<br />
<b>Warning</b>:  Use of undefined constant STJERNESYMBOL_ALT_TEKST - assumed 'STJERNESYMBOL_ALT_TEKST' (this will throw an Error in a future version of PHP) in <b>/var/www/martinus.dk/public_html/da/artikeldatabase-old2/i_bodystart.php</b> on line <b>22</b><br />
STJERNESYMBOL_ALT_TEKST


Suchwörter:     Ganze Wörter     Wortanfang  Hilfe   

Artikelübersicht

M0380
Der Friede - 1945
von Martinus

1. Ein Siegesjubel über einen geschlagenen Feind ist noch kein fundamentaler Friede
Eine riesige Welle der Freude geht über die Erde dahin. Die von Millionen Menschen lange erwarteten erlösenden Worte "Deutschland hat kapituliert" sind jetzt erklungen. Durch das Radio, das Läuten der Kirchenglocken, durch "unzensierte" Spalten und Bildreportagen der Zeitungen, durch den Jubel, den Händedruck und die Tränen der Freude der Volksmengen wird im Augenblick, während diese Zeilen geschrieben werden, eine vollständige Lichtglorie über die Welt geschickt. Ein Siegesrausch geht über die Erde. Die tötenden Waffen sind zum Schweigen gebracht worden. Die tierische Mordwelle ist hier auf unseren Breitengraden zum Aufhören gebracht worden. "Deutschland hat kapituliert". Mit diesen Worten hat die ewige Vorsehung wieder das Licht in den Herzen vieler Menschen entfacht und den Funken der Hoffnung wieder zum Funkeln gebracht, der zu einem wärmenden Feuer des Friedens und der Liebe werden soll in den Augen aller, im Gemüt aller, im Reden und Handeln aller.
Aber noch handelt es sich nur um eine "Hoffnung". Man soll nicht glauben, dass die Dinge jetzt "vollendet" sind und dass alle Sorgen damit aus der Welt entfernt sind. Die Welle der Freude, die jetzt über die Erde geht, ist absolut nicht dasselbe wie ein "fundamentaler Friede". Es ist wundervoll, dass die Bomben und die übrigen Kriegsmaschinen zum Schweigen gebracht worden sind und die mörderische Massenentfaltung damit aufgehört hat oder zum geringsten Möglichen eingeschränkt worden ist, aber "Friede" im absoluten Sinne ist das nicht. Solange der Rausch der Freude nur ein Siegesjubel über einen geschlagenen und verkrüppelten Feind ist und solange dieser "Feind" jetzt infolge des Gesetzes der Vergeltung unter dem Joch der Erniedrigung stöhnen wird in Entbehrungen und Leiden, in Sklaverei und Armut, wie ein Paria unter den Völkern, so lange gibt es den "totalen Frieden" absolut nicht in der Welt. So lange ist die Erde noch der Schauplatz einer Domäne des "Jüngsten Gerichts".
2. Der Untergang der Unterdrücker
Ein unterdrücktes Volk hört niemals damit auf, sich nach Befreiung zu sehnen. Und die Sehnsucht nach Befreiung bewirkt unumgänglich den Untergang der Unterdrücker. Das ist das unumgängliche Gesetz der rohen Macht. Das ist die der Natur eigene Schöpfung des Gleichgewichts der Gerechtigkeit. Ein Volk, das unterdrückt, kann also niemals dem entgehen, selbst jener Domäne des "Jüngsten Gerichts" entgegenzueilen, die es mit dieser seiner Unterdrückung anderen Völkern verursacht. Kein Volk, keine Nation kann jemals der Stunde der Rechenschaft entgehen. Hat die Welt dies nicht gerade im allerhöchsten Maße erfahren? – Hat das große Weltdrama der Menschheit nicht in einem kolossalen Umfang gezeigt, dass man dem Schicksal, das man anderen zudenkt und verursacht, zuletzt selbst unterliegt? – Ist dieses Drama nicht eine tatsächliche Bestätigung davon, dass wir das "was wir von anderen erwarten, ihnen erst antun müssen"? – Ist es in der Geschichte der Erde jetzt nicht zu einer ausreichenden Tatsache geworden, dass "Hochmut vor dem Fall kommt"? – Hat das Leben nicht in einem unerschütterlichen Maße bestätigt, dass kein Volk ebenso wenig wie kein einzelnes Individuum zur Welt gekommen ist, um "sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen"? – Hat nicht die Erde heute aufgrund eines Missverständnisses dieses Prinzips eine große Wunde erhalten, die "Europa" heißt, und ist sie nicht auch gerade dabei eine weitere zu bekommen, die "Japan" heißt – außer all den großen Schrammen und Beulen, die sie schon vorher auf ihrer sonst so schönen Oberfläche bekommen hat? – Weder auf der Erde noch auf irgendeinem anderen Planeten oder auf irgendeiner anderen Welt im Universum gibt es einen vergeltungsfreien Platz für eine Gesellschaft von Unterdrückern, von einer Art "Herrenvölkern". Die ewigen Weltgesetze bedingen unerschütterlich, dass "alle allen dienen müssen". Es gibt also absolut nichts im Leben, das ein Wesen oder ein Volk dazu berechtigt, nur zu leben, um sich bedienen zu lassen und damit die Freiheit und das Recht anderer Wesen zum Leben und ihre Freude daran, das klare Licht der Sonne zu erleben, zu stehlen.
3. Eine Geistlichkeit, die Waffen, Sabotage und Freiheitskämpfer segnet
Es nützt also nichts, seinen Unterdrückungsdrang, seine Schadenfreude, Rachsucht und Machtbegierde mit den Begriffen "gerechter Zorn", "heilige Entrüstung" oder "gerechte Strafe" zu tarnen. Diese Tarnung ist auch, sogar mit der Zustimmung und dem Segen der Kirche und Geistlichen allzu leicht durchschaubar für die kosmische Lebenseinstellung, für die große Teile der Erdenmenschen nun beginnen, reif zu werden, und der sie bereits intensiv entgegeneilen. Hat nicht gerade diese kosmische Einstellung oder diese Fähigkeit, eine größere oder kleinere Abscheu für die Methoden des Krieges und des Hasses auf ahnungs- oder gefühlsmäßige Weise wahrzunehmen, das Vertrauen zum Kirchenwesen und der Geistlichkeit des überlieferten "Christentums" geschwächt und die vielen leeren Stühle im autorisierten Gottesdienste verursacht? – Sieht es nicht so aus, als sei die Berufung zum Pfarrer in vielen Fällen keine "heilige Berufung" mehr, d.h. eine Berufung, die hoch erhaben ist über alle Parteien und damit über die beiden Gegner in einem jeden Krieg, sowohl über den "Verteidiger" als auch über den "Angreifer"? – Ist nicht die Berufung zum Pfarrer in vielen Fällen nur wie zu einem zufälligen Beruf geworden? – Hat uns das große Weltdrama nicht gerade Geistliche gezeigt, deren wahrer Platz eigentlich der des Kriegers war? – Hat es nicht Geistliche gegeben, die ihre hohe göttliche Berufung verlassen haben, um die tödliche Fackel der Sabotage gegen den "Feind" zu schwingen? – Ja, ich sage dies nicht, um diesen Personen gegenüber einen Angriff oder eine Entrüstung irgendeiner Art auszulösen. Ihre Handlungsweise ist ja rein erdenmenschlich gesehen eine Heldentat, und als solche wird sie gefeiert. Sie haben ja auf ihre Weise ihr Leben im Glauben an die "Gerechtigkeit" riskiert. Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt und damit geglaubt, Freiheit für sich selbst und ihren Nächsten zu schaffen. Das ist etwas, das man ihnen nicht nehmen kann. Aber sie haben ihr Leben nicht aufs Spiel gesetzt, indem sie "die rechte Wange hingehalten haben", was absolut zu den wahren Ausübern der wirklich heiligen Berufung der Geistlichen gehört. Sie haben es dahingegen aufs Spiel gesetzt, um den "Feind" zu ermorden oder zu verkrüppeln oder um ihm wenigstens auf jede andere denkbare Weise zu schaden. Das zeigt uns jedoch gerade, dass solche "Geistlichen" keine "Geistlichen" sind, sondern in einem noch sehr hohen Maße zur Domäne der "Krieger" oder "Soldaten" gehören. Je tüchtiger sie im Sabotieren, Morden und Verkrüppeln der Menschen des "Feindes" und im Zerstören seiner Ausrüstung sind, als desto größere "Helden", "Krieger" oder "Soldaten" müssen diese "Geistlichen" erkannt werden. Und hier ist ihr richtiger Platz, ihr wirklich normaler und berechtigter Platz im Dienste ihres Staates oder ihrer Nation, solange die tierischen Anlagen der Menschheit noch so stark und gefährlich sind für all die keimende Kultur, für all die wahre Humanität oder Nächstenliebe, dass diese bis zu einem gewissen Maße bislang nur mit jener gleichen rohen und brutalen, tötenden Macht unterdrückt werden können, die gerade das Kennzeichen der tierischen Anlage ist. Aber als "Geistliche" innerhalb des wahren oder absoluten "Christentums" sind diese Wesen falsch am Platze. Das Wesen, auf das die "christliche Kirche" gegründet ist, sagte ja zu seinen eigenen Jüngern: "Steck dein Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen". Um ein treuer Jünger dieses Wesens und damit ein "wahrer Christ" zu sein, muss man seinen Wunsch doch wohl erfüllen. Und derjenige, der als "Geistlicher" innerhalb des "Christentums" autorisiert wird und geradezu Lehrer sein und in "Christentum" unterrichten soll, um nicht zu sagen als "Seelsorger" tätig sein soll, derjenige kann dann unmöglich eine Ausnahme davon sein. Ein Geistlicher, der heimlich oder verborgen, ja vielleicht sogar unter seinem Talar, Mordwaffen, Revolver oder Bomben trägt und nur den Gedanken oder Wunsch hat, den vermeintlichen "Feind", d.h. in Wirklichkeit seinen "Nächsten" ins Verderben zu bringen, kann unmöglich eine besonders überzeugende Autorität in Bezug auf die absolute Nächstenliebe sein. Dies gilt natürlich auch für die Geistlichen, die sich dazu entschlossen haben, die tötende Fackel des Krieges in Form des Landesverrats zu schwingen.
Wenn alle Repräsentanten der Nächstenliebe mit einer solchen Gesinnung wie diese Geistlichen ausgerüstet wären, könnte ein wahrer Friede in der Welt niemals entstehen, denn dann wäre die Welt immer noch nur bevölkert mit glänzenden Kriegern, mit Männern des scharfen Schwertes, mit würdigen Repräsentanten der rohen brutalen Machtüberlegenheit, mit dem tierischen Lebensprinzip: das Recht des Stärkeren oder Macht vor Recht, d.h. mit dem totalen Gegensatz des Christentums und damit der Kultur, Humanität oder Nächstenliebe.
