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Artikelübersicht

M1210
Die Erschaffung der Kultur
von Martinus

Die moderne Weltkultur
1. Die Menschen werden im Morden und Töten ausgebildet
Betrachtet man die heutige Kultur, kann man nicht umhin, davon Zeuge zu werden, dass sie beinahe für alle Menschen in der Welt viel zu wünschen übrig lässt. Sie gibt den Menschen nicht die Geborgenheit im täglichen Leben, die sie von angestrengten Nerven, Depressionen, Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit usw. befreit, und sie gibt auch nicht viel Hilfe, wenn es sich darum handelt, den Menschen ein wirklich psychisches und geistiges Fundament zum Leben zu geben. Dagegen hält sie sozusagen alle Erdenmenschen und Staaten im Griff einer zunehmenden Entwicklung der Kriegskunst. Durch eine riesig komplizierte Militärmacht werden die jungen Menschen, noch bevor sie richtig erwachsen sind, dazu gezwungen, sich in der modernen Kriegskunst auszubilden. In Schulen und auf Übungsplätzen werden sie auf diesen Gebieten darin unterrichtet, wie man andere Menschen am besten erschießen kann, wie man am besten deren Leben und Eigentum bombardieren und zerstören kann. Man unterrichtet darüber hinaus, wie man mit Hilfe der Luftwaffe mit Atombomben und dergleichen die Übertretung des größten Gebots des Lebens "Du sollst nicht töten" vervielfältigen kann.
2. Eine Form von Rechtswesen, das nur getarnte Gerechtigkeit darstellt
In großem Umfang geht diese Mord- und Zerstörungsausbildung auch darauf hinaus, dem Polizei- und Rechtswesen der betreffenden Staaten zugute zu kommen. Man hat hier eine Form von Rechtswesen geschaffen, innerhalb dessen man mit Hilfe von Konzentrationslagern mit Folter, Hunger, Unreinlichkeit und allen möglichen inhumanen Mitteln versucht, seine anders denkenden Mitmenschen in die Knie zu zwingen, ja, sie sogar völlig zu vernichten, wenn man sie nicht auf andere Weise hinbiegen oder zwingen kann, die Beschuldigungen von Gemeinheiten oder Verbrechen zuzugeben, derer man sie bezichtigt hat. Dadurch, dass diese Gegner irgendwelcher Gemeinheiten beschuldigt werden und mit den brutalsten Mitteln gezwungen werden zuzugeben, sich dieser schuldig gemacht zu haben, kann eine solche Regierung oder ein solcher Machthaber seine Gegner auslöschen und seine Machtgelüste unter einem Deckmantel von Gerechtigkeit in den Augen der Öffentlichkeit und der übrigen Welt entfalten. Aber ein Rechtswesen oder Obrigkeiten, die den Verdächtigen dazu bringen, Ungeheuerlichkeiten zu gestehen, die sie nie begangen haben, um auf diese Weise eine scheinbar gerechte Grundlage für das Auslöschen ihrer Gegner zu bekommen, ist kein Rechtswesen. Es ist eine Überdimensionalisierung des Dschungelbewusstseins. Es ist der tierische Selbsterhaltungstrieb in vergrößertem Maßstab, ermöglicht aufgrund menschlichen Wissens und Könnens ohne Herz oder humane Talente. Wo menschliche Gesellschaftsverhältnisse durch eine solche Erscheinung markiert werden, entbehren sie völlig aller wahren Kultur.
