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Artikelübersicht

M1272
Das Ich, der Geist und der Körper
von Martinus

1. Die Abneigung gegen den Tod
Alle normalen Menschen, die noch nicht alt sind, haben im allgemeinen Angst zu sterben und geben ihr Leben nicht gutwillig auf. Dasselbe ist bei den Tieren der Fall. Alle kämpfen, um das Leben zu bewahren. In den Krankenhäusern kämpft man gegen den Tod. Zu Hause und im täglichen Dasein wird um die Erhaltung des Lebens gekämpft. Niemand hat Lust zu sterben, wenn er gesund ist und das Schicksal es gut mit ihm meint. Wenn man bei älteren Menschen zuweilen die Lust zum Sterben antrifft, so liegt das an der Schwächung der Sinne. Der Körper ist schwächlich und hat nicht mehr genügend Kraft zurechtzukommen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie, aber auch jüngere Menschen, den Tod wünschen, wenn sie sehr krank und geschwächt und von anderen Menschen abhängig sind. Was können wir daraus lernen? Warum gehört ein geradezu unbrauchbarer Organismus dazu, die Sehnsucht nach dem Tod hervorzubringen? Der Tod ist doch genauso natürlich wie die Geburt. Er ist genauso natürlich wie der Schlaf, und dagegen hat man doch keine Abneigung. Es ist meist eine Freude, ins Bett zu gehen und zu schlafen, wenn man müde ist. Man ängstigt sich doch nicht vor der Bewusstlosigkeit, die wir "den Schlaf" nennen, denn alle rechnen bestimmt damit, dass sie wieder erwachen, wenn sie ausgeschlafen haben. Dagegen rechnet man nicht damit, wieder zu erwachen, wenn es sich um den Tod handelt. Wenn man dies täte, gäbe es keine Todesangst. Aber der Tod ist für die Menschen etwas Unbekanntes, und sie wissen nicht, dass sie in Wirklichkeit gar nicht sterben können.
2. Der Organismus ist ein erschaffenes Ding
Menschen, die blind an das dogmatische Christentum glauben, können eventuell davor Angst haben, in "die Hölle" oder in die ewige "Verdammnis" zu kommen. Nicht-Gläubige haben Angst davor, dass der Tod dasselbe ist wie totales Aufhören ihrer Existenz, ein ewiges Ausgelöschtsein. Der Tod ist für den Gläubigen und für den Ungläubigen etwas Mystisches. Das Einzige, was alle Menschen mit Sicherheit wissen, ist, dass ihr physischer Organismus früher oder später in den Prozess eingehen wird, den man den Tod nennt, und da man dazu neigt, sich selbst mit diesem Organismus zu identifizieren, glaubt man, dass man sterben kann. Wenn einer unserer Lieben fortgeht, verschwindet der Betreffende ja vor unseren physischen Sinnen; es ist nur noch ein toter Körper vorhanden, den wir sehen und fühlen können. Der betreffende Mensch ist nämlich wirklich von seinem physischen Körper "fortgegangen", weshalb wir ihn oder sie nicht mehr wahrnehmen können. Das "Etwas", was fortgegangen ist, ist für physische Wahrnehmung ganz unzugänglich und ist es immer gewesen, auch als wir noch meinten, diesen Menschen direkt erleben zu können. Das haben wir niemals gekonnt. Wir haben die Wirkungen erlebt, die dieses Lebewesen eine Zeit lang hier in der physischen Welt geschaffen hat. Das Wesen selbst war stets, wie wir selbst auch, für physische Wahrnehmung unzugänglich und hat nur aufgehört, das Werkzeug oder den physischen Körper zu benutzen, der es eine Zeit lang ermöglicht hat, dieses Wesen hier in dieser