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M2040
Das Gewissen
Von Martinus

1. Das Gewissen ist ein Konflikt im Gemüt des Erdenmenschen
Wir kennen alle den Begriff Gewissen. Wir haben seine Wirkungen erlebt, zum Teil an uns selbst, zum Teil bei anderen Menschen und wir haben sicherlich auch erlebt, daß es nicht gleich stark bei allen wirkt. Was versteht man eigentlich unter einem Gewissen? Es ist ein Konflikt im Gemüt des Erdenmenschen; aber was sind das für Kräfte, die im Gemüt um die Herrschaft kämpfen? Man nennt sie das "Gute" und das "Böse", und das Böse nennt man "Sünde", aber man weiß nicht, was für Bewußtseinskräfte das Gute und das Böse sind oder warum man gut oder böse ist.
2. Die Erdenmenschen sind weder richtige Tiere noch richtige Menschen
Es ist eine Tatsache, daß der Erdenmensch dem Tierreich angehört, aber es ist auch eine Tatsache, daß er es nicht mag, Tier genannt zu werden. Er fühlt sich hoch über das eigentliche Tierreich erhaben, weil in seinem Bewußtsein etwas ist, das nicht zum Tierreich gehört. Die Erdenmenschen sind keine richtigen Tiere. Aber es ist die Frage, ob sie richtige Menschen sind. Einige sind ja menschlicher als andere; einige können es absolut nicht übers Herz bringen, etwas zu sagen oder zu tun, was andere ohne Skrupel sagen oder tun können, und es gibt auch welche, die im Eifer des Gefechtes etwas sagen oder tun, was sie später bitter bereuen. Die innere Stimme des Gewissens läßt ihnen keine Ruhe. "Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; aber das Böse, das ich nicht will, das tue ich", schrieb Paulus, und wollen nicht alle, die ehrlich gegen sich selbst sind, zugeben, daß dieser Satz auch auf sie paßt?
3. Der Erdenmensch befindet sich auf dem Weg, ein richtiger Mensch zu werden
Wenn der Erdenmensch in erhitztem oder gereiztem Gemütszustand handelt oder spricht, handelt er aufgrund einer automatischen Funktion. In seinem Bewußtsein und in seinem Organismus geht im Prinzip dasselbe vor sich, was in einem rasenden Tier vor sich geht, nur mit dem Unterschied, daß das Tier nur seine physischen Kräfte – Zähne und Klauen – als Angriffs- und Verteidigungswerkzeug im Dienst der Wut einsetzen kann, während der Erdenmensch seinen Intellekt und Worte gebrauchen und Handlungen ausführen kann, die den Gegner am meisten verletzen und reizen können, ja, ihn oft zur Verzweiflung bringen können. Es gibt wohl einige, die das sogar "mit gutem Gewissen" tun können, aber bei den meisten wird ein gewisses mentales Unbehagen über die betreffende Situation zur Geltung kommen, wenn sich die Wut gelegt hat, und bei einigen ist das Unbehagen so groß, daß sie nicht eher Ruhe finden, ehe sie nicht etwas getan haben, was die Situation ändern kann, etwas, "was es wieder gutmacht". Die Führung des Gewissens bildet gleichsam eine steigende Skala mit dem Nullpunkt im eigentlichen Tierreich und steigt Stufe um Stufe zu Zuständen, in denen das Menschliche im Menschen die Gedanken, das Gefühl und die Handlungen im Dienste der Nächstenliebe wirken läßt.
Der Erdenmensch tritt im Dasein anders auf als das Tier, aber er tritt auch anders auf, als er es einmal in Zukunft tun wird, wenn er sich zu dem Zustand entwickelt hat, den ich "den wahren Menschen" nenne. Das Tier hat kein Gewissen, und der wahre Mensch hat auch keines, weil er nicht mehr imstande ist, Handlungen auszuführen, die Gewissensbisse verursachen. Der Erdenmensch ist ein Lebewesen, das auf der Wanderung zu einer höheren Daseinsform ist, und er trägt selbst dazu bei, diese Wanderung zu formen. Um sie richtig zu formen, muß er ein Vorbild, ein Modell haben, nach dem er sie formen kann. Das entspricht der Ausarbeitung einer Konstruktionszeichnung, bevor ein Ingenieurwerk errichtet wird. Ohne diese Vorplanung währe es unmöglich, ein vollkommenes Werk zu schaffen. Die Zeichnung gibt die Einzelheiten an, nach denen sich die Handwerker richten müssen, damit die physische Schöpfung eine Verwirklichung des Planes des Architekten oder Ingenieurs werden kann. Ebenso besteht ein Plan für das Leben der Tiere und der Menschen, ja, für das Leben aller Lebewesen. Die Tiere sind auf dem Weg, ihr Bewußtsein zu entwickeln, aber sie leben noch in sehr nahem Kontakt mit ihren Urinstinkten und haben noch nicht angefangen, bewußt gewollt an ihrer eigenen Verwandlung auf die Weise mitzuarbeiten, wie es z.B. der Erdenmensch tut. Die Erdenmenschen haben angefangen herauszufinden, was richtig und was verkehrt ist, und sie setzen ihren Willen dafür ein, sich danach zu richten.
