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Artikelübersicht

M2653
Die Notwendigkeit der Geisteswissenschaft
von Martinus

Wenn die Menschheit Millionen ihrer eigenen Lebenszellen sabotiert
1. Kapitel
Situationen, in denen der akademisch Gelehrte nur "Laie" ist
Bevor wir dazu übergehen, die Notwendigkeit der Geisteswissenschaft zu beschreiben, ist es von Wert, ein wenig bei der Frage zu verweilen, was "Wissenschaft" in Wirklichkeit ist. Hinter diesem Begriff verbergen sich nämlich viele Auffassungen, Behauptungen und Dogmen, die an sich in starkem Kontrast zu den Gesetzen der Logik stehen und deshalb unmöglich "Wissenschaft" sein können. In großem Umfang herrscht nämlich der Aberglaube, dass alles, was ein Professor, ein Doktor oder ein anderer autorisierter Wissenschaftler oder Akademiker hervorbringt, "Wissenschaft" sei. Dass solche autorisierten Gelehrten aufgrund ihrer Ausbildung die Voraussetzungen haben, wirklich unerschütterliche Fakten auf vielen Gebieten vorzuweisen, ist klar. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass diese Personen in allen Bereichen unfehlbar sind. Sie können ja sogar innerhalb gewisser Gebiete völlig unwissend sein. Und innerhalb solcher Gebiete müssen sich sowohl Professoren und Doktoren als auch andere akademisch Gelehrte wie auch der Laie an Vermutungen oder Hypothesen halten. Die genannten Gelehrten sind also aufgrund ihres Aufenthalts an ihrer Universität oder ihrer Studien an einer Lehranstalt während der bisher geltenden Verhältnisse nicht imstande, sich ganz über das Laienstadium zu erheben. Es gibt ein außerordentlich großes Gebiet im täglichen Leben, innerhalb dessen die materielle oder physische Wissenschaft keine Fakten vorweisen kann und nie und nimmer die Möglichkeit bekommt, für oder gegen sie argumentieren zu können. Die materielle Wissenschaft kann nur Zahlen, Maße und Gewichte erfassen und dokumentieren. Was nicht in Ergebnissen dieser Art ausgedrückt werden kann, ist für den hundertprozentig materialistischen Wissenschaftler oder Forscher absolut unwirklich. Er verneint deshalb die Existenz von Dingen, die sich der Volumenkontrolle entziehen und nicht als Raum und Zeit hervortreten und deshalb nicht in Maß- oder Gewichtsergebnissen berechnet werden können.
Gegenüber der Existenz eines "Etwas", das nicht in Maß und Gewicht oder Zahlenergebnissen ausgedrückt werden kann, ist der Professor oder Doktor genauso "Laie" wie jeder andere, der keine akademische Ausbildung hat. Sein "wissenschaftliches" Verneinen ist deshalb hier genauso "unwissenschaftlich" wie das eventuelle Verneinen dieses "Etwas" von einem gewöhnlichen "Laien".
2. Kapitel
Weshalb die Kenntnis der geistigen Welt nicht vonseiten der Wissenschaft akzeptiert werden kann
Die große Frage ist dann in erster Linie: gibt es denn überhaupt solche Fakten? Gibt es wirklich Erscheinungen, die nicht gemessen und gewogen werden können? Gibt es Dinge, die über Zeit und Raum erhaben sind, Dinge, die wirklich existieren und nur auf eine ganz andere Weise aufgefasst werden können als in Form von Metern, Kilo oder Wellenlängen oder in Form von Stein, Wasser oder Luft? Ja, es gibt solche Dinge. Wie sollten wir sonst denken oder verstehen können? Der menschliche Gedanke an sich ist doch weder Stein, noch Wasser noch Luft? Man wird sicher die Möglichkeit bekommen, ihn in "Wellenlängen" zu messen, aber kann ein solches Maß eine Erklärung dafür sein, was ein Gedanke ist? Und gibt es nicht innerhalb der psychischen Seite der Lebewesen so viele Fakten, dass diese sozusagen eine ganze Welt ausmachen, ja, eine Daseinsebene? Es ist diese Daseinsebene oder diese psychische Seite der physischen Welt, die in den Religionen als "die geistige Welt" bezeichnet wird.
Jeder normale Mensch kennt dieses "Denken" und weiß auch, dass es etwas ist, was im Gehirn vor sich geht, aber wie dieser Prozess in Wirklichkeit ausgelöst wird und was der Gedanke ist, darüber weiß er unendlich wenig oder gar nichts. Die Existenz dieses Gedankens gibt es also Seite an Seite mit den drei anderen Materiezuständen: Stein, Wasser und Luft. Unter dem Prinzip "Stein" werden hier alle existierenden festen Stoffe verstanden. Unter das Prinzip "Wasser" werden alle flüssigen Stoffe gerechnet, wie wir unter das Prinzip "Luft" alle gasartigen oder gasförmigen Stoffe rechnen.
Während die materielle oder physische Wissenschaft nun beginnt, sich in den Variationen der Materien innerhalb der genannten drei Prinzipien zuhause zu fühlen, ist sie in der Frage des durch die drei Prinzipien offenbarten vierten Prinzips, dem "Gedanken" oder der "Gedankenwelt", dabei herumzutappen und zu suchen. Da die materielle Wissenschaft nur Maß und Gewicht, Zeit- und Raumbegriffe, Volumen und Geschwindigkeiten als Fundament einer wirklichen "Wissenschaft" betrachten kann, kann sie mit dieser Einstellung die "Gedankenwelt" oder das vierte Prinzip der Materie nicht zu dem zählen, was sie als Wissenschaft auffasst. Ein Gedanke kann ja nicht gewogen und in Metern, Litern oder Kilogramm berechnet werden. Und auch, wenn es glücken würde, durch ein dazu geeignetes Messgerät eine Reaktion des Gedankens festzustellen, würde diese Feststellung nur ein Erleben der äußeren materiellen Wirkung des Gedankens werden, also ein neues Erleben von Vibrations- oder Geschwindigkeitsgraden. Aber die wirkliche Natur oder das innerste Wesen des Gedankens würde immer noch ein Rätsel bleiben, immer noch Mystik. Dass man den Gedanken als eine Art Vibration, Kraft oder Bewegung feststellen kann, entfernt ja nicht die Mystik oder kann unmöglich eine ausführliche Antwort auf die Frage über seine innerste Analyse sein. Dass der Gedanke eine elektrische Vibration oder Wellenlänge oder etwas Ähnliches ist, erklärt ja nicht, wie es zugeht, wenn er als Begehren, Wille, Freude oder Kummer empfunden wird. Die Reaktionen dieser Phänomene als Vibrationsgrade oder Wellenlängen im Gehirn festzustellen, ist nur ein Erleben von neuen Zahlenfaziten. Dieses Erleben kann damit nur eine weitere Verlängerung des übrigen Ozeans von Zahlen, Maßen und Gewichtsfaziten der materiellen Wissenschaft schaffen.
