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Artikelübersicht

M1900
Parteilichkeit
von Martinus

11.1 Alle Menschen sind ökonomisch gebunden
Was in größtem Ausmaß für die besondere Haltung oder Einstellung der Menschen zum Leben und zu den Mitwesen bestimmend ist, ist wohl das, wovon ihr tägliches Auskommen abhängig ist. Alle Menschen sind ökonomisch gebunden. Dies gilt natürlich auch für die, die die großen Vermögen besitzen und von denen man sagt, dass sie "ökonomisch unabhängig" seien. Dass diese Letzteren sich nicht stundenlang jeden Tag auf einem Arbeitsplatz, in einer Fabrik oder in einem Büro abarbeiten müssen, bedeutet natürlich nicht, dass sie frei sind. Die Mentalität der allermeisten dieser Personen ist in hohem Ausmaß geprägt von Antipathie gegen Gesellschaftsvorschriften und politische Verhältnisse, die im Widerspruch zu denen stehen, auf die sich ihre "ökonomische Unabhängigkeit" stützt. Ob diese "Unabhängigkeit" auf geradezu verbrecherischen und tötenden Faktoren beruht, tut, was viele dieser Wesen betrifft, nichts zur Sache. Denn diese "ökonomische Unabhängigkeit" kann sich manchmal als eine so tiefgehende und alles dominierende Abhängigkeit zeigen, dass sie völlig den gesunden Verstand dieser Wesen ausschaltet, sie zu Agitatoren und Propagandisten für Ideen und Formen von Politik oder Gesellschaftsvorschriften macht, die hundertprozentig direkte oder indirekte Übertretungen des fünften Gebots oder eine schreiende Parodie dessen sind, was von allen größten Weisen der Welt als das einzig Tragende für alles absolute Glück erlebt oder erkannt worden ist, nämlich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". Wenn dies also das absolut unerschütterliche Fundament und damit die "Erfüllung aller Gesetze" ist, d.h. die Kulmination von Logik, die wiederum die allerhöchste Form normalen Hervortretens ist, wird jede Form von "ökonomischer Unabhängigkeit", die sich auf die oben genannten Übertretungen des fünften Gebots gründet, eine hundertprozentige Abnormität. Und die betreffenden Wesen sind also als Individuen zu betrachten, die in ihrer eigenen Parteilichkeit oder Abnormität gefangen sind.
Dass diese Parteilichkeit sich auf einen so gierigen Appetit auf das Leben gründet, der nur durch eine ökonomische Verwöhntheit gesättigt oder zufriedengestellt werden kann, dass ihr Urheber sich nur durch materiellen Besitz oder ein Bankkonto glücklich fühlen kann, das tausendfach den Wert übersteigt, den die Existenz eines gesunden und somit normalen Lebens von der Wiege bis zum Grab kostet, bestätigt diese Sache nicht weniger, macht sie nicht weniger abnorm.
11.2 Zitat aus Aldous Huxleys Schrift: "An Encyclopedia of Pacifism"
Dass die ökonomische Parteilichkeit also tief in das Seelenleben der Menschen eingreift und ihre Moral und Nächstenliebe verdunkelt, kann man meiner Meinung nach u.a. deutlich im nachstehenden Artikel im "Kristeligt Dagblad" (Christliches Tageblatt) vom 20. September dieses Jahres sehen, der folgendes beschreibt:
DIE WAFFENFABRIKANTEN UND DER FRIEDEN
Aus Aldous Huxleys Schrift: "An Encyclopedia of Pacifism" bringen wir die nachstehende Darstellung über das Verhältnis der Waffenfabrikanten zu Krieg und Frieden.
Der Wunsch der Waffenfabrikanten, Geld zu verdienen, ist eine konstante Drohung gegen den Weltfrieden. In ihrem Interesse liegt es, für die Politik zu arbeiten, von der erwartet werden kann, gefährliche internationale Situationen hervorzubringen, und es liegt in ihrem Interesse, gegen Abrüstung und Weltfrieden zu arbeiten, die ihr Gewerbe vernichten würden.