3. Eine "Kultur", die eine Sabotage menschlichen Daseins ist
Eine Kultur, innerhalb derer die Menschengesellschaften in einem solchen Umfang in Furcht und Angst voreinander leben, dass sie meinen, sich nur dadurch schützen zu können, dass sie ihre Fähigkeiten dazu entwickeln, Totschlag und Zerstörung zu vervielfältigen und zu überdimensionalisieren und diejenigen auszulöschen, die man fürchtet, ist keine Kultur, ist kein Christentum und ist keine Nächstenliebe. Sie ist dagegen, wenn auch den Wesen unbewusst, eine auf Unwissenheit und Aberglauben basierte Sabotage des rein menschlichen Daseins. Es ist ein Hohn gegen das Christentum oder gegen allen humanen Geist und alle humane Kultur. Es kann nie ein Ausdruck für wahre Humanität oder Kultur sein, dass Millionen von Menschen an Hunger, Armut und Elend sterben. Auch nicht, dass andere Millionen im Krieg zu Invaliden oder hilflosen Krüppeln gemacht werden, ganz abgesehen von all den Millionen, die nicht ihre Verletzungen überleben und nun nur durch kilometerweite Soldatenfriedhöfe oder Soldatengräber repräsentiert werden. Es kann auch kein Ausdruck für Kultur sein, wenn Menschen zu Experten darin gemacht werden, Menschen zu ermorden, so wie es innerhalb des ganzen militanten Bereichs ist. Es kann auch keinerlei Beweis für Kultur sein, dass Hunderte und Tausende von Kindern elternlos gemacht worden sind, wobei es ihnen selbst überlassen worden ist, sich Nahrung und Unterkunft zu beschaffen. Sie hatten deshalb keinen anderen Ausweg als den, unter dem wilde Tiere leben. Diese kleinen armen Wesen mussten stehlen und rauben, wo sie Gelegenheit dazu fanden. Wie sollten sie sonst Nahrung und Bekleidung bekommen? Sie mussten Unterkunft in zufälligen Schuppen und Hütten, im Wald und in Höhlen suchen. Wie sollten sie sonst Schutz finden vor Sturm und Regen, vor Frost und Schnee? Ein Gesellschaftszustand, der solche Verhältnisse und Situationen für Minderjährige und unmündige Kinder schafft und sie des Schutzes ihres Vaters und ihrer Mutter beraubt, hat nichts mit Kultur zu tun. Hier ist es deutlich, dass er eine Sabotage der Ordnung der Natur ist. Er ist nichts weniger als eine ungeheure Entgleisung vom Normalen. Nicht einmal Tiere zeigen einen solchen Mangel an Liebe im Verhältnis zum Schutz ihrer Nachkommen.
4. Weshalb die Unvollkommenheiten und Mängel der Kultur weder durch die Diktatur oder Machtentfaltung einzelner Personen noch der von Regierungen geändert werden können
Die menschlichen Gesellschaftsverhältnisse, die diese inhumanen Erscheinungen hervorrufen können, werden von den Menschen der Zukunft nicht als Ausdruck von Kultur aufgefasst werden. Man wird diese Gesellschaftsverhältnisse auch nicht als reine Primitivität auffassen. Man wird dagegen diese Tötungsepoche der Menschheit mit einem Begriff bezeichnen, der von vielen Menschen von heute als eigentümlich betrachtet werden wird. Man wird nämlich diese Epoche als "tiefintellektuelle Epoche" bezeichnen. In der Domäne des Zukunftsmenschen wird man, worauf wir später zurückkommen werden, einen völlig anderen und weit vollkommeneren Überblick über die menschliche Lebensbahn und den menschlichen Entwicklungszustand haben als den, der sich heute geltend macht. Man wird natürlich von da aus sehen, dass der riesige Kriegs- und Tötungszustand der gegenwärtigen Epoche absolut niemandem vorgeworfen werden kann, weder einzelnen Wesen noch Regierungen und Obrigkeiten. Absolut keine Regierung oder absolut kein Alleinherrscher oder Diktator, ganz gleich, ob dieser Diktator ein eingeweihtes Wesen war, ein Christuswesen war, wird mit Macht eine plötzliche Änderung in der allgemeinen Gesellschaftsordnung der augenblicklichen Menschheit in einem solchen Format erschaffen haben können, dass diese Gesellschaftsordnung plötzlich von einer Epoche der Kriege und des Leidens zu einer wahrhaft menschlichen Kultur geworden wäre, innerhalb der allgemein Frieden, Freude und Glück ungehemmt hätte blühen können und wo Krieg, Not und Elend unbekannte Phänomene gewesen wären. Das Erschaffen der Kultur ist nicht nur eine Frage von Administration, materiellen Vorschriften und Gesetzen. Sie ist in einem noch größeren Ausmaß eine Frage von Ethik, von humanem Wissen und Können. Aber Wissen und Können sind auf Talenten basiert. Und Talente können nur langsam durch Wachstum entstehen, d.h. durch andauerndes Beschäftigen oder andauende Erfahrungsbildung in dem entsprechenden Bereich. Man kann eine Person nicht durch Diktatur zum Genie machen. Nur eine beharrliche andauernde Übung und Lust zur Übung kann eine Person nach und nach zum Höhepunkt von Können in dem entsprechenden Feld bringen. Man kann jemandem vorschreiben, die Augen zu schließen oder ja oder nein zu sagen, aber man kann niemandem vorschreiben, ein Stück eines Buches zu lesen, wenn diese Person nicht lesen gelernt hat. Genauso wie man einem Analphabeten nicht sagen kann "lese", und er dann liest, kann man auch nicht der Menschheit sagen "sei völlig vollkommen im Verhalten", und sie ist plötzlich vollkommen in ihrem Hervortreten. Selbst wenn die Menschheit sich von Herzen wünschte, nach diesem Befehl zu handeln, wäre es ihr völlig unmöglich, diesem nachzukommen. Nur das, wozu ein Wesen sich die Fähigkeit und Begabung angeeignet hat, vollkommen auszuführen, kann es eventuell gezwungen werden, tatsächlich auszuführen. Die Kulturbegabung, die ein Mensch nicht hat, kann ihn keine Macht auffordern oder zwingen aufzuzeigen.
