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Artikelübersicht

M1637
Der Mensch und die Moral oder die Verkehrsregelung des Lebens
Von Martinus

1. Die Moral und der Schutz des Rechtswesens
Eines der Wörter, die mit am häufigsten gebraucht werden, ist wohl das Wort "Moral". Wir sagen über diesen oder jenen, daß er oder sie eine hohe Moral hat, oder wir sagen, daß er oder sie keine Moral hat oder unmoralisch ist. Wir werden Zeuge höchst unterschiedlicher Einstellungen zu dem, was dieser Begriff beinhaltet. Was der eine als Moral anerkennt, wird von einem anderen, der eine völlig entgegengesetzte Moral hat, oft abgelehnt oder bekämpft. Und dadurch entsteht innerhalb der gesamten Menschheit ein schrecklicher Konflikt. Hinzu kommen noch eine ganze Menge Menschen, die sich keine besondere Moral gebildet haben, sondern aufs Geratewohl leben, die jede Gelegenheit nutzen, um sich auf Kosten des Nächsten zu bereichern, indem sie ihn berauben, betrügen oder bestehlen, und die glauben, es wäre töricht, nicht jede Chance, jede Möglichkeit, die sich bietet, um sich zu bereichern, auszunutzen, und denen es gleichgültig ist, was das den Nächsten an Entbehrung, Tränen und Leid kostet.
Da es gleichzeitig Menschen gibt, die sich überhaupt nicht vorstellen können, ihren Nächsten zu berauben, zu bestehlen oder zu betrügen, ja die nicht einmal denjenigen verfolgen, der sie vielleicht bestohlen, überfallen oder ausgeplündert hat, sähe es in Wirklichkeit schlimm aus, wenn sich nicht allmählich in der Gesellschaft etwas gebildet hätte, was man als Behörden und Rechtswesen bezeichnet. Dann würden die betrügerischen Diebe und Räuber diese wehrlosen Menschen ja in Unterdrückung und Sklaverei, in Leiden und Tod zwingen. Diese Behörden haben also die Aufgabe, für Schutz und Sicherheit vor diesen sogenannten Räubern und Banditen der Gesellschaft zu sorgen.
2. Die verschiedenen Moralbegriffe des Rechtswesens
Diese Behörden repräsentieren ebenfalls eine bestimmte Moral, und obwohl diese Moral ein Schutz vor dem Banditenwesen ist oder sein soll, kann man doch nicht ohne weiteres davon ausgehen, daß es unter den Wesen, die dafür da sind, für Schutz zu sorgen, nicht auch einen kleineren oder größeren Hauch von Banditenwesen gibt. Wie oft hat man nicht schon gesehen, daß sie nicht davor zurückgeschreckt haben, sich bestechen zu lassen, sich von eventuell angeklagten Banditen kaufen zu lassen, um ihnen dabei zu helfen, einen Prozeß zu gewinnen, so daß die Unschuldigen verurteilt und die Schuldigen freigesprochen wurden. Abgesehen hiervon kann man sehen, wie ungeheuer schwierig es auch selbst für wohlmeinende Richter sein kann, in einem Prozeß die Wahrheit herauszufinden und gerecht zu urteilen. Werden wir nicht immer wieder Zeuge dessen, daß die verschiedenen Gerichtsinstanzen oder rechtlichen Instanzen jede ihr eigenes Urteil fällen, das zuweilen dort in einem Freispruch besteht, wo andere Instanzen für schuldig befunden haben, und umgekehrt, d.h. dort für schuldig befunden haben, wo andere freigesprochen haben. Was soll ein außenstehender normaler Mensch von solchen Rechtsinstanzen halten? Es ist offensichtlich, daß von diesen Rechtsinstanzen jede jeweils andere Moralbegriffe hat. Jede von ihnen hat ihre eigene individuelle Sichtweise auf ein Verbrechen.