4. Das Gewissen ist der Faktor, der nach einer Reihe von Inkarnationen das Tier zum Menschen verwandelt
Wie können aber die Menschen herausfinden, was richtig ist, und was verkehrt? Das können sie mit Hilfe des Gewissens. Das Gewissen ist kein relativer Begriff, wie z.B. gut und böse. Das Gewissen ist etwas Absolutes. Es ist ein Prinzip und es ist der Faktor im Bewußtsein des Erdenmenschen, der ihn durch eine Reihe von Inkarnationen vom Tier zum Menschen verwandelt. Dies kann mit einem hellen und einem dunklen Schatten verglichen werden, der uns folgt, so wie wir einen dunklen Schatten haben, wenn wir in der Sonne stehen. Uns folgt auch rein mental ein heller "Schatten" oder ein helles Feld, wie wir auch rein mental einen dunklen Schatten haben. Jedes einzelne Lebewesen erfüllt einen Zweck im Plan der Vorsehung und wenn es sich um die Erdenmenschen handelt, so erfüllt jeder Einzelne von ihnen einen Zweck in der Erschaffung des wahren Menschenreiches hier auf Erden. Um mit dem Plan der Vorsehung oder mit dem Weltplan ganz in Kontakt sein zu können, müssen die Menschen mit einem Prinzip versehen sein, nach dem sie steuern können, und ein solches Prinzip ist eben das helle Feld, das ihnen folgt. Es existiert nicht in physischer Materie, sondern ist eine psychische Realität, und dieses mentale helle, leuchtende Feld haben wir alle in Form der Ideale vom wahren Menschenreich in unserem Bewußtsein. Denn unser Wunsch ist es, eben diese Ideale verwirklichen zu können.
5. Unsere Wünsche, Ideale und Sehnsüchte bilden ein leuchtendes mentales Feld
Wenn wir schöne Musik hören, haben wir als Ideal vor Augen, so spielen oder komponieren zu können, wie die, die diese Musik geschaffen haben. Bewegen wir uns in der Natur und bewundern ihre Farbenszenerien, erwacht in uns eine Sehnsucht, all das, was der Schönheit und Logik der Natur zugrundeliegt, zu kennen und ihm Ausdruck zu verleihen. Wenn wir die Fehler und Mängel betrachten, die unsere Zivilisation so deutlich zeigt, sehnen wir uns danach, eine bessere soziale und internationale Struktur zu schaffen. Wir haben eine Menge von Idealen, Wünschen und Zielen, deren Erfüllung wir ersehnen, und diese zusammen bilden das leuchtende Feld, das wir in uns haben. Wenn wir in der Bibel lesen, daß Moses die Israeliten mit Hilfe einer Feuersäule, die immer vor ihnen herzog, durch die Wüste führte, so war dies in Wirklichkeit ein solches leuchtendes mentales Feld, das ihn führte. Es war nichts Physisches. Unsere Ideale sind das leuchtende Feld, das wir in uns haben. Diese Ideale müssen natürlich denen, die den Überblick über sie haben, als etwas Relatives erscheinen,. Mit kosmischem Bewußtsein betrachtet, sieht man, daß sie Stufen sind, Stufen über und Stufen unter dem leuchtenden Feld, dunkler, je ferner sie von diesem Feld sind, und leuchtender, je mehr sie eins mit ihm sind. Daher sind ja das "Gute" und das "Böse" relative Begriffe. Deshalb bekommen wir nicht alle Gewissensbisse von denselben Dingen. Wie weit dieselbe Manifestation Freude oder Kummer in unserem Gemüt verursacht, hängt davon ab, wie weit wir auf der Wanderung zu dem großen Bauwerk gekommen sind, das das "wahre Menschenreich" heißt.