physischen Welt indirekt zu erleben. Der für physische Wahrnehmung völlig unzugängliche Teil ist in Wirklichkeit der primäre Teil des Wesens. Er ist nichts weniger als das Lebewesen selbst, das Herr über den physischen Organismus war, bevor es starb. Es war dieses unsichtbare Wesen, das mit Hilfe seines Organismus sprach, sah und hörte. Es war dieses unsichtbare Wesen, das den Organismus dirigierte, zu gehen und zu stehen, zu sitzen und zu laufen. Es war dieses unsichtbare Wesen, das uns durch seinen Organismus Freundlichkeit und Verstehen zeigte, vielleicht auch Liebe – oder das Gegenteil. Mit Hilfe dieses Organismus konnte dieses unsichtbare Wesen mit seinen Fähigkeiten und Talenten schöpferisch tätig sein, was wir auf diese Weise erleben konnten. Dass aber dieser Organismus an sich auch ein erschaffenes Ding war, ein Werkzeug, muss niemandem mystisch vorkommen, da er wie jedes beliebige andere erschaffene Ding aufgebaut und denselben Gesetzen unterworfen ist. Er kann abgenutzt und missbraucht werden und entzwei gehen. Kein erschaffenes Ding kann ewig existieren, wie gut es auch immer gepflegt werden mag. Das Erschaffene entsteht und vergeht früher oder später wieder. Nach dem Vergehen des Organismus kann sich sein unsichtbarer Urheber nicht mehr auf normale Weise in der physischen Welt zu erkennen geben. Die Hinterbliebenen in dieser Welt glauben vielleicht, dass der Betreffende aufgehört hat zu existieren, und doch ist die Wahrheit die, dass sie nur nicht mit ihm oder mit ihr durch physische Schwingungen oder Wellenlängen in Kontakt kommen können, weil seine oder ihre physische Apparatur unbrauchbar geworden ist.
3. Das Lebewesen ist ein geistiges Wesen
Gibt es beim physischen Lebewesen etwas, was darauf hindeutet, dass der physische Organismus nicht das Lebewesen selbst ist, sondern dass dieses Lebewesen eine unsichtbare Tatsache oder Realität hinter diesem Organismus ist? Ja, das ganze physische Dasein des Lebewesens ist an sich eine Beweisführung für dieses Unsichtbare und Wirkliche hinter dem Organismus. Was weist nicht auf diesen Urheber des physischen Organismus hin, dessen Werkzeug er ist? – Sind die Gehör-, Geruchs- und Geschmacksorgane selbstständig? – Oder sind die inneren Organe wie Herz, Lungen, Leber, Nieren usw. nur um ihrer selbst willen da? Sind sie nicht alle eingebautes, notwendiges, zusammenarbeitendes Inventar in einem unentbehrlichen Werkzeug für die physische Manifestation eines Lebewesens? Jedes einzelne Organ, klein oder groß, löst eine Funktion aus, die eine mitwirkende Lebensbedingung für physisches Erleben ist. Wenn aber der ganze Organismus ausschließlich aus solchen Organen besteht, deren Mitarbeit eine Bedingung für die Wahrnehmung und Manifestation des Lebewesens ist – wo ist dann das Lebewesen? Ist es in den Nieren oder im Herzen? Ist es in den Augen oder in der Nase? Wir wissen, dass es dort nicht ist. Ist es dann also im Gehirn? Nein, auch das Gehirn ist ein Organ, das in konstanter Verbindung mit den übrigen Organen stehen muss, damit das Lebenserleben auf der physischen Ebene stattfinden kann. Das Gehirn ist ein Werkzeug zusammen mit anderen Werkzeugen, die allesamt zusammenarbeiten, um den Organismus zu einer vollkommenen Apparatur zu machen – aber für wen?