4. Eine neue Geistlichkeit von einer so humanen und intellektuellen Natur, dass sie hoch erhaben über die beiden Kriegsgegner, dem Angreifer und dem Verteidiger steht
Die christliche Weltreligion ist also keine Kriegs- oder Soldatenreligion. Sie basiert nicht darauf, die Flammen des Hasses oder der Rache mit Strafe und Tod den Feinden gegenüber zu entfachen. Sie ist in keiner Weise Inspiration zu Krieg, Hass, Rache oder Vergeltung. Sie ist dagegen in höchstem Maße eine Religion des Friedens. Ohne die Erfüllung ihrer Prinzipien wird Barmherzigkeit, Verständnis und das Verzeihen begangenen Unrechts niemals entstehen. Aber ohne Barmherzigkeit und Verständnis, d.h. Gerechtigkeit, ist ein wahrer oder absoluter Frieden auf Erden eine Unmöglichkeit. Man muss deshalb verstehen, dass eine innerlichere und höher entwickelte intellektuelle Geistlichkeit vonnöten ist als jene, die die autorisierte christliche Geistlichkeit jetzt aufzuweisen scheint. Die wahre, erhabene oder heilige Berufung zum Geistlichen kann nicht nur ein Broterwerb sein, den der geborene Krieger oder Soldat zu solchen Gelegenheiten ergreifen kann, wenn er in einer entmilitarisierten Staatsgesellschaft geboren wird, in der es für ihn keine besonders gute Position und Erfolg im Kriegshandwerk zu erreichen gibt und in der er seine Berufung in einer solchen Situation wieder in Stich lassen kann, wenn ein für den Staat unglücklicher Zustand das Kriegshandwerk wiederum aktuell oder vorübergehend beliebt gemacht hat. Für die Schaffung eines wahren und absolut felsenfesten Friedens in der Welt muss das religiöse Leben und die Geistlichkeit der Staaten von einer so innerlich erhabenen, humanen und intellektuellen Natur sein, dass diese absolut hoch erhaben über den beiden Gegnern eines jeden Krieges, dem Angreifer und dem Verteidiger steht. Eine Macht, Kraft und Weisheit, die nicht absolut erhaben über den beiden Gegnern steht, teilt die Gesinnung entweder des eines oder des anderen Gegners und kann also nur einen Urheber repräsentieren, der absolut parteiisch sein muss. Wie soll ein solcher Geistlicher ein gerechter Richter, Vermittler oder Friedensstifter in einem Krieg sein, in dem er sich weder über den Gesichtspunkt des Angreifers noch über den des Verteidigers erheben kann? – Hier muss er ja selbst unvermeidlich Angreifer oder Verteidiger sein. Ein anderes Stadium gibt es absolut nicht für einen solchen Geistlichen.
5. "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" ist Ausdruck für die Gesinnung des wahren Christentums
Gibt es denn dann überhaupt ein anderes Stadium im Dasein? – Müssen nicht alle Erdenmenschen notwendigerweise Angreifer oder Verteidiger des einen oder anderen sein? – Nein, absolut nicht. Es gibt ein Stadium im Dasein, in dem die Gesinnung der Wesen schon längst aufgehört hat, ein Angriff auf den Nächsten zu repräsentieren, eine Gesinnung, die so erfüllt ist vom Verständnis für all dessen lieblose und belästigende Handlungen, dass man sieht, dass der Welterlöser Recht hatte, als er am Kreuze seine Henker kosmisch analysierte und diese seine Analyse mit den leuchtenden Worten ausdrückte: "denn sie wissen nicht, was sie tun". Wir sehen hier an dieser seiner Situation, dass er eine Gesinnung hatte, die ihn hoch erhaben sein ließ über die beiden Kriegsgegner und die bewirkte, dass er kein Angreifer seiner Henker war, ebenso wenig wie er ein Verteidiger seiner selbst war. Dies überließ er seinem ewigen Vater, in dessen Hände er seinen Geist übergab. Dem, der kosmisch sehen und hören konnte, zeigte er sich hier wirklich als ein mentaler Fürst, als ein König des Friedens. Es ist jedoch richtig, dass die breite Öffentlichkeit eine solche Gesinnung nicht verstehen kann, und dennoch begehrt sie diesen mentalen Zustand von Herzen. Denn diese Gesinnung ist nichts weniger als der wahre und absolute ewige Friede. Kein Wunder, dass der Meister ausrufen musste: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt".
Diese Gesinnung ist wiederum dasselbe wie der "heilige Geist". Es ist die Mission seiner Jünger in Form des wahren und wirklichen Christentums, die Menschen der ganzen Welt in dieser Gesinnung vorzubereiten, zu ertüchtigen und zu üben, damit sie später dafür reif werden, selbst in ihrem eigenen persönlichen Körper vom "Beistand, dem Heiligen Geist" überstrahlt oder erfüllt zu werden und mitten in einem irdischen, physischen Dasein den wahren über alle Kriege hervortretenden verklärten Zustand zu erleben, der kraft der höchsten göttlichen Weisheit weder Angriff noch Verteidigung sein kann, sondern ausschließlich ein Verständnis dafür, dass "alles sehr gut ist", und damit die fundamentale Sicherheit zu erleben, die zu wissen es ist, dass der eigene Geist sowie der des Nächsten sich in der liebevollen Umarmung des ewigen Vaters befinden, ganz gleich, was auch immer vor unseren Augen geschieht. Diese Sicherheit und nur sie allein kann der absolute Friede sein.
6. "Der Beistand, der Heilige Geist" ist dasselbe wie kosmische Wissenschaft
Der wahre und absolute Friede, im Gemüt sowohl des einzelnen Individuums als auch dem der Nationen, ist also dasselbe wie der Heilige Geist. Der Begriff der Heilige Geist hat jedoch wie so viele andere Begriffe aus der Bibel oder aus der heiligen Schrift einen Schimmer der Naivität oder Primitivität bekommen. Sein Klang gehört nicht zum modernen sogenannten guten Ton. Und das ist ja äußerst unglücklich, da dieser Geist gerade der strahlende und leuchtende Friede auf der Welt ist, nach dem sich alle Erdenmenschen mehr oder weniger sehnen und ohne den sie letztendlich überhaupt nicht leben können. Es wäre jedoch ein Vorteil, ja ein außerordentlich großes Plus bei der Abschaffung des Krieges und bei der Errichtung dieses Friedens auf Erden, wenn all die Wesen, die seine offiziellen autorisierten Verkünder oder Geistlichen und Hohepriester geworden sind, verstehen würden, dass der Heilige Geist dasselbe wie kosmische Wissenschaft ist, d.h. das absolut realistische Wissen vom Weltall oder Kosmos, nämlich die Seite vom Kosmos, die die irdischen Gesetze sowohl innerhalb als auch außerhalb der Staaten sind, die Gesetze, die bedingen, dass ein absoluter Friede unmöglich existieren oder entstehen kann, ohne identisch zu sein mit der Erfüllung dessen, "seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst". In dem Maße, in dem einem Menschen die Fähigkeit fehlt, diese Erfüllung zu praktizieren, fehlt ihm auch der vollkommene Frieden in seinem Gemüt und seiner Wesensart. Es muss daher eine absolute Bedingung sein, dass das Verständnis dafür in einem größeren oder kleineren Maße innerhalb der siegenden Großmächte und Rolleninhaber des großen Weltdramas da sein muss, falls diese einen absoluten Frieden wirklich erzielen können sollen.
7. Die Kapitulation eines geschlagenen Feindes zu akzeptieren ist keine Garantie für einen Weltfrieden
Die Kapitulation eines geschlagenen oder erdrückten Feindes zu akzeptieren, bereitet keine Schwierigkeiten. Das Akzeptieren ergibt sich ja fast von selbst. Dieses Akzeptieren ist jedoch absolut keine Garantie für einen Weltfrieden; dies gibt überhaupt keine Grundlage dafür, dass der "Krieg" tatsächlich aufgehört hat. Der Krieg ist nicht nur ein äußeres Jonglieren mit Schusswaffen, Sprengstoff, Panzern und Bombenmaschinen. Er repräsentiert auch eine andere riesige Kraftorganisation, die brennt, lodert oder sprüht, selbst wenn diese Mordinstrumente zum Schweigen gebracht worden sind, nämlich die Psychose, die sich bei den Siegern eventuell in Machtbegierde, Rachsucht, unverschämten Ersatzansprüchen, Unterdrückung des geschlagenen Feindes u.ä. auswirkt. Dass eine solche Psychose nicht mehr mit diesen hier genannten Namen bezeichnet wird, sondern lieber Gerechtigkeit genannt wird, ist nur ein erfreuliches Zeichen. Denn das deutet darauf hin, dass der intellektuelle Durchschnittsstandard in der Entwicklung doch so weit vorgerückt ist, dass man versteht, dass nur das, was unter diesen Namen fallen kann, als Kultur, als Humanität oder Christentum bezeichnet und anerkannt werden kann.
Das große Problem ist daher, unterscheiden zu können, was Gerechtigkeit ist und was getarnter Hass oder getarnte Rache, ein getarnter Wunsch, den Feind zu strafen ist, was Angst davor ist, keine Entschädigung für die vom Feind verursachten materiellen Verluste zu bekommen, denn all diese Bewusstseinstendenzen sind im Allgemeinen die absolut führenden in der Mentalität der Sieger. Dass diese Bewusstseinstendenzen bei den überlegenen Siegermächten dem geschlagenen Deutschland und ebenso einem eventuell geschlagenen Japan gegenüber in keinem allzu großen Ausmaß vorhanden sein mögen, ist innerlich zu hoffen. Dass Deutschland jetzt eine entwaffnete Nation ist, den Siegern bedingungslos unterworfen, bedeutet, wie erwähnt, absolut keinen Frieden im wahrsten Sinne des Wortes. Es bedeutet nur ein einstweiliges Aufhören der tatsächlichen, physischen Waffen. Es bedeutet nur, dass das überwundene Volk ein Gefangener mit Handschellen geworden ist. Das Problem ist daher, was sich im Bewusstsein des Trägers der Handschellen verbirgt.
8. Sät man den Samen des Friedens vermischt mit Unkraut, dann ist der "Friede", den man erntet, auch mit "Unkraut" vermischt
Das Bewusstsein besteht ja aus Gedanken, und die Gedanken werden von Erlebnissen genährt. Aber welche Gedanken ein gefangenes, an Händen und Füßen gebundenes Wesen hat, wird ja sozusagen ausschließlich davon bestimmt, welche Erlebnisse die Gefängniswärter oder Überwinder des betreffenden Wesens es machen lassen. Lassen sie den Gefangenen absolute Gerechtigkeit erleben, was sie tun, wenn sie die dafür notwendige intellektuelle Entwicklung haben und also wissen, was wahre Gerechtigkeit ist, dann können die Gedanken des Gefangenen nicht umhin sich mit der Handlungsweise seiner Feinde ihm gegenüber zu beschäftigen. Durch das Säen von Gerechtigkeit kann man jedoch unmöglich Hass erzeugen. Nur das, was man sät, kann man zu ernten erwarten. Das Bewusstsein des Gefangenen ist also eine Art mentaler Nährboden, in dem man säen kann. Sät man keine Gerechtigkeit in diesem Nährboden, kann man nicht erwarten, Frieden zu ernten, der ja dasselbe ist wie Gerechtigkeit, wie auch Ungerechtigkeit dasselbe ist wie Unfriede. Aber wie sollte wohl auch eine so ungeheure Abweichung von den unerschütterlichen Naturgesetzen, wie es dies sein müsste, stattfinden können? – Man hat doch noch nie gesehen, dass jemand Unkrautsamen sät und daraus Weizenkörner erntet. Glaubt jemand, dass so etwas stattfinden könnte? – Warum sollte dann ein solches Phänomen innerhalb des mentalen Bereiches stattfinden können? – Nein, Friede ist auch etwas, das unmöglich erzeugt werden kann, ohne dass dessen spezielle Samen gesät werden. Sät man nicht den Samen des reinen Friedens, sondern lässt zu, dass er mit Unkraut vermischt wird, dann ist der Friede, den man erntet, auch dementsprechend mit Unkraut gemischt.