Wie kann man aber sagen, daß das Gewissen absolut ist, ein Prinzip, wenn es aus relativen Idealen besteht? Die Relativität der Ideale entsteht dadurch, daß die Ideale von diesem oder jenem erdenmenschlichen Standpunkt aus gesehen werden. Ihr Zustand und Hervortreten, ihre "Form" und "Farbe" hängen davon ab, von welcher Bewußtseinsstufe aus sie gesehen werden. Sie sind vom einstweiligen mentalen Niveau des Menschen gefärbt, so wie z.B. die Farbe des Waldes für uns rein physisch davon abhängig ist, ob wir den Wald in weiter Ferne als bläulichen Horizont oder in der Nähe erblikken oder uns in ihm befinden. So wie der Wald sich verwandelt, je näher wir kommen, so ändern sich auch unsere Ideale, je näher wir Stufe um Stufe in unserer Entwicklung dem wahren Menschenreich kommen. Allmählich werden die Ideale der Erdenmenschen von der detaillierten Struktur dieses Reiches geprägt und das Ideal des Tierreichs, das Machtprinzip, das Recht des Stärkeren, das immer noch als mentaler dunkler Schatten der Menschheit folgt, wird in der bläulichen Ferne des Horizonts verschwinden.
6. Gewissensbisse treten auf, wenn der Mensch gegen seine Ideale handelt
Was sind Gewissensbisse, die wie Messer ins Gemüt schneiden können? Sie sind jenes mentale Unbehagen, ja in gewissen Fällen jene Leiden und Schmerzen, die auftreten, wenn die Handlungen der Menschen im scharfen Gegensatz zu den Idealen stehen, die angefangen haben, im hellen Vibrationsfeld ihres Bewußtseins hervorzuschimmern. Es ist, als ob sie etwas in ihrem Inneren zerbrochen hätten. Sie empfinden das, als ob sie in ihrer Entwicklung ein wenig zurückgegangen wären. Aber dieses Zurückgehen ist nur scheinbar. Die Ursache ist die, daß die Menschen glaubten, sie seien größer, als sie sind. Sie haben es versäumt, auf den Plan für ihr Leben zu schauen und müssen nun in Form unangenehmer Erlebnisse jene notwendigen Erfahrungen machen, die in ihrer Erfahrungskartothek, die wir Gedächtnis nennen, aufbewahrt werden. Diese Erfahrungen bringen den Menschen allmählich dazu, mehr nach menschlichen Prinzipien zu denken, zu fühlen und zu handeln, um in seiner Entwicklung zu höheren Stufen weiterzukommen, von denen aus die Details sowohl der Struktur des wahren Menschenreiches als auch die Struktur des wahren Menschen immer deutlicher zu ahnen sind und mit den Idealen, Wünschen und Sehnsüchten der Menschen vereint werden. Der Mensch wird dann immer weniger imstande sein, etwas zu tun, was Gewissensbisse verursacht. Und die ganze Energie, die dadurch verbraucht wird, daß der Mensch wütend auf sich selbst wird oder enttäuscht von sich und traurig über sich selbst ist, wird auf ganz andere Weise zum Nutzen für das Ganze benutzt werden können.
7. Jesus war die "leuchtende Stütze" der Menschheit
Untersuchen wir das Verhältnis zwischen dem Lebewesen und dem Weltplan, so sehen wir, daß der Weltplan die ganze Zeit dem Lebewesen ganz präzise auf die Weise präsentiert wird, die der Empfänglichkeit seiner Wahrnehmungsfähigkeit angepaßt ist. Den Naturmenschen wird dieser Plan durch ihren Medizinmann manifestiert, der ihnen die Art und Weise vorlebt, die sie durch ihre eigenen Erfahrungen selbst als die vollkommenste erkannt haben und die genau in die nächste Entwicklungsstufe hineinpaßt. Wenn die Menschen dann in ihrer Entwicklung weiter vorwärtskommen, wird die Aufgabe, sie weiterzuführen, von höher entwickelten Lebewesen übernommen, denen der Plan Gottes für die Erschaffung des Menschen durchaus bekannt ist. Ein solches höheres Lebewesen, das sich Gottes Planes für die Menschen ganz bewußt war, war Jesus, der sozusagen vor der Menschheit vorherging und ihre "leuchtende Stütze" war. In dieser Weise wird jedes Genie vorangehen und eine "leuchtende Stütze" für seine Mitmenschen sein, wird ein Modell oder jenes Vorbild sein, dem nachzueifern das Ziel der Sehnsüchte und Wünsche dieser Menschen sein wird. Durch das Modell erhalten sie die Erklärung dafür, wie sie leben und denken müssen, damit ihre Wünsche erfüllt werden.