Es ist eine Tatsache, dass der Organismus ein Werkzeug ist, das seinerseits aus einer Menge von kombinierten Werkzeugen aufgebaut ist, aber keines dieser untergeordneten Organe kann Urheber des Organismus sein. Der Ursprung und derjenige, der den Organismus benutzt, ist kein einzelner Teil dieses sichtbaren Organismus, und doch gibt es ein "Etwas", was die Zusammenarbeit aller Teile benutzt, ein "Etwas", was erlebt, was erfährt, schöpferisch tätig ist, ein Urheber hinter dem Organismus, der sich durch ihn ausdrückt und zu erkennen gibt und die Äußerungen anderer Wesen erlebt. Da dieses "Etwas" unsichtbar ist, ist es nicht verwunderlich, dass man es als "geistig" bezeichnet hat. Alle Lebewesen sind geistige Wesen, ob sie sich im Augenblick durch einen physischen Körper manifestieren oder ob sie es nicht tun. Wenn wir aber ein geistiges Wesen in einem physischen Organismus sind, so müssen wir dies doch merken und erleben können?
4. Das Ich und das Über- und Unterbewusstsein
Haben wir nicht alle die Erfahrung gemacht, dass es gewisse Dinge gibt, an die wir so gewöhnt sind, dass wir sie allmählich gar nicht mehr bemerken? Dies gilt auch für das Erlebnis, ein geistiges Wesen zu sein. Wir merken in Wirklichkeit in hohem Maße, dass wir ein geistiges Wesen sind, dies ist uns aber so sehr zur Gewohnheit geworden, dass wir diese Seite unserer Erlebnisse nicht weiter beachten. Trotzdem macht dieses geistige Wesen in unserem physischen Organismus unser wirkliches Selbst aus, und dies drücken wir durch unser "Ich" aus. Wir sagen: "Ich sah", "ich ging", "ich sagte", "ich war froh" usw. Wer ist dieses "Ich"? Denn es waren ja nicht nur die Augen, die sahen, oder die Füße, die gingen. Es war nicht nur der Mund, der sprach, und es kann auch nicht der physische Organismus sein, der froh ist, da er ja nur aus untergeordneten Organen aufgebaut ist, die dazu da sind, einen Organismus zu einem vollkommenen Werkzeug für ein manifestierendes und erlebendes unsichtbares "Etwas" zu machen. Unser "Ich" muss dieses "Etwas" sein. Die Augen können nicht bestimmen, wohin sie sehen, die Beine nicht, wohin sie gehen sollen, und der Mund bestimmt nicht, was er sagen soll. Ist es nicht unser "Ich", das all das bestimmt? Ist es nicht auch unser "Ich", das Freude und Sorgen fühlt? Es ist das "Ich", das der primäre Faktor ist, und der Organismus ist der sekundäre, das Werkzeug, durch welches erlebt und manifestiert wird. Das "Ich" kann an einen physischen Organismus geknüpft sein, aber es kann sich auch von ihm freimachen. Aber wenn es das kann, muss es eine geistige Struktur haben, kraft derer dieser Prozess, das Anknüpfen an einen Organismus und die Freimachung von einem Organismus, stattfinden kann.
Diese Struktur in Verbindung mit dem "Ich" habe ich in meinem Hauptwerk "Livets Bog" als das "Überbewusstsein" des Lebewesens bezeichnet. Durch dieses Überbewusstsein hält das "Ich" seine Unterbewusstseinsstruktur aufrecht, die wieder aus dem Tagesbewusstsein und dem Nachtbewusstsein besteht. Durch diese Überbewusstseins- und Unterbewusstseinsstruktur ist das Lebewesen imstande, seinen Erlebens- und Manifestationszustand zu erschaffen, und es ist imstande, seine Erlebnisfähigkeit derart zu erneuern, dass es zu jeder Zeit in der Mitte seines ewigen, unsterblichen Daseins lebt. So ist das Lebewesen, kosmisch oder absolut gesehen, ein geistiges und kein physisches Wesen. Es ist imstande, sich einen physischen Organismus zu bilden. Da dieser aber nur ein Werkzeug ist, während die ganze primäre Struktur des Wesens geistig ist, ist es eigentlich falsch, das Lebewesen als ein physisches Wesen anzusehen, selbst wenn es in physischer Materie inkarniert ist.