3. Kapitel
Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als Stein, Wasser und Luft
Da die Gedankenwelt das Lebenserleben an sich ist, ja, das Leben selbst ist, kann sie nicht durch Maße und Gewichte, durch Vibrationsgrade oder Wellenlängen ausgedrückt werden, weil Fazite dieser Art tote oder leblose Erscheinungen sind. Sie erklären nicht, was oder wer das "Etwas" ist, das den Gedanken als Begehren und Willen, als Kummer und Freude vernimmt, das "Etwas", das das Mysterium der Materie in Maß- oder Gewichtsfaziten erklärt. Kann ein Stein, kann Wasser oder Luft oder eine Kombination dieser einzelnen physischen Bestandteile der Materie denken, begehren, wollen, sprechen und handeln, Freude und Kummer, Behagen oder Unbehagen empfinden? Solange es eine Tatsache ist, dass es "Etwas" im Dasein gibt, das vernehmen, begehren, sprechen und handeln, Hunger oder Sättigung empfinden kann, Freude und Kummer fühlen kann, ist es auch eine Tatsache, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als nur Stein, Wasser und Luft und dass jeder, der dies verneint, Tatsachen verneint und auf diesem besonderen Gebiet bislang nur ein "Laie" ist. Ein solches Individuum ist auf dem Gebiet des Lebensstudiums noch ein völlig unbedarftes Wesen, voller Aberglauben, ob es sich nun um einen Professor dreht, um einen Doktor oder jemanden, der auf irgendeine andere Weise ein großes materielles Studium repräsentiert.
4. Kapitel
Wenn man die lebenden Fakten verlässt, um auf Basis der toten zu leben
Wir sehen also hier, dass etwas in der modernen Welt fehlt. Nachdem man den Glauben an die Verkündungen der Religionen und Dogmen verlassen und diese mit wissenschaftlichen Maß- und Gewichtergebnissen ersetzt hat, hat man die lebenden Fakten verlassen, um auf Basis der toten zu leben. Dass dies stimmt, wird durch den Umstand zur Tatsache, dass die Menschheit von heute mit ihrem Überfluss von materieller Wissenschaft und materiellem Wissen mitten in ihren außerordentlichen, enormen Kraftmaschinen, mit deren Hilfe sie Nutzgegenstände zu Tausenden hervorbringt, Kleidung, Licht und Wärme wie auch eine Vielfalt von Nahrungsmitteln, die sehr wohl, ja geradezu im Überfluss, den erdenmenschlichen Bedarf decken, sich mitten in einem verzweifelten und scheinbar hoffnungslosen Kampf um ihre Existenz befindet. Und wer ist es nun, gegen den die Menschheit einen lebensgefährlichen Kampf führt? Ja, das ist, wie unglaublich sich das auch anhört, ausschließlich sie selbst. In ihrer geistigen Blindheit mobilisiert sie ihr ganzes materielles Wissen und ihr ganzes materielles Können zugunsten dieses tötenden Prinzips. Und mit ihrer höchst genial ausgedachten Mordtechnik nimmt sie eine Massenerdolchung ihres eigenen Körpers, der gesamten Menschheit, vor. Außer der Tatsache, dass sie eine Menge der genialen Kulturgüter und Ausdrücke für Humanität sabotiert und zermalmt, die sie schon selbst aufgebaut hatte, foltert, beschädigt und ermordet sie ihre eigenen Lebenszellen millionenfach, d.h. die Individuen oder Menschen, aus denen sie besteht. Gleichzeitig damit macht sie große und fruchtbare Gebiete zu Schlachtfeldern, zu Todeslagern, zu Wüsten und riesengroße Städte zu Ruinenhaufen.
5. Kapitel
Maß- und Gewichtfazite können nie eine zufriedenstellende Grundwahl für wahres Lebensglück sein
Wie soll die ganze Menschheit gesund und stark werden können? Wie soll die Gesamtheit blühen können? Wie soll ein "dauerhafter Frieden" nach den vorher genannten Methoden und Prinzipien aufgebaut werden können? Ist es hier nicht ganz deutlich, dass etwas fehlt? Ist es nicht genau so deutlich, dass der Ozean von Maß- und Gewichtfaziten der materialistischen Wissenschaft nicht dazu ausreicht, um das wahre Glück der Menschheit zu erschaffen? Sieht man nicht deutlich, dass das Verständnis für das wahre Wohl der Erdenmenschheit nichts mit wirklicher Wissenschaft zu tun hat? Ist es nicht eine Tatsache, dass man mit der Illusion oder dem Aberglauben lebt, dass man einen "dauerhaften Frieden" durch das Aufrechterhalten eines permanenten Krieges erschaffen kann? Man ertüchtigt sich darin zu morden, zu versehren und zu zerstören und erzeugt deshalb die genialsten technischen Instrumente und Maschinen, und man versteht überhaupt nicht, dass die Funktion aller dieser Kriegsmaschinen nur ein Schlag gegen die Materie ist. Sie sind ganz gewiss gegen die eigenen Körper der Menschheit aus Fleisch und Blut gerichtet, aber was ist Fleisch und Blut? Ist das etwas anderes als Stein, Wasser und Luft? Sie werden nicht die Ursache des Krieges treffen, die nämlich nicht in Stein, Wasser oder Luft vorkommt, sondern einzig und allein im – Gedanken. Zu welchem Nutzen werden so viele Kulturzentren verödet, so und so viele Millionen Menschen ermordet und verstümmelt oder so und so viele große stehende Heere und Flotten zur "Verteidigung" geschaffen? Sie entfernen nicht die eigentliche Ursache des Krieges, die sich wie genannt nicht in Stein, Wasser oder der Luft befindet, und damit ist sie auch nicht in Fleisch und Blut zu finden, sondern einzig und allein in der Welt, die die materialistische Wissenschaft verneint, nämlich in der "geistigen Welt".
