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Artikelübersicht

M2456
Der Weg zum wahren Glück
Von Martinus

1. Das Ende der Sicherheit
Ob es wohl viele Menschen gibt, für die das tägliche Dasein etwas absolut Stabiles, etwas absolut Glückliches ist? Wenn ein Mensch vollkommen ehrlich und aufrichtig, ausgehend von Erfahrungen, die er mit anderen und sich selbst gemacht hat, auf diese Frage antworten sollte, müßte er mit nein antworten. Die Menschen sind nicht glücklich. Sie sind manchmal glücklicher, manchmal weniger glücklich, aber das ist keine stabile Sicherheit und kein stabiler Glückszustand.
Diese mangelnde Stabilität kommt auf ebenso viele Arten zum Ausdruck, wie es Menschen gibt, und sie kann schon in der Kindheit beginnen. Ein kleines Kind wird vielleicht bei guten und liebevollen Eltern geboren, wird behütet und umsorgt und unter besten Verhältnissen aufgezogen und findet auf diese Weise offensichtlich die allerbesten Bedingungen vor, um eine glückliche Kindheit und einen glücklichen Start ins Leben zu erleben. Aber plötzlich stirbt die Mutter und einige Zeit später heiratet der Vater wieder und mit der Stiefmutter verändern sich die Verhältnisse zu Hause. Das Kind sieht die Zeit vor dem Tod der Mutter wie ein verlorenes Glück; es kann mit seiner neuen Mutter nicht zu einem guten und vertrauensvollen Verhältnis kommen, und es fühlt, daß die Sicherheit im Leben verloren gegangen ist. Etwas wurde in der häuslichen Atmosphäre vergiftet und dafür kann es viele Ursachen geben, das muß nicht gleich die Schuld der Stiefmutter sein. Für das Kind kann es aber bedeuten, daß es zu einer Schräglage in seiner Lebenseinstellung kommt, zu einem Negativum, das ihn sein ganzes Leben lang begleiten wird, wenn es ihm nicht gelingt, dies zu überwinden. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, wie den Menchen schon in der Kindheit ihre Sicherheit und ihr Glücksgefühl verloren gehen können. Und wenn es Menschen gibt, die ihre Kindheit als eine besonders sichere und glückliche Periode in ihrem Dasein ansehen, dann oft deshalb, weil diese einen leuchtenden Kontrast zu den Erlebnissen späterer Lebensperioden darstellt, in denen Unsicherheit, Schmerzen und Enttäuschungen ihren Einzug gehalten haben.
2. Kein Erdenmensch ist dem Unglück gegenüber immun
Viele Menschen empfinden in der Verliebtheit, der Verlobungszeit und den Flitterwochen für eine Weile Sicherheit und Glück. Das kann von längerer oder kürzerer Dauer sein, doch dann kommt vielleicht ein Zusammenbruch. Die Ursache kann ein Todesfall sein, Krankheit, Unglücksfälle, oder daß sich einer der Partner in jemand anderen verliebt, oder auch ganz andere Ursachen. Aber in jedem Fall sind die Sicherheit und das Glück verloren und an ihre Stelle treten Katastrophen, Sorgen und Schmerzen. Diesen Faktoren folgen oft Angst und Mißtrauen allem und jedem gegenüber – eine Enttäuschung darüber, daß das Glück nicht andauern kann. Auch ältere Menschen, die ein relativ glückliches Dasein hinter sich haben, können im Alter von Sorgen und Unglück betroffen sein, und diese wirken dann um so schlimmer, wenn ein solcher Mensch früher verwöhnt war.