5. Schicksalsbildung
Zur geistigen Struktur des Wesens gehört also sein gesamter mentaler Zustand, seine Denkfähigkeit und sein Gefühlsleben, sein Begehren, seine Wünsche und sein Wille. Sein ganzes Lebenserleben geht mit Hilfe seines Tagesbewusstseins von der Überbewusstseinsstruktur des "Ichs" – in der das "Ich" selbst den festen Punkt ausmacht – aus und geht in sie ein. Von der Überbewusstseinsstruktur werden die Kräfte ausgelöst, mit denen das Lebewesen auf andere Wesen einwirken kann. Hier gehen die Kräfte aus der Umgebung ein, die eine Wirkung derjenigen Kräfte sind, die das Wesen selbst ausgelöst hat. Es sind diese Wirkungen, die sein Schicksal, sein Erleben von "Gut" und "Böse" werden. Wenn wir nun zu verstehen beginnen, dass das Lebewesen nicht mit seinem physischen Organismus identisch ist, sondern aus einer ewigen geistigen Struktur besteht, die sein "Ich" umgibt, so können wir auch beginnen, sein Schicksal zu verstehen. Ohne diese Erkenntnis werden die Menschen unmöglich erfassen können, wie es dazu kommt, dass die Wesen hier im täglichen Leben so höchst unterschiedliche Schicksale haben. Da sie nicht mit ihrem physischen Körper zusammen sterben, sondern kraft ihrer geistigen oder kosmischen Struktur weiterleben, sich nach einer gewissen Zeit wieder einen physischen Körper erschaffen und so also wieder in der physischen Welt geboren werden, ist es natürlich, dass sie dieses neue physische Dasein auf der Entwicklungsstufe fortsetzen müssen, die sie in ihrem letzten physischen Leben erreicht hatten. Und sie haben nun Gelegenheit, die Wirkung ihrer physischen Handlungen, die sie in früheren Leben gegenüber ihrem Nächsten ausgelöst haben, hier in dem neuen physischen Leben zu erleben. Diese Kette von Ursache und Wirkung wird von der ewigen Struktur ausgelöst, die ich den Ewigkeitskörper des Lebewesens nenne.
6. Schicksal und Erfahrungsbildung
Dass das Lebenserleben eines Lebewesens ausschließlich eine Wirkung seiner eigenen Wesensart ist, ist den Erdenmenschen bei Weitem noch nicht klar. Wenn dies der Fall wäre, dann wäre ihre Denk- und Handlungsweise ganz anders, als es die Entfaltung ihrer Kriegsmentalität erkennen lässt, wie man sie hier auf Erden zwischen Nationen und Staaten und zwischen den einzelnen Menschen in ihrem Alltagsleben antrifft. Man kann es den Menschen nicht zum Vorwurf machen, dass sie es nicht besser wissen und daher auch nicht besser handeln können, aber das Leben selbst wird ihnen allmählich das Wissen und das Mitgefühl beibringen, das bewirken wird, dass sie es nicht mehr übers Herz bringen können, sich so zu verhalten, wie sie es tun. Verschiedene Menschen rund um den ganzen Erdball sind bereits im Begriff, sich eine Mentalität anzueignen, in der sich der Wunsch nach Frieden sowohl im Großen wie auch im Kleinen mit der wachsenden Fähigkeit verbindet, mit dazu beizutragen, Frieden in der Welt um sie herum zu schaffen. Für diese Menschen kann die Kenntnis der kosmischen Gesetze eine weitere Inspiration bedeuten, bei der Schaffung von Frieden und Liebe in der Welt dabei zu sein, da sie damit verstehen können, dass sie auf lange Sicht arbeiten und dass jede einzelne Kleinigkeit, die sie zum Nutzen und zur Freude für ihre Umgebung tun, viel größere Bedeutung hat, als es im Augenblick den Anschein hat.