6. Kapitel
Was heute die wahre Unglücksursache der Menschheit ist
Es ist also nicht in der materiellen Welt der Menschheit, in ihrer Erde, ihrem Himmel, ihren Körpern, Augen, Ohren, Lungen- und Herzfunktionen, wo man den Fehler findet, sondern in ihrer "Gedankenwelt". Das Denkvermögen der Menschheit hat also nicht seine Wissenschaft auf die Weise bekommen, wie die materielle Welt die ihre bekommen hat. Es ist dieser Umstand, der die Ursache aller Kriege und allen Blutvergießens ist, ganz abgesehen davon, dass es auch diese Gedankenwelt ist, in der die Ursache aller übrigen Unglücke der Menschheit, ihrer Sorgen, ihres Kummers ihren Sitz hat. Das, was heute die wahre Unglücksursache der Menschheit ist, ist also der Umstand, dass sie in zwei Welten lebt, aber nur die eine davon erfasst, nämlich die physische. Dieser ist sie sich, wie gesagt, höchst wissenschaftlich bewusst, während sie in immer alles dominierendem Ausmaß die andere Welt, nämlich die geistige, als Realität verneint. Dieses Verneinen wird in allen Verhältnissen ohne Ausnahme alle ihre Urheber teuer zu stehen kommen und wird alles wahre Glück für eine Gemeinschaft mit einer solchen Einstellung unmöglich machen. Der "dauerhafte Frieden", den die Menschheit sich so sehnsüchtig wünscht und erwartet, wird also niemals in einer Welt mit dieser Einstellung oder diesem Ignorieren der Gedankenebene oder der geistigen Welt, die die Erdenmenschheit enthüllt, zur Wirklichkeit werden. Der Weg zum Frieden geht ausschließlich da entlang, wo man die Gedankenwelt der Wesen zu Wissenschaft macht, sodass sie in dieser sogenannten "abstrakten" Welt genauso zuhause sein werden, wie sie es jetzt in der konkreten physischen Welt sind. Die Erdenmenschen können nicht damit fortfahren, die wirkliche Welt, die direkt ihr Ich umgibt, nur als eine bloß abstrakte oder imaginäre Welt aufzufassen. Sie muss für sie genauso konkret oder realistisch werden wie die physische Welt.
7. Kapitel
Nur eine wirkliche Gedankenwissenschaft oder Geisteswissenschaft kann die seelische oder geistige Stabilität der Menschheit wieder aufrichten
Nun wird man hier vielleicht einwenden, dass einem die Gedankenwelt überhaupt nicht so unbekannt ist wie oben genannt. Ja, man kann sogar durch die autorisierte Wissenschaft zum Psychologen ausgebildet werden, d.h. zum Experten für alles, was zur Psyche oder zur Seele des Lebewesens gehört. Dazu kommt ja auch die philosophische Ausbildung in derselben Wissenschaft. Aber was wissen nun diese autorisierten Psychologen oder Philosophen? Wie viel hat man durch die autorisierte akademische Ausbildung solchen Wesen an Einblick in das Mysterium des menschlichen Seelenlebens oder in die Lösung des Lebensmysteriums selbst geben können? Ja, hier muss man daran denken, dass diese Seite der autorisierten Wissenschaft sich bislang in ihrer allerersten zarten Entwicklung befindet. Und obwohl sie nun beginnen kann, zu einem gewissem Nutzen innerhalb gewisser oberflächlicher Zweige des erdenmenschlichen Seelenlebens zu sein, zeigt sie noch nichts Positives, was die Verneinung der Existenz der wirklichen geistigen Welt durch die materielle Wissenschaft und ihre konträre Haltung zu dieser Existenz unterminieren könnte. Der genannte Zweig der autorisierten Wissenschaft kann deshalb die Menschheit unmöglich in jenes wirkliche, vollkommene, vertrauliche Verhältnis zu deren Gedanken- oder Seelenwelt bringen, das notwendig ist, damit der Krieg sowohl in der inneren Welt des Individuums als auch in dessen Verhältnis zur äußeren Welt, seiner Umgebung und seinem Nächsten abgeschafft werden kann. Die autorisierte materialistische Wissenschaft kann deshalb unmöglich den Verlust der fundamentalen Geborgenheit, geistigen Stabilität oder des Seelenfriedens ersetzen, den die Menschen gleichzeitig mit ihrer religiösen Glaubensfähigkeit und der zerrissenen Innerlichkeit in ihrem Gottesbegriff oder Verhältnis zur Vorsehung verloren haben.
Der wirkliche und absolute Rettungsanker der Menschheit in ihrem jetzigen kulminierenden Finsterniszustand wird deshalb ausschließlich nur die Erschaffung einer wirklich konkreten Wissenschaft auf dem Gebiet des Gedanken- und Seelenlebens sein können. Die Menschen müssen die seelische oder geistige Struktur des Lebewesens kennenlernen, nicht als etwas "Abstraktes", sondern als eine wirklich wissenschaftliche Realität in wacher tagesbewusster Analyse. Eine solche Wissenschaft ist die Geisteswissenschaft.
Kommunismus und Demokratie
8. Kapitel
Was "Wissenschaft" ist
Wahre Geisteswissenschaft kommt also bisher noch nicht als etwas vor, was an staatlichen Universitäten und Lehranstalten eingehend studiert werden kann. Aber das verhindert nicht, dass die Geisteswissenschaft "Wissenschaft" ist. Wahre Wissenschaft ist eine Beschreibung von realistischen Fakten oder Erfahrungen. Und es kann nicht bestritten werden, dass diese ohne Autorisierung von Universitäten oder Professoren entstehen können. Ein Faktum ist "Wissenschaft", ganz gleich ob es ein Laie oder Professor ist, der es erlebt hat. Die Geisteswissenschaft besteht aus einer Reihe von Erfahrungen oder Fakten, die nicht durch die materialistische Wissenschaft erlebt worden sind und von dieser unmöglich erlebt werden können. Die Geisteswissenschaft kann deshalb auch nicht mit der Anerkennung der materialistischen Wissenschaft rechnen. Aber dies ist ja kein Hindernis dafür, dass sie aus Fakten besteht und deshalb Wissenschaft ist.