Es gibt keinen Zweifel, daß jedes Jahr ein gewisses Maß an sogenannten Justizmorden stattfindet. Das bedeutet natürlich nicht immer, daß das betreffende Gericht den Angeklagten direkt ermordet hat. Dies geschieht ja nur in den Fällen, in denen es um die Todesstrafe geht, die unrechtmäßig über den vermeintlichen Verbrecher verhängt wird. Aber selbst wenn es keine direkte Todesstrafe ist, die über den Verurteilten verhängt wird, so ist es dennoch ein gewisses Maß an Vernichtung des Rechtes des Verurteilten auf Freiheit und Leben. Dort, wo man den Verurteilten durch das Einsperren und Bestrafen eines gewissen Teils seiner Freiheit beraubt hat, hat man doch einen gewissen Teil des Glücks oder Wohlbefindens dieses Wesens zerstört. Man sieht, daß es sowohl im Rechtswesen als auch bei den gewöhnlichen Menschen sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, was Moral ist.
3. Die Moral bestimmt das Schicksal
So lange eine so riesengroße Verwirrung in der Auffassung des Menschen darüber existiert, was Recht oder Unrecht ist, was Moral und was Unmoral ist, sollte man nicht glauben, daß sich ein dauerhafter Frieden in der Welt manifestieren oder schaffen läßt, und man sollte sich keine Hoffnungen machen, daß man Krieg und Aufrüstung abschaffen kann.
Was ist nun Moral und was bestimmt diese Moral? Moral ist die Erkenntnis oder Lebensauffassung, nach der ein Mensch sein Leben steuert, nach der er seine Handlungen und seine Wesensart seiner Umgebung gegenüber sich selbst diktiert. Da die Umgebung wiederum auf diese Handlungsweise eines Wesens reagiert, ist die Auffassung von Moral eines Wesens also in Wirklichkeit schließlich der bestimmende Faktor in seiner Schicksalsbildung. Diese Reaktion der Umgebung wird somit zum Schicksal des Lebewesens. Aber die Ursache für den besonderen Charakter dieser Reaktion, für ihr Hervortreten als angenehm oder unangenehm, wird also eine Antwort darauf oder eine Folge dessen sein, in welcher besonderen Weise wir selbst unserer Umgebung gegenüber reagieren. Nun ist es aber faktisch so auf der Welt, daß die Menschen in den allermeisten Fällen verlangen, daß die Umgebung unbedingt diese oder jene Rücksicht auf sie nehmen soll, man verlangt Freundlichkeit und Verständnis von der Umgebung, die ja dasselbe ist wie der Nächste, bevor man selbst dieses Verständnis aufbringt. Man gelangt hierdurch zu einem Leben in einem schrecklich unglücklichen Verhältnis zu seiner Umgebung, einem Verhältnis, das später zwangsläufig den schrecklichsten Konflikt zwischen einem selbst und der Umgebung verursacht. Man kann wohl vielleicht ein oder zwei Leben zurechtkommen, aber dann kommt doch unweigerlich die Vergeltung.
4. Die falsche Einstellung zu unseren Mitwesen
Die Menschen leben also tagtäglich in der schrecklichsten schicksalsschwangeren Einstellung zu ihrer Umgebung oder ihren Mitwesen, da sie die Situation nicht verstehen und deshalb die unangenehme Wesensart ihrer Mitwesen ihnen gegenüber nicht als eine Rückwirkung auf sich selbst betrachten, eine Rückwirkung, die sie durch ihre eigene Handlungsweise ihren Mitwesen gegenüber zu einem früheren Zeitpunkt ausgelöst haben. Sie beurteilen daher diese Wesen als ihre Verfolger oder Plagegeister und wollen in der Regel Rache und Strafe oder im schlimmsten Fall deren Tod. Aber dadurch löst man neue Energiewellen aus, die auf die Umgebung gerichtet sind, die ihrerseits mit denselben Energien uns gegenüber reagieren muß. Man kommt also niemals aus den Widerwärtigkeiten mit seiner Umgebung heraus, so lange man darauf in der Weise reagiert, daß man dieser Umgebung oder seinem Nächsten genau dieselben Widerwärtigkeiten zufügt. Wie sollte das auch aufhören? Der Nächste wird sicherlich ebenfalls auf dieselbe Weise reagieren, da er die Situation genauso wenig versteht. Vielmehr nimmt er von seinem Widerpart an, daß der das Unglück in seinem Schicksal ist.