9. Es gibt Genies im kulturellen Aufbau und Genies im kulturellen Abbau
Das große Problem in der Schaffung des Weltfriedens ist heute deshalb die Behandlung des großen Weltgefangenen Deutschland und eventuell später Japan. Was die Schaffung des Weltfriedens betrifft, kommt man nicht um die Behandlung dieser beiden großen "Gefangenen" umhin. Sie machen jede eine Kapazität von vielen Millionen Menschen aus. Dass es innerhalb dieser beiden großen Menschenmengen Genies oder werdende Genies in vielen verschiedenen Bereichen im kulturellen Aufbau und im kulturellen Abbau gibt, ist natürlich selbstverständlich. Von der Behandlung, die die Überwinder der beiden Gefangenen, die Alliierten, d.h. wiederum die übrige Welt, diesen Gefangenen zuteilwerden lässt, hängt es ab, welche der beiden Geniearten zur Kulmination oder zum Blühen kommt. Die Behandlung kann eine solche Unterdrückung, ein solcher Raub von Freiheit und Lebenslust sein, dass die die Kultur zerstörenden Genies geradezu im Blitztempo all ihre Leidensgenossen, die unterdrückten Volksmassen, auf ihre Seite bekommen. Diese Volksmassen sehen in diesen Genies ihre Befreier oder Retter. Diese Genies werden nämlich auf jede denkbare Weise die Begeisterung ihrer Proselyten mit phantastischen Träumen von der Befreiung, vom Entstehen einer eigenen kommenden Herrschaft über die Unterdrücker entfachen. Und gibt es etwas, das ein stark unterdrücktes Volk lieber hört und dem es seine Gedanken, seinen Willen und seine Kräfte lieber widmet? – Ist nicht der vor Durst verschmachtende Wanderer in der Wüste entzückt beim Anblick jeder Oase mit dem für ihn Leben spendenden Wasser, die in der Ferne über dem Horizont auftauchen mag, bis er entdeckt, dass es sich nur um eine Fata Morgana handelte und er weiß, dass er, indem er ihr nachging, eventuell noch weiter fortgekommen ist vom richtigen, allgemeinen Wüstenweg hin zu den Brunnen und deshalb jetzt bis in den Tod verschmachten muss? – Ist nicht gerade eine solche Erfahrung heute die realistischste in der Welt geworden? – Warum liegen heute so viele der großen Millionenstädte der Welt in Ruinen? – Warum liegen so oder so viele Menschen tot in diesen Ruinenhaufen oder verstümmelt auf den übrigen Kriegsschauplätzen? – Warum sind so und so viele Tausende Individuen heute hilflose Kriegsinvaliden? – Ist das nicht die Folge des Werks eines oder mehrerer zerstörerischer Genies, die mit Hilfe von glühenden, fanatischen Versprechungen über die Schaffung von Befreiung, Lebensraum und anderen großen Werten die Zustimmung großer Volksmengen erobert haben? – Ist es nicht ein Resultat der überlegenen Fähigkeit dieser Genies, die Volksmengen einer Massensuggestion ausgesetzt und diese Massen zur Entfaltung der schrecklichsten, niedrigsten und tierischen Urtriebe in ihrer Mentalität aufgehetzt zu haben? –
10. Eine unstabilisierte Zivilisation wird von einer gigantischen Machtwelle von Unwahrheiten, falschen Versprechungen, eingebildeten Idealen vernichtet
Wie ist es nun möglich, dass solche Genies geradezu eine solche gigantische Machtwelle auf Unwahrheiten, falschen Versprechungen, eingebildeten Idealen und vorteilhaften Stimmungen im Volk errichten konnten, dass sie mitten in christlichen Kulturstaaten, wo jedes einzelne Individuum getauft und konfirmiert ist im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, eine geradezu vollständige Rassenverfolgung oder direkte Rassenvernichtung durchführen und Menschen töten konnten, nur weil diese einer bestimmten Rasse angehörten? – Wie ist es möglich, dass diese Wesen die Macht bekommen konnten, Tausende, ja Millionen anderer Menschen, denen doch zuerkannt werden muss, dass sie zu ihrer eigenen Rasse gehören, zur Sklavenarbeit für sich zu zwingen, sie zum Verlassen von ihrem Grund und Boden, ihrem Haus, ihrer Frau und ihren Kindern, ihren Freunden und Angehörigen, ihrer Lebenseinstellung und ihren Interessen zu zwingen, um sie auf die eine oder andere Weise auszunutzen zur Förderung der Unterdrückung oder Vernichtung ihres eigenen Volkes und Vaterlandes? – Wie ist es möglich, dass man diese Mitwesen plötzlich vor die Wahl stellen konnte: entweder Sklavenarbeit, Unterdrückung und Entwürdigung oder auch das Verschmachten oder die Todesmarter in Lagern, in denen menschliche Grausamkeit, Sadismus und Lustmord kulminiert? – Wie ist es möglich, dass einige der größten und bedeutendsten, literarischen Werke der Erde auf Marktplätzen verbrannt wurden zugunsten einer Literatur, die nur Propaganda oder Werbung für einen solch primitiven mentalen Zustand ist, den schon der Kern der Erdenmenschheit vor Jahrhunderten hinter sich gelegt hat in Form von Berserkerkulturen, Wikingeridealen, morgenländischen Sklavenkulturen, und römischem Arenasadismus? – Wie ist es möglich, dass solche dunklen Genies mitten in den modernen Kulturstaaten des zwanzigsten Jahrhunderts die Macht bekamen, in der Kränkung des Eigentumsrechts zu kulminieren, Diebstahl im denkbar größten Sinne des Wortes zu manifestieren, die Museen anderer Staaten ihrer kostbarsten Kunstschätze und Kulturwerte zu berauben und diese jeweils als Privateigentum heimzuführen? – Wie ist es möglich, dass diese Genies die Macht bekamen, die besetzten Gebiete oder die geraubten Territorien und Staaten von der gesamten Kulturentfaltung der übrigen Welt ausschließen zu können mit Hilfe von Störungssendern, Zensur, Verboten, Spionage, Denunziantentum, Folter und Todesstrafe und die unterdrückten Völker somit in einen mentalen Keller einzusperren, wo sie geistig gesehen nur mit den tötenden Gedanken und den sadistischen Erscheinungen ernährt werden konnten, die von der Herrschsucht und der Selbstanbetung der Diktatoren gefördert wurden? – Musste nicht jede Form von unstabilisierter Zivilisation, Kultur und Humanität in einem solchen mentalen Schraubstock geradezu zugrunde gehen? –
11. Die Wirkungen der Entfaltung der abbauenden Genies
Ist es ein Wunder, ist es merkwürdig, dass die Folgen und der Machtmissbrauch einer solchen kulminierenden Verirrung ihren Urheber zuletzt zum Selbstmord, große Massen seiner Anhänger zum Schafott der Kriegsverbrecher und die Leichen anderer Massen, wie altes Gerümpel, zu großen Abladeplätzen in Form von ungeweihten, riesigen Massengräbern führen und einen außerordentlich großen Teil der Individuen der überlebenden Allgemeinheit als betrogene Narren und Invaliden, noch unwissend über das, was in Wirklichkeit geschehen war, hinterlassen musste? – Sie sind der Gnade und Barmherzigkeit der Sieger überlassen, viele haben vorläufig als Wohnung nur Ruinenhaufen und erhalten ihr tägliches Brot aufgeteilt in Rationen, die nicht darauf basieren, wie viel sie essen können, sondern wie viel überhaupt vom Essen in der Welt zum Teilen übrig bleibt. Dass solche Menschen, die in vielen Fällen allem beraubt sind: des Ehepartners, der Kinder, Haus und Heim, Lebenseinstellung und anderer Dinge, die ihnen das Leben lebenswert machten, jegliche Fähigkeit, ans Leben zu glauben und damit alle Arbeitslust und Freude am Dasein verloren haben und sich am Rande des Selbstmords befinden, dürfte wohl auch begreiflich sein? – Dass es heute rundherum in den Gebieten des großen Dramas, in den nun von der Okkupation befreiten Ländern, viele edle Menschen gibt, die sich vom Vorgaukeln der großen Propagandalawine der neuen anbrausenden Macht und deren Idealismus stark angezogen fühlten, ohne deswegen etwas Liebloses verübt zu haben, ohne Landesverräter, Denunzianten, Spitzel oder auf andere Weise Anhänger der bluttriefenden und überrollenden Seite dieses Idealismus gewesen zu sein, ist natürlich auch eine Tatsache. Solche Menschen, die sich kraft ihrer liebevollen Gesinnung von den bluttriefenden Handlungen ferngehalten haben und deswegen nur eine Art passive Mitglieder des ihnen vorgegaukelten Idealismus gewesen sind, können natürlich nicht über denselben Kamm geschoren werden wie alle die, die mit Leib und Seele in den Manifestationen der Gemetzel, des Terrors, der Spitzeleien und der Rassenvernichtung aufgegangen sind. Es bleibt zu hoffen, dass dies in einem größerem Ausmaß als bisher zum Verständnis und Bewusstsein der Öffentlichkeit kommt, denn sonst wird sich diese Öffentlichkeit, die allein nur aufgrund loser Gerüchte urteilt, in einem allzu hohen und unverkennbaren Grad als verwandt mit den Prinzipien jener Ideologie entschleiern, deretwegen sie die genannten Wesen geradezu verurteilt und deren Zugehörigkeit sie sie anklagt.
12. Der unfertige Mensch kann mit seinem entwickelten Intelligenzvermögen die Kriegswaffen schaffen, die zur Kulmination der Finsternis führen
Das große Problem der Erdenmenschheit ist heute jedoch weiterhin die eigentliche Ursache dessen, dass das große Weltdrama von einigen wenigen Individuen ins Werk gesetzt werden konnte. Was es eigentlich verursacht hat, dass diese Individuen so eine außerordentliche Macht bekommen konnten, dass sie die normale Kultur und das normale Seelenleben der ganzen Erdenmenschheit in Gefahr bringen konnten, ist der breiten Öffentlichkeit oder Allgemeinheit weiterhin ein ungelöstes Mysterium. Dass die Tiere miteinander kämpfen und fremde Rassen als Todfeinde betrachten, ist ganz natürlich. Sie haben nicht die strahlende Begabung oder Denkfähigkeit der Intellektualität. Sie können somit nicht wie die Kulturmenschen den Bahnen der Sonne und der Sterne folgen oder die Elemente für sich arbeiten lassen. Sie haben keinen Einblick in die Erscheinungen der Entwicklung oder Evolution. Sie haben eben nur ihre natürlichen Verteidigungswaffen, ihre Klauen und Zähne, ihre List oder Schlauheit, ihre Tarnung u.ä. Für diese Wesen gibt es keinen anderen Weg zur Aufrechterhaltung ihres Lebens als den der Benutzung dieser angeborenen organischen Erscheinungen. Menschen, die dieselben tierischen Erscheinungen und Methoden anwenden, wenn auch in etwas anderer Form, wo Zähne und Klauen als Kampfmittel schon längst von modernen, mechanischen und chemischen Kriegswaffen übertrumpft und abgelöst worden sind, obwohl diese Wesen wunderbare intellektuelle Kräfte besitzen, sind jedoch absolut keine wahren Kulturmenschen. Sie sind noch in einem außerordentlich großen Ausmaß primitive Naturmenschen. Sie sind Repräsentanten der Kulmination des Tierreichs.