5. Was die Notwendigkeit des jetzigen Rechtswesens enthüllt
Es ist richtig, dass in der jetzigen sogenannten Kultur ein auf Regierung und Obrigkeiten basiertes Gesetzes- und Rechtswesen existiert, aber das kann nie anderes sein als ein Beweis dafür, dass die Menschen noch nicht das wahre Kulturtalent besitzen. Denn dann würde keinerlei Rechtswesen mit Strafanstalten, Zuchthäusern und anderen Mitteln nötig sein, um Schrecken und Angst vor der Übertretung der von der Gesellschaft oder dem Staat beschlossenen Gesetze und Vorschriften zu schaffen. Dass diese Erscheinungen in einer Gesellschaft notwendig sind, zeigt, dass die Wesen dieser Gesellschaft hauptsächlich aus einer Sammlung Menschen bestehen, innerhalb derer es noch Individuen gibt, die so unterentwickelt sind, dass sie in gegebenen Situationen nicht davor zurückschrecken, ihre Mitwesen zu ermorden oder sie auf andere Weise zu verfolgen, wenn sie den einen oder anderen Vorteil davon haben. Dass solche Personen sich in Situationen der Lügen, Unwahrheiten oder Verleumdungen bedienen, wo ein solches Verfahren das Vorteilhafteste zu sein scheint, ist so allgemeingültig, dass wir das kaum zu erwähnen brauchen. Das Prinzip, sich mit spitzen Armbogen über seine Mitmenschen hinwegzusetzen, wenn es um einen guten Lebensweg oder den einen oder anderen glänzenden wirtschaftlichen Vorteil geht, ist auch nicht ungewöhnlich. Man braucht auch nicht besonders begabt zu sein, um zu erkennen, dass diese in der menschlichen Mentalität vorkommenden und aufgrund der Intelligenz überdimensionierten tierischen Tendenzen also eine jede Kulturschöpfung und allen Frieden unter den Menschen unterminieren. Diese Tendenzen können sogar lebensgefährlich sein. Was hält man sonst von Gangstern, Raubmördern und Rächern? Ein jedes solches Wesen ist an sich mehr ein gefährliches Tier, als dass es ein kultivierter Mensch ist. Sind das nicht gerade die Früchte, an denen man den Baum erkennt?
6. Tierische Streitfragen zwischen Menschen, die von der tierischen Mentalität entschieden werden
Diese Analyse des allgemeinen Menschen ist nicht entstanden, um herabsetzende Äußerungen zu machen oder um eine aus Bitterkeit entstandene Kritik zu üben. Wenn man aber nicht die wirkliche Analyse eines Problems kennt, kann man unmöglich gerecht oder logisch über dieses Problem urteilen. Und ungerecht zu urteilen, ist die größte Übertretung aller Kultur- und Lebensgesetze. Es ist deshalb absolut notwendig, dass man zur Erkenntnis dessen kommt, dass eine Gesellschaftsordnung, die an sich nur ein primitiver tierischer Schutz vor lebensgefährlichen, tierischen Tendenzen in der Manifestation und Verhaltensweise der Menschen ist, unmöglich Ausdruck für wahre "menschliche" Kultur und Lebensweise sein kann. Und je mehr dieser Schutz auf den gleichen tierischen Tendenzen basiert ist wie die, die in der Manifestation solcher Wesen Ausschlag geben, gegen die man sich beschützen will, wie Folter und Totschlag, Rache oder Strafe, desto mehr wird dieser Schutz sichtbar als primitive Notvorkehrung und ein unerschütterlicher Beweis dafür, dass man hier nicht mit wahrer "menschlicher" Kultur oder Verhaltensweise zu tun hat. Es ist ein tierischer Zwischenzustand unter den Menschen, der von der Tiermentalität entschieden wird.
