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Andere antworten

Kann man anderen immer helfen?


Frage
Eine Leserin beschreibt in einem längeren Brief, wie sie versucht, ihrem erwachsenen Sohn zu helfen, der sich offenbar in immer neue Schwierigkeiten verwickelt. Trotz des ehrlichen Wunsches der Mutter, ihm zu helfen, ist es anscheinend vergebens. Und jetzt fragt Sie, ob man in Wirklichkeit gegen das Karmagesetz ankämpft, wenn es einem nicht gelingt, einem anderen Menschen zu helfen, obwohl man es so gerne will?

Antwort
In einem anderen Zusammenhang hat Martinus gerade einen solchen Fall beschrieben, in dem Hilfe nicht möglich ist. Im Livets Bog 7,Stück 2544-45, analysiert er, was wahre Liebe zu einem Mitmenschen ist – und was sie nicht ist: „Liebe ist keine unlogische Sympathie. Sie bedeutet nicht, Ja zu den eventuellen dummen oder unlogischen Wünschen seines Nächsten zu sagen. Sie bedeutet dagegen, absolut Nein zu all dem zu sagen, was nicht zur Freude und zum Nutzen für andere Lebewesen sein kann.“ Und dann weist Martinus darauf hin, dass man in Situationen geraten kann, wo man innerlich gerne helfen will, wo jedoch unsere Hilfe ein kleineres oder größeres „Böses“ wird, ganz gleich, wie man sich verhält.

Und wie die Fragestellerin schon vermutet, ist es gerade ein unabänderliches Naturgesetz, gegen das man hieran kämpft, nämlich das Karma- oder Schicksalsgesetz, dem jedes einzelne Lebewesen unterworfen ist. Ein zurückkehrender Schicksalsbogen kann solcher Art sein, dass es, mit Martinus’ Worten „ganz gleich ist, wie man sich auch verhält, um dem betreffenden Wesen zu helfen, es nicht möglich ist, ohne dass man dadurch die eine oder andere Form von Bösem schafft. In einer solchen Situation kann man dann, so wie der vollkommene Mensch, versuchen herauszufinden, welche Hilfe am wenigsten böse wäre, denn diese Hilfewäre dann die liebevollste“.

Das bedeutet also, dass es Situationen gibt, in denen es einem nicht gelingt zu helfen, ganz gleich, wie gerne man es möchte. Denn das Karma- oder Schicksalsgesetz kann man nicht ändern. Und selbst wenn ein Mensch von liebevollen Wesen umgeben ist, „ist es also begrenzt, wie viel Liebe diese einem so mit dunklem Schicksal prädestinierten Wesen gegenüber entfalten können“.

Dann weist Martinus jedoch darauf hin, was der Sinn des Schicksalsgesetzes ist. Und es gibt einen Punkt, vom dem wir alle etwas lernen können, ganz gleich, ob wir es selbst sind, die Hilfe benötigen, oder ob es ein anderer Mensch ist, dem wir nicht helfen können. Mit Martinus’ Worten: „Der einzige, der solch einen Menschen zu einem so hellen Schicksalszustand führen kann, dass ihm in einer gegebenen, unglücklichen Schicksalssituation die volle Hilfe oder Unterstützung gewährleistet werden kann, ohne dass diese Hilfe auf irgendeine Weise etwas Böses wird, ist ausschließlich er selbst. Er kann diesen Zustand vollkommen dadurch erreichen, dass er mit seinem Wesen seinem Nächsten Liebe bezeugt, d.h. jeglichem Leben gegenüber, mit dem er in Berührung kommt“.

Hier berühren wir den allerinnersten Kern des Schöpfungsgesetzes, an den wir denken sollten, wenn wir uns über die Leiden entsetzen, die uns selbst oder unseren Mitmenschen zustoßen. Ich will deshalb mit Martinus’ kurzer und präziser Schilderung des Verwandlungsprozesses, dem wir alle ausgesetzt sind, abschließen: „In dem Grad, in dem das Wesen selbst Liebe auslösen kann, in dem Grad wird es befreit von der karma- oder schicksalsgemäßen Begrenzung dessen, was ihm an Liebe und damit an Hilfe von seinem Nächsten und von Seiten der Natur zuteil werden kann. Der physische und der geistige Schutz werden ausschließlich von dem Schutz ausgelöst, den das Wesen selbst mit seiner Wesensart für andere sein kann“.


Hans Wittendorff, dänischer Kosmos Nr.7/2004

Dänischer Originaltitel: Kan man altid hjælpe andre? 
Ûbersetzung: Helga Holmgren
Deutscher Kosmos nr. 3/2009
© Martinus Institut
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