9. Kapitel
Die Menschheit befindet sich in einem Sturzflug auf dem Wege zur Diktatur
Philosophische Systeme oder Gesichtspunkte haben der Menschheit nicht die notwendige seelische Einsicht geben können, die sie daran hätte hindern können, sich in das totalitäre oder diktatorische Denken zu stürzen, zu dem heute alle Staaten auf dem Wege sind, ganz gleich als was sie diesen Sturzflug oder dieses ihr physisches und seelisches Schicksal auch bezeichnen mögen, ganz gleich ob sie ihren Zustand "Demokratie" oder "Kommunismus" nennen.
Beide Auffassungen begannen einmal als ausgezeichnete theoretische Idealsysteme, bekamen jedoch keine so lange Lebenszeit aufgrund einer unsichtbaren Macht, über die die Menschen noch nicht zur Klarheit gekommen waren. Diese Macht zwingt unvermeidlich alle politischen Systeme von heute, sowohl die im Westen und Osten als auch die im Süden und Norden, immer mehr unter eine Diktatur. Die Diktatur raubt den Menschen ihre Freiheit. Diese Beraubung schafft Hass und das Begehren nach Befreiung vom Joch, schafft Aufruhrtendenzen gegen das System. Dies zwingt dann die Diktatur oder die Machthaber dazu, eine heimliche oder offene Polizeimacht, eine immer größere Leibwache aufrechtzuerhalten, die so viele Arrestierungen vornehmen muss, dass die gewöhnlichen Gefängnisse nicht mehr ausreichen. Man muss sich deshalb der sogenannten "Konzentrationslager" bedienen, d.h. Barackenstädte mit Stacheldraht, Wachttürmen, bewaffneten Wachen, Folter- und Gaskammern sowie anderen sadistischen Maßnahmen bis zu einem solchen Grad, dass die Unglücklichen, die aufgrund ihrer rechtmäßigen Freiheitsforderungen dahin gekommen sind, "alle Hoffnung fahren lassen" müssen. Ja, diese Konzentrationslager sind seit Langem als reine mentale und körperliche Krebsgeschwülste in der physischen Struktur der Erdenmenschheit enthüllt worden, weil sie alle die schlimmsten sadistischen Tendenzen bei jenen Individuen auslösen, die die Henker und Sklavenschinder dieser Höllengebiete sind.
Es ist töricht zu glauben, dass sich nicht alle Länder oder Staaten von heute in einem gewaltigen Erdrutsch hin zu dieser sadistischen Hölle befinden, die damit enden muss, alle Kultur auf der Erde auszulöschen, wenn die Menschen nicht ihre "Demokratie" und ihren "Kommunismus" von heute von diesem himmelschreiend verkehrten Kurs abbringen, dem sie sich in ihrer intellektuellen Blindheit während der letzten Jahrzehnte verschrieben haben.
10. Kapitel
Was wahre "Demokratie" und wahrer "Kommunismus" nicht sein können und was sie sind
"Demokratie" und "Kommunismus" können nicht eines Staates rücksichtslose Verfolgung und Versklavung von Individuen und die daraus entstehende Entwicklung von Tyrannei und abscheulicher Machtgier bei der einen oder anderen selbsternannten kleinen Klicke und ihren Handlangern sein. "Demokratie" und "Kommunismus" können nicht die Aufrechterhaltung eines Staates mit Hilfe aller möglichen modernen unbarmherzigen Gangstermethoden, mit einer rücksichtslosen Steuerplünderung, einer plötzlichen Verachtung allen Eigentumsrechts sein, die eine solche Flut von Restriktionen auslöst, dass das Individuum nicht einmal ein paar Strümpfe mehr kaufen kann, kein Hemd oder ähnliches ohne Erlaubnis des Diktators. Es kann auch nicht Demokratie oder Kommunismus sein, eine politische oder staatliche Struktur aufrechtzuerhalten, die dadurch wie ein niederdrückendes, zerstörerisches Joch auf aller persönlichen Initiative und allem Talent liegt, sodass man diese rücksichtslos hemmt und sie ihrer Früchte beraubt. Demokratie und Kommunismus können keine staatliche Struktur sein, die eine Tyrannei ist, gegen die das Individuum absolut keinen Schutz hat. Auch können Demokratie und Kommunismus keine Struktur sein, die alle dazu zwingt, zu Angebern oder Überläufern zu werden, nur um ihre eigene Haut retten zu können. Wie soll ein dauerhafter Frieden in einem System zur Wirklichkeit werden können, das wie eine kulminierende Brutanstalt für alle die niedrigsten Seiten der menschlichen Natur wird?
Es ist nicht so eigentümlich, dass die politische Struktur der Menschen heute weder wahre Demokratie ist noch wahrer Kommunismus. Diese beiden politischen Begriffe können nämlich nur in die gleiche Sache münden, nämlich einen alles umfassenden "dauerhaften Weltfrieden". Was kein wirklicher "Frieden" ist, kann unmöglich Demokratie oder Kommunismus sein. Wahre Demokratie und wahrer Kommunismus können nur eine staatliche Struktur, ein politisches System sein, das dem Individuum seine volle persönliche Freiheit und alle Früchte seiner Talente oder Produktion von Nützlichkeiten garantiert. Es ist ein System, das das Individuum vor jeder Form von Tyrannei und Missbrauch von Seiten anderer Individuen beschützt. Es ist ein System, dessen wichtigste Aufgabe es ist herauszufinden, welche Talente sich in jedem Bürger befinden, der zur Welt kommt, um ihm dadurch die höchste Entwicklung oder Ausbildung dieser Talente zu garantieren, im Wissen darüber, dass das Individuum nur auf diese Weise zum größten Nutzen und zur größten Freude für sich selbst und den Staat wird. Es ist also ein System, das auf menschliche Fähigkeiten und Talente gegründet ist statt auf Geld und Gold. Es ist ein System, das gegründet ist auf die Kenntnis darüber, dass der Staat aus Individuen besteht, und je höher die Talente und Fähigkeiten dieser Individuen entwickelt werden können, desto mehr Vollkommenheit an Geist und Kultur und desto mehr Segen für die Bürger kann ein solcher Staat gewähren.