7. Der Mensch ist der Herr seines eigenen Schicksals
Wenn man versteht, dass das Lebewesen unsterblich ist und mehr als nur einmal auf der Erde lebt und sich von Leben zu Leben sein Schicksal erschafft, erhält man eine ganz neue Perspektive für das tägliche Dasein und damit für den Begriff Schicksal. Dass Ursache und Wirkung zusammenhängen und dass man innerhalb von Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren die Wirkungen dessen erleben kann, was man selbst verursacht hat, ist den meisten Menschen klar. Je länger es aber dauert, bis die Wirkung auf die Ursache folgt, umso schwerer ist es indessen, einen Überblick über den Zusammenhang zu bekommen. Wenn sich die Kette von Ursache und Wirkung über mehrere physische Leben oder Inkarnationen erstreckt, dann ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschen überhaupt nicht darüber klar werden, dass bei dem, was so sinnlos und ungerecht aussehen kann, ein Zusammenhang besteht und dass es einen Sinn hat. Aber kosmisch gesehen ist nichts zufällig und kein Wesen ist imstande, etwas anderes zu erleben als das, dessen innerste, tiefste Ursache es selbst war. Kein Wesen kann seinem Schicksal entgehen, ob es nun angenehm oder unangenehm ist. Es bekommt die Wirkungen seiner Handlungen oder seiner Wesensart zu spüren und diese Wirkungen entsprechen den Gedanken und Handlungen, die die Ursachen dieser Wirkungen waren. Hat das Wesen eine böse Handlung begangen, schafft diese Handlung entsprechende unbehagliche Wirkungen, wie auch gute Handlungen in ihrem Endergebnis natürlich gute Wirkungen auslösen. So ist das Lebewesen der absolute Herr seines eigenen Schicksals.
Durch die Religion haben die Menschen gelernt, dass sie ihrem Nächsten verzeihen sollen, aber das kann jedem, der glaubt, dass dieser Nächste sich ihm gegenüber ungeheuer ungerecht verhält, schwer genug werden. Versteht man dagegen, dass auch dieses unangenehme Erlebnis ausschließlich eine Wirkung der eigenen früheren Handlungen und dieser Nächste ein Werkzeug ist, durch das die Wirkungen unserer Handlungen zu uns kommen, dann hat man allen Grund, ihm zu vergeben. Natürlich wird er von der Vorsehung zur Auslösung dieser Handlung benutzt, weil er es übers Herz bringen kann. Da aber auch er ernten muss, was er gesät hat, wird er in der Zukunft die Kräfte antreffen, die er selbst ausgelöst hat, und die Leidenserfahrungen, die er auf diese Weise erhält, werden in seinem Gemüt die notwendigen Hemmungen schaffen, derartige Handlungen zu begehen. Der Mensch glaubt oft, dass er unschuldig leidet, weil er sich auf seiner gegenwärtigen Entwicklungsstufe normalerweise nicht erinnern kann, dass er schon früher gelebt hat, und er kann nicht verstehen, dass einige Wesen von der Wiege bis zur Bahre in ein sehr unglückliches Schicksal geboren werden, während andere im Glück und Wohlbehagen ohne allzu große Sorgen und Nöte leben. Es ist aber nur die kleine lokale Perspektive, die alles so ungerecht erscheinen lässt, denn aus kosmischer Perspektive gesehen gibt es überhaupt kein Wesen, das entwickelt wird und einmal "der Mensch im Ebenbild Gottes" sein wird, ohne dass es genau so große Schwierigkeiten und Leiden durchmachen muss wie alle anderen, die dieselbe Entwicklungsstufe erreichen, und das gilt für die gesamte Menschheit.
8. Die Notwendigkeit der Reinkarnation
Wenn der Erdenmensch erfährt, dass er ein geistiges Wesen ist, dass der Geist das primäre in seinem Dasein ist und dass er existieren kann, ohne in einem physischen Körper inkarniert zu sein, wird er natürlich die Frage stellen: "Ja aber, warum muss ich überhaupt in einem physischen Körper inkarnieren, ist das notwendig? Wenn das so viele Beschwerden und Leiden mit sich führt, wäre es dann nicht besser, wenn man im geistigen Zustand bleiben könnte?"