5. Die psychischen Leiden des Menschen
Wie ist es nun möglich, daß im Alltagsleben der menschlichen Gesellschaft eine solche Misere herrscht? In den übrigen Schöpfungsprozessen der Natur gibt es doch mehr Harmonie. Unter den Tieren gibt es mehr Lebensfreude. Die Vögel jubeln gen Himmel, die Tiere tummeln sich in Paarungs- oder Liebesspielen und haben keine besonderen Sorgen. Sie haben zwar ihre Todfeinde, aber die Situationen, in die sie durch diese Feinde kommen, bringen ihnen entweder einen schnellen Tod oder sie entwischen dem Tod, und dann gibt es keine weiteren Spekulationen darüber. Das Erlebnis ruft bei diesen Wesen keinen besonderen seelischen Konflikt, keine Melancholie oder Niedergeschlagenheit hervor. Anders sieht es beim Menschen aus, der sich ziemlich deutlich an eine Unannehmlichkeit erinnert und in der Phantasie Gedankenbilder bildet, die als Furcht vor einer Wiederholung der Situation wahrgenommen werden usw. Der Mensch hat eine größere Psyche als das Tier und leidet nicht nur physisch, sondern auch psychisch unter den unangenehmen Dingen, von denen er glaubt, daß sie ihm durch die Umgebung zugefügt werden. Diese psychischen Leiden fügen dem Wesen wiederum gewisse Arten von Krankheiten im physischen Organismus zu – Geschwülste und Polypenbildungen, Krebsleiden und starke Verkalkungen etc. – ganz abgesehen von den zerrütteten Nerven und den daraus folgenden Nervenzusammenbrüchen. Wir kommen hier alles in allem zu der Weltsituation, in der sich die Erdenmenschen überall befinden. Dies liegt also ganz und gar an ihrer Moralauffassung. Bedenken Sie, daß die Moralauffassung oder Lebenserkenntnis eines Wesens so wichtig ist, daß sie der Hauptfaktor in der Schicksalsbildung des Wesens ist! Wie bekommt man nun die Menschheit dazu, dies so einzusehen, daß sie dadurch ihrem eigenen unglücklichen Zustand abhelfen und den erwünschten dauerhaften Frieden erreichen kann?
6. Die Erforschung der Naturgesetze
Auf welche Weise sind denn die Menschen auf der physischen Ebene so ungeheuer tüchtig geworden? Wie ist es zugegangen, daß sie Herr über die Elemente oder Naturkräfte wurden? Wie sind sie in den Besitz der ungeheuren Macht gekommen, mit der sie Millionen und Abermillionen von Pferdestärken der Natur beherrschen? Ist das nicht durch die eingehende Erforschung der Geheimnisse der Materie oder der Naturkräfte möglich geworden? Die Menschen haben hier einen Weg zu jenen Gesetzen gefunden, nach denen die Materie existiert, befreit wird und gebunden wird. Da dieser Weg eine unfehlbare Feststellung gewesen ist, ja wissenschaftlichen Fakten entspricht, Tatsachen, die jedem demonstriert werden konnten, war es leicht, Verständnis und Einigkeit zu schaffen. Man versteht hier, daß Naturgesetze keine Frage von Sympathien und Antipathien sind. Salz wirkt als Salz und jede Säure reagiert auf ihre spezielle gesetzmäßige Art, ganz gleich, was man über sie denkt oder nicht denkt. Man ist sich darüber im klaren, daß Gefühlsbetonungen oder Dogmen hier nichts nützen. Wenn man die Materie beherrschen will, muß man sich an die wissenschaftlichen Fakten halten, an die wirklichen Tatsachen, was die physische Natur und Reaktionsfähigkeit der Kräfte oder Stoffe angeht.