11. Kapitel
Wie Demokratie und Kommunismus zum Gegensatz dessen wurden, wozu sie gedacht waren
Wahre Demokratie und wahrer Kommunismus sind also der pure Gegensatz zu den heute bestehenden politischen Systemen weltweit. Heute ist die Regierung eines jeden Staates eine Machtgruppe mit mehr oder weniger offenbarer oder getarnter diktatorischer Obrigkeit und Entfaltung, während die übrigen Bürger in entsprechendem Grade mehr oder weniger von dieser Machtgruppe offenkundig oder getarnt versklavt sind. Gegenüber dieser Machtgruppe ist das Individuum in demselben Umfang unbeschützt, in dem diese über diktatorische Macht verfügt. Dass solche politischen Systeme keinen "Frieden", sondern stattdessen "Krieg" repräsentieren, ist klar. Die Tatsache, dass innerhalb der sogenannten demokratischen Länder Stimmrecht und Wahlfreiheit existiert, hat keine Regierungsform sichern können, die es vermochte, diejenigen diktatorischen Restriktionen wie Vorschriften, Eingriffe in Vermögensrecht und Vermögensverhältnisse zu entfernen, die in allen Ländern Fuß gefasst haben. Ebenso hat es sich gezeigt, dass Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Streiks und Aussperrungen auch keinen Frieden in der Gesellschaft schaffen konnten. Lohnerhöhungen und Preissteigerungen sind zu einer Schraube ohne Ende geworden, was auf keinerlei Weise eine Sicherheit für die Betroffenen garantiert. Alles innerhalb der demokratischen Staaten ist alles andere als Demokratie, wie auch alles innerhalb der kommunistischen Staaten alles andere ist als wahrer Kommunismus. Herrscht nicht innerhalb der kommunistischen Länder der gleiche Klassenunterschied wie in den demokratischen Staaten? Kommt nicht hier eine gehobene und eine untere Klasse vor, ein Adel und ein Proletariat, Klassenunterschiede, die sich mit denen messen können, die unter den großen alleinherrschenden Königen existierten? Weder Demokratie noch Kommunismus sind heute noch das erhabene Ideal, das sie bei ihrem Beginn zu sein gedacht waren. Deshalb sind, wie schon gesagt, die politischen Strukturen von heute nach einem idealistischen Anfang allmählich in einen Sturzflug in den Abgrund geraten, einen Sturzflug in Krieg und Verletzung, in ein totales Aufhören wahrer kultureller Manifestation und Schöpfung, in den "Tag des Jüngsten Gerichts", der schon begonnen hat, die effektivsten Diktaturstaaten in Staub und Asche zu legen, ihren beharrlichen Diktatoren einen erniedrigenden Tod oder eine Ausmerzung in Form von Mord oder Selbstmord zu geben und ihre Handlanger zum Tod aufs Kriegsverbrecherschafott zu senden.
12. Kapitel
Wie die Diktatur sowohl die Religion als auch die materialistische Wissenschaft überwindet
Nun soll man jedoch nicht glauben, dass das gleiche Schicksal andere totalitäre Systeme und ihre Urheber nicht heimsucht, sofern da nicht eine Veränderung in ihrer Einstellung zugunsten der wahren Demokratie oder des wahren Kommunismus eintritt. Aber ganz abgesehen hiervon kann es nicht bestritten werden, dass die Entwicklung in Fahrt gekommen ist. Die erstickenden Tintenfischarme des Diktaturprinzips mit ihren Saugnäpfen umschlingen in diesem Augenblick alle Staaten und Individuen, ohne dass man sich in Wirklichkeit diese Wahrheit klarmachen will. Denn diese Saugnäpfe platzieren sich wie unschuldige, unvermeidliche Notmaßnahmen, wie Valutaschwankungen, Warenmangel, Preiserhöhungen, Lohnkämpfe, Streiks, Aussperrungen und Arbeitslosigkeit. Diese tötenden Saugnäpfe zwingen wiederum Regierungen, ganz gleich ob demokratisch oder kommunistisch, zu diktatorischen Maßnahmen in Bezug auf den Zugang zu Wohnstätten, Wärme, Licht und Bekleidung, in Bezug auf Beförderung, Ausreiseerlaubnisse, zum Verkauf und Kauf von Waren. Hinzu kommen dann die gewaltigen Ausgaben der Staaten für diktatorische, militärische Maßnahmen, ein am liebsten alles beherrschendes Heer, eine Flotte mit dazugehörender Luftwaffe. Die Allgemeinheit seufzt und stöhnt unter diesem diktatorischen Joch, das ihr als wahre Demokratie oder wahrer Kommunismus vorgespiegelt wird. Und dieser Zustand schafft ein verstärktes Entflammen von "Nationalismus" oder Anbetung des eigenen Staates auf Kosten anderer Staaten. Und durch dieses geschwächte Vertrauen oder diese verwirrte Einstellung zur wahren Demokratie steht der Weg mehr oder weniger offen für den totalen Vormarsch der Diktatur. Die Zensur für Reden, Gedanken und Geist beginnt, die letzten Reste der persönlichen Freiheit zu rauben. Die Diktatur wird komplett. Und die ganze Entwicklung von Diktaturen blüht nicht zuletzt in den christlichen Staaten und wird in hohem Ausmaß von Individuen praktiziert, die im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind. Es ist richtig, dass dieser Entwicklungsprozess nicht gewünscht war und auch heute nicht von den Völkern gewünscht ist, wo er durch aufflammende Propaganda zugunsten der Diktatur suggeriert wird. Diese Entwicklung ist etwas, was trotz der Bestrebungen der Menschen, Demokratie oder Kommunismus zu schaffen, stattfindet. Es ist etwas, dem die religiösen oder politischen Kräfte genauso wenig wie die materielle Wissenschaft Abhilfe schaffen können.