Das wäre es vielleicht aus einer winzig kleinen, lokalen Perspektive gesehen, wo sich alles darum dreht, was für das Wesen im Augenblick "angenehm" ist. Das "Angenehme" ist ja im Allgemeinen das, was man auch als das "Gute" ansieht. Wenn ein Mensch einmal versucht, auf sein Leben zurückzublicken und ehrlich ist, muss er zugeben, dass es nicht all das Behagliche war, was seine Denkfähigkeit und seine Fähigkeit zum Mitgefühl entwickelt hat, ganz im Gegenteil. Es ist etwas Gutes, dass der Mensch denken kann, aber die Denkfähigkeit ist oft direkt durch Unangenehmes entwickelt worden, was überwunden werden musste, wie auch das Mitgefühl mit anderen darauf beruht, dass ein Mensch selbst viele Schwierigkeiten erlebt hat, sonst wäre er den Leiden anderer gegenüber immun. Also muss man sagen, dass die Schwierigkeiten und Leiden, die das Denkvermögen des Menschen entwickelt haben, wie auch die, die die Fähigkeit zum Mitgefühl entwickelt haben, allgemein menschlich gesehen etwas Gutes sind, obwohl sie vorübergehend ein unangenehmes Gutes waren. Hier sehen wir die Ursache der Notwendigkeit der physischen Inkarnation der Erdenmenschen. Sie müssen hier inkarnieren, um logisch denken zu lernen. Und logisch zu denken, bedeutet kosmisch gesehen, den Überblick über Ursache und Wirkung zu haben und diesen Überblick zum Nutzen und zur Freude für andere zu gebrauchen.
Aber warum können die Erdenmenschen sich ein solches Denken nicht in den geistigen Welten aneignen? Weil es in diesen Welten keinen Widerstand gibt. Die geistigen Ebenen sind keine "Lernebenen", sondern "Genussebenen". Dort können die Wesen in viel größerem Maße die logische Denkfähigkeit genießen, die sie sich in ihren physischen Inkarnationen angeeignet haben. Auf der geistigen Ebene gehorcht die Materie augenblicklich dem Willen und dem Gedanken, während die Wesen im irdischen Dasein den Widerstand der groben physischen Materie überwinden müssen; gar nicht zu reden von dem Widerstand, der ihnen sowohl psychisch als auch physisch von anderen inkarnierten Wesen entgegengesetzt wird. All dies macht das physische Dasein mehr oder weniger zu einem "Kampfplatz", zu "einer Welt des unbehaglichen Guten". Wenn dieser "Kampfplatz" nicht existieren würde, könnte überhaupt keine Entwicklung stattfinden.
9. Die ewige kosmische Struktur
Auf der geistigen Ebene werden die Menschen einmal dahin kommen, "Menschen als Abbild Gottes, ihm gleichend" zu werden. Wir haben von der Fähigkeit Gottes gehört zu erschaffen – dass "er sprach, so geschah es, dass er gebot, so stand es da". Und die Menschen entwickeln sich durch ihre physischen Inkarnationen zu dieser Schöpfungsmethode hin, aber sie müssen erst so vollkommen werden, dass sie den Widerstand in der physischen Welt überwinden können – nicht durch Kampf und Krieg, sondern – durch Logik und Liebe. Wenn dann einmal in der schöpferischen Entfaltung der Erdenmenschen und in ihrer ganzen Wesensart keinerlei Missklang mehr vorkommt, kein mentaler Kurzschluss, kein Unglück, keine Leiden, wenn alles, was sie erschaffen, hundertprozentig zur Freude und zum Segen für Lebewesen ist, dann brauchen sie nicht mehr in physischer Materie zu inkarnieren. Dann ist es nämlich nicht mehr notwendig, ein Werkzeug zu haben, mit dem man seine Fehler in Form von Schmerzen, Widerstand, Schwierigkeiten und Beschwerden erntet. Dann werden die Menschen in der wirklichen primären Heimatzone der Lebewesen existieren, in der geistigen Welt mit ihren vielen verschiedenen leuchtenden und strahlenden Sphären, in der alles in Kontakt mit dem Grundton des Weltalls – der Liebe – ist, die die primäre Bewusstseinsentfaltung der Gottheit ist!