13. Im Bewusstsein der Volksmassen liegt eine gewisse Rachlust und Herrenvolksmentalität
Wir haben also hier die zerstörende Entfaltung der Genies und das Mitmachen der Volksmassen. Aber wie ist es möglich, dass solche Genies im Zerstören von Kultur und Humanität eine solch gewaltige Macht bekommen, dass sie ganze Volksmassen, ganze Weltreiche irreführen können? –
Ja zuallererst ist dies natürlich möglich, weil es im Innersten des Bewusstseins dieser Volksmengen, unter der Oberfläche des Christentums und des Buddhismus, noch Tendenzen in Richtung Rach- oder Straflust gibt, die in besonders gegebenen Situationen wieder zum Aufflammen gebracht, zu einer totalen Zerstörungskraft werden können. Aber wie sind die gegebenen Situationen entstanden? – Durch was ist dieses riesige Massenaufgebot an Mordenergie veranlasst worden? – Ja, hier wird man wohl antworten: Eroberungslust, die Lust, ein Herrenvolk zu sein, d.h. ein Volk, das in keinerlei Weise Gegenstand der Unterdrückung oder Beeinträchtigung vonseiten eines anderen Volkes können werden sollte, sondern anderen Völkern befehlen und gebieten kann. Und die Frage lautet: "Hat es denn eine solche Unterdrückungstendenz oder so eine Entfaltung der Beeinträchtigung seitens Völker oder Staaten gegeben, die man um jeden Preis bis in den Tod überwinden wollte?" – Ja, zu verleugnen, dass eine solche Tendenz in größerem oder kleinerem Ausmaß nicht vorhanden war, würde nicht die absolute Wahrheit sein. Das braucht jedoch nicht zu bedeuten, dass sich die betreffenden Staaten dessen völlig bewusst gewesen sind. Selbstverständlich ist diese Tendenz als Gerechtigkeit getarnt gewesen. Dieser Begriff hat also etwas überdeckt, was die Fackel des Hasses und der Eroberungslust mit einer solchen Heftigkeit zum Aufflammen bringen konnte, dass die Welt sich geradezu krampfartig bis zum Äußersten anspannen musste, um nicht in der zerstörenden, verkrüppelnden, terrorisierenden und tötenden Lawine des Hasses unterzugehen.
14. Wenn das Leben von Zufällen gesteuert würde
Glaubt man, dass eine solche heftige Mord- und Terrorlawine ganz unschuldig und zufällig auf einen Planeten oder auf eine Welt zukommt? – Wenn man das glaubt, dann wären die Ideale, die darauf hinausgehen, ein Herrenvolk zu werden, ja ganz ausgezeichnet. Wenn das Leben keine wahren Gesetze hätte, sondern nur ein Zufall wäre, dann müsste es ja am logischsten sein, dass der Mensch den Zufall ausnutzt, in dem er selbst eingehüllt ist. Wenn auf der Straße ganz zufällig eine Brieftasche mit einem großen Betrag, einem Millionenvermögen, liegt, wäre es dann ja sinnlos, sie nicht zu behalten. Wenn der Zufall den Menschen dazu bringt, andere Menschen zu töten, deren Güter und Werte er dann erben würde, wäre es dann ja völlig total sinnlos, sich diese Wesen nicht aus dem Weg zu schaffen. Wenn das Leben ein Zufall ist, wäre es ja sinnlos, seinen Verstand nicht dafür zu benutzen, diese Zufälle eben zu ergreifen und auszunutzen. Was sollte man sonst mit der Intelligenz? Diese Fähigkeit wäre ja völlig sinnlos, wenn man sie dazu anwenden würde, den Zufällen, die gerade von Vorteil sind, entgegenzuarbeiten, ganz gleich, wie viele Freunde oder Feinde man dann auch töten müsste, ganz gleich, wie viele Tränen und Leiden man dann damit bei anderen Wesen auch hervorrufen müsste. Müsste die Gesellschaftsordnung bei einer solchen mentalen Einstellung nicht einen permanenten Kriegsschauplatz bilden? – Und die vorherrschende Gesellschaftsmoral müsste ja dann die sein: Je blutiger der Krieg, desto höher die Kultur.
15. Heute ist es nicht ehrenvoll, einen Angriffskrieg zu führen
Gründete sich die Berserkerkultur unserer nordischen Vorväter nicht gerade auf eine solche Ideologie? – Ist es nicht schon seit langem zu einer Tatsache geworden, dass diese Wikingermoral, diese Naturmenschenmentalität oder tierische Lebensform für die fortgeschrittensten oder entwickelten Erdenmenschen nicht mehr zufriedenstellend war? – Wie sonst hätte das Christentum, mit seiner pazifistischen Einstellung und seinen Nächstenliebegesetzen oder Humanitätsgeboten, eine autorisierte Staatsreligion werden können? – Hat diese religiöse Ideologie nicht dazu geführt, dass all die kriegführenden Mächte auf keinerlei Weise bekennen wollen, der angreifende Teil zu sein? – Sie berufen sich alle ohne Ausnahme darauf, dass sie im Dienste der Verteidigung kämpfen. Sie fühlen alle, dass ein Angriffskrieg keine Ehre, Orden und Heldenwürde mehr gibt, wenn dieser nicht als Verteidigungskrieg bezeichnet werden kann. So weit ist die Erdenmenschheit jedoch in der Kulturentwicklung, dass sie in keiner Weise einen Angriffskrieg als identisch mit Gerechtigkeit akzeptieren mag. Nur in Situationen der Notwehr oder Verteidigung wird Krieg noch als ein Ideal akzeptiert werden können. Alle, die heute Krieg führen, müssen deshalb um jeden Preis beweisen, dass er ein Verteidigungskrieg ist. Das große Problem bei der Beurteilung eines Krieges ist heute deshalb dies, den Angreifer zu finden. Alle Kriegführenden werden daher von sich selbst mit größtmöglicher Kraft behaupten, Verteidiger ihres eigenen Lebensraums, ihrer Kultur und des Bestehens ihres Volkes zu sein. Dass ein solcher Nachweis für alle Kriegführenden nicht völlig richtig sein kann, ist selbstverständlich. Was einige betrifft, muss er falsch sein. Es muss wenigstens einen geben, der der Angreifer ist, sonst gäbe es ja nichts zu verteidigen. Und ohne Angriff und Verteidigung ist ein Krieg ja völlig unmöglich.
16. Das zukünftige Wohl der Menschheit ist abhängig von der mentalen und physischen Einstellung der Siegerherren
Da die Menschheit nichtsdestoweniger gerade den größten Weltkrieg erlebt hat, ein mentales Erdbeben, das noch in gewissen Teilen der Erde vibriert, lodert und blitzt, ist es somit eine Tatsache, dass es sowohl einen Angreifer als auch einen Verteidiger in diesem Krieg gibt. Aber wer der Kriegführenden der wahre Angreifer oder Verteidiger ist, ist der breiten Öffentlichkeit vielleicht noch nicht ganz klar. Wer dagegen der Sieger in diesem Krieg ist, daran zweifelt niemand mehr, das ist für niemanden mehr ein Problem. Und das ist eben das Wichtigste in unserer Analyse. Das zukünftige Wohl dieser gesamten Menschheit ist ja einzig und allein von diesem Sieger abhängig. Seine mentale und physische Einstellung ist total ausschlaggebend dafür, ob die Möglichkeit für einen umfassenden Krieg zwischen Nationen und Staaten wieder aufkommen kann. Dieser Sieger hat eine so weltumspannende Macht und Autorität, dass es vollständig in seinen Händen liegt, über Krieg und Frieden der gesamten Welt zu entscheiden. Man bedenke, was für eine unermessliche Verantwortung auf den Schultern der führenden Persönlichkeiten der großen Staaten und Mächte gelegt worden ist, die heute diese weltumspannenden Sieger sind. Wenn die mentale Struktur dieses "Siegers" derart ist, dass er vom Angriffsbewusstsein völlig frei ist, geht die Menschheit einem strahlenden Licht und einer glücklichen Zukunft entgegen. Wenn dieser Sieger vom Angriffsbewusstsein frei ist, hat er absolut nur ein Interesse, nämlich die Schaffung eines absoluten Friedens für alle Staaten und Völker auf der Welt.
17. Jeder Sieger wird früher oder später von seiner eigenen eventuellen Ungerechtigkeit oder Sklavenbindung anderer zerschmettert
Frei von Angriffsbewusstsein zu sein, ist dasselbe wie total selbstlos zu sein. In dem Grad, wie dieser Sieger dagegen noch egoistische Interessen hat und diese mit seiner Macht vollstreckt, ist er ungerecht. Das Wahrnehmen egoistischer Interessen kann nur mehr oder weniger stattfinden auf Kosten des Rechts und der Freude anderer darüber zu existieren. Anderen einen größeren oder kleineren Teil des Existenzrechts zu rauben, kann also nichts anderes sein als Ungerechtigkeit. Ungerecht zu sein, ist jedoch wiederum genau dasselbe wie anzugreifen. Man übt ja damit ein Attentat auf die Freiheit anderer aus und auf deren Recht und Freude am Leben. Anzugreifen führt jedoch wiederum zur Verteidigung gegen den Angreifer und macht damit den Krieg zur blutigen Tatsache. Wenn dieser Sieger deshalb in seiner Einstellung zum überwundenen Feind, der jetzt sein Gefangener ist, ungerecht ist, bedeutet dies also, dass er zum Angriff gegen seinen Feind geht. Und ein Angriff erzeugt unvermeidlich Verteidigungsbewusstsein. Eines Tages wird der Angegriffene so stark sein, dass der Unterdrücker geschlagen wird. Es ist töricht zu glauben oder darauf zu vertrauen, dass ein Angreifer bis ins Unendliche damit fortsetzen kann anzugreifen, d.h. also jemandem gegenüber Ungerechtigkeit auszuüben. Die Vorsehung, die Natur oder das Schicksalsgesetz wird immer unvermeidlich dem ungerecht Behandelten zur Hilfe kommen und ihn vom Joch befreien und den Unterdrücker zerschmettern. Den Sieger gibt es nicht, der nicht früher oder später zerschmettert wird von seiner eigenen eventuellen Ungerechtigkeit oder der versklavenden Fesseln, die er anderen Wesen angelegt hat, ganz gleich, wie stark und überlegen er auch heute sein mag, und ganz gleich, wie schwach und hilflos seine Opfer oder Gefangenen gleichfalls heute zu sein scheinen. Hier gelten mehr als in irgendeiner anderen Situation die alten Worte: "Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt".