13. Kapitel
Keine Nationalregierung kann der Misere Abhilfe schaffen
Eine Regierung in einem einzelnen Land kann leicht ihre Unschuld und Hilflosigkeit in der fortschreitenden Entwicklung der Diktatur beweisen. Sie hat ja nicht die Schuld daran, dass gewisse andere Staaten nicht den Zugang zu ihrem Überschuss an eventuell vorhandenem Brennmaterial, Öl, Getreide oder anderen lebenswichtigen Produkten öffnen wollen, wenn nicht durch harte oder unerfüllbare Bedingungen. Diese Regierung hat deshalb keinen anderen Ausweg als den Bürgern ihres eigenen Landes vorzuschreiben, dass sie ihren Verbrauch an lebensnotwendigen Gütern einschränken und an die sparsamen Mengen anpassen müssen, die dem Land durch die eigenen bescheidenen Valuten und die Selbstversorgung zur Verfügung stehen. Dass diese Einschränkungen nur durch Diktatur, Rationierung, Warenkontrolle usw. geschehen können, ist klar. Dass dadurch gewaltige Eingriffe in die persönliche Freiheit und das Eigentumsrecht der Bürger in Form von Restriktionen geschaffen werden, die in scharfem Widerspruch zu der demokratischen Politik und der bürgerlichen Sicherheit stehen, die sonst während einer gewissen Zeitepoche geltend waren, ist auch klar. Während jener Epoche wurden die jetzigen kolossalen wissenschaftlichen, technischen und chemischen Fortschritte gemacht, die jetzt aufgrund der gewaltsamen Bestrebungen stagnieren müssen, um der eigenen Nationalisierungspolitik und der übertriebenen Vaterlandsverehrung hinter gigantischen Isolationsmauern eines wachsenden militärischen Aufgebots, in das sich jeder Nationalstaat einkapselt, zu dienen. Dass diese Isolierung oder Einkapslung der Nationalstaaten wie eine Verkalkung oder ein Bremsen des Umgangs zwischen Nationen wirken muss, der nach und nach zu einer Lebensbedingung geworden ist, dürfte als eine unverrückbare Tatsache zu betrachten sein. Dass diese Verkalkung nicht durch eine noch effektivere Isolationspolitik oder Einkapslung der Nationalstaaten in Form von noch größeren patriotischen Gefühlen und einem gewaltigen Militäraufgebot entfernt werden kann, kann ja nur ebenso selbstverständlich sein. Dass der gesamte internationale erdenmenschliche Gesellschaftskörper gewaltig auf diese todbringende Verkalkung in seinem Inneren reagieren muss, ist nur das, was zu einem unerschütterlichen Faktum geworden ist durch den Weltkrieg, der 1914 begann und was erst an dem Tag zum Aufhören gebracht wird, an dem ein internationales, demokratisches Gesetzes- und Rechtswesen entsteht, ausgerüstet mit der Macht, die alle national-militärischen Isolationen und todbringenden Vaterlandsvergötterungen niederreißt. Bis dahin wird der Nationalismus seinen Bevölkerungen nur Freiheitsverlust, Restriktionen oder bis zum Lebensüberdruss führende Eingriffe auf allen denkbaren Gebieten geben können.
14. Kapitel
Der Irrtum der großen Mehrheit
Dass die Massen in ihrem Unverstand und ihrer Enttäuschung gegen diesen Sturzflug in den Abgrund revolutionär reagieren werden, gegen Freiheitsberaubung und den niedrigeren Lebensstandard, den ihre Regierungen mit lebensbedingender Notwendigkeit aufrechterhalten müssen, ist ganz natürlich. Die große Masse glaubt, dass es sich nur um Gewerkschaftsorganisation und Gehaltserhöhungen dreht und schließt sich politischen Parteien an, die in besonderem Grad die Verfolgung von privaten Initiativen oder Unternehmen zugunsten der Übernahme des Staates von aller Produktion auf ihrem Programm haben, und versteht nicht, dass nicht dieser Tausch die Lösung ist, selbst wenn ein solcher einmal in der Zukunft, wenn die Menschen auf eine ganz andere Weise dafür reif sind, stattfinden wird. Sie versteht auch nicht, dass alle Schwierigkeiten die gleichen bleiben, welche Nationalregierung auch die Macht haben mag. Die Diktatur wird weiterhin in größerem oder kleinerem Grad dominieren. Der Sturzflug in einen Kulturzusammenbruch und in Freiheitsberaubung, dem die Menschen innerhalb der demokratischen Länder von heute ausgesetzt sind und unter dem die Bürger in den totalitären Staaten schon leiden und der so viele von Europas Kulturzentren in Ruinen gelegt und Millionen Menschen zu Folter, Invalidität, Sklaverei und Gaskammern gesandt hat, kann nicht aufgehalten werden, weder mit Streiks oder Aussperrungen noch mit Krieg, Traktaten oder Vereinbarungen irgendwelcher Art. Auch haben weder Preiserhöhungen noch Gehaltserhöhungen irgendeine Bedeutung in diesem großen Spiel. Die Misere wurzelt, wie wir schon berührt haben, überhaupt nicht in Wirkungen, gegen die diese Maßnahmen auf irgendeine Weise ein Gegengift sein können. Im Gegenteil können diese Maßnahmen nur das Böse noch schlimmer machen.
15. Kapitel
Was die Menschen in erster Linie tun müssen
Dass das große materielle Können der Menschen, ihr Beherrschen der Kräfte der Natur oder Elemente, ihre hohe materialistische Wissenschaft nicht diesen ihren Fall in den Abgrund, in jegliche persönliche Freiheitsberaubung, in Knechtschaft und Versklavung, in Armut, Hunger und Krankheit, in Hoffnungslosigkeit und Lebensüberdruss verhindern konnte, ist heute eine fundamentale Tatsache für jeden Forscher, der wirklich denken, hören und sehen kann.