7. Die materialistische Wissenschaft
Wenn dieser oder jener Wissenschaftler eine Entdeckung bezüglich der Natur eines Stoffes gemacht hat und darin vielleicht ein Fazit gefunden hat, das ein anderes wichtiges stoffliches Problem lösen kann, so wird dieses Fazit und diese Lösung vollkommen unabhängig davon akzeptiert, ob man diesen Mann leiden kann oder nicht. Man folgt seinen Anweisungen, weil man weiß, daß sie Tatsachen sind, daß sie der wirkliche Ausdruck einer unerschütterlichen Wahrheit sind, gleichgültig, was man von dem Mann, von der Person des Entdeckers, auch halten mag. Seine private Natur interessiert in der Sache nicht. Wir finden also hier innerhalb der materialistischen Wissenschaft eine fundamentale Moral, wenn es sich um materielle Fragen handelt. Diese Moral bedingt, daß man sich nur vor der Wahrheit beugt. Und man beugt sich ihr unabhängig davon, ob sie von einem Freund oder Feind verkündet wird. Durch diese Moral oder dieses Erkenntnisprinzip hat sich die irdische materialistische Wissenschaft unglaublich schnell bis zu der heute gewaltigen Macht über die Materie vorgearbeitet, die sie durch ihr materielles Wissen und Können repräsentiert. Ihre Verbindung mit der materialistischen Wahrheit oder dem konkreten Wissen über die rein physische Reaktionsmethode der Stoffe schuf bei sämtlichen Wissenschaftlern der Erde eine totale Gleichrichtung.
8. Die Wahrheit kann nicht monopolisiert werden
Die Methoden und Entdeckungen der Wissenschaft wurden und sind international, ganz unabhängig davon, wieviele andere Kräfte im Bewußtsein der Wesen jetzt auch versuchen, die Dummheit zu begehen, universelle stoffliche Tatsachen zu etwas Nationalem oder etwas speziell Staatlichem zu machen. Daß zwei plus zwei gleich vier ist, kann niemals etwas Englisches, Deutsches oder Französisches sein. Daß Wasser aus Wasserstoff- und Sauerstoffatomen besteht, ist niemals etwas speziell Russisches, Polnisches oder Tschechoslowakisches gewesen und wird es niemals werden. Es stimmt, daß man versucht, stoffliche Wahrheiten geheim zu halten, damit andere nicht in den Besitz der Entdeckungen kommen, aber sehen Sie nur, wie lächerlich hilflos die Menschen hier sind! Sehen Sie, wie die am stärksten eingemauerten und die mit der enormen Energie des ganzen Staates eingeschlossenen Entdeckungen in fast übermäßigem Ausmaß bis zur Gegenseite durchsickern! Nein, die wirklichen wissenschaftlichen Fakten oder die absolute Wahrheit kann nicht mehr monopolisiert werden, sie wird vielmehr offenbart werden. Die Weltkräfte halten eben damit Schritt, den Menschen die Wahrheit in einem Maße zu enthüllen, wie das niemals zuvor in der Geschichte der Erde gekannt oder offenbart wurde. Denn es ist gerade diese Offenbarung der Wahrheit, die die Menschen dazu bringen kann, mit den physischen Materien auf die richtige Weise umzugehen, so daß diese dem Gedanken, Willen und Gebot des Menschen gehorchen. Und gerade weil die wahre Wissenschaft ihrer Natur nach nicht national sein kann, sondern universell ist, einheitlich für alle Menschen, alle Wesen ist und nicht dafür geschaffen ist, einem bestimmten Volk, einer bestimmten Nation besonders zu nützen, wird man geradezu umgehend überall dort unterlegen sein, wo man versucht, diese Wahrheiten national zu machen. Daß etwas als international aufgefaßt wird, bedeutet also, daß es der ganzen Erde gemeinsam ist. Daß zehn plus zehn gleich zwanzig ist, gilt also für alle Völker der Erde, ganz gleich, was die Menschen auch darüber denken mögen. Daß Feuer durch Wasser gelöscht wird, ist ebenfalls etwas, das für alle Völker der Erde gilt, gleichgültig, ob sie das mögen oder nicht. Und so ist es mit jeder Wahrheit, jedem wirklichen Wissen. Jedes wirkliche Wissen oder jede wirkliche Wissenschaft kann nur zum Nutzen aller Völker der Erde sein. Und da die Repräsentanten der Wissenschaft auf der ganzen Welt genau dies wußten, erlebte die materialistische Erforschung und Förderung des materialistischen Wissens oder der Wahrheit über die Materie einen Aufschwung, der die Forscher in weniger als hundertfünfzig Jahren aus der tausendjährigen Naivität und dem Aberglauben des Altertums und Mittelalters herausholte und zur fast vollkommenen Beherrschung der Naturkräfte durch eine moderne Wissenschaft führte. So schnell veränderte dies den Menschen vom Proletariat und von der Naivität der Forschung zur wirklichen Aristokratie oder zum wirklichen Hochadel des stofflichen Wissens – gerade aufgrund dessen, daß man in Besitz von Wissen, Gedanken und Begriffen kam, die international waren, Fakten, die für alle gleich und damit allen Menschen gemeinsam waren.