8. Die äußere Autorität wird allmählich vom inneren eigenen Licht des Menschen abgelöst
Das Gewissen der Christen befindet sich – mehr oder weniger – in Kontakt mit dem mentalen Licht, das von Christus ausging, und ähnliches gilt natürlich für die Menschen, für die Buddha oder Mohammed Leitsterne waren. Aber das Licht von außen, die äußere Autorität, soll allmählich vom eigenen inneren Licht des Menschen abgelöst werden, und hier sind die Erfahrungen das einzige, was helfen kann. Wenn Sie einmal einen gewissen Einblick in den "Plan", den das Modell repräsentiert, bekommen haben und gesehen haben, was Ihre Pflicht ist, was Ihr rechtes Feld ist, und angefangen haben, sich daran zu gewöhnen, dies zu tun, und wenn Sie dann in diesem oder jenem Bereich das Ziel vergessen, werden Sie plötzlich entdecken, daß Sie es auf die Dauer nicht verantworten können, etwas anderes zu tun, als was im "Plan" vorgesehen ist. Gemäß der göttlichen Gesetze wird es so sein, daß Sie auf die eine oder andere Art Unannehmlichkeiten bekommen, sobald Sie nur ein ganz klein wenig von dem abweichen, was Ihr Gewissen Ihnen sagt. Wenn der Mensch ein unglückliches Schicksal hat, besagt dies im Grunde, daß er auf einem oder mehreren Gebieten nicht in Kontakt mit Gottes Plan gewesen ist. Er war Gott ein schlechter Helfer bei der Erschaffung der eigenen höheren Mentalität.
9. Das Erleben eines ung1ücklichen Schicksals ist im Grunde der Ausdruck absoluter Liebe seitens der Vorsehung
Durch das Erleben eines unglücklichen Schicksals kann es nicht vermieden werden, daß der Mensch zum Nachdenken erweckt und sich darüber klar wird, daß er seine Handlungsweise ändern muß, um in Kontakt mit Gottes Plan zu kommen. Das Erleben eines unglück1ichen Schicksals ist im Grunde Ausdruck für die absolute Liebe Gottes, selbst wenn derjenige, dem es schlecht geht, dies nicht fühlt. Würde man nicht die Konsequenzen der eigenen Handlungsweise erleben dürfen, würde man nie in die schöne Welt der Weisheit kommen. Daher ist es göttlich, daß Fehler stets aufgedeckt werden. Die Aufdeckung der Fehler resultiert stets im Erleben von Gewissensbissen. Gäbe es keine Gewissensbisse, könnte man niemals erfahren, ob etwas richtig oder verkehrt gemacht wurde. Diese Fehler nannte man früher "Sünde". Aber kosmisch gesehen gibt es weder Sünde noch Sünder. Was man Sünde nennt, sind Fehler, die auf Unwissen beruhen. Wenn die Menschen einen Fehler als Sünde bezeichnen, so geschieht das, weil sie in ihrem eigenen Bewußtseinsfeld daran gewöhnt sind, gegenüber all dem bitter oder feindlich eingestellt zu sein, das gegen die einmal akzeptierten Sitten und Gebräuche verstößt; aber diese Einstellung ist an sich Ausdruck für einen Fehler, für Unwissen.
Durch unser Wesen, unsere Handlungsweise kann eine tiefe Kluft zwischen uns und dem göttlichen Weltplan entstehen, was wir als Leiden und Schmerzen erleben. Aber dadurch lernen wir, die Erklärungen zu verstehen, die wir früher nicht verstehen und begreifen konnten. Uns wird geholfen, wir werden geführt, aber wir müssen selbst durch eigene Erfahrung die Weisheit erarbeiten, die der innerste Kern aller Erfahrung ist.
10. Leidenserfahrungen bewirken Mitgefühl mit anderen Lebewesen
Wirkliche Weisheit hat immer auf den eigenen Erfahrungen des Lebewesen beruht und wird immer darauf beruhen. Durch die Leidenserfahrungen wächst die Fähigkeit des Wesens, Mitgefühl mit anderen Lebewesen zu haben. Je größer die Fähigkeit eines Menschen zum Mitgefühl ist, um so weniger bringt er es fertig, etwas zu sagen oder zu tun, was Leiden oder Verzweiflung bei einem anderen Menschen auslösen könnte. Wenn er es übers Herz bringt, so etwas zu tun oder es "gedankenlos" tut, wie man so sagt, wird er nicht vermeiden können, den Wirkungen seiner Worte und Handlungen auf eine solche Weise ausgesetzt zu sein, daß seine fehlende Fähigkeit, in Übereinstimmung mit der menschlichen Form von Liebe und Logik zu denken und zu handeln, ihm selbst nach und nach enthüllt wird. Diese menschliche Wesensart ist ja der Plan der Gottheit für die Menschheit, durch sie soll es den Menschen gelingen, das wahre Menschenreich auf Erden zu schaffen.