Aber was sollen die Menschen dann gegen dieses schreckliche Faktum aufbieten, bevor es zu spät ist? Die erste Bedingung ist natürlich, dass sie, anstatt danach zu trachten, die Gehalts- und Preissteigerungsschraube wie wild anzuheizen, innehalten, dass sie lesen, lauschen und denken müssen. Ihr ganzes Erleben von Finsternis, ihr Kriegsjoch, ihre Knechtschaft und ihre Freiheitsberaubung schaffen ja Gefühle oder ein Vernehmen des Lebens, das zeigt, dass die Menschen an sich etwas ganz anderes sind als Stein, Wasser und Luft und dass es also mehr zwischen Himmel und Erde gibt als nur die Materie. Aber weshalb dann glauben, dass man leben kann, ohne Kenntnis von diesem "Etwas" zu haben, das nicht Stein, Wasser oder Luft ist, diesem "Etwas", das nicht aus Fleisch, Blut oder den Sinnen besteht, sondern das vielmehr jenes "Etwas" ausmacht, das das Dunkel oder die Misere erlebt. Wenn diese Misere oder mentale Krise der Menschheit eine Tatsache ist, dann ist es auch eine Tatsache, dass es "Etwas" gibt, das diese Krise erlebt, "Etwas", das weint und krank und unglücklich über sein dunkles Schicksal ist. Können der Stein, das Wasser oder die Luft über ihr Schicksal weinen? Können diese Erscheinungen überhaupt ein Schicksal haben? Wandern sie nicht in einem gesetzmäßigen Kreislauf? Muss der Stein nicht schmelzen, das Wasser zu Dampf werden und die Luft sich durch Temperaturänderungen verdichten? Die Materie kann weder über ihren Zustand lächeln noch weinen. Sollte man nicht glauben, dass es an der Zeit ist, dass man lernt zu verstehen, dass die Fähigkeit, Leiden und Glück zu empfinden, an sich schon die Enthüllung von "etwas" ist, das über der Materie steht und vor dem die Materie nur als Material zum Lebenserleben existiert? Und sollte man nicht glauben, dass dieses "Etwas" die Materie genauso gut als Material zum Erschaffen von Lebensglück benutzen kann wie als Material zum Erschaffen von Unglück und Lebensüberdruss?
16. Kapitel
Die Erlösung der Menschheit ist kein Waren- oder Geldproblem, sondern ein psychisches Problem
Ist es nicht völlig verkehrt, eine Staatsverwaltung aufrecht zu erhalten, in der die intellektuellen Menschen, die in vielen Beziehungen bereits Genies sind, wie eine Herde unvernünftiger Tiere herumgejagt werden, wie eine Schar Schafe oder Gänse, von einer Gruppe alles beherrschender Sklaventreiber, die sich durch ihre mentale Struktur und ihre Lebensweise als intellektuelle oder geistige Nichtsnutze enthüllen. Wesen, die öffentlich in Wort oder Tat zeigen, dass sie "lieber einen Tag wie ein Löwe als hundert Tage wie ein Lamm" leben wollen, haben sich selbst unvermeidlich auf einer Ebene als mentale Taugenichtse oder Zurückgebliebene gezeigt, wo man Humanität, Kultur, Frieden und Glück schafft. Ist es nicht eine Tatsache, dass ein solches Wesen bei den wilden Skalp- oder Kopfjägern beheimatet ist?
Dass die intellektuelle Menschheit so tief gesunken ist, dass sie in gewissen Fällen solche Skalp- und Kopfjäger entweder als isolierte Diktatoren oder diktatorische Machtgruppen, ihr Leben, ihre Seele und ihren Geist steuern und beherrschen lässt, muss unvermeidlich zu einer kulturzerstörenden Todesepoche wie die führen, unter der diese Menschheit heute in großen Gebieten leidet, seufzt und stöhnt. Sollte man nicht glauben, dass es an der Zeit ist, dass man beginnt, die Notwendigkeit eines Gedanken- und Seelenlebens kennenzulernen, beginnt, die mentale Struktur der Lebewesen kennenzulernen, dass man einsehen lernt, wie man denken soll, wie man seinen Willen steuern und lernen soll, was das Verhältnis zwischen uns selbst und anderen Lebewesen bedeutet? Soll die Todessphäre noch drastischer und schreiender werden? Haben wir nicht gesehen, wie es den ersten von Skalp- und Kopfjägern diktierten Ländern ergangen ist? Sollen die sonst so vernünftigen und in Demokratie fortgeschrittenen Länder den gleichen Weg gehen, sich in einen Ring von Geheimpolizei, Zensur und Freiheitsberaubung, Konzentrationslagern, Gaskammern und Sklavenarbeit einkapseln, zum Nutzen einer sadistischen Skalp- und Kopfjägermentalität? Ja, seufzen und stöhnen diese Länder nicht schon unter der ersten vorbereitenden Arbeit dieser Diktatur, deren ersten freiheitsberaubenden Nebeln. Was sind Restriktionen, Valuta- und Warenkontrolle, Zollmauern und Passiva usw.? Sie sind die Ursachen, die jetzt unter der Decke oder Maske der Notwendigkeit und Unschuld überall die Diktatur im Volksbewusstsein hervorbringen, ganz gleich welche Regierung man auch hat. Es sind die gleichen Restriktionen, die den Aberglauben fördern, dass die demokratische Regierungsform in Konkurs gegangen ist und dass nur die Diktatur vorzuziehen sei. Man meint also, dass nur ein "starker Mann" der Misere Einhalt gebieten kann, die Nation auf die Füße bringen und allen persönliche Freiheit und Wohlergehen geben kann. So ehrt man den "starken Mann". Und es beginnt – nicht die Befreiung der Menschen, sondern eine gewaltige Jagd auf alle Skalpe und Häupter, eine Jagd auf alle und jeden, die es wagen, eine andere Meinung oder andere Gedanken zu haben als die des Diktators. Dass der Weg nun unvermeidlich zu Konzentrationslagern, Folter, Sklaverei, Invalidität, Tod und Untergang für den Staat, das Volk und den Diktator führt, das ist nur das, was der Welt schon durch all die totalitären Staaten, die heute Ruinenhaufen und mentales Chaos sind, als Tatsache bekannt ist. Und ist es nicht gleichzeitig eine Tatsache, dass die Staaten, die heute am weitesten in dem totalitären System gekommen sind, noch weitreichendere und tiefgehendere persönliche freiheitsberaubende Bereiche haben als die Länder oder Staaten, die bis zu einem gewissen Grad von unbeschädigten und unverfälschten demokratischen Prinzipien geleitet werden, auch wenn diese Prinzipien ganz gewiss ins Rutschen oder in Verfall geraten sind. Dies bedeutet wiederum, dass es in Wirklichkeit überhaupt kein Nationalregierungssystem gibt, das die Welt retten kann. Die Erlösung der Welt ist nicht eine Frage von nationaler Machterweiterung. Sie ist nicht ein Waren- oder Geldproblem, sondern ein psychisches Problem.