Es dauert noch einige Jahrtausende, bis die Erdenmenschheit so weit gekommen ist, und jedes ihrer Individuen muss noch eine Menge von physischen Körpern aufbauen und wieder verlieren, bevor es einen solchen Zustand erreicht. Einige erreichen ihn vor den anderen, da die Menschen auf verschiedenen Entwicklungsstufen stehen. Aber es gibt keinen einzigen Menschen, der diesen Zustand nicht erreicht. Damit dieses Auswechseln der Organismen stattfinden und eine Erneuerung vor sich gehen kann, muss das Lebewesen "etwas" besitzen, kraft dessen es imstande ist, seinen physischen Tod zu überleben und neue Lebensformen mit entsprechenden neuen physischen Organismen zu manifestieren, die ja nur Werkzeuge für diese Lebensformen sind. Wir haben schon das "Ich" und sein Überbewusstsein genannt, das das Schicksalselement mit den Talentkernen enthält, durch die sich das "Ich" an die Formen von Lebenserleben und Manifestationskörpern anknüpfen kann. Wir können hier nicht diese innerste Struktur erklären, sondern müssen auf mein Hauptwerk, das "Livets Bog", verweisen. Hier soll nur erwähnt werden, dass die innerste Struktur dieses "Ichs" als sein "Ewigkeitskörper" betrachtet werden muss. Diese Struktur kann nicht zeit- und raumdimensional sein wie die physischen Körper dieses "Ichs", da das "Ich" niemals entstanden, sondern immer da gewesen ist. Durch seinen "Ewigkeitskörper", der stets existiert hat und der nicht sterben kann, sendet das "Ich" seine Impulse aus, die die Materie in Bewegung setzen und die Bewegung in Manifestation und Schöpfung umformen.
10. Ohne den Ewigkeitskörper gäbe es weder Erleben noch Schöpfung
Die Manifestation und Schöpfung, die das Lebewesen entfaltet, bilden sein gesamtes Wesen, von der direkten Schöpfung bis zum kleinsten Ausdruck für Sorge oder Freude, Widerwillen oder Hingabe. All dies wird von den Kräften des Überbewusstseins des Ichs in Gang gesetzt, d.h. von Kräften und Bewegungsarten, deren absoluter Ursprung dieses Ich ist. Da aber überhaupt keine Bewegungsart an einer anderen Stelle als im Ewigkeitskörper enden kann, von wo sie ausgegangen ist, wird dieses Beenden der Bewegungsbahn durch den Ewigkeitskörper früher oder später als die Bewegung im Bewusstsein erlebt werden, die wir Erleben oder Erfahrung nennen. Dies geschieht durch die Körper des Unterbewusstseins, die beim Erdenmenschen der physische und die psychischen Körper sind. Alle diese Körper sind Details im Ewigkeitskörper, die ausgewechselt und verwandelt werden, aber das Lebewesen hat immer, gleichgültig, wo es sich in der Entwicklungsspirale befindet, Unterbewusstseinskörper von physischem und psychischem Charakter, die zeitweilige Werkzeuge für die ein- und ausgehenden Kräfte des Lebewesens in seinem Ewigkeitskörper sind. Die eingehenden Kräfte oder Bewegungen werden vom Ich als behaglich oder unbehaglich erlebt, je nachdem, wie sie seinerzeit in ihrer Auslösung der Umgebung oder den Mitwesen des Ichs gegenüber als Behagen oder Unbehagen geformt waren. Da jede Bewegung von Bewusstseinsenergie ausgelöst wird, ganz gleichgültig, ob sie makro-, zwischen- oder mikrokosmisch ist, hat sie ihren Ursprung also in einem Überbewusstsein und bewegt sich im Ewigkeitskörper eines Lebewesens. Es existiert absolut keine Bewegung oder Energieauslösung, die nicht