9. Die Moral der Wissenschaft
Man fand also einen Weg für die Forschung, bei dem nicht mehr von Nationalität, sondern von Internationalität die Rede war, da es ja gerade internationale Realitäten waren, mit denen man ausschließlich beschäftigt war. Alle hemmenden Konflikte wurden dadurch ausgeschlossen und die Forscher gingen Hand in Hand vorwärts durch die Labyrinthe der physischen Materie und fanden im Eiltempo die Wahrheit über die stoffliche Natur der Materie. Einigkeit und gemeinschaftliche Zusammenarbeit wurden hier zur Moral. Das Fundament dieser Moral war also die Forderung nach Tatsachen, Tatsachen und nochmals Tatsachen – keine Phantasien und keine nationalen oder persönlichen Sympathien oder Antipathien – nur überall die Wahrheit. Man stelle sich vor, dasselbe wäre in allen anderen Fügungen des Lebens der Fall. Tatsachen, Tatsachen und nochmals Tatsachen, Wahrheit überall, unabhängig von persönlichen Sympathien oder Antipathien egoistischer Gefühle. Aber so ist es noch nicht in der Welt.
10. Den Reaktionen des lebendigen Lebens fehlt die Wissenschaft
Man hat die Wahrheit über die stofflichen Reaktionen der Materie gefunden und kann mit diesem Wissen diese Reaktionen regulieren und sich dadurch zum Herrn über die Elemente oder Naturkräfte machen. Die Materie hat also ihre Wissenschaft bekommen, die Menschen haben jedoch auch noch mit anderen Dingen zu tun, nicht nur mit stofflichen Reaktionen. Sie müssen täglich mit den Reaktionen des lebendigen Lebens umgehen. Sie müssen mit Pflanzen, Tieren und Menschen umgehen, von denen jede Art einen Ozean von Reaktionen repräsentiert. Aber diese Reaktionen haben noch nicht ihre von der Allgemeinheit anerkannte, internationale absolute Wissenschaft oder vollkommene Enthüllung gefunden, so wie das für die Materie gilt. Dieser Umgang mit dem lebendigen Leben ist komplizierter als der Umgang mit den Reaktionen der "toten" Materien. Daher ist hier in mindestens ebenso hohem Maße absolutes Wissen erforderlich wie im Bereich der Materie, wenn man sich Hoffnung darauf machen will, Herr über diesen seinen Umgang mit dem lebendigen Leben zu werden und dadurch Herr über sein Schicksal zu werden. Aber hier geht es nur träge weiter, denn hier werden die Wesen in hohem Maße von gefühlsbetonten, aber vernunftlosen Sympathien und Antipathien geleitet, die wieder ihrer Lebensauffassung zugrunde liegen. Diese ihre vielleicht genügend gefühlsbedingte, aber vernunftlose Lebenserkenntnis bedingt, daß jeder von ihnen seine Mitwesen von jenem Unbehagen aus beurteilt, das im Verhältnis zwischen ihm und seiner Umgebung vorhanden sein kann, ganz unabhängig davon, wie sehr er selbst die ursprüngliche Ursache des Unbehagens sein mag. Hier beruht ihr Urteil nicht auf Tatsachen, so wie das Wissen, das die Wissenschaft über die materiellen Reaktionen der Materie hat, auf Tatsachen beruht. Das bedeutet wieder, daß man in seinem Verhältnis zu den Mitwesen das Universelle noch nicht gefunden hat. Man befindet sich zwar auf der Wanderschaft durch die Religionen, Sekten und die Politik. Aber keine von ihnen basiert auf absoluten Tatsachen. Es sind Dogmen, Postulate und Vorschriften, die man noch nicht verwissenschaftlicht hat und damit zu unerschütterlichen, universellen Tatsachen oder Regeln gemacht hat, die unabhängig von Rasse, Nationalität und Glaubensrichtung gelten.