Dieser Erwerb ist sehr vorteilhaft. Von 1915 bis 1918 bezahlte die amerikanische Munitionsfirma Dupont de Nemour Dividenden bis zu 468 Prozent des eingesetzten Grundkapitals. Offiziellen britischen Quellen gemäß belief sich der Gewinn von J.P. Morgan & Co in den Jahren 1914 bis 1918 auf mehr als £ 2.000 Millionen. In der letzten Zeit hat die britische Wiederaufrüstung den Fabrikanten und insbesondere den Finanzkaufleuten riesengroße Gewinne eingebracht. Im "Daily Telegraph" wurde am 11. März 1935 mitgeteilt, dass Vickers Ltd. jedem Aktieninhaber eine freie Aktie zuteilt. Die allgemeine Dividende wurde für 1935 von 6 Prozent auf 8 Prozent erhöht. Mr. Francis Williams schreibt im "Friedensjahrbuch", dass er für 1935 das gesamte Zinseinkommen aus Rüstungsaktien auf mehr als 32 Millionen englische Pfund schätzt. Hiervon gingen mehr als 5 Millionen Pfund (etwa 100 Millionen dänische Kronen) in die Taschen derer, die neue Luftfahrtgesellschaften gegründet hatten.
Die zynische antisoziale Haltung der Waffenfabrikanten zeigt sich deutlich in folgender Bemerkung aus einem Artikel in der Zeitschrift "The Aeroplane" vom 15. März 1933. "Sowohl die Flugzeug- als auch die Maschinenfabrikanten hoffen auf erhöhte Umsätze und Gewinne im nächsten Jahr, wenn die Abrüstungskonferenz gestorben ist und die Aufrüstungsprogramme wieder anlaufen dürfen."
In einem Memorandum von 1919 an die Admiralität stellt der Admiral der Flotte, Lord Wester Wemyss, die Sache gegen die Waffenfabrikanten wie folgt dar: "Jede Firma, die Waffen oder Munition der einen oder anderen Art herstellt, strebt natürlich eine so große Produktion wie möglich an. Sie haben nicht nur ein direktes Interesse an einer Erhöhung des Etats der Flotte und des Heeres und an einer Kriegspanik, sondern auch daran, die Unruhe im Ausland zu steigern. Denn je mehr das Ausland seine Aufrüstung erhöht, desto mehr muss man im eigenen Land rüsten. Dieses gegenseitige Verhältnis zwischen dem ausländischen und dem einheimischen Handel mit Waffen ist eines der verfänglichsten und gefährlichsten Momente im gegenwärtigen System, das private Waffenproduktion zulässt. Dieses Übel wird verstärkt durch die bestehenden internationalen Rüstungskartelle, deren Mitglieder notorisch Hand in Hand arbeiten. Solange diese unterirdische Verschwörung gegen den Frieden fortsetzen darf, ist die Möglichkeit einer effektiven Verkleinerung der Rüstungen weit entfernt." In der Zeit von 1934 bis 1935 wurde eine Untersuchung der privaten Waffenproduktion in den Vereinigten Staaten durchgeführt, und in England wurde 1935 eine königliche Kommission zu dem gleichen Zweck einberufen. Die private Produktion setzt immer noch fort.
Für die Waffenfabrikanten spielt der Verdienst eine größere Rolle als die Vaterlandsliebe. Sie verkaufen ihre Produkte an jeden, der kaufen will, selbst wenn der Käufer vielleicht sogar ein aktueller oder eventueller Feind ist. Mr. W. Arnold Forster erwähnte in seiner Zeugenaussage vor der Waffenkommission (1935) die Tatsache, dass auf einem Gewehr, das das Bedford-Regiment in Palästina eroberte, die Worte "Made of Sir W.G. Armstrong Whitworth & Co." eingraviert waren.