Wer kann sicher sein, daß er unverletzlich ist, daß er ganz frei von Unglück oder immun dagegen ist? Niemand kann sich von Unglück freisprechen. Einige haben die Auffassung, daß Reichtum und Macht sie frei machen kann, und sie kämpfen darum, diese Werte zu erreichen, aber früher oder später müssen sie zu der Erkenntnis kommen, daß Glück nicht käuflich ist und daß derjenige, der offensichtlich mächtig, überlegen und groß ist, den Schicksalsverhältnissen des Lebens gegenüber ganz genau so ohnmächtig ist wie alle anderen. Auch Milliardäre und Millionäre und wer auf andere Weise offiziell zu den "Großen" dieser Erde zählt, muß Unsicherheit erleben, wie z.B. die Angst, plötzlich nicht mehr zu den Großen zu rechnen, seine Macht und Position zu verlieren. Gerade die Lebensweise solcher Menschen bringt es oft mit sich, daß sie sich viel leichter Krankheiten, die tödlich sein können, aussetzen, als jene Menschen, die es sich nicht leisten können, so viel zu essen und zu trinken. Ihr Müßiggang oder aber ihre Über-Anstrengung, sich auf der "Höhe" zu halten, sorgen für schwache Nerven, was ebenfalls Krankheiten mit sich bringt. Und schließlich können auch Reichtum und Macht niemanden von Sorgen freihalten, die er durch den plötzlichen Tod von Verwandten oder Freunden, durch eine unglückliche Liebe, Enttäuschungen über die Kinder usw. erlebt. Der Reiche hat seine Sorgen und Nöte und der weniger Besitzende wie auch der Arme hat die seinen. Manche erleiden das Unglück als einen plötzlichen Zusammenbruch, während andere langsam hinein gleiten, aber niemand kann dem entgehen, auf die eine oder andere Weise Unglück zu erleben.
3. Die scheinbare Ungerechtigkeit des Lebens
Aber was ist mit den Menschen, die sich als Erlöste oder Heilige bezeichnen? Die müssen doch eine Ausnahme sein? Die Ausnahme besteht jedenfalls nicht darin, daß diese Menschen dem Unglück, Sorgen und Leiden entgehen. Obwohl sie jeden Sonntag zur Kirche gehen, regelmäßig zum Abendmahl gehen und auf andere Weise den Dogmen und Vorschriften einer Kirche, Sekte oder Religion folgen, findet man sie genauso oft unter den Patienten der Krankenhäuser und Hospitäler wie ihre "nicht erlösten" oder "sündigen" Mitbürger. Und kommt es nicht auch vor, daß ein gläubiger Mensch in der Stunde der Not sagt: "Warum trifft es gerade mich?" Er hatte geglaubt, aufgrund seines "Heilig-Seins" sicher sein zu können, muß nun aber etwas ganz anderes erleben. Und dann ist die Frage, ob er es unterlassen kann, bitter zu werden.
Wenn dies, einer bestimmten Rasse, einem Glauben, einer gesellschaftlichen Gruppe, einer bestimmten Altersstufe oder einem bestimmten Geschlecht anzugehören, einige Menschen dafür prädestinieren würde, glücklicher zu sein als andere, dann wäre das Leben höchst ungerecht, was viele Menschen ja auch glauben. Das liegt aber daran, daß sie die Verhältnisse von einer augenblicklichen Situation aus sehen und beurteilen, deren Ursachen und Wirkungen sie nicht kennen. Die Welt ist nicht ungerecht, und kein Mensch erlebt mehr Leid, Schmerzen und Sorgen als andere, selbst wenn es scheinbar so aussehen kann. Sich darüber klar zu werden, ist ein Teil des Weges zum wahren Glück. Es gehört aber noch mehr dazu. Ist es denn wirklich möglich, daß Menschen zu einem Dasein ohne Sorgen und Leiden, ohne Enttäuschung und Bitterkeit, ohne Krankheit, Entbehrung oder Schmerzen gelangen? Es ist möglich und es ist dem einzelnen Menschen schon jetzt möglich, mit der Schaffung dieses Zustandes zu beginnen, d.h. mit der Schaffung der Ursachen, die einmal in der Zukunft einen solchen Zustand bewirken werden.
4. Ein keimendes Wissen über Ursache und Wirkung
Der Erdenmensch im allgemeinen und die Forscher im besonderen wissen einiges über das Verhältnis von Ursache und Wirkung. Es ist eben dieses Wissen, das mit zur Unterscheidung zwischen Erdenmenschheit und Tieren beiträgt. Aber das Wissen der Erdenmenschen über das Verhältnis von Ursache und Wirkung, auch wenn es sich um wissenschaftliches Wissen handelt, ist noch sehr gering. Es ist auf kleine lokale Bereiche konzentriert und auf das Verhältnis zur physischen Materie. Es ist jedoch immer ein Anfang und dieser wird die Menschen mit der Zeit weit führen, wenn sie die notwendigen Erfahrungen machen, ja er wird sie faktisch bis zum Erleben des wahren Glücks führen.
