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Artikelübersicht

M2012
Das religiöse Prinzip
von Martinus

1. Die religiösen und die wissenschaftlichen Menschen
Für außerordentlich viele Menschen ist Religiosität etwas Verachtenswertes, etwas, wofür man sich nicht ohne Peinlichkeit interessieren kann, weil man glaubt, dass sie lediglich Ausdruck von Naivität und Aberglaube ist. Diese Auffassung kommt insbesondere bei Wesen zur Geltung, die sich ein großes materielles Wissen oder die materielle Wissenschaft zu eigen gemacht haben. Dadurch gibt es zwei Arten von Menschen in der Welt, die "religiösen" und die "wissenschaftlichen". Diese beiden Arten von Menschen verachten sich normalerweise gegenseitig. Die "Religiösen" betrachten die "Wissenschaftlichen" als "gottlos", was wiederum dasselbe ist wie "gottesleugnerisch" und deshalb sehen sie sie als "Verdammte" oder "Verlorene", während die "Wissenschaftlichen" die "Religiösen" als abergläubisch, unintellektuell oder naiv betrachten. Und nun stellt sich das Problem: Welche dieser beiden Kategorien ist die vollkommenste, welche kommt am besten im Dasein zurecht und repräsentiert deshalb das glücklichste Leben? – Ja, die Frage ist doch gar nicht schwer zu beantworten. Die Welt oder besser die Menschheit ist in der glücklichen Situation, dass ihr diese Frage durch ihre bis dato erlebte Geschichte so unerschütterlich gründlich beantwortet wurde, dass es in Zukunft überhaupt kein Problem sein wird, zum Religiösen oder zum Wissenschaftlichen Stellung zu nehmen. Es ist nämlich für den entwickelten Menschen zu einer so unumgänglichen Tatsache geworden, dass die Menschheit auf die Dauer unmöglich durch das religiöse Prinzip ohne Wissenschaft glücklich werden kann, ebenso wie es in gleicher Weise genauso unmöglich ist, durch die Wissenschaft ohne das religiöse Prinzip vollkommen glücklich zu werden.
2. Das Königs- oder Diktaturprinzip
Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, sehen wir, dass die Menschheit ausschließlich vom religiösen Prinzip beherrscht wurde. Alle Gesetze basierten auf Religiosität, d.h. auf einem Verhältnis zur Vorsehung, zur Gottheit oder zu Göttern, deren Repräsentanten auf Erden die eingeweihten Könige und Fürsten waren. Hier war die Allgemeinheit nicht wissenschaftlich eingestellt. Sie hatte lediglich das Verlangen nach Schutz. Und den konnten sie nur in ihren Königen oder Führern sehen oder spüren. Diese waren somit hundertprozentig darauf eingestellt, einem solchen König oder Führer zu folgen, der also ein dementsprechend hundertprozentiger Diktator war. Die Diktatur war für sie ein Schutz und damit ein Segen, deshalb konnte sie nur in einer Verehrung dieses Diktators und der durch ihn repräsentierten himmlischen Mächte oder Götter resultieren. Das religiöse Prinzip war somit hier das Allesdominierende und bestand also ausschließlich aus dem "Bedürfnis nach Schutz und der Anbetung des Beschützers".
3. Die Degeneration der Königsmacht
Aber dieses Königs- oder Diktaturprinzip konnte auf Dauer keinen zufriedenstellenden Schutz der Individuen oder Untertanen fördern. Es konnte nicht verhindern, dass Krankheiten, Pest, Hungersnot und die hieraus folgenden seelischen Zusammenbrüche sowie Leiden und Sorgen entstanden. Und das Vertrauen in die Fähigkeit des Königs, sie zu schützen, und damit das Vertrauen in seine Göttlichkeit begann zu degenerieren. Und die Königswürde schwand und schwand, um schließlich von primitiven, uneingeweihten, seelisch defekten, sadistischen oder machtsüchtigen Selbstanbetern repräsentiert zu werden, die große Arenen für bluttriefende und tödliche Vergnügungen bauten. Das musste unumgänglich dazu führen, dass die Menschen, die Untertanen, schließlich nicht nur keinen wirklichen Beschützer in dem Diktator oder Alleinherrscher, in dem König von Gottes Gnaden, mehr hatten, sondern dieser Diktator geradezu ihr Verfolger war. Keiner konnte sich vor den tierischen oder abnormen Launen und Tendenzen eines solchen Henkers in Sicherheit wissen, sofern man mit ihnen nicht sympathisierte oder die behauptete Göttlichkeit des Diktators anerkannte. Dass das religiöse Prinzip – das "Bedürfnis nach Schutz und nach der Verehrung dieses Schutzes" – sich allmählich neue Auswege suchen musste, wird hier als Selbstverständlichkeit sichtbar. Diese Suche nach einem Schutz vor dem Diktator selbst wurde zu dem, was wir "Politik" nennen. Politik ist also nur das religiöse Prinzip in einer neuen Nuance. Da der Diktator aber rein physische Macht repräsentierte, musste der Schutz der Wesen vor dieser Macht oder das Widerstandleisten gegen sie in einem Interesse an den physischen Phänomenen resultieren, die zu Werkzeugen oder Mitteln zur Förderung dieses Widerstandes werden konnten. Dabei wurde die Psyche der Wesen langsam – und für sie selbst unmerklich – von dem Glauben an eine göttliche oder überirdische Vorsehung und von ihrer Verehrung weggelenkt. Der König, der ja diese überirdische Vorsehung repräsentierte, wurde also als hilfloses Wesen sichtbar, das selbst gewaltigen Lastern und Krankheiten erlegen sein konnte. Wenn diese Vorsehung nicht einmal ihren eigenen Repräsentanten beschützen konnte, wie sollte sie dann ein ganzes Volk durch diesen Repräsentanten schützen können?