Übereinkommen zwischen den Waffenfabrikanten werden sogar den Ausbruch von Feindseligkeiten überleben. Während des Weltkriegs wurden die Gebiete um Briey nicht bombardiert, weil französische und deutsche Waffenfabrikanten ein Gentleman's Agreement getroffen hatten, das darauf hinauslief, dass die Herstellung von Munition auf keiner Seite verhindert werden sollte. Der Krieg wurde also verlängert, während sich der Gewinn der Fabrikanten vermehrte.
Dass die Waffenunternehmen sogar aktive Schritte unternehmen in Richtung von Sabotageversuchen gegen die Abrüstung, wurde in der bekannten Shearer-Sache demonstriert. 1929 verklagte Mr. Shearer die drei größten Schiffswerften wegen Nichtzahlung von dreiviertel Millionen Dollar für ausgeführte Dienste während der Flottenkonferenz 1927 in Genf. (Sie hatten ihm im Voraus fünfzigtausend Dollar gezahlt.) Seine Pflichten während der Flottenkonferenz bestanden in Folgendem: mit Hilfe antibritischer Propaganda Furcht vor der britischen Flotte zu säen, Seeoffiziere und Pressekorrespondenten zu unterhalten, bei angesehenen amerikanischen Zeitschriften Interesse an der Flotte und Neuigkeiten über die Flotte zu wecken und amerikanische Friedensorganisationen in Verruf zu bringen. Daheim sollte er eine heimliche Gruppe in Washington organisieren mit dem Ziel, die Gesetzgebung dahingehend zu beeinflussen, die Kriegs- und Handelsflotte zu vergrößern. Er sollte Artikel für Zeitschriften schreiben, Vorträge halten und vor patriotischen Organisationen, vor Zweigen der amerikanischen Legion und vor Handelszusammenschlüssen sprechen. Kurz gesagt, Mr. Shearers Tätigkeit war es, mit aller Macht den Schein zu erwecken, als ob die Interessen der Bethlehem Schiffsbau Gesellschaft, der Newports News Schiffsbau- und Trockendock Kompagnie und der amerikanischen Brown Boveri Gesellschaft dieselben seien wie die des amerikanischen Volks.
Die zwei Dinge, die besonders beachtet werden sollten, sind diese:
(1) Die Fabrikanten und Finanzkaufleute, die in kapitalistischer Moral erzogen worden sind, benutzen (offenbar mit einem guten Gewissen) Methoden, die moralisch verwerflich und sozial verbrecherisch sind.
(2) Die Allgemeinheit, die kein Geld am Krieg verdient, kann durch eine solche kriegerische Propaganda mitgerissen werden, wie entehrend ihr Ursprung auch sein mag. Sowohl die Ausbeuter als auch die Ausgebeuteten sind Opfer ihrer Erziehung in einer Gesellschaft, die vor allem anderen den Erfolg, das Eigentumsrecht und den Sieg als wertvoll betrachtet, selbst wenn dies auf Kosten anderer geschieht. Nicht nur das ökonomische System, sondern auch, was wir das psychologische System innerhalb unserer Gesellschaft nennen können, bedarf einer Veränderung. Diese beiden sind miteinander verwandt, und sie sind doch bis zu einem gewissen Grade unabhängig voneinander. Eine Veränderung des ökonomischen Systems ist höchst wünschenswert, wird aber nicht automatisch eine so große Veränderung des psychologischen Systems mit sich führen, dass dies den Krieg unmöglich macht. Deshalb ist es notwendig, dass Vereine von Männern und Frauen gebildet werden, die sich besonders dazu verpflichtet fühlen, die pazifistischen Prinzipien in allen Lebenslagen zu verwirklichen: in persönlichen Verhältnissen, in ökonomischen Verhältnissen – in der Politik und Erziehung.