Das klingt vielleicht merkwürdig, wenn man an die augenblickliche Situation dieser Menschheit denkt, in der Kriege, Aufruhr, Machtmißbrauch, Mord, Verbrechen und alle möglichen psychischen Entgleisungen mehr als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit florieren. Aber wer hat die Ursachen für diese Zustände geschaffen? Das waren die Erdenmenschen selbst. Und wer wird imstande sein, die Ursachen zu schaffen, die ganz andere und neue Zustände nach sich ziehen können? Ebenfalls die Erdenmenschen selbst. Aber man kann ja nicht erwarten, daß sie wollen! Man kann nicht erwarten, daß Russen, Amerikaner, Chinesen oder ein anderes Volk allein darauf eingestellt ist, Frieden zu schaffen. Nein, das kann man nicht, selbst wenn Staatsmänner und Politiker sagen, daß es das ist, was sie wollen. Ist denn die Situation dann hoffnungslos? Nein, und es ist nicht bloße Hoffnung, es ist mit Sicherheit so, daß die Menschheit aus ihrem ganzen Unglück, ihrem Schmerz und Leid herauskommen wird. Die Menschen im allgemeinen sind nur nicht imstande, das zu sehen und zu wissen, was sie tun sollen, sie kennen die Lebensgesetze noch nicht und damit kennen sie auch nicht die Ursachen, die Frieden und Glück als Wirkungen nach sich ziehen werden. Zwar ist zu ihnen darüber gesprochen worden, nicht zuletzt hat Christus das getan, und er hat ihnen durch sein Leben und seinen Tod, durch sein Beispiel gezeigt, was der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Aber sie haben ihn nicht verstanden, sie haben eine Religion der Dogmen und Zeremonien aufgebaut, mit Versöhnungslehre, Erlösung und Glück nach dem Tod für die Gläubigen und ewiger Verdammnis und Höllenqualen für die Ungläubigen. Das kann man aber niemandem vorwerfen. Denn die Menschen müssen von ihren Voraussetzungen, ihrem Wissen und ihrer Einsicht ausgehend handeln. Sie müssen von der Entwicklungsstufe ausgehend handeln, auf der sie stehen, sie können nicht anders denken und handeln. Das bedeutet aber nicht, daß das Christentum nicht seine außerordentlich große Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit gehabt hätte, besonders hier im Westen.
5. Das Christentum und die Menschen unserer Zeit
Wenn man sieht, daß die sogenannten christlichen Nationen die genialsten Kriegsvölker in der Welt gewesen sind, dann kann man nichts mehr dazu sagen, daß der eine oder andere, der begonnen hat, über die Dinge und Verhältnisse im Leben nachzudenken, zu der Auffassung kommen kann, das Christentum sei vergebens gewesen. Es sind nicht gerade Sicherheit und Glück, was die christlichen Völker für andere geschaffen haben. Daher haben sie auch keine Ursachen geschaffen, die Glück und Sicherheit als Wirkung bedingen können. Aber Seite an Seite mit der Entwicklung der westlichen Kriegsmaschinerie und Gewaltherrschaft, durch die die Völker anderer Erdteile fast zu Sklaven gemacht oder teilweise ausgerottet wurden, hat sich im Westen auch etwas entwickelt, was das bisher größte Ergebnis des Christentums ist, obwohl dies nicht unmittelbar einleuchtet. Das ist die Entwicklung humaner Gefühle in einzelnen Menschen und die Schaffung humanistischer Unternehmungen in den einzelnen Staaten und Nationen. Zwar sind weder die einzelnen human und liebevoll eingestellten Menschen noch die humanen Institutionen schon zahlreich genug oder stark genug, um entscheidenden Einfluß auf die Weltsituation zu bekommen. Aber sie sind auf dem Weg, ihn zu bekommen. Und das Christentum hat seine Rolle absolut noch nicht ausgespielt, im Gegenteil, jetzt kommt es erst richtig zur Wirkung, weil viele Menschen reif genug geworden sind, um seine Bedeutung zu erfassen und es mit ihrer eigenen Lebensführung zu vereinen.