7. Weshalb das unvollkommene Zusammenleben der Menschen keiner Regierung oder einzelnen Person vorgeworfen werden kann
Was das unvollkommene Zusammenleben und die Gesellschaftsordnung der Menschen betrifft, ist da nichts Herabsetzendes darin. Kein Wesen kann eine höhere Entwicklungsstufe repräsentieren als diejenige, zu der es gelangt ist. Nach den Erfahrungen, die ein Mensch heute nicht hat, sondern erst morgen oder zu einem weit späteren Zeitpunkt in seinem Leben macht, kann er heute nicht handeln. Solange ein Wesen in seiner Entwicklung nicht so weit gelangt ist, dass es noch keine Augen bekommen hat, kann es nicht sehen. Solange es keine Ohren entwickelt hat, kann es nicht hören. Solange es ein Pflanzenwesen ist, kann es nicht die Lebensbedingungen eines animalischen Wesens erfüllen. Hier hilft weder Diktatur, Folter noch Strafe. Genau so wie die Pflanze nicht die Lebensbedingungen des Tieres erfüllen kann, kann das Tier auch nicht die Lebensbedingungen des Menschen erfüllen. Es ist gezwungen, die Sinne zu gebrauchen, den Instinkt und die Verteidigungsmittel, die ihm zur Verfügung stehen, um sein Leben aufrechterhalten zu können. Verteidigungsmittel, die ihm nicht zur Verfügung stehen, kann es natürlich nicht verwenden oder sich ihrer bedienen.
8. "Menschliche" Lebenspraxis in "menschlicher" Verhaltensweise ist das absolut Einzige, was als wahre Kultur bezeichnet werden kann
Was den Menschen betrifft, steht dem absolut nichts im Wege, dass er sich der tierischen Lebensmethoden oder Tendenzen bedienen kann. Ja, er kann sogar kraft seiner weit mehr entwickelten Intelligenz tierische Verteidigungsmittel bilden, die millionenfach stärker sind als sie beim Tier als natürliche "tierische" Verteidigungsmittel vorkommen. Da, wo das Tier den Kampf mit einem einzelnen lebensgefährlichen Gegner oder Feind aufnehmen kann, kann der Mensch das mit seiner entwickelten tierischen Verteidigungsmethode mit Millionen und wieder Millionen Feinden oder vermutlichen Feinden tun. Was hält man von Hiroshimas und Nagasakis Auslöschung durch Atombomben? Und was hält man von Wasserstoffbomben, deren Wirkungen schlichtweg im Verhältnis zu denen der Atombomben von Riesenformaten sind? Die erste Form von Atombomben ist also dabei, veraltet zu werden. Sie sind nicht tötend genug, sie sind nicht zerstörend genug. Glaubt man wirklich, diese lebensabotierende Einstellung sei Kultur? Ist das nicht die tierische Verteidigungsmethode in Reinkultur und Genialität? Es ist richtig, dass es menschliche Begabung ist, die den Menschen in Stand gesetzt hat, diese "tierische" Verteidigungsmethode zu diesem übernatürlichen Riesenformat zu erweitern, aber glaubt man wirklich, es der Sinn des Lebens, dass man "menschliche" Begabung dazu benutzt, um die "tierischen" Fähigkeiten und damit in entsprechendem Grad die "tierische" Lebenspraxis im "menschlichen" Verhalten zu vervielfältigen? Sollte man nicht eher glauben, dass es der Sinn des Lebens ist, dass man "menschliche" Begabung dazu benutzt, um "menschliche" Talente und damit die Erweiterung "menschlicher" Lebenspraxis im "menschlichen" Verhalten und "menschlichen" Dasein zu vervielfältigen? Nur menschliche Begabung in menschlicher Verhaltensweise kann Kultur oder ein wahres "menschliches" Dasein oder das "Himmelreich" sein. Die Lebenspraxis des Tieres im menschlichen Verhalten oder Dasein zu fördern kann nur die "Hölle" schaffen. Die tierische Lebenspraxis kann niemals rechtmäßig ein Spitzenideal im menschlichen Dasein ausmachen. Sie kann nur ihre Urheber und Anhänger als zu noch unfertigen und somit unterentwickelten Menschen gehörend enthüllen. Aber unterentwickelte Menschen können unmöglich eine fertige menschliche Kultur und Verhaltensweise repräsentieren. So etwas zu verlangen, ist wiederum eine Enthüllung von mangelnder Entwicklung oder Primitivität bei dem, der dies verlangt. Dagegen werden Kulturprobleme ihrer wirklichen Lösung im gleichen Grade näherkommen, indem die Menschen zur Erkenntnis dessen kommen, dass ihre sogenannte Kultur nur eine unbewusste tierische Lebenspraxis in ihrer eigenen Verhaltensweise und ihrem eigenen Dasein ist.