Die Verwirklichung des Weltfriedens ist also heute total abhängig davon, wie selbstlos der Sieger (die Alliierten) dem kapitulierenden und entwaffneten Feind gegenüber heute ist. In dem Grad, in dem der Sieger egoistisch ist und mit seiner Macht die Begierden dieser Selbstsucht auf Kosten des geschlagenen Feindes zufriedenstellt, manifestiert er diesem Feind gegenüber Ungerechtigkeit. Und diese Manifestation ist also dasselbe wie ein Angriff, der, wie bereits erwähnt, wiederum Verteidigung und damit Krieg hervorruft. Mit egoistischen Interessen beginnt der Sieger also unvermeidlich, einen neuen Krieg aufzubauen oder zu erschaffen. Dass diese egoistischen Interessen als Gerechtigkeit aufgefasst und bezeichnet werden, verändert nichts an diesem Aufbau des Krieges, im Gegenteil, dies ist ja nur das Hinzufügen einer neuen Ungerechtigkeit, der kriegerischen Propaganda oder der Tarnung, womit der Sieger die Zufriedenstellung seiner egoistischen Interessen auf Kosten des geschlagenen oder überwundenen Feindes aufrechterhält, selbst wenn er sogar in gutem Glauben ist.
18. Es bedarf eines hohen intellektuellen Standards, die Rachlust an den primitiven Schichten in der Menschlichkeit zu beherrschen, die während des Krieges ihre Macht missbrauchten
Es ist richtig, dass es hier schwer sein kann zu unterscheiden, was in der Behandlung der Überwundenen seitens des Siegers Gerechtigkeit und was Ungerechtigkeit ist. Es ist ja eine Tatsache, dass die überwundenen Gefangenen, d.h. also hier die geschworenen Anbeter und Ausüber der Diktatur oder Machtherrschaft, bevor sie besiegt wurden, ein Gemetzel von anderen Menschen in kolossalen Dimensionen manifestiert hatten, abgesehen davon, dass sie andere Völker und Staaten zu Sklavenarbeit für sich gezwungen haben. Sie haben geradezu eine rücksichtslose Folter und Auslöschung nicht nur von Anhängern einer anderen politischen und moralischen Anschauung, sondern auch von völlig unpolitischen und neutralen Wesen gefördert, nur aus dem einen Grund, dass man annahm, dass diese einer anderen Rasse angehörten, Juden waren. Es ist richtig, dass ein Schrecken hervorrufender Sadismus, eine chronische Moralkrankheit in einem gewissen Ausmaß die Schichten der Erdenmenschheit beherrschten, die heute als die Kriegsgefangenen der Alliierten an Händen und Füßen gebunden sind. Und es ist richtig, dass ein sehr hoher intellektueller Standard erforderlich ist, um den Vergeltungsdrang, die Rachlust gegenüber den sogenannten Verbrechern an der Menschheit zu beherrschen. Aber das befreit den Sieger oder die Alliierten von keiner der entsprechenden kriegerischen und unfriedlichen Nachwirkungen der Rache oder Vergeltung, die dieses Rachegefühl oder dieser Vergeltungsdrang eventuell zur Auslösung bringen, ganz gleich wie gut man auch bewusst oder unbewusst diese Auslösung als Gerechtigkeit getarnt hat oder wirklich glaubt, dass sie vollständig berechtigt sei.
19. Die Erde machte Widerstand und kapselte die kranken Schichten in der Menschlichkeit ein, um Heilung zu erreichen
Die Wahrheit ist ja unabweisbar die, dass die Gefangenen der Alliierten ja Länder und Völker sind, die sich noch mitreißen lassen konnten von einer vorzeitlichen diktatorischen Mord- und Totschlagsideologie, die einen gewissen Grad von Sadismus aufwies. Sie wurden daher für den übrigen Teil der Erdenmenschheit oder für den gesamten Gesellschaftskörper der Welt, der ja bereits die beginnenden Entwicklungsstadien der Hochintellektualität repräsentierte, ein ebenso großes Unglück und eine lebensgefährliche Krankheit, wie sie ein strahlender Segen gewesen wären für eine Erdenmenschheit in ganz unintellektuellen und primitiven Naturmenschenstadien, wo sich die Moral noch nicht um die Entwicklung von Intellektualität oder Humanität drehte, sondern wo die Lebensbedingung ausschließlich darin bestand, sich rau und brutal über das Leben und die Gesundheit des Nächsten herzumachen, und wo dies daher der Weg nach Walhall war, dem Himmelreich der damaligen Zeit oder dem höchsten vermeintlichen Lebensglück. Da dieses tierische Zeitalter jedoch für den Großteil des Gesamtorganismus der Erdenmenschheit vorbei ist – dieser Organismus kann jetzt in der Tat mentale Gesundheit nur durch die Erschaffung von Humanität oder hochintellektueller Kultur erreichen –, ist es nicht so sonderbar, dass dieser Gesellschaftskörper der Erdenmenschheit sich sträubte, Widerstand leistete gegen die kranken Schichten in seinem Bereich, sie einkreiste und einkapselte, um dadurch die Auswirkungen der Krankheit zu begrenzen, zu schwächen und Heilung zu erreichen. Dieses Naturgesetz, das sich hier im gesamten Gesellschaftskörper geltend gemacht hat, ist eigentlich nur dasselbe wie das, was sich in unserem eigenen Körper bei aufgekommenen Krankheiten oder Fremdkörpern geltend macht. Hier versucht auch der gesunde Teil des Körpers, Widerstand zu leisten gegen das Abnorme, gegen den Einfluss der schädlichen Elemente. Wie sollten unsere Wunden und Krankheiten sonst heilen? – Wie sollte es sonst etwas geben, das Heilung heißt?
20. Die Heilung der "kranken Bereiche" im erdenmenschlichen Organismus schafft den dauerhaften Frieden, nach dem die Menschen sich sehnen
Und so wie unser eigener Körper, wie die Natur selbst auf keinerlei Weise versucht, die "kranken Gebiete" in den Organismen zu quälen, zu plagen und auszunutzen, sondern alles tut, was in der Macht steht, um diese zu heilen, um sie zu ihrer rechtmäßigen Kapazität und Mission in der Zusammenarbeit mit dem übrigen Organismus in der Schaffung des gesunden Wohlbefindens und Bestehens zu führen, fordert die Natur oder der gesamte erdenmenschliche Gesellschaftskörper auch, dass seine kranken Gebiete nicht misshandelt, sondern so gepflegt werden, dass sie schnellstmöglich gesund werden, ihre Arbeitsfähigkeit zurückbekommen, damit sie wieder ihren Teil der Aufrechterhaltung des gesunden Wohlbefindens und glücklichen Bestehens des Gesellschaftskörpers tragen können. Und was ist das gesunde Wohlbefinden und glückliche Bestehen dieses Gesellschaftskörpers anderes als der ewige Frieden, nach dem die Erdenmenschheit hungert und dürstet? –
21. Die Verwüstungen des Krieges sind wie eine offene Wunde
Der Gesellschaftsorganismus der Erdenmenschheit hat also eine fast tödliche oder lebensgefährliche Wunde in Form aller Länder, die kapitulierten und ihre Gesundheit verloren haben, bekommen. Solange diese Länder nicht in einen Zustand zurückversetzt werden, der das normale Wohl des ganzen Organismus sicherstellt, wird das Allgemeinbefinden der Erdenmenschheit krank oder abnorm sein. Die Erdenmenschheit wird bis dann unmöglich die totale, vollkommene Freude am Leben oder ihrer eigenen Existenz erreichen, die als dauerhafter Frieden bezeichnet wird. Sie ist ganz gewiss der oberflächlichen oder äußeren Wirkungen und Kraft des Bösen Herr geworden. Mit seinem riesigen Aufgebot an operativen Kräften gelang es dem noch gesunden Teil des Organismus (den Alliierten), den kranken Kräften (der vorzeitlichen Berserkerideologie oder Diktatur) Einhalt zu gebieten, sie einzukapseln und zu begrenzen und schob mit ihrer Kriegsmaschinerie der weiteren Ausbreitung der Krankheit einen Riegel vor. Kraft dieser Eigenschaft können wir die Alliierten als Sieger im größten Krieg der Welt bezeichnen.
Da der Sieger jedoch nur den noch gesunden Teil eines Organismus ausmacht und die kapitulierenden und überwundenen Länder, die in Ruinen liegen, in Armut und Elend, ein kranker Teil dieses Organismus oder Körpers dieses Siegers sind, versteht man hier also, wie ernsthaft notwendig es für diesen Sieger ist, diesen kranken Teil seines eigenen Organismus gut zu pflegen. Der kranke Teil dieses Organismus hat große offene Wunden. Und in offenen Wunden gibt es allerlei Möglichkeiten für das Entstehen und die Entwicklung von Entzündungen, die sich zum gesunden Teil des Organismus ausbreiten und somit im allerhöchsten Grad lebensgefährlich werden können. Dass von diesem erdenmenschlichen Gesellschaftskörper unter solchen Umständen unmöglich gesagt werden kann, dass er Frieden oder normales Wohlbefinden repräsentiert, ist hier einem jeden offensichtlich.
22. Eine Operation, bei der die Kriegswaffen das Operationsmesser waren
Da dieser Sieger nicht zum Arzt gehen oder im Krankenhaus behandelt werden kann, gibt es absolut keinen anderen Ausweg, als dass er sein eigener Arzt und Krankenpfleger sein muss. Es ist richtig, dass er sich in dieser Eigenschaft selbst operieren musste. Als Operationsmesser hat er Kanonen, Bomben, Maschinengewehre, Panzer und Kriegsschiffe usw. anwenden müssen. Er hatte damit das Glück, die oberflächlichen Wirkungen der Krankheit zum Aufhalten zu bringen. Zwischen ihm und der totalen Heilung, der Erreichung der vollkommenen Gesundheit (des Friedens), bleibt also jetzt nur übrig, die Wunden zum Heilen zu bringen. Natürlich muss der Sieger noch verhältnismäßig starke Desinfektionsmittel (Diktatur und strenge Sperren und Verbote gegen die Herstellung von Kriegsmaterial und Kriegspropaganda in den kranken Zonen) benutzen, um die Entwicklung von Fremdbakterien in den Wunden zu verhindern. Diese Vorkehrungen reichen jedoch nicht. Die Wunden müssen auch verbunden und gegen Kälte geschützt werden, ja, wenn notwendig, in Watte gepackt werden. Mit totem Fleisch oder kaltem Brand im Organismus wird das Erleben eines gesunden und normalen Wohlbefindens (des Friedens) unmöglich sein. Mit einem unnormalen Allgemeinbefinden werden sich schlaflose Nächte und damit schlechte Nerven und der Gebrauch von Schlaftabletten einfinden und in einem noch stärker ansteigenden Grad den gesamten Organismus unterminieren, ihn zum Untergang oder Tod führen.