11. Ein wissenschaftliches Kartographieren des Weges zum Glück und zum Weltfrieden
Alle Erdenmenschen befinden sich auf einer kosmischen Wanderschaft. Ihr Ziel ist das Glück, das Paradies, der Weltfrieden. Da aber der Weg noch nicht wissenschaftlich kartographiert ist wie der Weg zu den Reaktionsfähigkeiten des Stoffes, hat jeder seine eigene private, auf seiner eigenen Phantasie aufgebaute Karte. Die verschiedenen religiösen und politischen Bewegungen haben also Wegweisungen, die speziell national sind, was in diesem Fall heißen soll: die Innere Mission hat eine eigene Karte zum Himmel, die Mormonen haben ihre spezielle Karte für denselben Weg, Sozialdemokraten und Kommunisten haben jeweils ihre eigene für sie spezielle Karte. Da somit keine dieser Karten international oder universal ist – vielmehr sind sie in höchstem Maße nach den jeweiligen Sympathien und Antipathien der verschiedenen Bewegungen geschaffen und ausgestattet –, sind sie spezielle Wunsch- oder Traumkarten. Aber der Weg zum Paradies oder zum universalen Weltglück ist nichts speziell Christliches oder Muslimisches oder Buddhistisches. Er ist keine von Menschen erfundene Politik, kein Kommunismus und keine Sozialdemokratie. Der Weg ist die Einführung eines neuen Weltbildes für die Erklärung einer neuen Moral. Das ist die gemeinsame Karte, nach der man wandern kann. Der Weg zur Wahrheit des wirklichen Glücks hat genauso wie der Weg zum wirklichen Wissen über die Materie nichts mit gefühlsmäßigen, intelligenzlosen persönlichen Sympathien und Antipathien oder Wunschträumen zu tun. Die Tatsachen der Wahrheit können nicht nach persönlichen Wunschträumen entfernt, vermindert oder vergrößert werden. Sie stellen ein unverrückbares Wissen dar, das auf seine spezielle Weise wirkt, ob man das nun mag oder nicht. Wenn die Menschen dies erst verstehen, werden sie hier genauso wie in der materiellen Forschung plötzlich Hand in Hand der Strahlenflut der Erleuchtung entgegeneilen und gleichfalls im Blitztempo ihre Lebensanschauung und damit die Verhältnisse im Schicksalsschwerpunkt ändern. Sie werden sich selbst und nicht ihren Nächsten als den Schwerpunkt des Schicksals erkennen. Aber das ist dann eine ganz neue moralische Auffassung. Es muß also eine ganz neue moralische Auffassung kommen, die sich von all den alten Moralauffassungen dadurch unterscheidet, daß sie den Schicksalsschwerpunkt ohne die Wunschträume persönlicher gefühlsbetonter, intelligenzloser Sympathien und Antipathien von seinem Nächsten zu sich selbst verlagert. Man sieht es als unumgängliche Tatsache, daß man selbst der Schuldige in allen Fügungen des Lebens und im eigenen Verhältnis zu seiner Umgebung und zum Schicksal ist. Und wenn man dies erst erkennt oder wenn dies zu universeller Wissenschaft geworden ist, ist die Domäne des Friedens schon im eigenen Inneren erschaffen worden, denn dann ruft die Seele ihrer gesamten Umgebung gegenüber einen Waffenstillstand und Frieden und nochmals Frieden aus. Der vorher seiner Umgebung gegenüber so kriegerische und feindliche Unruhestifter ist nun zu einem Engel des Lichts geworden, in dessen Fußspuren das Leben blüht. Und dort, wo dieses Wesen über die Erde hin geht, wird Gottes Nähe Lebensfreude und Wohlbefinden und Seligkeit atmen.
Der Artikel beruht auf einem Manuskript, das Martinus als Vorbereitung auf einen Vortrag verfasste, den er am 19. Februar 1950 im Martinus-Institut hielt. Der Vortrag war der erste in der Reihe "Moral und das Weltbild". Reinschrift und Abschnittüberschriften von Ole Therkelsen. Vom Rat am 20.01.1998 gutgeheißen. Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 8, 1998 unter dem Titel: "Mennesket og moralen eller livets færdselsregulering" erschienen. Artikel-ID: M1637. Übersetzung: Christa Rickus. Erstmals im deutschen Kosmos 2/2003 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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