11. Der Erdenmensch wird allmählich für theoretischen Unterricht empfänglich
Wenn eine Menge Erfahrungen gemacht worden sind, so viele, daß im Bewußtsein des Menschen ein unwiderstehlicher Drang nach größerem Wissen und nach einem Wunsch entsteht, in höherem Maße das Gute zu tun, was er gerne will, und das Böse zu meiden, was er ja nicht will, wird dieser Mensch allmählich empfänglich für theoretischen Unterricht. Dieser Unterricht soll natürlich nicht aus einem erhobenen Zeigefinger und Ausdrücken wie "Du sollst" und "Du darfst nicht" bestehen – das gehört vergangenen Stadien in der Entwicklung an. Er muß eine Erklärung der gesamten Entwicklung der Menschheit, der Schicksalsbildung der Menschen insgesamt und des einzelnen Menschen sein, eine Erklärung dessen, daß jeder ernten muß, was er gesät hat, und schließlich, daß diese Ernte sich nicht nur auf die Spanne zwischen Geburt und Tod in einem Leben erstreckt, sondern von Leben zu Leben über eine lange Entwicklungsperiode. Ist der suchende Mensch für einen solchen Unterricht empfänglich, hat er dadurch die Möglichkeit, Hilfe zur Selbsthilfe zu erhalten. Die Hilfe besteht darin, daß er die gegenwärtige Situation auf Grund der Vergangenheit und mit einem weiten Ausblick in die Zukunft hinein versteht, die das Schicksal des Betreffenden wird, das er selbst mit seinen Gedanken, Worten und Taten im Jetzt miterschafft. Der Unterricht wird jedoch keine Hilfe sein, wenn man ihn nur als etwas Interessantes oder Spannendes entgegennimmt, durch das man mehr weiß als andere und vielleicht meint, daß man durch dieses Wissen auch etwas besser ist als die anderen, die dieses Wissen nicht in ihrem Bewußtsein haben. Von Bedeutung für die Entwicklung des einzelnen Menschen ist, inwieweit sein tägliches Benehmen und Handeln mit seiner "leuchtenden Stütze", mit seinem Gewissen in Kontakt ist oder nicht. Diese "leuchtende Stütze" besteht aus Ihren Idealen, Vorstellungen und Kenntnissen von dem einen, "was not tut". Eine Untersuchung Ihres Wissens wird Ihnen schnell zeigen, daß vieles davon nicht klar im wachen Bewußtsein liegt, weshalb Sie es augenblicklich nicht gebrauchen können. Dieses Wissen ist Ihnen nicht praktisch bekannt, sondern nur theoretisch, was in diesem Fall bedeutet, daß es ein minderwertiger Regulator Ihrer Handlungen ist. Als Geistesforscher leben Sie in hohem Maße auf einer Stufe, auf der der "heilige Geist" in vielen Bereichen in Ihrer täglichen Handlungsweise mitwirkt. Aber es gibt auch Bereiche, in denen Sie es nicht so genau nehmen, ob Ihre Handlungsweise in Kontakt mit dem ist, was Ihnen der heilige Geist, d.h. das reine liebevolle Bewußtsein, vorschreibt. Und gerade dort finden sich die Schwierigkeiten und Leiden ein. Sie sind vielleicht stark davon eingenommen, sich in einem Bereich zu üben, so daß Sie den übrigen Bereichen in ihrem Bewußtsein weniger Aufmerksamkeit schenken, wodurch Sie in diesen sehr leicht in Disharmonie mit Ihrer "leuchtenden Stütze" kommen können, in Disharmonie mit dem Plan, den die Vorsehung für Sie hat. Hier kann meine Arbeit von gewisser Bedeutung für Sie sein, indem sie Ihnen entweder zeigt, wie Sie den Leiden und Unannehmlichkeiten vorbeugen können, oder auch, wie sie Ihnen so begegnen können, daß Sie die richtigen Lehren daraus ziehen, so daß Sie beim nächsten Mal die mentalen Energien richtig mischen können. Meine Analysen können Ihnen helfen, Ihre eigene mentale "leuchtende Stütze" richtig zu sehen, wodurch es Ihnen leichter wird, den Weg zu sehen, dem Sie folgen sollten. Die Art und Weise, wie jeder von uns mit seinen besonderen Fähigkeitskombinationen das Licht manifestieren wird, wird von der Vorsehung vorausgesehen, und für unsere Zukunft wurde ein Plan entworfen, von dem uns unser Gewissen und unsere Ideale berichten, wenn wir intensiv genug auf die innere Stimme hören. Daher ist es am besten, wenn wir heute, wenn wir durch unsere Gedanken, Worte und Handlungen dazu beitragen, unsere Zukunft zu formen, auf den Plan, den die Vorsehung für uns hat, Rücksicht nehmen, auf das Gewissen hören. Die Wirkungen, die wir heute mit unserer Wesensart hervorrufen, werden zur Ursache der Wirkungen, die wir in kommenden Jahren und in kommenden Leben antreffen werden. Sie werden an unserem zukünftigen physischen und mentalen Hervortreten mitwirken und kommende helle und dunkle Flecken in unserem Bewußtsein mitbestimmen.