von einem Ich ausgelöst ist. Die Naturkräfte werden von lebendigen Makrowesen und die Bewegungen im Stoff oder in der Materie von lebendigen Mikrowesen ausgelöst, und nur im Verhältnis zu uns sind sie makro- und mikrokosmisch. Alle haben ihre eigenen zwischenkosmischen Erlebnisse und Manifestationsformen, genau wie wir sie haben. Auch wir selbst sind ja sowohl Makro- als auch Mikrowesen, die Energien auslösen, die – gleichzeitig mit der Bedeutung, die sie für unser eigenes Erleben und für unsere Schicksalsbildung haben – für den Makrokosmos und für den Mikrokosmos bedeutsam sind. Eben weil die Lebewesen in alle Ewigkeit Energie aussenden und empfangen können, sind sie lebendig. Dadurch können sie sich zu erkennen geben und die Umgebung wie auch sich selbst im Verhältnis zur Umgebung erleben. Wenn aber die vom Überbewusstsein des Ichs ausgelöste Manifestationsbewegung nicht einem Prinzip unterworfen wäre, das bedingt, dass sie ihre Bahn nur in dem Überbewusstsein abschließen kann, von welchem sie ausgegangen ist, wäre es dem Ich total unmöglich, überhaupt etwas zu erleben. Wir wären auch nicht imstande, Herr über unser eigenes Schicksal zu werden, wenn Manifestationsauslösungen fremder Wesen unabhängig von unserer eigenen Manifestationsbewegung in unser Überbewusstsein eindringen könnten. Denn es ist diese unsere eigene Bewegung, die fast wie ein Transportband die unbehaglichen Anschläge anderer Wesen gegen uns in unser Lebenserleben mitnehmen kann. Wenn es sich nicht so verhielte, könnten wir niemals die bösen Anschläge der anderen überwinden. Dadurch, dass wir vergeben, dass wir es uns abgewöhnen, böse zu werden, andere Wesen zu hassen, zu verfolgen oder zu verleumden, machen wir unsere eigene zu uns zurückkehrende Schicksalsbewegung für Manifestationen solcher Schwingungsarten unempfänglich. Absolut keine Bewegung und damit kein Erleben kann zu unserem Ewigkeitskörper oder zu unserem Überbewusstsein Zugang bekommen, außer durch eine Manifestationsenergie, die von derselben Art ist, wie wir sie selbst ausgelöst haben. Andernfalls wäre das Lebewesen ein Spielball des Zufalls. Zurzeit kann es nur ein Spielball seines eigenen Unwissens werden, aber es kann nicht vermeiden, Erfahrungen zu sammeln und sich dadurch Wissen und Überblick über Ursachen und Wirkungen anzueignen, und dadurch wird es sich allmählich von der Reinkarnation und der Schwere der physischen Materie befreien können und ein "Gottwesen" werden, d.h. ein Manifestations- und Schöpfungswerkzeug für das primäre Bewusstsein der Gottheit – sich selbst tagesbewusst als eins mit Gott und identisch mit der Ewigkeit, Unendlichkeit und Liebe erlebend.
Der Artikel beruht auf einem Vortrag, den Martinus am Montag, den 24. April 1961 im Martinus-Institut hielt. Die Bearbeitung des Manuskripts durch Mogens Möller wurde von Martinus gutgeheißen. Zum ersten Mal im dänischen Kontaktbrief Nr. 1-2, 1967 unter dem Titel "Jeget, ånden og legemet" erschienen.  Artikel-ID: M1272. Überarbeitete Übersetzung: Christa Rickus, 1999. Erstmals im deutschen Kosmos 5/1982 erschienen. Es gibt auf Dänisch einen Fortsetzungsartikel "Det levende væsens evighedslegeme" mit der Artikel-ID: M1273.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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