17. Kapitel
Die Staaten der Welt, vereint in einer Regierung sind die Rettung der Welt
Ein völlig neues System ist also vonnöten. Dieses neue System ist das, was der Kern im Bewusstsein der größten Weisen ist und was das ursprüngliche Ziel der christlichen Weltreligion war, nämlich das Hervortreten der Menschheit als "eine Herde und ein Hirte". Das bedeutet wieder, dass alle Menschen, Völker und Rassen der Erde, welcher Nationalität auch immer, in "einem Staat mit einer Regierung" vereinigt werden müssen. Ohne diese Einstellung bei den Menschen aller Nationen und Staaten kann unmöglich ein Weltfrieden geschaffen werden. Die Zeit ist gekommen, wo das materialistische Wissen der Menschen und ihre Kenntnisse, ihre Industrialisierungsfähigkeit und ihre Beförderungsmittel, ja, ihr gesamtes Beherrschen der Materie, das jetzt von internationalem Format ist, nicht mehr innerhalb der einzelnen Nationen oder Staaten Raum haben können. Diese können nur durch den "Internationalismus" leben und atmen. Der Nationalismus ist also ein absolut unvermeidlicher Erstickungstod für Wissen und Kenntnisse internationalen Formats für ein jedes Volk. Da aber die Nationalstaaten nichtsdestoweniger um ihre Domänen herum gewaltige Grenzsperren, Militär- und Flottenbasen aufsetzen und alles zerstörende Kriegsmaßnahmen ergreifen, muss die Entwicklung unvermeidlich zu einer Sprengung solcher in "nationalistischen" Versteinerungen isolierten "Nationalstaaten" führen. Und es ist die Sprengung dieser "Nationalstaaten", die in besonderem Grade ihren Anfang in Form des Weltkrieges 1914 nahm. Und diese Sprengung wird erst aufhören, wenn es keine isolierten "Nationalstaaten" mehr gibt. Der Weltkrieg von 1914 hat also nicht aufgehört. Er existiert immer noch und wird seine drastische, bluttriefende Höllenfahrt über die Erde fortsetzen, bis eine auf einem wirklich hundertprozentig "demokratischen" Machtprinzip basierende Weltregierung geschaffen wird. Dass innerhalb dieser Weltregierung oder des internationalen Gesetzes- und Rechtssystems, das sie ausmacht, kein "Vetorecht" oder keine Möglichkeit zum Austritt für auch nur einen einzigen Nationalstaat existiert, ist selbstverständlich. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die nationalen Besonderheiten und Traditionen der Völker, die nicht schädigend oder hemmend auf das Wohlergehen anderer Staaten wirken, ausgemerzt werden sollen, im Gegenteil. Die Weltregierung ist die absolut einzige Form, unter der diese Besonderheiten und Traditionen wie auch die persönliche Freiheit und das persönliche Wohlergehen einzelner Bürger beschützt und bewahrt bleiben können. Die jetzige Weltanarchie zwischen den Staaten ist der wahre Todfeind der Menschheit und bekommt also ihre volle Nahrung und Blüte durch den "Nationalismus" oder die Vaterlandsvergötterung mit der daraus folgenden kriegsbetonten Isolierungspolitik, die alle Nationalstaaten von heute als ein lebensbedingendes Ideal betrachten. Dass sie dabei Mord an oder Vernichtung von ihrem Bürgerrecht in dem internationalen Weltreich begehen, in dem sie dadurch Bürger geworden sind, dass ihr materielles Wissen und Können über die "nationalen" Grenzen hinausgewachsen sind und internationales Format angenommen haben, das ist bislang etwas außerhalb des Horizonts der großen Öffentlichkeit. Sie begreift also nicht, dass der "Nationalismus" kollektiver "Egoismus" ist, während der "Internationalismus" kollektive Selbstlosigkeit ist. Der Internationalismus macht das wahre christliche Prinzip aus. Und nur durch dieses kollektive, selbstlose Prinzip in Form einer Weltregierung oder eines internationalen, demokratischen Gesetzes- und Rechtswesens werden alle Geschlechter der Erde gesegnet werden können.
18. Kapitel
Die Geisteswissenschaft und der Frieden
Der "Internationalismus" ist also der absolut einzige Weg der Menschheit zur Befreiung aus der Finsternis, zu Kultur, zu Freiheit, Frieden und Glück. Und da die Geisteswissenschaft ausschließlich eine Wissenschaft über den Internationalismus der Menschen, über ihre gegenseitige kosmische Brüderschaft, ein Bericht über den Zukunftsstaat oder die Struktur des Weltreichs ist, kurz und gut eine Aufklärung über all das in einem Lebewesen, was weder die materielle Wissenschaft noch die kirchliche Religion den Menschen hat geben können, zeigt es sich, dass das wahre Zukunftsglück der Menschheit einzig und allein auf Geisteswissenschaft basieren kann. Dies bedeutet wiederum eine Wissenschaft, die das Mysterium des Lebens und seine Gesetze enthüllt, nicht als Glaubensdogmen, sondern als zusammenhängende logische Gedankenreihen, die der Intelligenz alle Brüderschaft zwischen Nationen, Rassen und Individuen als eine lebensbedingende Selbstverständlichkeit zeigen wird. Die Akzeptanz dieses Einblicks in die kosmische Analyse des Lebens oder des Lebewesens durch den Menschen ist das Einzige, was die Kultur oder Erziehung des Herzens vervollkommnen kann, die den Menschen als "Gottes Abbild, ihm gleichend" hervortreten lässt. Und mit einem weltumspannenden Gesellschaftskörper von solchen Wesen oder Zellen ist die Verheißung des Weihnachtsevangeliums völlig erfüllt. Der wahre Frieden leuchtet hinaus über die Kontinente und Meere der Erde.
Dieser Artikel ist erstmals im dänischen Kosmos 7-8/1947 unter dem Titel "Åndsvidenskabens nødvendighed". Zum ersten Mal im deutschen Kosmos Nr. 2, 2017 erschienen. Artikel-ID: M2653. Er wurde außerdem in dem "Kleinen Buch" Nr. 23 "Die Unsterblichkeit der Lebewesen" zusammen mit zwei anderen Artikeln veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung dieses Buches ist in Arbeit. Übersetzung: Karin Linde.

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