4. Politik und Wissenschaft als neue Religion
In der Mentalität der Menschen wurden dadurch die ersten Gedanken oder Keime einer Demokratie, eines Wunsches danach, die Regierung oder Führung des Landes oder des Volkes mitzubestimmen, geboren. Und Religiosität in Form von Politik wurde allmählich zu einem sehr umfassenden Faktor, der sich in viele Verzweigungen und Parteien aufspaltete. Diese politischen Parteien sind in Wirklichkeit nur eine Art reformierter "religiöser Sekten", deren Religiosität darin besteht, dass sie nur an einen Schutz durch materielle oder physische Phänomene statt durch die Gottheit glauben und dadurch diese Phänomene über alles andere stellen. Sie glauben somit nur an die besten oder genialsten Mordwaffen, den größten und am besten ausgerüsteten Militärapparat, die besten Maschinen und das überlegenste oder größte materielle Wissen als Schutz oder Garantie für ein glückliches Schicksal. Und mit dieser Einstellung wurde das religiöse Prinzip – das "Bedürfnis nach Schutz und nach der Verehrung dieses Schutzes" – zur Verehrung der materiellen Forschung. Die materialistische Wissenschaft wurde zu einer neuen "Religion". Und diese Religion wurde zum allesdominierenden Schicksalsfaktor und machte ihre Anhänger zu den Beherrschern der Elemente, die unter dem Begriff Kulturstaaten andere Völker unterdrückten und sich zum Herrn der Welt machten. Und mit dieser überlegenen Macht sollte dieser Herr der Welt dann eine hundertprozentige Zufriedenstellung des ursprünglichen religiösen Prinzips, nämlich des "Bedürfnisses nach Schutz und nach der Verehrung dieses Schutzes", erschaffen. Aber kann er das?
5. Das Bedürfnis nach Schutz
Ist der Ruf nach Schutz und nach der Verehrung dieses Schutzes heute nicht stärker als je zuvor? – Aber dann ist das religiöse Prinzip ja immer noch am Leben. Es ist nie etwas anderes gewesen als das Bedürfnis, geschützt zu werden, was wiederum dasselbe ist wie das Bedürfnis, ein glückliches Leben zu führen und dieses glückliche Leben zu verehren. Wir haben gesehen, dass dieses Bedürfnis im Wandel der Zeiten niemals ausgelöscht werden konnte. Es hat es durch das Diktaturprinzip versucht, es hat es durch die Politik versucht, es hat es durch die Wissenschaft versucht, aber es wurde bisher nicht befriedigt. Fühlen sich Staaten und Wesen heute nicht schutzloser als jemals zuvor? – Die Wesen verfügen heute über eine Zerstörungs- oder Vernichtungskapazität von einer enormen Tragweite, und doch fühlen sie sich mit dieser Vernichtungskapazität als Schutzmittel nicht sicher. Im Gegenteil, sie fangen an, mit Entsetzen diese ihre eigene Kapazität oder ihr ungeheures tödliches Können selbst zu fürchten. Sie fangen an, sich vor sich selbst zu fürchten. Sie fangen an zu entdecken, dass sie selbst ihr eigener schlimmster Feind sind. Nachdem sie nun imstande sind, ihren Nächsten seiner Freiheit zu berauben, ja ihn auszulöschen, sind sie doch nicht frei von Angst und deshalb auch nicht frei von dem "Bedürfnis nach Schutz und nach der Verehrung dieses Schutzes".
6. Wenn man sein Leben für das Glück anderer gibt, hat man nichts mehr zu fürchten
Nun ist es aber nicht mehr der Nächste, den man seiner Freiheit berauben muss. Er ist es nicht, der gefährlich ist. Jetzt heißt das Problem in Wirklichkeit vielmehr: Wie kann ich mich vor mir selbst schützen? Und hier kann es nur einen Weg geben. – Lösche alle tötenden egoistischen Tendenzen aus. Lebe ausschließlich, um Frieden zu schaffen, was nur durch die Vergebung möglich ist. Und die wird viel leichter durch das Verstehen gefördert. Das Verstehen ist dasselbe wie die Erkenntnis der absoluten Wahrheit. Und die absolute Wahrheit bedeutet, dass das religiöse Prinzip oder das "Bedürfnis nach Schutz und nach der Verehrung dieses Schutzes" schlussendlich unmöglich durch einen König oder Diktator, durch Politik oder durch die materialistische Wissenschaft und das daraus folgende tödliche Können gefördert oder befriedigt werden kann, sondern ausschließlich nur durch die Selbstüberwindung. Wenn man sein Leben für das Glück der anderen gibt und dieses Geschenk das eigene höchste Glück ist, gibt es nichts mehr, was man fürchten muss. Wenn man so weit gekommen ist, dass man seinen Nächsten so sehr liebt, dass man sehr gerne sich selbst für seinen Nächsten gibt, kann ja keine Angst mehr davor existieren, sich selbst zu verlieren. Somit bewahrheiten sich die Worte Jesu, wenn er sagt, dass derjenige, der sein Leben gibt, es besitzen wird, aber derjenige, der sein Leben retten will, es verlieren wird.
Der Artikel beruht auf dem Manuskript für einen Vortrag, den Martinus am Sonntag, den 19. Januar 1947 im Martinus-Institut hielt. Reinschrift und Abschnittüberschriften von Ole Therkelsen. Vom Rat gutgeheißen am 27.02.2001. Erstmals im dänischen Kosmos Nr. 8, 2002 unter dem Titel "Det religiøse princip" veröffentlicht. Artikel-ID: M2012. Übersetzung: Christa Rickus, 2018. Erstmals im deutschen Kosmos 4/2018 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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