12. Das Livets Bog ist im Grunde eine Beschreibung des Lichtfeldes, das jeder Mensch in seinem Bewußtsein im Begriff ist zu erschaffen
Soll das heißen, daß wir gegen den Willen und den Plan, den die Vorsehung für uns hat, angehen können, so daß dieser in der physischen Welt nie Wirklichkeit werden kann? Nein, natürlich nicht. Aber wir können gegen ihn eine Zeit lang angehen, wenn wir es unterlassen, an unserer eigenen Entwicklung mitzuarbeiten und wenn wir gegen die Gesetze handeln und unseren Organismus und unsere Mentalität zerstören, indem wir verkehrt leben. Das korrigiert jedoch das Leben selbst für uns auf die Weise, daß wir durch unsere Schicksalsbildung die Erfahrungen machen, die wieder eine Verbindung mit unserer "leuchtenden Stütze" herstellen und damit Inspiration und Lebensfreude in unserem Dasein schaffen.
Ist man unterwegs zum Bahnhof, ist es recht unangenehm, wenn man entdeckt, daß man das eine oder andere vergessen hat, so daß man zurück muß und dadurch den Zug versäumt, mit dem man reisen wollte. So ist es auch im Leben. Die Erdenmenschen haben ein bestimmtes Ziel, das sie mit ihrer innersten Sehnsucht und ihren Wünschen erreichen wollen, und das ist die "große Geburt", wie ich es nenne, oder das Erleben des "kosmischen Bewußtseins". Das ist dasselbe wie der wahre Menschenzustand, zu dem das Gewissen den Weg weist. Man bedenke, welche Verspätungen entstehen, wenn man auf gewissen Gebieten das Leben nicht so genau nimmt und nicht ganz dem Plan folgt, den der große Architekt hat. Um den Menschen hierbei zu helfen, erstelle ich meine Analysen. Das Livets Bog ist im Grunde nur eine Beschreibung des Lichtfeldes, das jeder Mensch gerade in seinem Bewußtsein erschafft. Alle kosmischen Analysen, die Sie durch meine Arbeit kennenlernen, sind Details in Ihrem eigenen höheren Selbst, Ihrer eigenen höheren Sehnsüchte und Begehren. Je mehr Sie diese Analysen studieren, um so klarer werden Sie sehen können, daß das, worum es sich handelt, die Übung darin ist, Humanität zu entfalten, und Sie werden allmählich sehen können, daß im Grunde alles, was Sie überhaupt kennen, alles, was Sie überhaupt erleben, eine strahlende Entfaltung der Liebe ist, auch wenn das meiste dessen, was Sie jetzt erleben, das Gegenteil anzudeuten scheint. Was die Menschen im Augenblick erleben, wird daran mitwirken, ihre Gewissensempfindungen und ihre intellektuellen Fähigkeiten zu entwickeln. Diese Bewußtseinsenergien werden gemeinsam den Menschen zu einem hochintellektuellen Wesen machen, das sich in seiner Entwicklung der Kulmination von Intellektualität nähert, die auch die Kulmination der Liebe ist. Die Kulmination der Intellektualität und der Liebe zu erleben, bedeutet das Bewußtsein Gottes zu spüren, "Gott zu schauen" hat man es genannt. Dies ist nicht nur ein Erlebnis, das eines Tages alle Menschen als innere Ekstase mystischer Art erleben werden, sondern auch ein Erlebnis, dessen sie sich tages-bewußt sein werden. Sie werden erleben, daß die Schöpferkraft Gottes sie durchströmt und sich in Form von Gedanken und Handlungen, deren sie sich tages-bewußt sind, durch sie entfaltet. Sie werden wie Christus sagen können: "Was ich tue, tue ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater durch mich!"