Die Epoche der Primitivität
9. Der Unterschied zwischen dem tierischen und dem menschlichen Lebensprinzip
Um ein klares Bild der Erschaffung der Kultur als solcher zu bekommen, muss man sich die Entwicklung der Menschheit von deren schwachem beginnenden Übergang vom Tier zum Menschen und bis zur menschlichen Verhaltensweise der Gegenwart ansehen. Man wird da sehen, dass diese Entwicklung in drei besonderen, aufeinander folgenden, speziellen Abschnitten oder Epochen hervortritt. Die erste dieser Epochen können wir "die Epoche der Primitivität" nennen. Sie erstreckt sich wie gesagt von den ersten primitiven menschlichen Wesen bis hin zu den augenblicklichen Naturmenschenstadien und hört auf in den mentalen Bereichen jener Menschen, die felsenfest an religiöse Dogmen ohne irgendwelche Forderungen an wirklich intellektuelle Bestätigung der Übereinstimmung dieser Dogmen mit der Wirklichkeit oder der absoluten Wahrheit glauben. Das Fundament der Vorwärtsführung der Menschen war hier nur in großem Ausmaß der Instinkt plus eine beginnende Gefühlsentwicklung. Die tierische instinktmäßige Basis für das Menschenleben wurde dadurch zu einer Tatsache, dass es in überwiegendem Grad der tierische Selbsterhaltungstrieb war, der sich geltend machte oder das Leben und die Handlungen des Wesens diktierte. Der tierische Selbsterhaltungstrieb ist wiederum auf dem Macht- oder Überlegenheitsprinzip oder dem, was wir "das Recht des Stärkeren" nennen, basiert. Beim Tier gilt es nicht, wer Recht hat, sondern dagegen, wer der Stärkere ist. Deshalb wurden die Stärksten, die Schlauesten und diejenigen mit den schärfsten Sinnen die Herrschenden. Hier konnte das Leben also nur durch Überlegenheit und Kampf aufrechterhalten werden. Hier war es eine Lebensbedingung, dass man töten musste, um zu leben, was das Gegenteil von dem Prinzip ist, das im Leben des entwickelten oder vollkommenen Menschen gilt. Während es beim Tier eine Lebensbedingung ist, dass "Macht das Recht ist", ist es beim Menschen eine Lebensbedingung, dass "Recht die Macht ist". Da, wo Recht nicht Macht ist, befindet sich der Mensch auf dem Stadium des Tieres. Aber der Übergang vom Tier zum Menschen ist nicht ein plötzlicher Sprung von einer Daseinsform hinüber in eine andere. Es ist dagegen eine Entwicklungsepoche, die sich durch Millionen und Abermillionen von Jahren erstreckt. Es ist die ganze Geschichte der Menschheit vom Affenwesen bis zum fertigen Christus-Wesen oder zum "Menschen im Bilde Gottes".