23. Eine Heilung, die ohne den Gebrauch von Operationsmesser, d.h. Waffen, geschehen muss
Für die Alliierten, die ja heute Sieger oder die Konzentration und der Sitz des der Erdenmenschheit noch erhaltenen, verhältnismäßig gesunden Wollens und Könnens sind, reicht es also nicht, dass sie diktatorische Macht über den Feind haben. Ja, dies kann sogar höchst unglücklich sein, wenn diese Macht nicht gerade dazu benutzt wird, damit zu heilen, sondern eher, um die Wunden weiterhin aufzureißen und damit unnütze und schädliche oder zerstörende Blutungen und die Gefahr für neue Entzündungsherde zu verursachen. Hier gilt wie bei jeder anderen Wunde in einem Organismus, dass sie nicht aufgerissen werden darf. Der Sieger muss also verstehen, dass das Operationsmesser (die Kriegswaffen) nicht das endgültige Mittel sein kann. Solange dieses Messer verwendet wird, müssen weiterhin offene Wunden entstehen. Für den Sieger ist es lebensnotwendig dahin zu kommen, das Operationsmesser entbehren zu können.
Wie aber kommt man dahin? – Ja, indem man die Wunden (die Länder, die kapituliert haben) so pflegt, dass Fremdkörper, Entzündungen oder Vereiterungen (ein unlöschbarer Hass und eine unlöschbare Feindschaft gegen die Sieger) in ihnen nicht aufkommen. Das Operationsmesser ist bei besonders groben Gelegenheiten ausgezeichnet, aber man kann nicht ins Unendliche damit fortsetzen, es anzuwenden. Das Böse muss dahin gebracht werden, nicht wiederzukommen, damit das Operieren überflüssig werden kann. Vorher ist die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit nicht wiederhergestellt. Der Weg zum vollkommenen Weltfrieden wird also ausschließlich dadurch bedingt, dass man die Weltsituation so versteht, wie sie ihrer kosmischen Analyse nach wirklich erscheint. Die hier vorliegende Analyse zeigt uns deutlich, dass die Menschheit einen Gesamtorganismus ausmacht. Von diesem Organismus tritt ein Teil als verhältnismäßig gesund (die Alliierten) auf, während uns ein anderer Teil (die Länder, die kapituliert haben, die Achselmächte) als sehr krank und gebrochen vorkommt. Infolge der geltenden Umstände ist der erste Teil als Sieger und der letztere Teil der Menschheit als der an Händen und Füßen gebundene Gefangene dieses Siegers zu bezeichnen. Die Situation hat sich also zugespitzt, weil die beiden Teile des Organismus im Krieg miteinander gewesen sind, nach bestem Können dabei waren, den gegenseitigen Untergang herbeizuführen. Wenn aber zwei Teile von ein und demselben Organismus versuchen, den gegenseitigen Untergang herbeizuführen, dann ist dieser Organismus krank. Der gesamte Gesellschaftskörper oder Organismus der Erdenmenschheit ist also sehr krank gewesen und leidet noch in einem gewissen Ausmaß stark an dieser Krankheit. Die Heilung befindet sich erst in einem Stadium, in dem es dem gesunden und noch lebenstüchtigen Organismusteil (den Alliierten) gelungen ist, das kranke und abnorme Feld einzukapseln und damit stillzulegen. Die Wunden aber (die vorläufige verzweifelte Situation mit Ruinenhaufen, Hungersnot, Selbstmordepidemien und all den anderen Nachwirkungen in den Ländern, die kapituliert haben) sind noch offen und lebensgefährlich. In ihrem kranken oder abnormen Zustand ruft die Erdenmenschheit nur nach einer Sache, nämlich Heilung. Sie verwendet jedoch nicht diese Bezeichnung für ihr Rufen. Dies ist dagegen hauptsächlich nur unter dem Begriff "ein dauerhafter Friede" bekannt.
24. Diktatur oder Demokratie
Die Ursache dieser mentalen und physischen Krankheit der Erdenmenschheit hat ihre Wurzel in den Nachwirkungen einer vorzeitlichen Tradition der Menschheit, die sie schon längst hinter sich gebracht hat und die in Form von Diktatur zur Auswirkung kam. Diktatur ist dann, wenn sie nicht von eingeweihten Wesen in Form einer selbstlosen, gesellschaftsbeschützenden Alleinherrschaft oder eines Königtums für ein unwissendes oder mental hilfloses Volk gefördert wird, anmaßend und völlig unnötig in einer intellektuellen und demokratisch bereits stark entwickelten Gesellschaft, wo diese Alleinherrschaft nur festen Fuß fassen kann mit Hilfe von brutaler, roher, tierischer Macht und falscher Propaganda. Dann ist sie ein Angriff, ein Übergriff, ein Auswuchs in der mentalen Entwicklungsbahn der Menschheit. Aber wenn sie ein Auswuchs ist, d.h. etwas, das die Menschen schon längst hinter sich gebracht haben, d.h. dass Umstände und Voraussetzungen, die die Diktatur einmal berechtigten, nicht mehr existieren oder vorkommen. Dann ist sie eine Abnormität, ja sogar eine sehr schädliche oder lebensgefährliche Krankheit für jede intellektuell entwickelte oder "demokratisch" fortschrittliche Gesellschaft. Jede Ansteckung einer solchen Gesellschaft von Diktatur bedeutet den Tod für die Entwicklung der Freiheit und des Selbstbestimmungsrechts eines jeden Individuums. Das bedeutet die Vernichtung aller Wege, die zur Kultivierung der Humanität, der hochintellektuellen Kultur, zu den Zinnen der Kunst und Wissenschaft führen. Das ist der plumpe Versuch des Tieres, seine scharfen Zähne, Klauen und Giftdrüsen oder die Waffe des Hasses in Form von Kanonen, Bomben und Sprengstoffen in den Gesellschaftsorganismus zu schlagen, den die Gottheit oder Allmacht schon längst begonnen hat, als ihr Abbild zu formen und somit diese barbarischen tötenden Waffen überflüssig gemacht hat. Mit der beginnenden Entfaltung der Nächstenliebe in Form von vielfältigen, funkelnden und strahlenden Genialitäten und der leuchtenden intellektuellen Aspekte in der Wissenschaft, Kunst und der kollektiven Zusammengehörigkeit, in Geist und Kultur, in Form einer beginnenden Demokratie, können Diktatur und Mordwaffen nur vom Übel sein.
25. Die Diktatur ist ein Krankheitsfeld im demokratischen Gesellschaftsorganismus
Es ist nicht so sonderbar, dass die Diktatur ein Albtraum für die Welt, eine der gewaltigsten krampfhaften Auswirkungen des Jüngsten Gerichts geworden ist. Die Ursache dieses Weltdramas war also ein Aufblühen einer hunderttausendjährigen, veralteten und sterbenden Ideologie, aber zwischenzeitlich aufgefrischt und gefördert von sadistischen, machtgierigen Genies der Massensuggestion, von falscher Propaganda, Folter, Hinrichtungen und Rassenvertilgung. Dass das Wirkungsfeld und die Atmosphäre dieser Wesen in einer intellektuellen Welt, die in der Entwicklung der Demokratie bereits weit fortgeschritten war, es erreicht hatte, Recht vor Macht zu setzen, nur ein Krankheitsfeld in dieser Welt oder in diesem Gesellschaftskörper der Menschheit werden konnte, ist dem entwickelten Forscher ziemlich selbstverständlich.
26. Der Sieger muss verstehen, dass die Wunde oder die Krankheit in seinem eigenem Gesellschaftskörper existiert
Der Gesamtorganismus der Erdenmenschheit wurde also von einer unterminierenden Krankheit angegriffen. Aber dank seiner gesunden und im Voraus umfassenden demokratischen Natur konnte er die Entwicklung des Übels zum Stehen bringen. Die Wunden sind jedoch noch vorhanden. Und es ist absolut notwendig, dass der Sieger versteht, dass sie sich eben in seinem eigenen Gesellschaftskörper, in seinem eigenen Organismus befinden, und dass sie weder zu einer anderen Menschheit noch zu einem anderen Planeten gehören. Denn wenn er das nicht versteht, sondern weiterhin glaubt, dass die Behandlung dieser Gebiete die übrige Welt nicht betrifft, wird er die Wunden nicht mit der Behutsamkeit behandeln, die für deren Heilung notwendig ist. Wenn er überwiegend nur auf die obskuren Manifestationen, die von diesen umfassenden kranken Gebieten ausgelöst wurden, eingestellt ist und glaubt, dass ein entsprechender passender Terror, schwere Strafe, Unterdrückung und Zwang, Methoden der höchsten Gerechtigkeit seien, entschleiert dies nur, dass er selbst von derselben dunklen Gesinnung, von derselben dunklen Mentalität angesteckt ist, wie die, die die Krankheit hervorbrachte und auslöste. Und es kann nur eine Frage der Zeit sein, wann die heute noch scheinbar gesunden Gebiete dem Schicksalsgesetz oder dem Gräuel der Vergeltung unterliegen, zu rauchenden Ruinenhaufen, Invalidität und Entwürdigung werden. Wie sollte der, der selbst ein Krankheitsbazillus ist, anderes als Krankheit schaffen können? – Der Friede ist ein Nachkomme vom Frieden. Wie sollte der, der selbst Unfriede und Krieg repräsentiert, anderes als Krieg zeugen können? – Die Schicksalsgesetze und die Fortpflanzungsgesetze sind identisch. Ein Säugetier kann kein Nachkomme von einem Vogel sein, und ein Vogel kann kein Nachkomme von einem Säugetier sein. Hunde gebären keine Katzenjungen, und Menschen gebären nur Menschen. Wenn der erdenmenschliche Gesellschaftskörper gesund werden und die totale, mentale Gesundheit erreichen soll, wonach die Menschen unter dem Begriff Friede rufen, dann muss sich der Sieger mit der allergrößten Hygiene und Liebe um die Behandlung der Wunden kümmern. Er muss um jeden Preis Kriegspropaganda und die Herstellung von Waffen verhindern. Er muss mit ungeheuer fester Hand all diese aufgrund falscher Propaganda verwirrten Menschen von Angesicht zu Angesicht der Humanität, der demokratischen Kultur und Zivilisation gegenüberstellen durch alle Vermittlung von Kultur, wie Film, Theater, Universitäten, Schulen und Lehranstalten usw. Er muss ihnen demokratische Freiheit widerfahren lassen, Verständnis und Zugang zu kulturellen Gesellschaftswerten und damit den verlorenen Glauben und die Zuversicht an das Wohlwollen und die vollkommen demokratische Einsicht der übrigen Welt wiederherstellen. Er muss alles verbannen, was an Entrüstung, Hass und Rachebegehren an die Vergangenheit erinnert, und damit eine gesunde Freundschaft zwischen sich und dem Gefangenen aufbauen. Seine Ersatzansprüche müssen von einer solchen humanen Natur sein, dass sie kein Ausdruck eines Racheakts oder einer wirtschaftlichen Zwangsjacke werden, die den Gefangenen und damit den entsprechenden Teil des erdenmenschlichen Organismus in physisches und mentales Versumpfen hinabdrückt. Er muss die Sympathie des gefangenen Feindes gewinnen. Ohne diese Kunst kann der Sieger den Feind unmöglich überwinden und den absolut totalen und endgültigen Sieg über ihn davontragen. Er kann dagegen nur selbst ein neuer Angreifer der Kultur und Zivilisation sein, ganz gleich in wie hohem Grad er auch von sich selbst meint, dem Feind gegenüber gerecht zu sein. Je mehr seine Behandlung des gefangenen Feindes der sadistischen Manifestation gleicht, die der Feind seinerzeit an den Tag legte, desto mehr ist sein Wesen ja von derselben Natur wie die des Gefangenen. Aber je mehr sie von derselben Natur ist, desto weniger kann ja der gefangene Feind von der Humanität des Siegers lernen. Wie soll der gefangene Feind dahin kommen, seinen Überwinder in einem anderen Licht als dem feindlichen zu sehen? – "Zwei harte Steine malen nicht gut gegeneinander". Soll der Gefangene und somit der kranke Teil des erdenmenschlichen Organismus seine moralische Einstellung ändern, dann muss er eine neue Moral kennenlernen. Wenn er nicht fortsetzen soll zu glauben, der Sieger sei ein Feind, der als Gerechtigkeit nur bluttriefende Racheakte in Form von Folter und Todesstrafe sehen möchte oder kann, kann er ja nichts anderes verstehen, als dass der Gegner (der Sieger) gerade die dunkle und ungerechte Macht war, als welche er ihn infolge seiner Erziehung und der falschen Propaganda im Voraus betrachten musste und weswegen die Diktatoren ihn (den Gefangenen) mit in den Krieg geführt hatten. Er würde also nie verstehen lernen, dass Demokratie etwas sein könnte, das erhabener und edler ist als die diktatorische vorzeitliche Heldenideologie, die er selbst repräsentiert. Wenn behaftet mit dunklen Gefängnissen, Folter und Entwürdigung, Hohn, Strafen und Hinrichtungen, ist eine Demokratie ebenso wenig schmeichelhaft wie jedes andere Gesellschaftssystem, welches nur durch solche mittelalterlichen, unintellektuellen und direkt verdummenden Prangersysteme aufrechterhalten wird. Was nützt es, dass eine Gesellschaft sich in demokratischer Richtung entwickelt und bereits viele dazugehörende soziale Verbesserungen eingeführt hat, wenn diese denjenigen vorenthalten werden, die gerade Nutzen davon hätten, sie direkt zu erleben und Zeuge davon zu werden? – Der feine, gesetzestreue und sehr demokratisch eingestellte Bürger hat bei Weitem nicht in so hohem Grad wie der Gefangene (die Länder, die kapituliert haben) den Bedarf, diese Verbesserungen demonstriert zu bekommen. Braucht nicht gerade der Kranke den Arzt? – Ihm gibt man jedoch, wenn man ihn überhaupt leben lässt, nur ein falsches Bild von der Demokratie, einen mentalen Fußtritt, zeigt ihm die kalte Schulter und gibt ihm das Prädikat "Jeglicher zukünftigen menschlichen Zuversicht unwürdig" und nennt das dann Gerechtigkeit.