(Ende des Zitats)
11.3 Das Gesetz- und Rechtswesen ist ein schützendes Geländer oder ein aufgestellter Panzer gegen ein allzu gieriges Profitbegehren
Nun soll man jedoch nicht glauben, dass die Waffenfabrikanten die einzigen Parteiischen oder Schuldigen an Krieg und Zerstörung sind. Die egoistische Parteilichkeit, die die Mentalität der Waffenfabrikanten blendet oder verdunkelt, gibt es auch in Tausenden und Abertausenden anderer Geschäftsgebiete im täglichen Leben. Ist es nicht geradezu eine allgemeine Tendenz, sich mit dem anzufreunden, was sich "am besten bezahlt", ohne Rücksicht auf Moral oder Nächstenliebe? – Wenn es nicht so wäre, was sollten wir dann überhaupt mit dem bestehenden Gesetz- und Rechtswesen? – Ist dieses nicht geradezu ein schützendes Geländer, ein aufgestellter Panzer gegen ein allzu gieriges Profitbegehren, gegen ein allzu rücksichtsloses und tierisch destruktives Ausnutzen oder Zerstören seines Nächsten? – Dass dieser "Panzer" oder dieses "Geländer" sich nur im Werden befindet und deshalb die urzeitmenschlichen Räubereien und Plünderungen noch nicht völlig verhindern kann, die immer noch auf vielerlei Weise, maskiert als "Geschäft", innerhalb ihres Gebiets stattfinden, beruht ja nur auf ihrem, kosmisch gesehen, unfertigen Zustand.
Dass jedoch dieser "Panzer" in Form einer im wahren Gesetz und Recht verankerten höchsten Moral die Welt beherrschen und mit seinen abschirmenden Mauern Nationen und Staaten so beschützen wird, wie er heute bis zu einem gewissen Grade bereits die einzelnen Individuen schützt, das wird durch seine heute wachsende Unentbehrlichkeit in wahrer Kulturschöpfung gleichzeitig mit dem zunehmenden Hunger der Völker nach einem wahrhaftig alles durchdringenden Frieden zu einer Tatsache.
11.4 Solange die Parteilichkeit für übertriebenen ökonomischen Gewinn nicht als unmoralisch betrachtet wird, wird es Frieden auf Erden nicht geben
Solange jedoch die Parteilichkeit für übertriebenen ökonomischen Gewinn noch nicht als unmoralisch betrachtet wird und die besitzenden Klassen mit ihrer unnatürlichen ökonomischen Macht bis zu einem gewissen Grade die Regierungen der Staaten beherrschen und mit ihren abnormen Extravaganzen und ihrem Luxus die Begehren der Menge nach dem gleichen abnormen Überfluss stimulieren und außerdem die Massen mit ihrem kostspieligen und teurem Dasein verarmen oder ruinieren und dadurch dieses Begehren verstärken und es zu einem Ideal oder erstrebenswertem Ziel der Menge machen, werden die Zeitungen aller Welt voll von Berichterstattungen über Kriegsgerüchte sein. Ihre Bildreportagen werden Wiedergaben von Verstümmelung, Revolutionen, Hungersnot und Arbeitslosigkeit sein und den darauf folgenden Kalamitäten wie Armut, Stumpfsinn und Selbstmord. Denn durch das Zufriedenstellen unnatürlicher Begehren, durch das Ausbeuten des Nächsten oder kraft der Liebe zu einer Existenz, die nur auf der Grundlage oben genannter Kalamitäten aufrechterhalten werden kann, existiert die "Hölle". Und wo die "Hölle" existiert, da ist der ewige Frieden nur ein Flüchtling, ein verfolgter Gast oder ein Ausländer auf der Erde.
Der Artikel wurde von Martinus für den dänischen Kosmos Nr. 10, 1937 geschrieben und dort unter dem Titel "Partiskhed " veröffentlicht. Artikel-ID: 1900. Übersetzung: Liesel Lind. Erstmals im deutschen Kosmos 4/2012 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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