Aber ist das Christentum so formuliert, daß die heutigen und zukünftigen human denkenden Menschen von seinem geistigen Inhalt und seiner Ideenwelt inspiriert werden können? Nein, der wirkliche Inhalt des Christentums ist für heutige Menschen hinter einer äußeren Form, die von den Kirchenvätern und Theologen des Altertums und Mittelalters geschaffen wurde, fast verborgen oder durch sie getarnt. Diese Form ist für die heutigen Menschen, die von der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung beeinflußt sind, völlig unpassend, und zugleich sind sie inzwischen auf allen Gebieten so materialistisch eingestellt, daß es ihnen schwerfällt sich vorzustellen, was Geist eigentlich ist. Aber dieser Mangel und dieses Hindernis für die weitere Entwicklung des Christentums wird dadurch entfernt, daß zur Zeit eine Wissenschaft über den Geist, eine Geisteswissenschaft, geschaffen wird, durch die die Erdenmenschen einen weit größeren Überblick über das Verhältnis von Ursache und Wirkung bekommen werden. Gleichzeitig damit, daß sie durch die Geisteswissenschaft einen Einblick in die Ursachen der heutigen Situation der Menschheit bekommen, können sie auch Kenntnisse darüber erhalten, wie diese Situation auf längere Sicht geändert werden kann. Und was sehr wesentlich ist: sie können lernen zu verstehen, daß die einzelnen human eingestellten Menschen wirklich etwas dafür tun können, die Weltsituation zu verändern, und daß man absolut nicht darauf warten muß, daß alle anderen es tun.
6. Das Geschäftsprinzip aus zwei Perspektiven gesehen
Eines der tragenden Prinzipien der Lebensentfaltung unserer Zeit ist das Geschäftsprinzip. Dieses Prinzip hat eine kolossale Bedeutung für die Entwicklung der gesamten westlichen Zivilisation und Kultur gehabt. Das Geschäftsprinzip ist auch eine Form des Verständnisses des Verhältnisses zwischen Ursache und Wirkung. Der Geschäftsmann lernt, ob bestimmte Ursachen solche Wirkungen haben werden, daß sich sein Geschäft bezahlt macht. Da dieser Geschäftsmann jedoch in der Regel sehr materialistisch eingestellt und zugleich so egoistisch ist, daß er nur daran denkt, ob sich dieses Geschäft genau in diesem Augenblick für ihn bezahlt machen kann, und er vielleicht kaum oder überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, daß es möglicherweise zum Schaden für einen anderen Partner sein, ja vielleicht einen nicht auszugleichenden Verlust für diesen bedeuten könnte, ist dieser sogenannte Geschäftsmann, wenn wir ihn aus einer größeren Perspektive, einer kosmischen Perspektive, sehen, absolut kein Geschäftsmann. Warum nicht? Weil er daran mitwirkt, eine Ursache zu schaffen, deren Wirkung – ein nicht auszugleichender Verlust, Bankrott oder eine andere Form von ökonomischem Zusammenbruch – eines Tages auf ihn zurückkommen wird. Das, was sich aus einer kleinen, lokalen Perspektive gesehen "bezahlt machen kann", kann sich also in Wirklichkeit und auf längere Sicht absolut nicht auszahlen. Daher ist die gesamte Geschäftswelt, so wie sie sich heute entfaltet, ebenfalls dabei, ihren eigenen Untergang vorzubereiten. Aber die Erdenmenschen kennen nicht den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung auf lange Sicht. Und wie sollen sie zu solchen Erkenntnissen kommen – selbst wenn jetzt eine Geisteswissenschaft geschaffen wird, die ihnen diesen Zusammenhang erklären kann –, wenn die meisten Menschen diese Wissenschaft nicht kennen, sie vielleicht sogar überhaupt nicht kennen wollen?
Obwohl sich erst wenige Menschen für geistiges Wissen und die Kenntnis der Lebensgesetze interessieren, wird es in der Zukunft so nicht bleiben. Und was wird in diesem Zusammenhang der treibende Faktor sein? Das werden die Unglücksfälle, Unsicherheiten, Leiden, Schmerzen und all die offensichtlich unüberwindlichen Schwierigkeiten sein, denen die Menschen ausgesetzt sind.
Die kosmische Struktur des Geschäftsprinzips besteht darin, gleiche Werte für gleiche Werte zu geben, ein Austausch zum Nutzen beider Partner. Und wenn es auch, mit den Augen eines modernen Geschäftsmannes gesehen, dumm ist, auch dann, wenn es um Geschäfte geht, lieber zu geben als zu nehmen, wie Christus es ausdrückte, so muß doch unterstrichen werden, daß man das wahre Glück nicht erleben kann, bevor man nicht innerhalb der Geschäftswelt genauso wie überall im Leben diese Einstellung entwickelt hat. In unserer Zeit huldigt man hauptsächlich dem Prinzip, lieber zu nehmen als zu geben, was auch Profit genannt wird, obwohl es auch ein sehr gutes und ehrenwertes Geschäftsleben gibt, und die Tendenz geht immer mehr in die Richtung, daß einige wenige, seien es Menschen oder Staaten, die Mittel und die Macht besitzen wollen, um die vielen auszunützen, die besitzlos sind. Das ist keine Kritik an den Geschäftsleuten, sondern eine Charakterisierung und Analyse der Weltsituation. Denn Staaten sind ja auch Geschäfte, die mit Profit betrieben werden sollen, und Krieg ist eins der Mittel, die gebraucht werden, wenn Werte auf dem Spiel stehen.