13. Das Prinzip "Vergebung der Sünden"
Es gibt noch zwei Prinzipien, über die man natürlicherweise in Verbindung mit dem Begriff Gewissen reden muß, und zwar die Vergebung der Sünden und die Sünde wider den heiligen Geist. Wie ich schon in meinem Vortrag sagte, gibt es kosmisch gesehen keine Sünde und keine Sünder, denn was man so bezeichnet, sind Fehler bzw. Menschen, die aufgrund von Unwissenheit Fehler begehen. Die Aufdeckung der Fehler wird früher oder später – vielleicht nach mehreren Leben – im Erleben von Gewissensbissen resultieren, was wiederum mit sich bringt, daß allmählich das Gewissen wirkt, bevor die Handlung begangen wird, was gleichbedeutend damit ist, daß der Mensch nun wegen seiner Erfahrungen und seines Wissens kein "Sünder" mehr ist. Die Erdenmenschen haben durch das Christentum gelernt, daß man die "Vergebung der Sünden" erhalten kann, was bedeutet, daß man sich, wenn man etwas verkehrt gemacht hat, unter gewissen Bedingungen den unangenehmen Konsequenzen der eigenen Handlungsweise entziehen kann. Ist das kosmisch gesehen richtig? Das ist es, wenn man die universellen Gesetze versteht, die hier walten. Die genannten Bedingungen sind ja die, daß man das bereut, was man begangen hat, daß man es wirklich von ganzem Herzen und ganzer Seele bereut. Das bewirkt nämlich, daß sich die Vibrationen in der eigenen Aura verändern. So wirken Gewissensbisse, wenn sie wirklich echt sind und man eine solche Handlung, wie man sie nun bitter bereut, nicht mehr begehen kann. Das Schicksal soll nicht als Strafe wirken, sondern als Belehrung, und die hat man in reichlichem Maße erhalten, wenn man eine Handlung wie die, die man bereut hat, nicht mehr begehen will. In dieser Weise hat man die "Vergebung der Sünden" erhalten, d.h. selbst wenn man mehrere Handlungen ähnlicher Art gesät hat, deren Wirkungen man noch nicht geerntet hat, werden diese Schicksalswellen, wenn sie einmal zu uns zurückkommen, neutralisiert und ohne jedes Unbehagen oder Leiden für uns aufgelöst werden. Wir werden dann durch die Vibrationen unserer Aura, d.h. durch unsere Art zu denken und zu fühlen und durch unser Gewissen, innerhalb genau dieses Bereiches geschützt sein, und das ist der einzige wirkliche Schutz, den es auf der Welt gibt.
14. Das Prinzip "Die Sünde wider den heiligen Geist"
Was aber bedeutet es, daß die "Sünde wider den heiligen Geist" nicht vergeben werden kann? Das bedeutet, daß es Fehler gibt, deren Konsequenzen man unmöglich entrinnen kann. Dies bedeutet natürlich nicht, daß es Wesen gibt, die bis in alle Ewigkeit bestraft werden sollen, weil sie die eine oder andere Sünde begangen haben. Das ist ein primitiver, ja ein rein sadistischer Gedankengang, und Gott ist kein Sadist, der unwissende Wesen strafen will. Es ist so, das es ein ewiges universelles Prinzip ist, daß die Wesen ernten müssen, was sie gesät haben, bis ihr Bewußtsein und ihre Wesensart durch das Gewissen geändert wurden und sie anfangen, etwas anderes zu säen, das sie dann ernten werden. Dem heiligen Geist begegnen wir ja gerade in unserem Gewissen, und wir können auf zweierlei Weise gegen ihn handeln. Teils auf Gebieten, auf denen wir überhaupt noch keinen Kontakt mit unserer "leuchtenden Stütze" haben, also noch kein Gewissen spüren, weshalb uns niemand erklären kann, daß unsere Handlungsweise verkehrt ist. Da müssen wir unentrinnbar die Folgen unseres fehlenden Wissens hinnehmen. Diese Folgen zeigen sich als Disharmonie und unglückliches Schicksal. Wir werden entdecken, daß wir uns selbst zeitweilig vom göttlichen Plan für unser Leben abgeschnitten haben. Durch unsere Wesensart hat sich eine tiefe Kluft zwischen uns und dem göttlichen Weltplan aufgetan. Dies erleben wir als Leiden und Schmerz und hierdurch lernen wir die Erklärungen zu verstehen, die wir früher nicht verstehen konnten, und wir bekommen Kontakt zu dem Bereich unserer "leuchtenden Stütze", die uns helfen können wird und die uns vor genau dieser Art von Handlungen und deren Konsequenzen beschützen wird.