10. Die ersten schwachen Gottesbegriffe und Herdenbildung der Menschen
Da sich die Verwandlung vom Tier zum Menschen über den schon genannten langen Zeitraum erstreckt, ist es einsichtig, dass sie im täglichen Leben unmerklich ist und deshalb von einem großen Teil der Menschen verneint wird. Unintellektuelle und stark dogmatische, religiös gläubige Menschen, insbesondere innerhalb des kirchlichen Christentums, glauben, dass es eine Schande und eine Gotteslästerung sei zu behaupten, dass der Mensch von den Tieren abstammt und dass er bis zu einem gewissen Ausmaß immer noch ein Tier sei. Sie meinen, dass der Mensch ein besonders Bevorzugter Gottes sei und dass die Tiere nur zur Nahrung des Menschen da seien. Sie verstehen überhaupt noch nicht, dass animalische Nahrung eine Entgleisung von der für den Menschen normalen Ernährung ist. Diese stark religiösen Menschen, die Spezialisten darin sind, über das fünfte Gebot "du sollst nicht töten" zu dozieren oder predigen, verstehen nicht, dass dieses Gebet das absolute Lebensgesetz für den Menschen ist, wodurch es also zu einer Lebensbedingung für den Menschen wird, nicht zu töten. Wie sollen Humanität und Nächstenliebe sonst das Gesetz erfüllen können. Die Tiere sind absolut auch unser Nächster. Zu töten ist nicht nur keine Lebensbedingung für Menschen, sondern im langen Lauf auch tödlich ungesund und schädlich. Diese religiös gläubigen Menschen befinden sich also in der ersten großen Daseinsepoche der Menschheit. Sehen wir zurück auf den ersten beginnenden Verwandlungsprozess der Menschen vom Tier zum Menschen, sehen wir, wie das tierische Lebensprinzip "zu töten" hier verehrt wurde. Man glaubte an tötende Götter und Teufel. Man glaubte, dass die Götter oder die Vorsehung mit lebensgefährlichen Feinden kämpfen mussten, genau wie man selbst. Das Dasein der Menschen und ihrer Götter war also völlig analog dem der Tiere, nur mit dem Unterschied, dass die Menschen anfangen konnten, tagesbewusst darüber zu reflektieren oder nachzudenken, während das Tier hauptsächlich instinktgemäß geführt wurde und ohne Fähigkeit war, über eine Vorsehung oder Götter zu reflektieren. Was jedoch den Selbsterhaltungstrieb betrifft, war der Unterschied zwischen Tier und Mensch noch sehr gering. Für beide war es die Macht, die das Recht war. Es existierte also in Wirklichkeit kein Recht. Die Menschen glaubten, dass die tierische Lebensbedingung "zu töten, um zu leben" das absolut Richtige war. Und wie sollten sie wohl auch auf diesem Stadium ihrer Entwicklung etwas anderes glauben können. Es war noch nie etwas über eine Gottheit oder eine Vorsehung verkündet worden, die nicht ein blutiger oder überlegener Totschläger oder Rächer gegenüber ihren Feinden war. Es war noch kein einziges Wort gefallen über Nächstenliebe oder darüber, dass man seine Feinde lieben und ihnen vergeben sollte. Das Leben konnte nur durch harten Kampf aufrechterhalten werden, teils mit der Natur, teils gegen die wilden Tiere und teils gegen die Mitmenschen. Diese harte und noch ausgeprägte tierische Lebensbedingung forderte genau wie bei den Tieren, dass man zusammen in Herden lebte. Es fiel den Wesen leichter, sich im Dasein zu verteidigen, wenn sie in einer Herde auftraten, als wenn sie darauf angewiesen waren, allein zurechtzukommen. Deshalb finden wir die Menschen hier zusammengeschlossen in selbstständigen Gruppen oder Stämmen. Und es ist das gleiche Prinzip, das heute dem Hervortreten der Menschen als Nationen und Staaten zugrunde liegt. Diese Gruppen und Stämme kämpften miteinander um die besten Jagdgründe oder Gebiete, wo die Lebensbedingungen am leichtesten waren.