27. Wer kann andere dazu verurteilen, jeglicher zukünftigen menschlichen Zuversicht unwürdig zu sein?
Entschleiert dieses Urteil nicht eine phantastische Naivität? – Wer kann einem Menschen die Zuversicht nehmen wollen? – Zuversicht ist ja nicht ein Akt des Willens. Hat man einmal Zuversicht zu einem Menschen gefasst, kann man sie ja unmöglich verlieren, es sei denn dass der Betreffende selbst diese Zuversicht enttäuscht. Eine Zuversicht, die sich enttäuschen lässt durch den Tratsch oder die Verleumdung anderer und jetzt durch neue gesetzliche Vorschriften, ist niemals fundamental stabil gewesen, ist niemals wirklich echt gewesen. Aber eine Zuversicht, die nicht ganz echt gewesen ist und die man daher in der Realität nie gehabt hat, kann man doch nicht verlieren, wie man natürlich auch nicht plötzlich fundamentale Zuversicht zu einem Wesen bekommen kann, bevor man nicht absolute Erfahrungen oder konkrete Beweise dafür erhalten hat, dass man sich auf dieses Wesen absolut verlassen kann. Es ist richtig, dass der Betreffende von der einen oder anderen Autorität Empfehlungen haben kann, aber diese können für uns nur abstrakt sein. Diese sagen uns allerhöchstens, dass der Betreffende das Vertrauen dieser Autorität nicht getäuscht hat. Dass dieses Wesen das Vertrauen eines anderen Wesens jedoch nicht getäuscht hat, kann unmöglich eine Garantie dafür sein, dass der Betreffende uns niemals im Stich lassen wird. Eine solche konkrete Garantie und die darauf folgende absolute Zuversicht entstehen erst dann, wenn diese ein realistisches Erlebnis und damit eine felsenfeste Tatsache für uns geworden ist. Und wenn sie uns erst eine Tatsache geworden ist, lässt sie sich von der Behauptung keiner Behörde oder keines Gerichts erschüttern, dass der Betreffende jeglicher menschlichen Zuversicht unwürdig sei. Die menschliche Zuversicht in der hier geschilderten, absoluten Form gehört mit zu den Dingen an einem Wesen, die über Gesetz und Urteil erhaben sind, denn sie ist in der wahren Nächstenliebe fest verwurzelt, und sie kann sich, wie bekannt, nicht vom unglücklichen Schicksal ihres Objekts erschüttern lassen, denn sie hat Verständnis und "verurteilt daher nicht".
28. Es ist undemokratisch, Menschen jegliche zukünftige menschliche Zuversicht abzuerkennen
Da die absolute Zuversicht, wie bereits erwähnt, ihre tiefste Wurzel in der Nächstenliebe hat, ist sie im allerhöchsten Ausmaß eine demokratische Eigenschaft. Dass eine demokratische Gesellschaft ein Gesetz erlässt, durch das es seine Mitglieder dazu verurteilt, ihre demokratischen Eigenschaften zu verlieren, wäre höchst seltsam, wenn es nicht sogar in hohem Grade undemokratisch, ja, Sabotage am Vertrauen zur demokratischen Gesellschaft an sich wäre.
Den Wesen das Recht auf jegliche zukünftige menschliche Zuversicht abzuerkennen, ist also nicht die Medizin, die den kranken oder abnormen Teil der Menschengesellschaft gesund macht. Man schafft keinen Frieden in der Welt, indem man Urteile schafft, die darauf hinausgehen, das Vertrauensverhältnis zwischen den Menschen zu zerstören. Ist nicht eben fehlende Zuversicht eine der größten Ursachen des großen Weltdramas oder der Götterdämmerung? –
29. Die Bedingung für den Frieden zwischen zwei Partnern ist ein fundamentales gegenseitiges Vertrauen
Wie aber soll das Drama aufhören, solange man die Zerstörung des Vertrauens zwischen den Wesen geradezu autorisiert? – Ist die erste Bedingung für Frieden und Harmonie zwischen zwei Gegnern nicht gerade die Schaffung einer fundamentalen gegenseitigen Zuversicht? – Die Schaffung von Zuversicht kann jedoch nicht diktiert werden oder sich nur durch einen Akt des Willens zeigen. Sie kann nur dadurch entstehen, dass alle Wesen gegenseitig die Möglichkeit bekommen, Treue zu zeigen. Wenn das gesunde und gesellschaftlich überlegene Wesen dem gefallenen Wesen, dem Verbrecher oder dem Kriegsverbrecher jedoch nicht die Gelegenheit lässt, zu entschleiern, dass er es wünscht, höheren Idealen Treue zu zeigen und sich damit des Vertrauens würdig zu zeigen, hat man ihn ja davon abgeschnitten, sich wieder aufrichten zu können. Damit hat man jedoch selbst das Gesetz der Nächstenliebe übertreten. Man hat seinen Nächsten daran gehindert zu versuchen, sich zu einer höheren mentalen Sphäre hin zu entwickeln. Man trägt mit dazu bei, ihn auf einem niedrigeren Bewusstseinsniveau zu halten. Ist man dann nicht selbst ein Verbrecher? – Kann einer wahren demokratischen Gesellschaft von einem solchen Mitglied geholfen sein? – Eine Gesellschaft solcher Wesen kann niemals hoffen, der fundamentale Ausdruck jener erhabenen Demokratie zu werden, die den dauerhaften Frieden darstellt. Eine Gesellschaft solcher Wesen ist aller wahren humanistischen Kultur gegenüber krankheitsfördernd. Solche Wesen sind die ersten kleinen keimenden Samen der Kriege.
30. Der Friede kommt nur zu dem, der ihn selbst sät
Wie soll der Gesellschaftskörper der Erdenmenschheit seine Kranken zur Genesung bringen, wenn die Wesen nicht eben ihre Einstellung ändern und etwas nüchterner und weniger rachsüchtig auf all die Wesen schauen, welche heute ihrer eigenen dunklen Gesinnung und ihrem dunklen Schicksal unterliegen? – Kommt es hier nicht auf das gesunde Wesen an? – Wenn sich dieses gesunde Wesen jedoch auch als wurmstichig erweist oder von den kleinen mikroskopischen Bazillen des Krieges angesteckt ist, wann kommt dann der Friede auf die Welt? – Wer soll dann die Sache in die Hand nehmen und den Frieden zustande bringen? – Nein, dann kommt der Friede nicht, sondern ein neuer entsetzlicher Krieg. Der braucht jedoch kein Weltkrieg zu sein. Der Krieg ist ja nicht davon abhängig, dass so und so viele gleichzeitig an ihm teilnehmen oder in ihn verwickelt sind. Krieg ist in Wirklichkeit dasselbe wie Schicksal. Das Schicksal des einzelnen Individuums kann sehr wohl fürchterlich für seinen Urheber sein, auch wenn alle anderen Wesen heute sogar den vollen Frieden erreicht hätten. Die im Schicksal vorkommenden Unglücke und Leiden gehören ja mit zu den Kriegserlebnissen des Menschen. Auch wenn kein Krieg zwischen Staaten oder Nationen herrscht, kann eine Verkrüppelung der einen oder anderen Art, die von irgendeinem der Feinde des betreffenden Individuums ausgelöst wird, doch ebenso störend und hart sein als wenn sie auf den großen Schlachtfeldern des großen Krieges ausgelöst worden wäre. Der Friede kommt nur zu dem, der ihn gesät hat, d.h. zu dem, der seine Feinde zu lieben gelernt hat. Und der totale Friede wird also der Menschheit auch erst zuteil, wenn die Machthaber oder Sieger den unterdrückten Gefangenen gelehrt haben, die Sieger zu lieben. Dies kann absolut nur geschehen, indem man diesen Gefangenen oder die Menschen der kranken Gebiete in einem Geist erzieht, der ihnen zeigt, dass man nicht die Absicht hat, sich zu rächen, seine Macht oder Überlegenheit auszunutzen, um sie zu Sklaven zu machen, sondern dass man es wünscht, sie über die mentalen und physischen Schwierigkeiten oder Gebrechen hinweg zu helfen, die sie für das natürliche Wohlbefinden der Erdenmenschengesellschaft amoralisch und unterminierend machen. Es nützt jedoch nichts, dass die leitenden Großmächte im neuen Völkerbund alles daransetzen, diese einzige Methode der Heilung für die großen verletzten Gebiete zu offenbaren, wenn die einzelnen Individuen der Gesellschaft in den siegreichen Ländern diese Verhaltensregeln den geschlagenen Völkern gegenüber nicht befolgen. Es gibt viele Menschen, die heute so hasserfüllt sind, dass sie in Hotels und Restaurants oder an anderen öffentlichen Plätzen weder grüßen noch auf eventuelle Fragen oder Erkundigungen von deutschsprachigen Menschen antworten möchten. Sie scheren also alle über einen Kamm, ja sogar solche deutschsprachige Personen, die selbst unter dem nazistischen Joch gelitten haben, ins Ausland fliehen oder untertauchen mussten. Was für eine Engstirnigkeit, um nicht zu sagen nationalsozialistische Mentalität bezeugt man hier bei einem Wesen, das glaubt, den Nationalsozialismus zu hassen. Geben Sie acht! Solche Wesen sind heute die größten Gegner des Friedens und der gefährliche, mentale Keim der Kriege.