7. Unglück und Schmerz sind ein Golgathaprozeß
Was ist es, was die Menschen durch ein egoistisches, kurzsichtiges Ausnutzen des Geschäftsprinzips säen? Sie haben etwas gesät, was sich absolut nicht bezahlt machen kann. Und das müssen sie lernen. Dieses Wissen können sie sich nur aneignen, indem sie die Wirkungen ihres eigenen Handelns erleben, und das ist jetzt der Fall. Die Menschen müssen lernen, was sich für die Menschheit bezahlt macht, und das nicht nur im Augenblick, sondern auf längere Sicht. Verschiedene Menschen haben begonnen, sich ein solches Wissen anzueignen. Das sind u.a. diejenigen, die die ethischen und liebesbetonten Inhalte der humanen Religionen annehmen konnten, ohne sich sonderlich an der Begrenzung der äußeren Form zu stören. Aber warum waren einige Menschen empfänglicher als andere? Ja warum war der eine Räuber auf Golgatha offen und positiv Christus gegenüber und der andere nicht? Weil ersterer aus dem Leben, den Leiden und dem Unglück, die Mitgefühl und Liebe in seinem Gemüt entwickelt hatten, gelernt hatte, während der andere noch hart und verstockt war. Die ganze Menschheit ist faktisch genauso wie die beiden Räuber an jeder Seite von Christus. Einige mehr wie der eine, andere mehr wie der zweite. Und die ganze Menschheit ist auch gekreuzigt. Es ist ein Golgathaprozeß, dem wir beiwohnen, jedes Mal, wenn wir ein dunkles Schicksal sehen. Der physische Organismus des Menschen ist das "Kreuz", an dem die eine oder andere dunkle Bewußtseinsart zunichte gemacht wird. Es sind Bewußtseinstendenzen, die dadurch, daß sie an einem Kreuz festgenagelt sind, untergehen müssen. Daß das "Kreuz" aus Fleisch und Blut, von animalischer Natur ist, verändert nicht das Prinzip. Jedes Unglück, Leid, jeder Schmerz, jede Sorge und Enttäuschung, denen ein Mensch in dieser physischen Welt ausgesetzt ist, ist die "Kreuzigung" dieses Menschen. Es ist nicht die Strafe eines zornigen Gottes und es ist auch nicht das Ergebnis von Zufälligkeiten. Es ist alles das aus der Vergangenheit dieses Menschen, wovon er zu jenem Zeitpunkt glaubte, daß es sich "bezahlt machen würde", und wovon sich nun herausstellt, das es das nicht tut. Aber dadurch wird dieses Wesen allmählich lernen, was sich menschlich gesehen bezahlt machen kann und wird es nach und nach tun. Es ist ein Unterricht darin, Mensch zu werden. Durch Christus und die beiden Räuber hat die Menschheit drei Beispiele dafür bekommen, wie eine Kreuzigung von Menschen in drei verschiedenen Stadien auf dem Lebensweg getragen werden kann. Zunächst der "böse" Räuber; er trifft auf die Wirkungen seiner Taten, aber er ist weiterhin verstockt und voller Hohn und Spott gegenüber Christus. Er ist aber nicht böse, sondern unwissend und primitiv. Er hat gerade erst mit dem Unterricht begonnen, der ihn lehren wird, was sich menschlich gesehen bezahlt macht. Der "gute" Räuber ist gut, weil er schon einen Teil gelernt hat. Ja, er hat soviel gelernt, daß er sagen kann: "Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan." Dieser Räuber ist ein Wesen, das sich schon auf dem Weg zum wahren Glück befindet, obwohl er noch weit davon entfernt ist, es erreicht zu haben. Das hat aber demgegenüber das Wesen am mittleren Kreuz. Und es ist richtig, was der Räuber über ihn sagte: "Dieser aber hat nichts Unrechtes getan." Für Christus war die Kreuzigung kein Unterricht darüber, was sich kosmisch und menschlich bezahlt macht. Das wußte er.