11. Das Welterlösungsprinzip, der Welterlöser Christus als Modell für den vollkommenen Menschen
Durch die Leidenserfahrungen in diesem robusten Totschlagsdasein wurden die Menschen dieser Lebensform nach und nach überdrüssig, weshalb diese allmählich eine Sehnsucht in ihnen nach anderen und humaneren Göttern bewirkten oder hervorriefen. Und durch das Welterlösungsprinzip und die hiervon ausgehenden Welterlöser größeren oder kleineren Formats, je nach dem Entwicklungsniveau, den Erfahrungen und dem Bedarf der speziellen Menschengesellschaften, zu denen sie von der Vorsehung gesandt wurden, wurden die religiösen Vorstellungen oder die religiöse Gottesauffassung der Menschen in humanere Bahnen und Formen für das Dasein gelenkt. Von diesen großen Religionsstiftern beherrschen Buddha, Mohammed und Christus heute, so weit man die Fähigkeit hat, an sie zu glauben, Millionen und Abermillionen von Menschen. Durch Christus wurde die große Befreiung von der tierischen Natur offenbart. Er wurde deshalb das Modell für den vollkommenen Zukunftsmenschen. Er vergab und vergab seinem Nächsten wieder und wieder, ja sogar denen, die ihn kreuzigten. Eine größere Menschenliebe gibt es nicht und kann nicht manifestiert werden. Obwohl ihm die schrecklichsten körperlichen Schmerzen dadurch zugefügt wurden, dass er mit seinem ganzen Gewicht, seiner ganzen Schwere an Nägeln hing, die man brutal durch seine Hände und Füße an die Planken des aufgerichteten Kreuzes geschlagen hatte, an dem er dann auf diese Weise den Tod erleiden musste, formte er doch seine letzten schwachen hinsterbenden Kräfte zu dem größten Liebesausbruch, der überhaupt in der Welt manifestiert werden kann. Während des langsamen Röchelns seines sterbenden Körpers hüllte er die größten Henker der Welt in seine Liebe ein. Und mit den ewigen Worten "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" nahm er seine Feinde und Mörder an sein Herz. Hier gab es keinen Zornesausbruch, keinen Rasereianfall, keine Rachegefühle gegen diese Feinde, Henker und Plagegeister. Seine ganze Einstellung ihnen gegenüber war ein innerliches Mitleid, innerliche Liebe, ein innerlicher Wunsch, dass sie nicht dahin kommen sollten, dass ihnen diese Grausamkeit, diese Verstümmelungstendenz und Mordlust vergolten werden sollte. Dies war das Fundament und der innerste Kern des wahren Christentums, für die Menschheit kommender Jahrtausende demonstriert. Es war das Prinzip, die rechte Wange hinzuhalten, wenn man auf die andere geschlagen wird. Es war das Prinzip: "Liebet eure Feinde, segnet die, die euch verfluchen, tut gut denen, die euch hassen, und betet für die, die euch verfolgen." Es war die Mentalität oder Liebeseinstellung zu seinem Nächsten, die jene Saat ist, durch die alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollten. Im Kreuzigungsdrama Golgathas wurden die leuchtenden Fußspuren gesetzt, durch deren Nachfolge die Menschen der ganzen Welt, jeder für sich, Gott begegnen, den dauerhaften Frieden des Weihnachtsevangeliums auf Erden erleben und in dem hier angekündigten großen Wohlgefallen unter den Menschen leben sollen. An Golgathas Kreuz wurde das Himmelreich auf Erden geboren.
12. Das leuchtende Christentum von Golgatha wurde mit mentalen gefärbten Brillen abgeblendet, brachte jedoch die heidnischen Götter trotzdem zum Verbleichen und zur Auflösung
Dieses von Golgatha ausstrahlende Licht, dieses wahre Feuer des Christentums, dieses reine Gottesbewusstsein, mit dem die Menschen als "Wesen im Bilde Gottes" gekrönt werden sollten, war allzu blendend, als dass die Menschen erst einmal die Einzelheiten dieses mentalen Sonnenaufgangs verstehen konnten. Durch mentale gefärbte Brillen wurde diese Szenerie von der heiligen Stadt so abgeblendet, dass man in Wirklichkeit überhaupt nicht verstand oder ahnte, was es war, das am Kreuze Golgathas geschah und dessen Schein immer noch mit ungeschwächtem Glanz in der Aura oder der psychischen Atmosphäre der Erde funkelt. Durch die gefärbten Brillen, manifestiert in Form von Sakramenten, d.h. der Taufe, dem Abendmahl und dem dadurch stimulierten Glauben an die "Vergebung der Sünden", war das Licht von den Bergen Judäas trotzdem so stark, dass die heidnischen Götter davor verblichen. Gegen den Sonnenaufgang und die Morgenröte des Christentums über dem mentalen Himmel der Erde wurden sie zu nachtschwarzen Silhouetten oder Schattenbildern, die immer mehr in einer gespenstischen Auflösung verblichen, nachdem der christliche Tag über der Erde hervortrat.