31. Hasserfüllte Gedanken bei den Siegern können neue Kriegsbazillen entwickeln
Jetzt sind also nicht mehr die Bevölkerungen der Länder, die kapituliert haben, die Gefährlichen, soweit ihnen menschliches Verständnis und Hilfe dazu widerfährt, aus der veralteten Ideologie und aus der ihnen dadurch verursachten entsetzlichen Verkrüppelung oder dem kulturellen Untergang herauszukommen. Dagegen ist jetzt die Gedankensphäre der oben erwähnten hasserfüllten und stupiden Wesen ein Tummelplatz für die Entwicklung von neuen Kriegsbazillen. Wesen, die sich weigern, auf die Frage eines deutschsprachigen Wesens zu antworten, nur weil andere Deutsche gegen die Gesellschaftsgesetze verstoßen haben, haben ja mit gutem Appetit in ihren Gedanken und in ihrem Verhalten das Prinzip der Deutschen oder des Nationalsozialismus aufgenommen, d.h. "den Schmied für die Verbrechen des Bäckers hinzurichten". Solche Wesen sind keine Garantie und keine Zierde für die demokratische Gesellschaft. Nein, man soll nicht glauben, dass die nationalsozialistische Ideologie etwas ist, was nur bei den Einwohnern der Achselmächte vorkam. Sie ist weder besonders deutsch, italienisch noch japanisch, auch wenn sie insbesondere in den Gebieten dieser Nationen aufblühte. Sie ist ein internationaler Bewusstseinszustand, der einmal in allen vorzeitlichen Berserker- und Naturmenschengesellschaften allgemeingültig war. Und sie enthüllt noch heute ihr Vorhandensein im Bewusstsein des modernen Menschen, in dem Grade, in dem ihm noch das Einfühlungsvermögen und Verständnis für demokratische Nächstenliebe oder hochintellektuelle Kultur fehlt. Deshalb konnte es nicht vermieden werden, dass sogar in den hervortretenden Widerstandsbewegungen gegen den Nationalsozialismus solche Handlungen vorkommen konnten, die von den nationalsozialistischen nicht zu unterscheiden sind. Und so wie die Urheber dieser Handlungen mit dazu beigetragen haben, die Popularität der wahren oder echten Widerstands- oder Freiheitskämpfer zu zerstören, dieser Verteidiger der völkischen Freiheit, der Gemeinschaft oder wahren Demokratie, werden solche als Freiheitskämpfer oder Demokraten getarnten Nationalsozialisten in der Zukunft weiterhin eine Gefahr für die Popularität der demokratischen Kultur sein. Deshalb darf keiner derjenigen, die heute mit zur Garde der Sieger gehören – entweder als Freiheitskämpfer, Soldat oder durch einen anderen Anspruch auf die Zugehörigkeit in den Reihen der Garde –, jemals seine wahre Berufung vergessen, nämlich die, den Krieg zu bekämpfen und zu ersticken, dagegen aber absolut nicht die, den Krieg zu fördern. Es ist schöner und edler dazu beizutragen, einen wilden und lebensgefährlichen Verbrecher zu binden, als selber dieser Verbrecher zu sein.
32. Kriegsverbrecher wie Freiheitskämpfer sind wie der Wolf im Schafspelz
Keiner kann auf der Seite der Verteidigung sein außer denen, die den Krieg wirklich bekämpfen. Die, die den Krieg fördern, sind unumstößlich Angreifer aller wahren intellektuellen oder humanen Kultur. Jeder Soldat, jeder Freiheitskämpfer, der sich rächt, der einen geschlagenen Feind peinigt und plagt, hat aufgehört, Verteidiger der Kultur zu sein. Mit einer solchen Gesinnung entschleiert er sich jetzt selbst als Kriegsverbrecher. Und wenn er nebst diesem Drang nach Racheentfaltung kraft seiner Popularität und Macht, die er sich als Mitglied in der Garde des Siegers angeeignet hat, und mit Hilfe der Waffen, die ihm als Mittel zur Bekämpfung des Krieges anvertraut wurden, jetzt für seinen Einsatz sogar besondere soziale Begünstigungen oder Vorteile verlangt ohne Wahlen und Abstimmungen, dann ist er kein Freiheitskämpfer mehr. Jetzt versucht er als Diktator aufzutreten. Der Geist der Achselmächte oder die Berserkermentalität wird bis zur Vollkommenheit in einem solchen Wesen dargestellt. Es ist noch unsympathischer als die offiziellen Nationalsozialisten, denn es ist ja als Demokrat getarnt. Es ist der Wolf im Schafspelz. Man versteht hier also leicht, dass die Garde des Siegers, wenn sie aus allzu vielen solchen Wesen besteht, noch im allerhöchsten Grad vom Nationalsozialismus oder von der vorzeitlichen Berserker- oder Wikingermoral angesteckt ist. Für die Schaffung eines wahren Friedens ist es deshalb absolut notwendig, dass sich die Garde der Sieger mit ihren legalen und illegalen Bewegungen nicht so sehr damit beschäftigt, die Reihen des Feindes zu kontrollieren und an Händen und Füßen zu binden, dass sie es vergisst, die demokratische Justiz in ihren eigenen Reihen zu kontrollieren und aufrechtzuerhalten. Denn eine solche Vergesslichkeit ist unvermeidlich ein Hindernis für die Schaffung des totalen Friedens.
33. Der geschlagene Feind in den Ruinen seines Heimes
Der geschlagene Feind, der in den Ruinen seines ehemaligen Heimes umhergeht, Angesicht zu Angesicht mit den schreienden und bluttriefenden Nachwirkungen, dem Verlust von Familie, Angehörigen und Freunden, der Schande, die der Wahnsinn, der Sadismus und die Schreckensregierung seiner Führer in ihm hinterlassen haben, ist in Wirklichkeit so hart getroffen worden, wie ein Mensch vom Schicksal überhaupt getroffen werden kann. Wäre es ein Ausdruck von Demokratie, ein solches Wesen noch mehr zu peinigen und zu verfolgen? – Wo soll dieses Wesen Beratung, Trost und Ermunterung suchen? – Denn gerade dieser Medizin bedarf es ja viel mehr als weiterer Strafe oder weiterer Schläge in seinem Unglück. Ist es nicht ohnehin in einer bodenlosen Tiefe der Strafe und des Unglücks begraben? –
34. "Der ohne Sünde ist, kann als erster einen Stein werfen"
Derjenige, der einem solchen Wesen mit Verständnis und Wohlwollen begegnet, kann dieses Wesen für seine Lebensanschauung gewinnen. Demjenigen, den man liebt und bewundert, versucht man nachzuahmen. Deswegen zeigt es sich hier als Tatsache, dass der Sieger, d.h. also alle Personen innerhalb des Völkerbundes, ausschließlich am Aufbau des Friedens teilnehmen können, indem sie verstehen, dass alle dunklen Mächte zwar gebunden und zerstört werden sollen und das eventuell mit Macht, dass die Lebewesen hinter den dunklen Mächten jedoch bewahrt werden sollen, denn sie waren es, die das Dunkel gefördert hatten. Und wie sie das Dunkel förderten, so müssen sie auch dazu gebracht werden, das Licht zu fördern. Das Licht muss ihnen jedoch gezeigt werden. Es nützt nichts, Propaganda zu machen für eine Sache, die man nicht vorzeigen möchte. An so etwas glaubt keiner. Kann man das Licht deshalb nicht zeigen, weil man es selbst nicht in ausreichendem Grad besitzt, dann hat man überhaupt keinen Anspruch darauf, den gefallenen oder geschlagenen Feind zu verurteilen. Dann ist man ja noch selbst ein ziemlich dunkles oder unreines Wesen. Und war es nicht laut einem Ausspruch des größten Demokraten der Welt so, dass nur der, der "ohne Sünde ist, als erster einen Stein werfen kann"? – Und war es nicht gerade die göttliche Weisheit und Haltung des Welterlösers, die die gefallene Frau dazu brachte, den Kurs zu ändern und ihm zu folgen? Nicht die Wesensart der Priester oder der rachsüchtigen Volksmenge oder der selbsternannten Moralwächter änderten ihren Standpunkt oder ihre seelische Einstellung, sondern einzig und allein das leuchtende Verständnis und die Verzeihung des Welterlösers.
35. Der Demokrat, der ein dunkles Wesen dazu bringt, ihn zu lieben, hat dieses Wesen für das Licht gewonnen
In der Welt Frieden zu schaffen, lässt sich also durch keinerlei Diktatur oder Strafe machen, sondern einzig und allein durch die Schaffung einer wahren Demokratie. Eine wahre Demokratie kann jedoch nicht existieren, ohne eine totale Offenbarung der Humanität zu sein, die wiederum dasselbe wie Nächstenliebe ist. Der Demokrat, der ein dunkles Wesen dazu bringt, ihn zu lieben, hat dieses Wesen für das Licht gewonnen. Zwischen ihm und diesem Wesen ist ein mentaler Bereich entstanden, in dem Krieg unmöglich ist. Und da, wo Krieg aufgrund von Nächstenliebe unmöglich ist, existiert der ewige Friede. Wenn der Sieger über die Achselmächte diese Völker, die kapituliert haben, dazu gebracht hat, ihn zu lieben, und die einzelnen Individuen aller Rassen, Völker und Nationen gleichfalls die Sympathie ihrer Feinde bekommen haben, dann ist das große Weltdrama vorbei. Ich sehe seine dunklen Schatten über die Meere hinschwinden. Ein Lichtmeer der Liebe flutet über die Welt. Hinauf zum ewigen Thron erklingt der Lobgesang des Friedens: "Ehre sei Gott in der Höhe". Die Weihnachtsbotschaft ist Wahrheit, Wissenschaft oder Tatsache geworden. Es ist "Friede auf Erden", und den Menschen widerfährt "Wohlgefallen".
Diesen Artikel mit dem dänischen Titel "Freden" schrieb Martinus für den dänischen Kosmos Nr. 5-8 und 10, 1945. Er ist auch in dem dänischen Buch "Artikelsamling 1" als 19. Artikel wiedergegeben. Artikel-ID: M0380. Die hier vorliegende Übersetzung von Liesel Lind geht von dem Buch "Artikelsamling 1" aus. Erstmals im deutschen Kosmos 2-3/2009 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

Unter Angabe des Copyrights und der Quelle können Sie gerne zu diesem Artikel verlinken. Unter Beachtung des Urheberrechts können Sie auch gerne aus dem Artikel zitieren. Kopien, Nachdrucke und andere Formen der Wiedergabe des Artikels sind nur nach schriftlicher Absprache mit dem Martinus-Institut möglich.

 


Kommentare können an: info@martinus.dk gesendet werden.
Fehler- und Mängelanzeigen sowie technische Probleme bitte an Webmaster senden.