8. Das Glück und die Welterlösung
Sein Reich war nicht von dieser Welt, in der Sorge, Leid, Enttäuschungen, Krankheiten, Not und andere Arten von Elend herrschen. All das hatte er längst hinter sich gelassen. Jetzt war es seine Aufgabe, den Erdenmenschen zu zeigen, daß das Glück, nach dem sie sich so sehr sehnen, nur durch eine besondere Wesensart zu erreichen ist, nämlich jene Wesensart, die solche Ursachen und Wirkungen erschafft, die der Umgebung zur Freude, zum Nutzen und zum Segen gereichen. Es war nicht seine Mission, einen zornigen Gott milde zu stimmen und die "Sünden" der Menschheit abzubüßen. All diese Sünden sind ein Mangel an Wissen über Ursache und Wirkung und andere kosmische Gesetze, und es ist wohl nicht sündig, unwissend zu sein. Deshalb konnte Christus auch über seine Verfolger und Henker sagen: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Die "Erlösung" der Welt besteht nicht darin, die Menschen durch eine göttliche "Gnade" von den Wirkungen ihrer falschen Handlungsweise zu befreien. Dann würden sie ja niemals besser und klüger werden, das würde einen Stillstand der Entwicklung bedeuten, es wäre in allerhöchstem Grade lieblos. Und da die Gottheit die Kulmination von Liebe ist, läßt sie nicht einige Wesen durch ihre "Gnade" zu "Erlösten" und andere durch ihren "Zorn" zu "Verdammten" werden.
Jegliches Wissen und jegliche Erkenntnis sind Nachwirkungen von Handlungen, und alle wirklich weisen und heiligen Männer und Frauen, die auf dieser Erde gelebt haben, sind durch die Leidenserfahrungen vieler physischer Leben zu ihrer Einsicht und Liebesfähigkeit gelangt. Sie haben gelernt, was sich, menschlich gesehen, bezahlt macht. Wenn aber alle Lebewesen durch ihre Erfahrungen in bezug auf Ursache und Wirkung zu größtmöglicher Bewußtseinsentfaltung, zu größtmöglichem Wissen und zu höchster künstlerischer Begabung gelangen, wozu brauchen sie dann einen Christus? Warum mußte er um der Menschen willen den Tod am Kreuz erleiden? Weil die Erdenmenschheit ein Beispiel vor Augen haben mußte, einen Menschen, der durch sein eigenes Leben gezeigt hat, auf welche Weise es möglich ist, von den Realitäten oder Ursachen Abstand zu nehmen, die die Finsternis verursachen; auf welche Weise er, selbst wenn er mit Finsternis konfrontiert wird, nicht mit Finsternis antwortet, sondern, im Gegenteil, durch seine praktische Wesensart eine solche Liebe zu allem und allen zum Ausdruck bringt, daß Gottes Nähe nicht nur im Licht, sondern auch in der Finsternis spürbar ist. "Ihr sollt die lieben, die euch hassen und verfolgen", sagte Christus und er hat gezeigt, daß das möglich ist. Daß es die "Erlösung" der Menschheit ist, sich diese Wesensart des Welterlösers anzueignen, und absolut nur dies allein, brachte er deutlich mit den Worten zum Ausdruck: "Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein."
9. Die Fortsetzung des Christentums
Jeder einzelne Mensch erlebt, wie erwähnt, eine Kreuzigung, wenn er oder sie Unglücksfällen, Widerwärtigkeiten, Schmerz, Enttäuschung, Krankheit und Niederlagen in der ein oder anderen Form ausgesetzt ist. Und so lautet die Frage: wie reagiert man auf das, was geschieht? In den allermeisten Fällen reagiert man mit Bitterkeit, Depression oder Wut. Das war aber nicht die Art und Weise, wie Christus reagierte. Zwar rief er aus: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Aber das war der Ausdruck für einen Gemütszustand, den er im nächsten Augenblick überwunden hatte. Er starb ohne irgend etwas Negatives in seinem Bewußtsein. Das ist aber doch unmöglich, wird man sagen. ER konnte das tun, aber andere können das nicht. Deshalb hat man ja auch Dogmen geschaffen, die besagen, daß er die Sünden der Menschen auf sich genommen hat, also brauchte man bloß zu glauben, sich zu bekehren, seine Sünden zu bekennen usw. Man machte also Christus zum Sündenbock anstatt zu einem Modell für menschliche Wesensart, weil man glaubte, daß das Modell allzu weit entfernt vom gewöhnlichen Menschlichen war. Aber zum einen muß ein Modell doch perfekt sein und zum anderen sind etliche Menschen heute nicht mehr so weit von dem Modell entfernt wie die Menschen zur Zeit Christi. Zum dritten ist das Christentum als Weltimpuls auf diesem Planeten nicht mit Christi Leben und Tod beendet. Er hat die Wesensart gezeigt und hat die großen Fazits im Leben durch seine Aussagen, seine Gleichnisse und die Bergpredigt zum Ausdruck gebracht. Und jetzt, wo die Erdenmenschheit so eben begonnen hat, reif dafür zu werden, setzt sich der Impuls in der Weise fort, daß eine geistige Wissenschaft die Berechnungen für diese großen Fazits, die Christus gebracht hat, liefert.