15. Das Übertreten der Lebensgesetze kann nicht "vergeben werden", hier sind Erfahrungen notwendig
Die andere Art der ,,Sünde wider den heiligen Geist" besteht darin, daß wir gegen unser Gewissen handeln. Das bedeutet schließlich, daß der Kontakt mit unserer "leuchtende Stütze" nicht stark genug ist, denn sonst könnten wir es nicht tun. Ein Mensch, der gegen sein Gewissen handelt, ahnt nur deren innere Stimme, sie ist noch nicht zu wirklichem Wissen geworden. Daher muß dieses Wesen auch den Konsequenzen seiner Handlungen ausgesetzt werden, die jene Erfahrungen mit sich bringen, die mehr als eine Ahnung geben und die das Gewissen so weit stärken, daß der Betreffende nicht mehr in diesen Bahnen denken oder handeln kann; und dann hat er oder sie in diesem Bereich die "Vergebung der Sünden" erhalten. Die "Sünde wider den heiligen Geist" ist also dasselbe wie die Übertretung der Lebensgesetze oder der Widerstand gegen Gottes Plan für unser Leben, und das kann nicht "vergeben" werden, d.h. diese Handlungen müssen in Form von Erfahrungen geerntet werden. Wenn diese Erfahrungen gemacht worden sind, ist das Wesen innerhalb dieses mentalen Bereichs geschützt und es hat die Vergebung der Sünden erreicht. Wieviele Schicksalswellen dieser Art auch in der Vergangenheit gesät worden sein mögen und daher auf den Betreffenden in der Zukunft warten, sie werden von der schützenden Aura aufgelöst und neutralisiert werden.
16. Sich über seine eigenen Fehler klar zu werden, ist der schnellste Weg, "seinen Nächsten wie sich selbst lieben" zu lernen
Die göttlichen Gesetze kennenzulernen ist gleichbedeutend damit, daß man sie befolgen möchte; aber in der Grenzzone zwischen dem Tierreich und dem wahren Menschenreich kann dieses Befolgen sehr schwierig sein. Es ist für den Nichteingeweihten nicht immer leicht zu wissen, welche Handlungsweise die richtige und welche verkehrt ist. Hier ist das Studium meiner Analysen hilfreich, da sie dazu beitragen können, Ihr Gewissen wach zu halten. Da noch ein Teil tierischer Urkräfte in Ihnen stecken, die noch nicht kultiviert sind, und da diese Kultivierung nur dadurch stattfinden kann, daß das wache Gewissen ständig Ihr Gedankenleben kontrolliert, ist das Problem eines "wachen Gewissens" nicht gleichgültig. Einer der Orte, an denen die Urkräfte beim Erdenmenschen immer noch recht wirksam sind, ist die Ehe. Ohne den ständig regulierenden Einfluß eines wachen Gewissens können Sie leicht dem Menschen gegenüber, an den sie so eng gebunden sind, Fehler begehen. Aber auch in Ihrem Verhältnis zu Freunden und Feinden werden Sie immer wieder den Einfluß der Urkräfte in Ihrem Gemüt bemerken. Die Fehler, die Sie in diesen Verhältnissen begehen, müssen Sie in besonderem Maße zum Gegenstand Ihrer Untersuchung machen. Sich über seine eigenen Fehler klar zu werden, ist der schnellste Weg, um zu erreichen, daß man seinen Nächsten wie sich selbst liebt. Um ein harmonisches Leben zu erreichen, muß man stets die Augen dafür offen halten, ob die Handlung, die man gerade ausführen will, ein Vorwand für etwas Egoistisches ist oder ob sie als tiefstes Motiv den Wunsch enthält, anderen als sich selbst Freude zu bereiten. Sie wollen doch im tiefsten Inneren gern etwas ausrichten, das der Schaffung eines wahren Menschenreiches nutzt. An dieser Schaffung sind Sie alle beteiligt und die Tatsache, daß Sie schon jetzt auf die kosmischen Analysen stoßen durften, bedeutet, daß Sie eine Verantwortung als Mensch haben. Es ist Ihre Aufgabe, anderen Menschen eine leuchtende Daseinsform zu zeigen.
Aus einem Vortrag, den Martinus am Sonntag, 12. Juli 1942 im Martinus-Center Klint hielt. Hans Bønnelycke hat auf der Basis eines Stenogramms ein Protokoll angefertigt, das von Mogens Møller bearbeitet und von Martinus gutgeheißen wurde. Erstmals im dänischen Kontaktbrief Nr. 4-5, 1961 unter dem Titel: "Samvittighed" erschienen. Artikel-ID: M2040. Das Protokoll ist auch als unbearbeitete Version unter demselben Titel in "Brief" Nr. 22-24, 1942 (M2041) erschienen. Ursprüngliche Übersetzung: Erich Gentsch, sprachliche Überarbeitung der vorliegenden Fassung: Christa Rickus. Erstmals im deutschen Kosmos 1-2/1976 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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