ob ich damit indirekt die Arbeit von Kindern in einem fernen Land unterstützt habe“. Er nennt mehrere Beispiele und kommt zum Ergebnis, dass wir „schon nur dadurch, dass wir ein ‚normales’ Leben hier in der westlichen Welt führen, Menschen in anderen Teilen der Welt auf negative Art und Weise beeinflussen – wir schaden also unserem Nächsten. Sogar wenn wir Geldbeträge an Wohlfahrtsorganisationen spenden, riskieren wir, dass korrupte Regierungen unser Geld erhalten und nicht diejenigen, denen wir helfen wollten.“

Eine andere Leserin stellt ähnliche Fragen in Bezug auf die Liebe zu unserem Nächsten und schreibt, dass es ihr schwer fällt, die „langen und verwickelten Sätze“ von Martinus zu verstehen.


Antwort

 

Im Livets Bog 3, St. 703, definiert Martinus den Begriff in Sätzen, die weder lang noch verwickelt sind, sondern kristallklar: „‚Der Nächste’ sind unsere eigenen Mikrowesen, ‚der Nächste’ ist das Wesen, in dessen Organismus wir selbst das Licht des Tages erleben, ‚der Nächste’ ist das Wesen, das uns verfolgt und hasst, genauso wie er das Wesen ist, das uns liebt und  bewundert. ‚Der Nächste’ ist jegliches Wesen, das in die Reichweite unseres Sinnesapparates kommen mag.“ 

Man bedenke, welch kolossale Perspektive Martinus hier vor unseren Augen aufrollt. Hier gibt er die logische Erklärung der uralten Worte, die für viele Menschen vollkommen unverständlich sind: „Du sollst Gott über alle Dinge lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“. Auf eine Art ist es ziemlich einfach: All die „Dinge“ oder „Manifestationen“, denen du begegnest, sind Impulse von Gott, und alles Lebende, dem du begegnest, ist ein Teil dieser Gottheit. Eine Unmenge von Gedanken und Überlegungen tauchen plötzlich auf. Wir wollen sie mit noch einem Zitat aus dem Livets Bog 1, St. 64, zusammenfügen: “.... das Weltbild wird somit in allen Einzelheiten in einer Aufklärungsform manifestiert, die das große Gebot ‚liebet einander’ zur Wissenschaft macht und dadurch allmählich beweisen und garantieren kann, dass die Verwandlung dieses großen Gebots zu natürlichen Eigenschaften und Anlagen für den Erdenmenschen das Eine ist, was not tut, der Schlüssel ist zu kosmischer Sinnesbegabung ......“.

Jetzt ist uns klar geworden, dass das Ziel an sich mit allem, was wir erleben, gerade das ist, uns diese „natürlichen Talente und Anlagen“ für die Liebe zu unserem Nächsten zu geben. Wie weit sind wir jedoch in diesem „Prozess der Nächstenliebe“ gekommen? Ist es nicht vollkommen unmöglich für uns, gemäß diesen Idealen zu leben? Nein, durchaus nicht, da es ein langer, vorwärtsschreitender Prozess über viele Leben hinweg ist. Natürlich ist ein Einsatz erforderlich, wenn wir gemäß den logischen Erklärungen Martinus’ leben wollen. Wir sollen jedoch nicht mehr von uns fordern, als wir schaffen können.

Wir sind jetzt so weit in der Entwicklung gelangt, dass wir keine Tiere mehr töten und verzehren müssen, sondern viel besser als Vegetarier leben können. Wir können uns bemühen, unsere Mikrowesen, aus denen unser Organismus besteht, in einem Klima von mentalem und physischem Sonnenschein zu lassen. Dank Martinus’ Analysen können wir versuchen zu verstehen, wenn wir auf Hass und Unannehmlichkeiten von Seiten unserer Mitmenschen treffen, dass diese nur „Boten“ für etwas sind, wozu wir selbst die eigentliche Ursache sind. Diese „Boten“ können wir auch nach und nach anfangen, als unseren Nächsten anzusehen. Wir sind uns mit anderen Worten darüber klar geworden, dass ein jedes Wesen in unserer Umgebung unser Nächster ist.

Im Livets Bog 4, St.1132, vertieft Martinus dieses Nähe-Prinzip. Er schreibt direkt, dass unser Nächster „das Wesen ist oder die Wesen sind, die sich buchstäblich uns selbst ‚am nächsten’ im physischen Raum befinden, ganz gleich, wo wir uns auch befinden mögen. Von zwei Wesen, von denen das eine sich in unserer direkten Nähe befindet und das andere hundert Kilometer entfernt, ist also das Erstgenannte unser ‚Nächster’ und hat Recht auf unsere ‚Liebe’.“

Martinus gebraucht in diesem Zusammenhang den Ausdruck, dass der Betreffende sich innerhalb unseres „Manifestationsbereichs“ befindet. Und nach und nach, wenn sich die gesamte Menschheit – dank der technischen Entwicklung – innerhalb „der globalen Stadt“ befindet, wird sich zweifelslos auch der Begriff Nächstenliebe dementsprechend ausdehnen.

– Vergiss jedenfalls nie „alles Lebende innerhalb deiner Nähe“.


Hans Wittendorff, dänischer Kosmos Nr. 5/2009 .

Dänischer Originaltitel: "Du skal elske din næste" - men hvem er det?
Ûbersetzung: Helga Holmgren
Deutscher Kosmos Nr.4/2009
© Martinus Institut
Muss mit Copyright- und Quellenangabe wiedergegeben werden.

Martinus legt folgendes fest. Wenn wir mit der Kultur der Zukunft in Kontakt kommen wollen, müssen wir lernen, dass alles Lebende in Wirklichkeit unser „Nächster“ ist. Davon spricht er im Buch Beisetzung, Kap. 180. Wir können jedoch alle verstehen, dass dies der Zukunft angehört und wir es auf unserem jetzigen Entwicklungsstandard noch nicht praktizieren können. Martinus verbindet dies auch mit der riesigen Verwandlung der Menschheit, die gerade jetzt stattfindet. Im 4. Kapitel dieses Buches schreibt er: „Aber die Fähigkeit der Menschen, diesen ‚Nächsten’ zu identifizieren, konnte sich natürlich nur stufenweise entwickeln. Die Entwicklung geht nicht sprunghaft vor sich. Die Menschen sind deshalb bisher hauptsächlich darauf eingestellt gewesen, ihren ‚Nächsten’ in ihren Mitmenschen zu sehen, jedoch nicht in den Tieren oder in den übrigen Formen von Leben, so wie es nun durch den neuen kosmischen Weltimpuls allmählich der Fall sein wird“.