13. Leben und Kultur der Menschen während des abgeblendeten Christentums und bis hin zum vorhergesagten Tag des Jüngsten Gerichts
Und die Menschen lebten nun weiter mit dem durch die gefärbten Brillen abgeblendeten Christentum. Man gewöhnte sich an die Brillen in einem solchen Umfang, dass man zum Schluss überhaupt nicht das wahre Licht des wirklichen Christentums so, wie es vom Welterlöser manifestiert wurde, sehen wollte. Man färbte die Brillen nach seinen tierischen oder heidnischen Gewohnheiten und Neigungen in noch höherem Grade ein. Sogar den Welterlöser machte man nun zu einem Wesen, das die Menschen unmöglich imitieren oder nachleben konnten. Deshalb wurden im Christentum die guten Taten nicht die Hauptsache im täglichen Leben. Nein, diese bedeuteten nichts. Die vorbildliche Wesensart des Welterlösers wurde deshalb nicht zu einem Vorbild für die menschliche Verhaltensweise, so wie das in Wirklichkeit seitens der Vorsehung beabsichtigt war. Nein, der Welterlöser wurde als eine Gottheit aufgefasst, so wie die Menschen niemals werden konnten. Mit diesem Aberglauben war der hier avisierte Weg zum Licht gesperrt. Aber was bedeutete dann die Geburt dieser Gottheit hier in der Welt? Die eine oder andere Mission musste sie ja haben. Auch hier verschleierten die gefärbten Brillen das starke Licht der Wahrheit. Und aufgrund dieses gefärbten Lichtes stellte man sich vor, dass er ausschließlich zur Welt gekommen war, um die Strafe auf sich zu nehmen, die sich die Menschheit selbst durch ihr eigenes gottloses Leben zugezogen hatte. Da ihre eigenen guten Taten nichts bedeuteten, konnte man auf diesem Wege keinen Zugang zu anderem als der glühenden Hölle bekommen. Aber dadurch, dass der Welterlöser sich für die von den Menschen begangenen Sünden oder Verbrechen hatte kreuzigen lassen, konnte man selbst von der Strafe befreit werden, wenn man nur an die Taufe und das Abendmahl glaubte und hierdurch in seinem Namen den Allmächtigen um die Vergebung der Sünden bat. Man konnte also aufgrund dessen, dass der Welterlöser bereits die Strafe erlitten hatte, die man sonst selbst hätte haben sollen, selbst davon befreit gehen, d.h. von der ewigen Pein in der Hölle befreit sein. Trotz der Wirkungen seiner Sünden, seiner bösen Verhaltensweise, konnte man also erlöst werden von dieser entsetzlichen Hölle und ins Paradies oder den Himmel der Gläubigen vor Gottes Thron kommen. Und mit dieser Auffassung, diesem gefärbten und abgeblendeten Christentum, schufen die Menschen nun eine Kulturepoche, innerhalb welcher die wirklich feinen und entscheidenden Einzelheiten oder Lehrsätze der Bergpredigt, lebendig gemacht im praktischen Verhalten des Welterlösers, nicht richtig gesehen und deshalb in dieser hervortretenden Kultur, die man immer noch "Christentum" nennt, auch nicht richtig beachtet werden. Deshalb kamen die Menschen dazu, sich während dieses abgeblendeten Christentums zu den genialsten Kriegervölkern der Welt zu entwickeln. Unter ihm wurden Mordwaffen bis hin zu Atombomben und Atomwaffen entwickelt, mit denen man nun die Übertretung des größten Gebots "Du sollst nicht töten" vervielfältigen konnte. Und damit wurden die christlichen Staaten eine kulminierende Sabotage des Christentums, das verkündete, dass "derjenige, der zum Schwert greift, durch das Schwert umkommen soll", und gleichzeitig verkündete, dass der Weg zum wirklich dauerhaften Frieden und Wohlbefinden für die Menschen, der Weg aus der Götterdämmerung und dem Fegefeuer, nur durch die Liebe zu Gott geht und dadurch, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben. In Wahrheit, das Christentum ist zum Verfall gekommen. Und die Welt muss deshalb unvermeidlich den Worten des Welterlösers Recht geben über einen kommenden Tag des Jüngsten Gerichts, eine Zeitepoche mit riesiger Bedrängnis in der ganzen Welt, in der alle im Krieg mit jedem sein werden.
Das Buch mit dem dänischen Originaltitel Kulturens skabelse kam im Jahr 1965 heraus. Übersetzung: Karin Linde, 2014

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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