Es ist meine Aufgabe geworden, der Menschheit eine Reihe kosmischer Analysen zu geben, die zusammen ein Weltbild ausmachen, eine Enthüllung der Lebensgesetze und des göttlichen Weltplans. Und zugleich ist diese Kosmologie eine Fortsetzung der physischen Wissenschaft mit ihrem begrenzten Überblick über das Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung. Sie ist ein Unterricht darin, was sich menschlich gesehen bezahlt macht und ein Dementi des Geschäftsprinzips, wie es sich in unserer Zeit entfaltet. Die Kosmologie wird keine Modebewegung werden, die sich unglaublich schnell über die Welt verbreiten wird. Sie wird sich in kommenden Zeiten langsam aber sicher von Mensch zu Mensch verbreiten, und zwar hin zu den Menschen, die sie gebrauchen können.
10. Eine neue Lebenseinstellung
Und wer ist es, der die Geisteswissenschaft gebrauchen kann? Das sind die Menschen, in deren Bewußtsein die Fähigkeit zum Mitgefühl mit anderen, die es schwer haben, durch Sorgen, Leiden und Enttäuschungen geweckt wurden. Also Menschen, deren Gefühlsleben sich zu einer Liebesfähigkeit entwickelt hat, die nicht nur auf ein Wesen des anderen Geschlechts gerichtet ist, sondern auf die Umgebung insgesamt. Dieses menschliche Gefühlsleben macht sie aber nicht sentimental, da sich gleichzeitig auch ihr Sinn für Logik und ihre Fähigkeit zu denken und einen Überblick über Ursachen und Wirkungen zu bekommen, entwickelt hat. Diese Menschen sind reif, logisch denken zu lernen – nicht nur in physischen, sondern auch in geistigen Bereichen. Und von solchen Menschen wird es in der Zukunft immer mehr geben. Dies wird eine Kursänderung in wissenschaftlicher Richtung innerhalb mentaler und geistiger Bereiche mit sich führen. Wissenschaft aber nicht so verstanden, daß sie nur Menschen mit einer bestimmten Ausbildung vorbehalten ist. Man kann eher sagen, daß die Menschen, die für die kosmische Logik empfänglich sein werden, diejenigen sind, die das Leben selbst ausgebildet hat. Es sind diejenigen, die große Schwierigkeiten gehabt haben und die angefangen haben zu spüren, was sich absolut nicht bezahlt machen kann.
Eine neue Form von Sicherheitsgefühl wird im Gemüt dieser Menschen entstehen. Sie werden keine Angst vor dem Tod haben, denn sie werden lernen zu verstehen, daß kein Tod existiert, sondern nur die Veränderung von einem Zustand zu einem anderen, eine Verwandlung durch Reinkarnation oder Wiedergeburt, was an sich Entwicklung bedeutet. Und diese Entwicklung wird den Menschen allmählich zu einem Zustand führen, der wahres Glück bedeutet, da es ein Zustand ohne Unsicherheit, Krankheit und Enttäuschung sowie alle anderen Formen von Unglück sein wird, die die heutige Menschheit plagen. Dieser zukünftige Zustand wird nicht durch Wunder erreicht werden und auch nicht durch die "Versöhnung" mit einer zornigen Gottheit. Gott ist der erste, der weiß, daß kein Wesen in diesem Augenblick anders sein kann, als es ist. Auch dieses Wissen werden sich die Menschen aneignen. Und das wird ihnen helfen, ihrem Nächsten zu vergeben und nicht zu verlangen, daß er von Erfahrungen aus denken oder handeln soll, die er noch nicht gemacht hat. Wenn man aber nun selbst derjenige ist, der "ungerecht" behandelt wird? Dann ist es wichtig, gelernt zu haben, das Gesetz von Ursache und Wirkung aus der Perspektive der Schicksalsbildung und der Reinkarnation gesehen zu verstehen. Wenn man weiß, daß einem überhaupt nichts anderes passieren kann, als das, dessen innerste Ursache man selbst ist, und daß man selbst in diesem oder in früheren Leben das Schicksal gesät hat, das man jetzt ernten muß, dann gibt es niemanden, auf den man böse sein kann. Die anderen, die man früher kritisiert, die man gehaßt, verabscheut oder verachtet hat, werden dann als Werkzeug gesehen, derer sich die Vorsehung bedient, damit man durch sie erntet, was man gesät hat – nicht als Strafe, sondern als Lehre und Unterricht in bezug darauf, was sich bezahlt machen kann und was sich nicht bezahlt machen kann, wenn man Mensch sein will. Das Glück wird nach und nach durch jene Veränderung erreicht, die mit dem Gemüt des Menschen vor sich geht. Denn das wahre Glück ist ein Bewußtseinszustand, der von den äußeren Verhältnissen unabhängig ist.
11. Von der "Kreuzigung" zur "Auferstehung"
Die Geschichte der Erdenmenschen ist eigentlich eine Kreuzigungsgeschichte, denn jedesmal, wenn ein Erdenmensch von neuem in physischer Materie inkarniert oder einen neuen physischen Körper bekommt, ist sein Bewußtsein an dem "Kreuz" "festgenagelt", das diesen Körper ausmacht. Aber könnte sich der Mensch denn nicht dadurch entwickeln, daß er nur in geistigen Welten ohne physische Inkarnation lebt? Nein, bis der Mensch wirklich gelernt hat, in Übereinstimmung mit den Gesetzen des Lebens zu leben, muß er in physischer Materie inkarnieren, denn das ist der einzige kosmische Bereich, in dem es weh tut, falsch zu denken. Und es ist diese Lehre, dieser Unterricht, der ihm allmählich beibringt, richtig zu denken. Absolut keine der Widerwärtigkeiten und der Beschwerlichkeiten, denen Sie eventuell ausgesetzt sind, wurde von irgend einem anderen als Ihnen selbst verursacht. Das gilt für Sorgen und Enttäuschungen und das gilt für Krankheiten. Aber wenn Sie versuchen, Ihr Schicksal, wenn es im Augenblick nicht zu ändern ist, mit Geduld zu tragen, und wenn Sie zugleich versuchen, an sich selbst zu arbeiten, um Ihre Gewohnheiten nach und nach in eine menschlichere Richtung hin zu verändern, dann werden Sie merken, wie Sicherheit und Glück aus ihrem eigenen Inneren kommen. Ihr Glück wird nicht von der Einstellung eines anderen Menschen Ihnen gegenüber abhängig sein, sondern von Ihrer eigenen Einstellung dem Betreffenden und Ihrer Umgebung insgesamt gegenüber, wenn Sie allmählich Ihre Einstellung ändern – von Unwillen, Mißgunst, Eifersucht, Irritation, Wut, Bitterkeit und Ärger zu Wohlwollen und Freundlichkeit und Verständnis dafür, daß niemand anders sein kann, als er es im Augenblick ist, und daß es nicht Ihre Aufgabe ist, ihn zu verändern. Dafür wird schon das Leben sorgen. Ihre Aufgabe ist es, daß Sie sich selbst verändern, und obwohl das schwer ist, hat das Modell des "wahren Menschen" oder der "Mensch in Gottes Ebenbild", Christus, Ihnen auch hier eine Methode gezeigt, die von großem Nutzen sein kann, und das ist das Gebet. Durch Ihr Verhältnis zur ewigen Gottheit werden Sie allmählich eine innere Sicherheit erreichen, die Ihnen in jeder Situation helfen wird. Dann ist Ihre "Kreuzigung" dabei, zur "Auferstehung" zu werden, dann wird Ihr Organismus, der noch wie ein Kreuz ist, zu einem Lichtzentrum der Liebe, und das Glück wird etwas sein, was durch Ihre Gedanken und Handlungen und Ihre Anwesenheit geschaffen wird. Es wird etwas sein, was Sie säen – und wie der Mensch sät, so wird er ernten.
Aus einem Vortrag, den Martinus am Sonntag, den 6. Juli 1947 im Martinus-Center Klint hielt. Das Manuskript zum Vortrag wurde von Mogens Møller bearbeitet. Erstmals im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 unter dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen. Artikel-ID: 2456. Übersetzung: Christa Rickus. Erstmals im deutschen Kosmos 3/2000 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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